Wolfgang Ablinger-Sperrhacke

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Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (2018)

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (* 1967 in Zell am See) ist ein österreichischer Opernsänger (Charaktertenor).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ablinger-Sperrhacke studierte[1] an der Musikhochschule Wien (heute Musikuniversität Wien) bei Gerhard Kahry (Gesang), Kurt Equiluz (Lied/Oratorium) und Dieter Bülter-Marell (Oper). Nach ersten Festengagements am Landestheater Linz (1993–1995), Theater Basel (Festengagement in der Saison 1995/96, danach als Gast bis 1999/2000) und Staatstheater am Gärtnerplatz München (1996–1998) arbeitet er seit 1998 freischaffend.

1997 gab er sein Début an der Opéra National de Paris. Er sang dort[2] die Rolle des Goro in Madama Butterfly, die beiden Rollen Monostatos und 1. Geharnischter in drei verschiedenen Produktionen der Zauberflöte, Capito in Mathis der Maler, den Schäbigen in Lady Macbeth von Mzensk[3], Mime im Ring des Nibelungen, sowie in der Uraufführung K... von Philippe Manoury.

1999 debütierte er beim Glyndebourne Festival[4] und hat dort mittlerweile über 130 Vorstellungen gesungen: Vašek in Die verkaufte Braut, Reverend Adams in Peter Grimes, Arnalta in L’incoronazione di Poppea, die Knusperhexe in Hänsel und Gretel (beide letzteren auch in der Royal Albert Hall), den Tanzmeister in Ariadne auf Naxos und Podestà in La finta giardiniera.

Weitere Engagements waren[1][3]:

Konzerte sang er unter anderem im Concertgebouw Amsterdam, in der Philharmonie am Gasteig, in São Paulo (Mahlers Lied von der Erde), Gurre-Lieder in Melbourne, Bergen, Lille, Hannover, Göteborg, Elbphilharmonie Hamburg, Saint-Denis-Festival, Royal Festival Hall, Semperoper und Helsinki Festival, Rheingold/Loge im Southbank Centre London, The Lowry/Manchester, The Sage/Newcastle und Birmingham.[1]

Ablinger-Sperrhacke hat mit Dirigenten wie Kirill Petrenko, Simone Young, Daniel Barenboim, Franz Welser-Möst, James Conlon, Kent Nagano, Philippe Jordan, Ingo Metzmacher, Robin Ticciati, Emmanuelle Haïm, Daniele Gatti, Antonio Pappano, Hartmut Haenchen, Christian Thielemann, Fabio Luisi, Marc Albrecht, Jeffrey Tate, Susanna Mälkki und Vladimir Jurowski gearbeitet.[1]

Kulturpolitisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Corona-Pandemie engagierte sich Ablinger-Sperrhacke für Kompensationszahlungen für freischaffende Künstler sowie für die sichere Wiedereröffnung der Kultureinrichtungen und die Respektierung der Kunstfreiheit.

Im März 2020 startete er zusammen mit Elisabeth Kulman, Tomasz Konieczny, Georg Nigl, Rechtsanwalt Georg Streit u. a. die österreichische Anwaltspetition für Freischaffende und forderte im April 2020 einen Runden Tisch für Freischaffende,[10] der am 27. April 2020 mit Regierungsvertretern und den Vertretern der größten österreichischen Kulturinstitutionen stattfand.[11] Am 5. Mai 2020 kritisierte er in einer Pressekonferenz mit den Oppositions-Kulturpolitikern Thomas Drozda (SPÖ) und Sepp Schellhorn (NEOS) die österreichischen Öffnungspläne und fehlenden Kompensationen als unzureichend, die Kultur benachteiligend und die Kunstfreiheit verletzend. Unter dem Eindruck des darauf folgenden österreichweiten negativen Presseechos[12][13] und anhaltender öffentlicher Kritik aus der Kulturbranche, vor allem der Kabarettszene, trat die Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek zehn Tage später zurück.[14] Ihre Nachfolgerin Andrea Mayer entwickelte darauf in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium jene Öffnungsschritte, die eine sichere Durchführung der Salzburger Festspiele ermöglichten.[15][16] Im Juni 2020 beteiligte er sich zusammen mit Georg Nigl, Georg Streit und Ulrike Kuner von der IG Freie Theater an der Aushandlung der Kompensationen an österreichischen Bundestheatern.[17][18]

Ab Herbst 2020 engagierte er sich auch zunehmend in Bayern und Deutschland. In deutschen Medien kritisierte er ebenfalls eine Verletzung der Kunstfreiheit[19] und initiierte zusammen mit Christian Gerhaher, Hansjörg Albrecht und Kevin Conners, Ensemblesprecher der Bayerischen Staatsoper, die Initiative Aufstehen für die Kunst, die auch von internationalen Gewerkschaften wie der französischen Unisson, der spanischen ALE und der amerikanischen Musikergewerkschaft AGMA unterstützt wird[20]. Er mitveranstaltete 2 Pressekonferenzen[21][22] und gab auch Zeitungsinterviews zum Thema.[23][24]

Mit 22 anderen Klägern beteiligte er sich an einem Eilantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen die pauschalen Theaterschließungen[25], sowie zusammen mit u. a. Anne-Sophie Mutter und Thomas Hengelbrock an einer Popularklage[26] beim bayerischen Verfassungsgerichtshof, als auch an einem Eilverfahren beim deutschen Bundesverfassungsgericht gegen die im Notbremsegesetz zusätzlich festgeschriebenen Schließungen von Theater, Opern- und Konzerthäusern ab einer Inzidenz von 100.[27] Der Eilantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wurde abgewiesen.[28] Das Eilverfahren beim Bundesverfassungsgericht wurde nicht angenommen, da durch die ab Mitte Mai sukzessive erfolgten Öffnungsschritte die Beteiligten am Verfahren aus der konkreten Grundrechtsbetroffenheit herausgefallen waren.[29] Die Entscheidung im Hauptsacheverfahren der Popularklage steht noch aus.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

DVDs:

  • Alban Berg: Lulu, Prinz/Kammerdiener, Dir.:Daniel Barenboim, Reg.: Andrea Breth, Staatsoper Unter den Linden (Deutsche Grammophon, 2015)
  • Alban Berg: Lulu, Prinz/Kammerdiener/Marquis, Dir.: Kirill Petrenko, Reg.: Dmitri Tcherniakov, Bayerische Staatsoper (Bel Air, 2017)
  • Alban Berg: Wozzeck, Hauptmann, Dir.: Fabio Luisi, Reg.: Andreas Homoki, Opernhaus Zürich (accentus, 2016)
  • Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel, Knusperhexe, Dir.: Kazushi Ōno, Reg.: Laurent Pelly, Glyndebourne Festival (Decca, 2009)
  • Claudio Monteverdi: L’incoronazione di Poppea, Arnalta, Dir.: Emmanuelle Haïm, Reg.: Robert Carsen, Glyndebourne Festival (Decca, 2009)
  • Wolfgang Amadeus Mozart: Zauberflöte, Monostatos, Dir.: Marc Albrecht, Reg.: Simon McBurney, De Nationale Opera (Opus arte, 2015)
  • Arnold Schönberg: Gurrelieder, Klaus Narr, Dir.: Marc Albrecht, Reg.: Pierre Audi, De Nationale Opera (Opus arte, 2017)
  • Richard Strauss: Der Rosenkavalier, Valzacchi, Dir.: Christian Thielemann, Reg.: Herbert Wernicke. Festspiele Baden-Baden (Decca, 2009)
  • Richard Strauss: Ariadne auf Naxos, Tanzmeister, Dir.: Vladimir Jurowski, Reg.: Katharina Thoma, Glyndebourne Festival (Opus arte, 2014)
  • Richard Strauss: Die Liebe der Danae, Pollux, Dir.: Franz Welser-Möst, Reg.: Alvis Hermanis, Salzburger Festspiele (Euroarts, 2017)
  • Giuseppe Verdi: Falstaff, Dr. Cajus, Dir.: Enrique Mazzola, Reg.: Herbert Wernicke, Festival d’Aix-en-Provence (arthaus musik, 2001)
  • Richard Wagner: Das Rheingold, Mime, Dir.: Daniel Barenboim, Reg.: Guy Cassiers, Teatro alla Scala (arthaus musik, 2013)
  • Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten, Pirzel, Dir.: Ingo Metzmacher, Reg.: Alvis Hermanis, Salzburger Festspiele (Euroarts, 2013)

CDs:

  • Benjamin Britten: Peter Grimes, Reverend Horace Adams, Dir.: Mark Wigglesworth, Glyndebourne Festival (Glyndebourne Label, 2010)
  • Arnold Schönberg: Gurrelieder, Klaus Narr, Dir.: Edward Gardner, Bergen Philharmonic Orchestra (Chandos Records, 2016)
  • Arnold Schönberg: Gurrelieder, Dir.: Christian Thielemann, Staatskapelle Dresden (Edition Staatskapelle, 2020)
  • Engelbert Humperdinck: Hänsel und Gretel, Knusperhexe, Dir.: Robin Ticciati, London Philharmonic Orchestra (Glyndebourne Label, 2012)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Operissimo.com. Abgerufen am 24. Mai 2021
  2. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke MémOpéra. Aufgerufen am 7. November 2018.
  3. a b Wolfgang Ablinger-Sperrhacke bei Operabase (Engagements und Termine). Abgerufen am 14. November 2018
  4. Glyndebourne Opera Archive: Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Glyndebourne.com. Abgerufen am 24. Mai 2021.
  5. a b Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Website Royal Opera House. Abgerufen am 7. November 2018.
  6. Ricerca – Archivio La Scala zu Wolfgang Ablinger. TeatroAllaScala.org. Aufgerufen am 7. November 2018.
  7. Ablinger-Sperrhacke Wolfgang (Memento des Originals vom 25. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staatsoper.de. Website Bayerische Staatsoper. Aufgerufen am 7. November 2018.
  8. Bernd Alois Zimmermann: Die Soldaten. Website Salzburger Festspiele. Aufgerufen am 8. September 2019.
  9. Richard Strauss: Die Liebe der Danae. Website Salzburger Festspiele. Aufgerufen am 8. September 2019.
  10. Wegen Corona: Einzelkämpfer der Oper im Solidaritätsmodus kurier.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  11. "KulturMontag": Opernstars machen mobil orf.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  12. Kulturpolitik in der Coronakrise: "Unprofessionell und leidenschaftslos" diepresse.com, abgerufen am 4. Juli 2021.
  13. Kulturstillstand: Opposition kritisiert Regierung orf.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  14. Rücktrittskultur: Das Scheitern der Ulrike Lunacek derstandard.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  15. Staatssekretärin Mayer zu Öffnung der Kultur ab 29. Mai: "Ein Meter Abstand oder ein Sitzplatz frei" derstandard.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  16. Eine Bilanz der Salzburger Festspiele 2020 zeit.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  17. Bariton Georg Nigl: "Mich bekommt keiner vom Tisch" derstandard.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  18. Volksoper und Staatsoper finden Lösung für Solisten und Solistinnen falter.at, abgerufen am 4. Juli 2021.
  19. Tenor Wolfgang Ablinger-Sperrhacke kritisiert Corona-Politik: „Oper ist sicherer als ein Restaurant“ merkur.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  20. "Aufstehen für die Kunst" Kampagnen-Webseite / Solidaritätsbekundungen,, abgerufen am 4. Juli 2021.
  21. Kultur im Lockdown: Blick nach Frankreich gefordert sueddeutsche.de, abgerufen am 4. Juli 2021. (Pressekonferenz Dezember)
  22. "Aufstehen für die Kunst": Künstler drohen mit Klage abendzeitung-muenchen.de, abgerufen am 4. Juli 2021. (Pressekonferenz Februar)
  23. Warum diese vier Künstler gegen die Corona-Politik klagen tagesspiegel.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  24. „Wir lassen uns nicht mehr als Freizeitbespaßung abtun“ welt.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  25. Musiker im Rechtsstreit gegen Bayerns Regierung faz.net, abgerufen am 4. Juli 2021.
  26. Popularklage gegen Kultur-Schließungen sueddeutsche.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  27. "Aufstehen für die Kunst": Initiative zieht vors Bundesverfassungsgericht br-klassik.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  28. Musiker betrachten Urteil als Angriff auf die Kunstfreiheit crescendo.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  29. Klage gegen Corona-Auflagen: Wie hast du's mit der Kunst? sueddeutsche.de, abgerufen am 4. Juli 2021.
  30. Nomination Announcements: Dora Mavor Moore Awards Intermission Magazine. Abgerufen am 7. November 2018.
  31. International Classical Music Awards verkünden Preisträger 2017 Musik Heute. Abgerufen am 7. November 2018.
  32. Pressemitteilung Nr. 179 vom 28.07.2021 Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Abgerufen am 31. Juli 2021
  33. Verleihung der Insignien des "Chevalier des Arts et des Lettres" an Herrn Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (23.02.2022) Consulat Général de France à Munich. Abgerufen am 24. März 2022.
  34. Operntenor Wolfgang Ablinger-Sperrhacke erhält das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport. Abgerufen am 24. März 2022.
  35. Infos des Tages (Freitag, 11. Februar 2022) / Ehrungen für Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Online Merker: Die internationale Kulturplattform. Abgerufen am 24. März 2022.