Westindische Föderation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Westindische Föderation
West Indies Federation
1958–1962
Flagge Wappen
Wahlspruch: To dwell together in unity
Amtssprache Englisch
Hauptstadt Chaguaramas (geplant, aber nie gebaut)
Regierungssitz Port of Spain
Staats- und Regierungsform Monarchie
Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II. (Generalgouverneur: Patrick George Thomas Buchan-Hepburn)
Regierungschef Premierminister Grantley Herbert Adams
Fläche 20.253 km²
Einwohnerzahl 3.117.300 (1960)
Bevölkerungsdichte 154 Einwohner pro km²
Währung Westindischer Dollar
Errichtung 3. Januar 1958
Endpunkt 31. Mai 1962
National­hymne God Save the Queen
Zeitzone UTC−4 und UTC−5
Sommer: UTC−3 und UTC−4
Telefonvorwahl +1-809
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Die Westindische Föderation (englisch West Indies Federation, auch Federation of the West Indies oder West Indian Federation) war ein kurzlebiger Bundesstaat in der Karibik, der vom 3. Januar 1958 bis zum 31. Mai 1962 existierte. Die Föderation bestand aus zwölf Provinzen, die aus den britischen Kolonien in der Karibik entstanden waren. Nach dem Auseinanderbrechen der Föderation 1962 gingen die einzelnen Provinzen eigene Wege, einige wurden schließlich unabhängig, andere sind weiterhin Commonwealth Realms.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Westindische Föderation wurde 1958 durch das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland geschaffen, um eine politische Einheit zu bilden, aus der ein unabhängiger Staat nach dem Vorbild der Australischen oder Kanadischen Konföderation hervorgehen sollte. Im März 1958 wurden Wahlen veranstaltet. Doch ehe ein Staat entstehen konnte, brach die Föderation wegen innerer politischer Konflikte zusammen.

Als Hauptstadt war ein Gebiet namens Chaguaramas vorgesehen, einige Kilometer westlich von Port of Spain, der heutigen Hauptstadt von Trinidad und Tobago. Tatsächliche Hauptstadt war Port of Spain selbst, da die geplante Hauptstadt bis zur Auflösung des Staates über das Planungsstadium nicht hinausgekommen war.

Obwohl die Föderation zuerst eine breite Zustimmung genoss und gute Zukunftsaussichten hatte, hielt die Einheit nicht lange. Die beiden größten Provinzen, Jamaika und Trinidad, übernahmen bald die Kontrolle über die Regierungsgeschäfte der Föderation, sehr zum Ärger der kleineren Provinzen, die oft als „Little Eight“ bezeichnet wurden, auch von ihnen selbst.[1] Die zwei großen Provinzen fühlten sich mehr und mehr unerwünscht, da die kleinen Inseln sich ihnen gegenüber ablehnend, ja sogar feindselig verhielten.

Im Jahr 1961 ließ der Gouverneur der jamaikanischen Provinz eine Volksabstimmung über den weiteren Verbleib in der Föderation durchführen: 51,1 Prozent der Abstimmenden beantworteten die Frage mit Nein. An der Abstimmung vom 19. September hatten 61,5 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen.

Anfang 1962 trat Jamaika aus der Föderation aus, dann Trinidad und Tobago.[2] Die Idee eines Bundesstaates war gescheitert und die Westindische Föderation wurde rasch aufgelöst (31. Mai 1962). Die meisten Provinzen wurden unabhängige Mitgliedstaaten des Commonwealth of Nations. Einige zogen es jedoch vor, wieder zu einer britischen Kolonie zu werden. Es gab ab 1967 den Status West Indies Associated States für Staaten, die weitgehend selbstständig wurden, aber deren Außenpolitik weiter vom Vereinten Königreich (VK) bestimmt wurden.

Der einzige Premierminister der Westindischen Föderation war Sir Grantley Herbert Adams, der einzige Generalgouverneur war Patrick George Thomas Buchan-Hepburn. Königin Elisabeth II. war Staatsoberhaupt.

Die Föderation unterhielt besonders nahe Beziehungen zu Kanada, das eine ähnliche Vergangenheit hatte. Auch Kanada (wie Australien) entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer britischer Kolonien. In den frühen Jahren schlugen einige vor, die Westindische Föderation als Provinz nach Kanada einzugliedern. Daran bestand jedoch nie ernsthaftes Interesse.

Gebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Provinzen und Territorien
Flagge Provinz Hauptstadt Einwohner Fläche (km²) Anmerkungen
Antigua und Barbuda St. John’s 57.000 440 ab 1967 West Indies Associated States, seit 1981 unabhängig vom VK
Barbados Bridgetown 234.000 431 seit 1966 unabhängig vom VK, Commonwealth
Cayman Islands (Gebiet von Jamaika) George Town 9.000 264 Teil von Jamaika, seit 1962 eigene Kronkolonie, seit 2002 Überseegebiet des VK
Dominica Roseau 61.000 750 1967 begrenzte Selbstständigkeit, 1978 unabhängig vom VK
Grenada St. George’s 91.000 344 1974 unabhängig vom VK
Jamaika Kingston 1.660.000 10.991 seit 1962 unabhängig vom VK
Montserrat Plymouth 13.000 102 seit 1962 eigene Kronkolonie
Saint Christopher-Nevis-Anguilla Basseterre 55.600 351 seit 1967 associated state, seit 1983 unabhängig vom VK als Saint Kitts und Nevis; Anguilla ist Überseegebiet des VK
Saint Lucia Castries 95.000 616 seit 1967 associated state, seit 1979 unabhängig vom VK, Commonwealth
St. Vincent und die Grenadinen Kingstown 83.000 389 seit 1969 associated state, seit 1979 unabhängig vom VK, Commonwealth
Trinidad und Tobago Port-of-Spain 900.000 5.131 seit 1962 unabhängig vom VK, seit 1976 Republik
Turks and Caicos Islands (Gebiet von Jamaika) Cockburn Town 6.000 430 seit 1962 eigene Kronkolonie
Federation of the West Indies Chaguaramas 3.264.600[3] 20.239 km²

Britisch-Guayana (heute Guyana) und Britisch-Honduras (heute Belize) hatten einen Beobachterstatus.

Währung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Währung war der Westindische Dollar, wenngleich Jamaika weiterhin das Pfund verwendete. In den meisten ehemaligen Provinzen wurde die Währung durch den Ostkaribischen Dollar ersetzt.

Jedes Mitgliedsland gab wie zuvor eigene Briefmarken heraus. Anlässlich der Föderation haben alle Provinzen und Territorien (bis auf die Cayman-Inseln) eigens Sondermarken herausgegeben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Mordecai: Federation of the West Indies. Northwestern University Press, Evanston 1968.
  • Special Federation Number. In: Social and Economic Studies. Band 6, Nr. 2, Juni 1957, ISSN 0037-7651.

Einzelnachweisen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Organisation of Eastern Caribbean States: Our history. Abgerufen am 12. Januar 2021.
  2. Ulrich Fleischmann: Von der Abhängigkeit zur Desintegration. Zur politischen Struktur des karibischen Raumes. In: Helmut Nuhn (Hrsg.): Krisengebiet Mittelamerika. Interne Probleme, weltpolitische Konflikte. Westermann, Braunschweig 1985, ISBN 3-07-508866-8, S. 222–233, hier S. 226.
  3. POPULATION STATISTICS: historical demography of all countries, their divisions and towns