Wolfgang Krach

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Wolfgang Krach (* 5. Juni 1963 in Regensburg) ist ein deutscher Journalist und seit dem 1. April 2015 gleichberechtigter Chefredakteur, zuerst mit Kurt Kister, seit Juli 2020 mit Judith Wittwer, bei der Süddeutschen Zeitung in München.

Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur 1982 am Gymnasium in Hilpoltstein und anschließendem Zivildienst absolvierte Wolfgang Krach von 1984 bis 1986 ein Redaktionsvolontariat beim Donaukurier in Ingolstadt. Danach arbeitete er ein Jahr als Lokalredakteur und Rathaus-Reporter für die Zeitung.[1] 1987 begann er ein Studium der Philosophie an der von Jesuiten geführten Hochschule für Philosophie München. 1989 brach er das Studium ab, um einen Posten als landespolitischer Korrespondent des Donaukuriers in München zu übernehmen.[2] Nach Mutmaßungen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde ihm nach kritischer Berichterstattung 1992 auf Druck des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl gekündigt.[3] Hierauf wurde Krach politischer Reporter bei der Illustrierten Stern. Krach wechselte 1997 zum Spiegel. Nach dem Regierungsumzug nach Berlin wurde Krach stellvertretender Leiter des Spiegel-Büros in Berlin. Anschließend übernahm er die Leitung des Deutschland-Ressorts in der Spiegel-Zentrale in Hamburg.

2003 wurde Krach geschäftsführender Redakteur[4] und Chef des neu geschaffenen Newsdesks bei der Süddeutschen Zeitung in München.[5] Zum 1. Juni 2007 erfolgte die Berufung zum stellvertretenden Chefredakteur der SZ.[1] Ab 2011 bildete er gemeinsam mit Kurt Kister und Heribert Prantl die Chefredaktion der Zeitung.[6] Der Herausgeberrat der Süddeutschen Zeitung berief Krach mit Wirkung zum 1. April 2015 zum gleichberechtigten Chefredakteur neben Kister.[7]

Seit Juli 2020 führt er gemeinsam mit Judith Wittwer die Chefredaktion, wobei die bis dahin bestehenden getrennten Zuständigkeiten für Print und Online entfielen.[8]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Januar 2016 entschuldigte sich Krach für ein Titelbild zum Thema sexuelle Gewalt, das Leser als „sexistisch und rassistisch“ kritisiert hatten.[9]

Am 20. Oktober 2020 entschuldigte sich Krach gemeinsam mit der Co-Chefredakteurin Judith Wittwer für einen von Lesern als antisemitisch kritisierten Artikel des Musikkritikers Helmut Mauró über den Pianisten Igor Levit.[10][11] Allerdings hatte Krach zuvor in einer Mail an Levit betont, „hinter dem Text zu stehen“, was diesen nach eigenen Worten „am meisten getroffen“ hat.[12][13] Andere Zeitungen warfen Krach daraufhin vor, mit der „hochnotpeinlichen“ und „unglaubwürdigen“ Entschuldigung (Berliner Zeitung)[14], dem „hasenfüßigen Kotau“ (Neue Zürcher Zeitung)[15], vor einem „Shitstorm zurückgewichen“ zu sein (Die Welt)[16], dem Autor „den Schutz entzogen“ (FAZ)[17] und den Journalisten seiner Zeitung eine „künftige Grenze“ aufgezeigt zu haben (The European).[18] Die Zeitung habe „Stolz und Unabhängigkeit“ verloren, Krachs Reaktionen seien eine „Bankrotterklärung der eigenen Lese- und Urteilskompetenz“ (Focus).[19]

Im April 2022 berichtete das Medium Magazin über „harte interne Kritik“ aus der Redaktion am Führungsstil Krachs und Wittwers. Ihnen wurde ein Mangel an „Wertschätzung“ gegenüber der Redaktion sowie an „publizistischem Weitblick“ vorgeworfen.[20]

Im November 2023 räumte Krach ein, dass die Berichterstattung der Zeitung über Jens Söring, der in den USA als Doppelmörder verurteilt worden ist, nicht die nötige Distanz zu dem Fall eingehalten habe, und entschuldigte sich bei den Lesern dafür;[21] zuvor hatten sich Redakteure der Zeitung intern „sehr unzufrieden“ über sein Krisenmanagement geäußert.[22] Der Medienkritiker Stefan Niggemeier hatte der SZ einen einseitigen Kampagnen-Journalismus zugunsten von Söring vorgeworfen,[23] die FAZ schrieb von „Kumpanei“ mit diesem.[24]

Im Dezember 2023 verteidigte Krach seine Stellvertreterin Alexandra Föderl-Schmid gegen den Vorwurf, in Artikeln Textfragmente aus anderen Quellen ohne Kennzeichnung übernommen zu haben, und bezeichnete einen entsprechenden Bericht des Branchendienstes Medieninsider als „Verleumdung“. Vom Redaktionsausschuss wurde angemerkt, dass sich viele Mitglieder der Redaktion nicht trauten, sich offen mit Kritik zu Wort zu melden.[25] Medieninsider warf der SZ unter Krach daraufhin vor, in der Causa eine Verschwörungstheorie zu spinnen. Der Medienkritiker Stefan Niggemeier bezeichnete Krachs Reaktion auf die Abschreibvorwürfe als „unterirdisch“.[26] Bei einer Redaktionskonferenz Ende Januar 2024 musste Krach zugeben, dass er die Anweisung gegeben habe, Festnetzanschlüsse und E-Mail-Kontakte von Redaktionsmitgliedern zu überprüfen, um den Informanten des Medieninsiders zu ermitteln. Die Vorstandssprecherin der deutschen Abteilung der NGO Reporter ohne Grenzen, Katja Gloger, erklärte dazu: „Das Vorgehen der SZ-Chefredaktion wirft hinsichtlich des journalistischen Grundprinzips des Quellenschutzes ernsthafte Fragen auf. Es ist bedenklich, dass die Quellen von Medieninsider ins Visier dieser Suchaktion rückten.“[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Wolfgang Krach. Abgerufen am 20. Juni 2015.
  2. Wolfgang Krach im Munzinger-Archiv, abgerufen am 23. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Der Spiegel, 20. Juli 1992: Passionierte Kripperlfigur
  4. Wolfgang Krach Journalist, Chefredakteur der SZ. Archiviert vom Original am 20. Juni 2015; abgerufen am 20. Juni 2015.
  5. Wolfgang Krach stellvertretender „SZ“-Chefredakteur. Abgerufen am 20. Juni 2015.
  6. Wolfgang Krach ab sofort gleichberechtigter Chefredakteur der SZ. Abgerufen am 20. Juni 2015.
  7. "Süddeutsche Zeitung": Wolfgang Krach zum Co-Chefredakteur befördert. Abgerufen am 20. Juni 2015.
  8. Neue Chefredakteurin. In: Süddeutsche Zeitung. 15. Juli 2020, abgerufen am 4. August 2020.
  9. "Focus" und "Süddeutsche" in der Kritik: Angriff, Boykottaufruf und eine Entschuldigung kress.de, 10. Januar 2016.
  10. Igor Levit ist müde sueddeutsche.de, 16. Oktober 2020.
  11. Chefredaktion bittet Igor Levit und SZ-Leser um Entschuldigung sueddeutsche.de, 20. Oktober 2020.
  12. SZ-Chefredaktion entschuldigt sich bei Levit, br-klassik.de, 22. Oktober 2020.
  13. Igor Levit @igorpianist, 19. Oktober 2020.
  14. Scharfe Kanten und spitze Formen perlentaucher.de, 22. Oktober 2020.
  15. Wenn Gefühle die Debatte verdrängen: Die «Süddeutsche Zeitung» wirft sich vor Igor Levit in den Staub, nzz.ch, 21. Oktober 2020.
  16. Wer Journalismus betreibt, sollte nicht beim ersten Shitstorm einknicken welt.de, 20. Oktober 2020
  17. Der Druck der Masse faz.net, 21. Oktober 2020.
  18. Wie Cancel Culture den herrschaftsfreien Diskurs zerstört hat theeuropean.de, 22. Oktober 2020.
  19. Angst vorm linken Strafgericht: Wie die „Süddeutsche Zeitung“ Stolz und Unabhängigkeit verlor focus.de, 25. Oktober 2020.
  20. Nach harter interner Kritik: SZ-Chefredakteure Wittwer und Krach nehmen erstmals Stellung kress.de, 9. Mai 2022.
  21. SZ-Chefredaktion entschuldigt sich für Fehler in Berichterstattung zu Jens Söring. In: NDR. 15. November 2023, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  22. „Süddeutsche“ räumt fehlende Distanz zu Jens Söring ein – aber nur intern uebermedien.de, 9. November 2023.
  23. Die erstaunliche Medienkarriere des verurteilten Doppelmörders Jens Söring uebermedien.de, 22. November 2023.
  24. Der Fall Jens Söring. Wie Journalisten an seiner Unschuldslegende mitstrickten faz.net, 25. November 2023.
  25. Marvin Schade: „Mieses kleines Verleumdungsstück“: Die Süddeutsche spinnt in Causa Föderl-Schmid eine Verschwörungstheorie • Medieninsider. In: Medieninsider. 21. Dezember 2023, abgerufen am 24. Dezember 2023.
  26. Stefan Niggemeier: Status. In: twitter.com. Abgerufen am 24. Dezember 2023.
  27. Skandal bei Süddeutscher Zeitung: Chefredaktion durchsucht eigene Redaktion berliner-zeitung.de, 3. Februar 2024.