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Wilhelm Wieben

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Wilhelm Wieben, 2010

Wilhelm Wieben (* 2. Juni 1935 in Hennstedt/Dithmarschen; † 13. Juni 2019 in Hamburg)[1] war ein deutscher Nachrichtensprecher, Schauspieler und Autor. Von 1973 bis 1998 war er Sprecher der ARD-Tagesschau.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Wieben wurde als Sohn von Albert Wieben (1899–1963) und seiner Frau Helene, geb. Pfeil (1912–1992), in Hennstedt (Kreis Norderdithmarschen) geboren. Nach erster Berufstätigkeit in der Kommunalverwaltung absolvierte Wieben eine Schauspielausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel in Berlin mit kleineren Rollen am Theater. Danach arbeitete er als Rundfunksprecher beim Sender Freies Berlin, ehe er zu Radio Bremen wechselte, bei dem er häufiger eingesetzt wurde. Im Fernsehen debütierte er als Ansager 1963.[2] Unter anderem sagte er die erste Sendung des Beat-Clubs an.

Er arbeitete seit 1966 in der Tagesschau-Redaktion in Hamburg zunächst als Off-Sprecher, ehe er 1973 seinen Einstand als On-Sprecher der Tagesschau gab. Anfang 1974 sprach er erstmals die 20-Uhr-Ausgabe[3], am 24. Juni 1998 letztmals.[4] Seinen letzten Einsatz als Sprecher der Tagesschau hatte Wieben am 29. Juni 1998.[5] Er beendete seine Tätigkeit auf eigenen Wunsch[6] und verabschiedete sich bei der letzten Sendung mit den knappen Worten „Danke, das war’s“.[5]

Wieben blieb dem Schauspiel verbunden, indem er immer wieder kleinere und größere Rollen übernahm.[5] So stand er in den 1980er Jahren neun Spielzeiten lang in der Sprechrolle des Bassa Selim in Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper.[5][7] Mitte der 1990er Jahre verkörperte er mehr als 70 Mal den Kaiser Franz Joseph im Weißen Rössl im Hamburger Tivoli-Theater.[4]

Im Titel Jeanny des österreichischen Sängers Falco aus dem Jahr 1985 sprach Wieben für ein Honorar von 2000 Mark den darin vorkommenden Newsflash, im Musikvideo zum Lied ist er kurz als Nachrichtensprecher zu sehen.[8] Einen kurzen Filmauftritt hat er in der Komödie Club Las Piranjas von 1995 zusammen mit Tana Schanzara. 2007 steuerte Wieben das Intro des 80’s-Flashback-Samplers bei, auf dem bekannte deutsche Hip-Hop-Künstler Erfolge der 1980er Jahre neu interpretieren. Erwähnt wird er auch in den Liedern Mein Ding von Udo Lindenberg und Können diese Augen lügen? von der Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot.[9] Im Jahr 2004 synchronisierte er einen Nachrichtensprecher in dem Animationsfilm Die Unglaublichen – The Incredibles.[10]

Zuletzt schrieb der in Hamburg-Winterhude lebende Wieben vor allem Bücher auf Plattdeutsch und rezitierte aus ihnen.[11] Er sah Plattdeutsch als seine Muttersprache an; Hochdeutsch habe er erst in der Schule gelernt. Neben seinen eigenen Büchern las er auch aus zahlreichen anderen Werken, sprach Hörbücher ein und war gelegentlich als Fernsehmoderator aktiv.

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wieben war homosexuell, hatte dies aber stets diskret behandelt. Inge Meysel outete ihn 1995, indem sie in einem Interview mit dem Stern erklärte: „Eigentlich habe ich nur schwule Freunde. Ich verreise zum Beispiel gerne mit Wilhelm Wieben.“ Er verübelte Meysel die unbedachte Äußerung nicht und stimmte der Veröffentlichung der Interviewpassage zu.[12]

Wilhelm Wieben lebte in Hamburg-Winterhude.[13] Er starb im Juni 2019 im Alter von 84 Jahren, wurde kremiert und die Urne in der Ostsee seebestattet.[14] Sein Nachlass wurde vom Hamburger Auktionshaus Kendzia gemäß seinem letzten Willen versteigert.

Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tonträger (als Sprecher)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wilhelm Wieben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ehemaliger „Tagesschau“-Sprecher Wilhelm Wieben ist tot. In: spiegel.de. 13. Juni 2019
  2. Anonymus: Sie haben immer das letzte Wort. Die Fernseh-Ansagerinnen wurden schon vorgestellt. Heute nun sind die Herren Kollegen an der Reihe. In: Hörzu(?), März 1964.
  3. Tagesschau vom 23.02.1974. Abgerufen am 22. August 2023 (deutsch).
  4. a b Trauer um tagesschau-Sprecher: Wilhelm Wieben ist tot. In: tagesschau.de. 13. Juni 2019, abgerufen am 15. Juni 2019.
  5. a b c d Alexander Josefowicz: Wieben feiert mit Berghoff seinen 80. Geburtstag. In: Hamburger Abendblatt. 2. Juni 2015, abgerufen am 17. Mai 2017.
  6. Wieben steigt aus bei der „Tagesschau“. In: abendblatt.de. 10. Juli 1998, abgerufen am 18. Juli 2019.
  7. Zum Tod von Wilhelm Wieben – Klare Ansage. In: faz.net. 13. Juni 2019, abgerufen am 13. Juni 2019
  8. Katja Schwemmers: Wilhelm Wiebens letztes Interview – Der „Tagesschau“-Star und der Vergewaltigungs-Eklat. In: mopo.de. 13. Juni 2019, abgerufen am 13. Juni 2019.
  9. Ex-„Tagesschau“-Sprecher Wilhelm Wieben ist tot. In: queer.de. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  10. Hinweis bei synchron.stimme.com, abgerufen am 17. Mai 2017.
  11. Wilhelm Wieben liest auf Platt. In: Hamburger Abendblatt. 15. September 2009, abgerufen am 13. Juni 2019.
  12. Evelyn Holst: 20 Uhr. In: Die Zeit. 28. August 2008, abgerufen am 13. Juni 2019.
  13. Wo die Stars wohnen: Der Promi-Atlas für ganz Hamburg. Abgerufen am 8. September 2022.
  14. Das Grab von Wilhelm Wieben. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 24. Juli 2019.
  15. Die verschwundene Seglerin. Abgerufen am 30. Juni 2020.