Wittnau (Breisgau)

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Wappen Deutschlandkarte
Wittnau (Breisgau)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wittnau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 57′ N, 7° 49′ OKoordinaten: 47° 57′ N, 7° 49′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Breisgau-Hochschwarzwald
Höhe: 378 m ü. NHN
Fläche: 5,04 km2
Einwohner: 1510 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 300 Einwohner je km2
Postleitzahl: 79299
Vorwahl: 0761
Kfz-Kennzeichen: FR, MÜL, NEU
Gemeindeschlüssel: 08 3 15 125
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchweg 2
79299 Wittnau
Website: www.wittnau.de
Bürgermeister: Jörg Kindel
Lage der Gemeinde Wittnau im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
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Karte

Wittnau ist eine Gemeinde im Südwesten von Baden-Württemberg nahe Freiburg im Breisgau und staatlich anerkannter Erholungsort.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wittnau liegt etwa sieben Kilometer südlich von Freiburg im Breisgau in der Mitte des Hexentals, das sich von Freiburg zwischen dem 644 Meter hohen Schönberg und den Westhängen des Hochschwarzwaldes über Wittnau bis nach Ehrenstetten erstreckt.

Wittnau am Schönberg, im Hintergrund liegt Freiburg

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Wittnau gehören die Dörfer Wittnau und Biezighofen, die Zinken Eck und Haseln und die Höfe Fahrnau, Stöckenhöfen und Stöckenmühle.[2]

Ausdehnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung der aus den Ortsteilen Wittnau und Biezighofen bestehenden Gemeinde umfasst 504 Hektar und ist durch drei Hügel geprägt, die bis heute für den Weinbau genutzt werden. Der höchste Punkt der Gemarkung liegt bei 858 m ü. NN. der tiefste Punkt bei 332 Meter. Am Schönberg, der hauptsächlich zu Ebringen gehört, hat die Gemeinde nur einen kleinen Anteil.

Die Gemarkung Wittnau besteht zu etwa 45 % aus Wald, der etwa 215 Hektar groß ist, der Rest sind Wiesen, Bebauung und Äcker.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wittnau umgebenden Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn von Norden): Au, Horben, Bollschweil, Sölden und Ebringen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Besiedelung des Hexentals im 7. und 8. Jahrhundert kamen die ersten alemannischen Bauern in das Gebiet der heutigen Gemeinde und gaben ihren Höfen den Namen Biezighöfen. Im Jahr 806 ist das Dorf erstmals als Piazinchova urkundlich erwähnt.[3]

Bereits im Jahr 786 berichtet eine Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erstmals von einer Hofanlage namens Witunauia und der dazugehörigen Kirche.[4] Die adeligen Hofbesitzer nahmen öffentliche Ämter wahr und vertraten das Kloster St. Gallen, dessen politischer und religiöser Einfluss zu jener Zeit in Wittnau kontinuierlich wuchs. Der Name Witunauia setzt sich zusammen aus den beiden althochdeutschen Wörtern witun (Wald/Holz) und auia (Aue).

Im 13. Jahrhundert wurde der Wittnauer Herrenhof unter der bollschweiler Adelsfamilie Snewlin-Bernlapp zu einem österreichischen Lehen, bis er im 19. Jahrhundert Eigentum des Großherzogtums Baden wurde. Unter den Freiherren von Bollschweil wurde 1795 eine neue Kirche errichtet. Sie sollte die letzte Barockkirche des Breisgaus werden. 42 Jahre später, im Jahr 1837, starb die männliche Linie der Snewlin-Bernlapp aus. Das Gehöft zu Wittnau wurde vom Großherzog von Baden an die Freiherren von Berstett verliehen, die auch das Bollschweiler Schloss übernommen hatten. Das Großherzogtum tilgte allerdings in seinem Bemühen, eine zentrale Verwaltung aufzubauen, im Laufe der Jahre alle Feudalrechte.

Seit 1811 wurden die Gemeinden Wittnau und Biezighofen als Einheit betrachtet und offiziell als Gemeinde Wittnau bezeichnet. In den 1960er Jahren begann sich Wittnau von einer Bauerngemeinde zur Wohngemeinde zu entwickeln. 1971 trat die Gemeinde im Zuge der Verwaltungsreform der Verwaltungsgemeinschaft Hexental bei, da sie ihre Selbständigkeit bewahren wollte. Die Entwicklung zur Wohngemeinde mit vorstädtischem Charakter setzte sich fort. Außerdem wurde Wittnau als Erholungsort anerkannt. Inzwischen ist Wittnau durch den Zuzug aus dem nahegelegenen Freiburg stark gewachsen.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus
Kirche Mariä Himmelfahrt
Altes Schulhaus
Stöckenmühle
Rehaklinik Stöckenhöfe
Verabschiedungsplatz im Ruhewald

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Pache (1970 bis 1978)
  • Erich Birkle (1978 bis 2002)
  • Enrico Penthin (2002 bis 2018), auch Mitglied der CDU-Fraktion im Kreistag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald
  • Jörg Kindel (seit 2018, zugleich Bürgermeister der Nachbargemeinde Au)

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wittnauer Gemeinderat besteht aus zehn Ratsherren und Ratsfrauen. Der Gemeinderat besteht aus dem stimmberechtigten Bürgermeister als Vorsitzendem und zehn Gemeinderäten. Die Gemeinderatswahlen am 7. Juni 2009 und 25. Mai 2014 brachten folgende Ergebnisse:[5]

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
2009 2014 2009 2014
Freie Wählergemeinschaft (FWG) 45,9 % 34,0 % 5 4
Freie Bürgervereinigung (FBV) 28,4 % 22,9 % 3 2
Wittnauer Bürger für Dorferhaltung und Bürgernähe (WB) 25,7 % 39,4 % 2 4

Das Ergebnis der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 sieht folgendermaßen aus:[6]

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
Wir sind Wittnau 58,9 % 6
Natürlich Wittnau (NaWi) 43,1 % 4

Verwaltungsgemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wittnau gehört mit den Gemeinden Au, Horben, Merzhausen und Sölden der Verwaltungsgemeinschaft Hexental mit Sitz in Merzhausen an.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen erinnert an die Ursprünge der Gemeinde und die damalige Verbundenheit mit dem Kloster St. Gallen: die Kirche auf dem Berg als eine der ältesten des Hexentals, daneben der Bär, das Wappentier des Klosters St. Gallen.

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1994 verbindet Wittnau eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Saint-André-d’Apchon in der Weinbauregion Côte Roannaise am Fuße der Madleine-Berge, westlich von Roanne an der Loire.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wittnau sind neben landwirtschaftlichen kleine Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe ansässig. Ein Teil der Einwohner pendelt in die Gewerbegebiete in und um Freiburg. Wittnau verfügt über das Gallushaus für Veranstaltungen, ein Vereinsheim und ein Feuerwehrhaus.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Wittnau fungiert als Träger des Kindergartens St. Gallus und der Franz-Xaver-Klingler-Grundschule.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wittnau ist über die Linie 7208 der Südbadenbus mit Freiburg und Bad Krozingen verbunden. Er verkehrt auf der Landesstraße L122 von Freiburg nach Ehrenkirchen.

Der historische Bettlerpfad, ein überregionaler Wanderweg von Merzhausen/Freiburg nach Badenweiler, führt durch Wittnau; ferner bestehen Wandermöglichkeiten in Richtung Sankt Ulrich im Schwarzwald, am Schönberg und auf dem Hexentalrundweg.

Für den Radverkehr besteht über das Hexental eine Anbindung von Bollschweil und Sölden nach Wittnau und weiter über Au, Merzhausen und den FR 7 nach Freiburg. Der Bau eines zweiten Radweges von Sölden über Wittnau nach Au auf der östlichen Seite wird zum Schutz der Radfahrer gefordert.[7]

Weinbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wittnauer Kapuzinerbuck galt lange als einer der höchstgelegenen Weinberge der Oberrheinebene. Diese Extremlage erlaubt jedoch nur die Anpflanzung im Erlös wenig attraktiver, robusterer Rebsorten, so dass in den vergangenen Jahrzehnten ein stetiger Rückgang der bestockten Fläche zu verzeichnen war. Die höchstgelegenen Rebflächen wurden nach 2000 sämtlich gerodet. Die Rebfläche umfasste 2010 nur noch etwa ein Drittel der Ausdehnung in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Klinik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordöstlich des Ortes befindet sich die CTS-Klinik Stöckenhöfe, eine Fachklinik für orthopädische, neurologische und psychosomatische Rehabilitation und Anschlussrehabilitation.[8]

Ruhewald[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2017 gibt es oberhalb des Ortsteils Biezighofen auf gemeindeigenem Terrain einen Ruhewald, der bis 2021 von drei auf zehn Hektar erweitert wurde und inzwischen etwa 450 Grabstellen aufweist.[9]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Ginter (1889–1966), katholischer Geistlicher und Kunsthistoriker, Pfarrer von Wittnau, seit 1962 Ehrenbürger der Gemeinde

Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde verbunden sind[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Peter Nick (1772–1825), katholischer Geistlicher und Hochschullehrer in Freiburg im Breisgau
  • Rupert Rohrhurst (1860–1952), evangelischer Geistlicher und Politiker
  • Walter Dirks (1901–1991), Publizist, seit 1986 Ehrenbürger der Gemeinde, und seine Frau Marianne Dirks (1913–1993), Musikpädagogin, lebten von 1967 an in Wittnau
  • Peter Dreher (1932–2020), Maler und Graphiker, hat einen Wohnsitz in Wittnau
  • Joachim Löw (* 1960), Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft (2006–2021), lebte von 2007 bis 2016 in Wittnau.[10][11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeinde Wittnau (Hrsg.): Wittnau, Biezighofen. Vom Leben im Dorfe – damals und heute. Redaktion und Gestaltung Elfi Harter-Bachmann. Gemeinde Wittnau Wittnau 1986.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wittnau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-007174-2, S. 136–137.
  3. StiASG, Urk. I 181. Online auf e-chartae, abgerufen am 19. Juni 2020.
  4. StiASG, Urk. I 94. Online auf e-chartae, abgerufen am 19. Juni 2020.
  5. Badische Zeitung online vom 25. Mai 2014, abgerufen am 10. August 2014
  6. Badische Zeitung, 27. Mai 2019 – Kommunalwahl 2019 in Wittnau: Ergebnis, abgerufen am 24. Juni 2019
  7. Sophia Hesser: Warum Kreisräte bessere Wege für Radfahrer im Hexental fordern. In: Badische Zeitung. 19. November 2023, abgerufen am 20. November 2023.
  8. Stöckenhöfe/Psychosomatik. cts Rehakliniken Baden-Württemberg GmbH, abgerufen am 26. August 2021.
  9. Michael Dörfler: Vor zehn Jahren entstand die Idee – heute sind im Wittnauer Ruhewald bereits 450 Menschen begraben. Badische Zeitung, 24. August 2021, abgerufen am 25. August 2021.
  10. Bundestrainer Löw und seine Frau trennen sich, faz.net, 12. August 2016, abgerufen am 11. Juni 2018.
  11. Tanja Bury: Immer mit der Ruhe: Wittnau und der Löw-Rummel. Badische Zeitung, 12. Juli 2010, abgerufen am 25. August 2021.