West-Aserbaidschan

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آذربايجان غربى
Qərbi Azərbaycan
West-Aserbaidschan
Lage der Provinz West-Aserbaidschan im IranBahrainKatarOmanKuwaitTürkeiArmenienAserbaidschanTurkmenistanAfghanistanPakistanIrakSaudi-ArabienVereinigte Arabische EmirateSistan und BelutschistanSüd-ChorasanKerman (Provinz)HormozganFarsBuschehr (Provinz)Yazd (Provinz)Razavi-ChorasanNord-ChorasanGolestan (Provinz)MāzandarānSemnan (Provinz)Teheran (Provinz)Alborz (Provinz)Ghom (Provinz)Tschahār Mahāl und BachtiyāriKohgiluye und Boyer AhmadChuzestanIlam (Provinz)LorestanMarkaziIsfahan (Provinz)GilanArdabil (Provinz)Qazvin (Provinz)Hamadan (Provinz)Kermanschah (Provinz)KordestānOst-AserbaidschanZandschan (Provinz)West-Aserbaidschan
Lage der Provinz West-Aserbaidschan im Iran
Lage der Provinz West-Aserbaidschan im Iran
Basisdaten
Staat Iran
Hauptstadt Urmia
Fläche 37.437 km²
Einwohner 3.265.219 (Volkszählung 2016)
Dichte 87 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 IR-04
Koordinaten: 37° 41′ N, 45° 0′ O

West-Aserbaidschan (persisch آذربايجان غربى Azarbaidschan-e Gharbi, DMG Āẕarbāyǧān-e Ġarbī; aserbaidschanisch Qərbi Azərbaycan) ist eine Provinz im Iran. Hauptstadt ist Urmia. West-Aserbaidschan ist ein Teil der nordwest-iranischen Landschaft Āzarbāydschān, die an die Türkei, die Autonome Region Kurdistan und die Autonome Republik Nachitschewan, eine Exklave des Staates Aserbaidschan, grenzt.

In der 37.437 Quadratkilometer großen Provinz lebten 2016 3.265.219 Menschen,[1] was einer Bevölkerungsdichte von 87 Einwohner pro Quadratkilometer entsprach.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Teil der alten iranischen Region Āzarbāydschān hat die Provinz eine sehr lange Geschichte. So finden sich viele geschichtliche Monumente und Fundstätten wie z. B. die Stele von Bukan, Hadschi Firuz Tepe, Hasanlu, Dalmā Tepe, Kordlar Tepe, Musasir und Bastam in West-Aserbaidschan. Mit den türkisch-russisch-persischen Grenzverträgen von 1813, 1828 und 1878 kam das heutige Gebiet West-Aserbaidschan völkerrechtlich an das damalige Persien, das vorher formal die Oberhoheit über dieses hatte. Damit entstanden die noch heute gültigen türkisch-aserbaidschanisch-iranischen Außengrenzen. Im 20. Jahrhundert wurde die Provinz Aserbaidschan in die heutigen Provinzen West-Aserbaidschan, Ost-Aserbaidschan und Ardabil aufgeteilt. Es bildet heute eine der 31 iranischen Provinzen.

Herausgehobene Ereignisse, die im 20. Jahrhundert die Region betrafen:

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heutige West-Aserbaidschan liegt im äußersten Nordwesten des Iran. Die Hauptstadt der Provinz ist die 602.403 Einwohner zählende Stadt Urmia. Von hier sind es bis zur Hauptstadt Teheran knapp 900 Straßenkilometer. Nahe der Hauptstadt liegt der gleichnamige See, der ähnlich wie der Vansee in Anatolien ein riesiger Steppensee ist. Je nach Jahreszeit erreichte er eine Fläche zwischen 5000 und 6000 km², war aber bis Herbst 2023 weitgehend ausgetrocknet.[4] Der abflusslose See ist mit einem Salzgehalt von bis 29 % ganzjährig eisfrei. Die Landschaft ist der des benachbarten Ostanatoliens sehr ähnlich, mit hohen Bergen und vielen weiten Hochebenen. Daneben befindet sich die Stadt Mahabad im Süden der Provinz.

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

West-Aserbaidschan
Qarah Kelisa des Klosters Sankt Thaddäus bei Tschaldiran

Die Provinz West-Aserbaidschan gliedert sich in 14 Landkreise:

Die größten Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rang Stadt Einwohner
(VZ 2006)
1. Orūmīyeh 583.255
2. Choy 181.465
3. Būkān 150.703
4. Mahābād 135.780
5. Mīāndoāb 114.153
6. Salamas 81.342
7. Naghadeh 73.438
8. Piranschahr 58.177
9. Takāb 44.043
10. Mākū 42.560
11. Sardasht 37.699
12. Shāhīndezh 34.660
13. Oshnūyeh 30.632
14. Qareh Zīā'oddīn 22.671
15. Showt 25.381

Quelle: Statistical Centre of Iran

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flamingos

Im Urmiasee kann aufgrund des hohen Salzgehalts nur eine einzige Fischart überleben. Ansonsten ist die Umgebung des Sees ein Paradies für Ornithologen. Es leben dort Flamingos, Pelikane und viele andere Wasservögel. In den Bergen West-Aserbaidschans leben noch einzelne Braunbären und viele Wölfe. In der Region werden sehr viele Obstsorten angebaut. Kirschen gedeihen genauso wie Orangen, Zitronen oder Trauben.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinz hat ein ausgesprochenes Kontinentalklima, welches aufgrund der Höhe der meisten Orte zudem für die geografische Breite extrem kühl ist. Die Winter sind ähnlich kalt wie in den Alpen und die Sommertemperaturen entsprechen denen des Mittelmeeres. Niederschläge fallen ganzjährig, allerdings eher von geringer Intensität. Im Durchschnitt bewegen sich die Temperaturen am Tage zwischen 0 °C im Januar und 30 °C im Juli sowie −8 °C in den Januarnächten und 18 °C in den Julinächten. Wintertemperaturen von unter −20 °C kommen allerdings ebenso regelmäßig vor, wie Sommertemperaturen von über 40 °C.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerungsmehrheit West-Aserbaidschans stellen die Aserbaidschaner mit einem Anteil von 76,2[5] Prozent gesamter Einwohner der Provinz und nach ihnen die Kurden mit 21,7 Prozent.[5] Daneben gibt es noch größere Gemeinden von Assyrern und Armeniern. Auch Schahsavan-Nomaden, bekannt auch durch die Herstellung von Shahsavan-Teppichen, leben dort. Die Sprachen Aseri und Kurmandschi sind in der Provinz weit verbreitet und im Süden sprechen viele Menschen das ebenfalls kurdische Sorani. Gerade ältere Menschen können die Landessprache persisch weniger gut verstehen, was bei den Jugendlichen nicht mehr der Fall ist. Offizielle Sprache in Ämtern und Behörden West-Aserbaidschans ist persisch.

Die Angaben der ethnischen Zusammensetzung der Provinz basieren auf Angaben des Generellen Kulturellen Rats der Islamischen Republik Iran, im Jahr 2011 waren sie wie in der folgenden Tabelle.[5]:

Zeile Ethnische Gruppe Städtische (%) Ländliche (%) Männer (%) Frauen (%) ohne Abitur (%) Abitur (%) Hochschulabschluss (%) gesamte Provinz (%)
1 Perser 1,3 0,3 1 1,5 2,8 0,8
2 Aserbaidschaner 82,5 66,4 67 84,7 73 80,3 82,6 76,2
3 Kurden 15,4 31,2 30,5 13,4 26 16,1 12,8 21,7
4 Araber
5 Belutschen
6 Luren
7 Schomali (Gilaker, Mazandaraner, Turkmenen, Dailamen, Talyschen)
8 sonstige 0,3 2,4 1,6 1 1 2,2 1,1
9 ohne Antwort oder mit Antwort: Ich weiß nicht 0,5 0,6 1,8 0,3

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Einwohner der Provinz sind schiitische Muslime. Es gibt eine noch kleine, hauptsächlich armenisch-orthodoxe christliche Minderheit. Die Hauptstadt Urmia ist zudem Sitz der chaldäischen Kirche, einem Zweig der ostkatholischen Kirche.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tacht-e Suleiman, der parthische „Thron des Solomon“ mit dem sasanidischen Feuerheiligtum

Neben dem Urmiasee befindet sich in der Provinz etwa 45 km von der türkisch-iranischen Grenze entfernt das Kloster Sankt Thaddäus. In Urmia selbst befinden sich Zeugnisse der verschiedenen Religionen, wie Kirchen und Moscheen. In der Kleinstadt Takab befindet sich eine sehenswerte Zitadelle aus der Zeit der Sassaniden. In der Kleinstadt Bonab gibt es viele Taubentürme zu bewundern, die denen auf der griechischen Insel Tínos ähneln. Außerdem sind die archäologischen Ausgrabungen von Hasanlu einen Besuch wert. In der iranischen Grenzstadt Bazargan hat man eine grandiosen Ausblick auf den ganzjährig schneebedeckten Ararat in der benachbarten Türkei.

Hochschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Urmia-University der Medizinwissenschaften
  • Urmia-Universität
  • Islamische Azad-Universität von Choi
  • Islamische Azad-Universität von Mahabad
  • Islamische Azad-Universität von Urmia
  • Islamische Azad-Universität von Piranschahr

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: West-Aserbaidschan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. City Population: Iran - Städte und Provinzen.
  2. Iran: Major Cities - Population Statistics in Maps and Charts. Abgerufen am 21. November 2017 (englisch).
  3. Kurds, countrystudies.us
  4. joe: Satellitenbild der Woche: Wie ein See in Iran zur Wüste wird. In: Spiegel Online. 16. Oktober 2023, abgerufen am 27. Januar 2024.
  5. a b c فهرست نویسی پیش از انتشار کتابخانه ملی جمهوری اسلامی ایران * شماره کتابشناسه ملّی:۲۸۹۰۶۹۰ *عنوان و نام پدیدآورنده:طرح بررسی و سنجش شاخص های فرهنگ عمومی کشور(شاخص های غیرثبتی){گزارش}:گزارش های پیشرفت طرح ها وکلان شهرها/به سفارش شورای فرهنگ عمومی کشور؛مدیر طرح و مسئول سیاست گذاری:منصور واعظی؛اجرا:شرکت پژوهشگران خبره پارس *بهاء:۱۰۰۰۰۰ ریال-شابک:۷-۶۸-۶۶۲۷-۶۰۰-۹۷۸ *وضعیت نشر:تهران-موسسه انتشارات کتاب نشر ۱۳۹۱ *وضعیت ظاهری:۲۹۵ ص:جدول(بخش رنگی)،نمودار(بخش رنگی)*یادداشت:عنوان دیگر:طرح و بررسی و سنجش شاخص های فرهنگ عمومی کشور(شاخص های غیرثبتی) سال ۱۳۸۹ *توصیفگر:شاخص های غیرثبتی+شاخص های فرهنگی+گزارش های پیشرفت طرح ها و کلان شهرها *توصیفگر:ایران ۳۸۶۲۸۹ *تهران۱۹۹۰۶۶ /مشهد۲۹۲۳۴۱ /اصفهان ۱۷۰۰۱۷/تبریز۱۸۴۸۱/کرج ۲۷۸۲۵۲/شیراز۲۵۱۷۰۳/اهواز۱۷۶۴۰۳/قم۲۷۰۸۷۷ *شناسنامه افزوده:واعظی،منصور،۱۳۳۳-۷۳۵۰۶۸ *شناسنامه افزوده:شرکت پژوهشگران خبره پارس /شورای فرهنگ عمومی *مرکز پخش:خیابان ولیعصر،زرتشت غربی،خیابان کامبیز،بخش طباطبایی رفیعی،پلاک۱۸،تلفن:۷-۸۸۹۷۸۴۱۵*لیتوگرافی،چاپ وصحافی:سازمان چاپ و انتشارات اوقاف