Willem Aantjes

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Wim Aantjes (1974)
Willem Aantjes (2008)

Willem „Wim“ Aantjes (* 16. Januar 1923 in Bleskensgraaf, Südholland; † 22. Oktober 2015 in Utrecht) war ein niederländischer Politiker. Er war Fraktionsvorsitzender der ARP und des CDA (Christen-Democratisch Appèl). 1978 trat er zurück, nachdem seine Mitgliedschaft in der Germanischen SS in den Niederlanden großen Unmut erregt hatte und der Verdacht einer Zugehörigkeit zur Waffen-SS in den Raum gestellt worden war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Willem Aantjes wurde 1923 als Sohn eines Postamtsleiters in Bleskensgraaf, Provinz Südholland geboren und wuchs in einer reformierten Familie auf. Er absolvierte seine Schulbildung in Sliedrecht und Rotterdam.

Von Juli 1943 bis Oktober 1944 arbeitete Aantjes im Rahmen des Arbeitseinsatzes als Postbote im mecklenburgischen Güstrow. Dort meldete er sich zur Germanischen SS in den Niederlanden, die offiziell ein Teil der NSB, aber tatsächlich eine eigenständige Organisation war, um in die Niederlande zurückkehren zu können. Als er sich weigerte, eine Laufbahn bei der Waffen-SS einzuschlagen, wurde er mit anderen Verweigerern im Gefängnis Port Natal in Assen interniert, wo er Schützengräben ausheben musste. Nach dem Krieg hat er seine Mitgliedschaft in der Germanischen SS stets verschwiegen, beginnend bei seiner Immatrikulation an der Universität Utrecht im September 1945.

Aantjes wurde 1959 Abgeordneter der Zweiten Kammer für die evangelische Anti-Revolutionaire Partij (ARP). 1971 übernahm er den Fraktionsvorsitz. 1967 wurde ihm das Ministerium für Wohnungsbau angeboten, welches er ablehnte, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, in Wirklichkeit aber wegen seiner verschwiegenen Rolle während des Kriegs. Dezember 1977 wurde Aantjes Fraktionsvorsitzender des CDA, der Fusion neu entstandenen Partei aus ARP, KVP und CHU.

Seine Reputation wurde unwiderruflich beschädigt, als der Historiker Loe de Jong am 6. November 1978 während einer Live-Sendung des niederländischen Fernsehens erklärte, dass Aantjes Wachmann im Port-Natal-Gefängnis und Mitglied der Waffen-SS gewesen sei. Hierauf trat er am 7. November 1978 als Fraktionsvorsitzender des CDA zurück. Sein Nachfolger wurde Ruud Lubbers. Ein halbes Jahr nach der Affäre zeigte eine Untersuchung, dass sich De Jong geirrt hatte und dass die von Aantjes gemachten Angaben der Wahrheit entsprachen.

Aantjes war in erster Ehe mit Gisela Braun verheiratet; sie wurden 1995 geschieden. Später heiratete er Ineke Ludikhuize. Am 22. Oktober 2015 starb er im Alter von 92 Jahren in Utrecht.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Roelof Bouwman: De val van een bergredenaar: het politieke leven van Willem Aantjes. Boom, Amsterdam 2002, ISBN 90-5352-717-6 (Dissertation mit Zusammenfassung in englischer Sprache).[2]
  • Harald Fühner: Nachspiel. Die niederländische Politik und die Verfolgung van Kollaborateuren und NS-Verbrechern, 1945–1989. Waxmann, Münster 2005, ISBN 3-8309-1464-4[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Willem Aantjes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. CDA-prominent Willem Aantjes overleden. In: nos.nl, Nederlandse Omroep Stichting, 22. Oktober 2015, abgerufen am 22. Oktober 2015 (niederländisch).
  2. Roelof Bouwman: De val van een bergredenaar. Het politieke leven van Willem Aantjes. In: Google Book Search.
  3. Nachspiel: Die niederländische Politik und die Verfolgung von Kollaborateuren und NS-Verbrechern. In: Google Book Search.