Zehdenick

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Wappen Deutschlandkarte
Zehdenick
Deutschlandkarte, Position der Stadt Zehdenick hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 59′ N, 13° 20′ OKoordinaten: 52° 59′ N, 13° 20′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Oberhavel
Höhe: 50 m ü. NHN
Fläche: 223,06 km2
Einwohner: 13.283 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 60 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16792
Vorwahl: 03307
Kfz-Kennzeichen: OHV
Gemeindeschlüssel: 12 0 65 356
Adresse der
Stadtverwaltung:
Falkenthaler Chaussee 1
16792 Zehdenick
Website: www.zehdenick.de
Bürgermeister: Lucas Halle (SPD)
Lage der Stadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel
KarteFürstenberg/HavelZehdenickLiebenwaldeOranienburgMühlenbecker LandGlienicke/NordbahnBirkenwerderHohen NeuendorfHohen NeuendorfHennigsdorfLeegebruchVeltenOberkrämerKremmenLöwenberger LandGranseeGranseeSchönermarkSonnenbergGroßwoltersdorfStechlinGroßwoltersdorfBerlinMecklenburg-VorpommernMecklenburg-Vorpommern
Karte
Hastbrücke und Schleuse an der Havel
Stadtkirche
Elisabethmühle

Zehdenick (IPA: [ˈtseːdənɪk]) ist eine amtsfreie Stadt im Landkreis Oberhavel des Landes Brandenburg. Seit dem 31. Juli 2013 führt die Stadt die Zusatzbezeichnung „Havelstadt“.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zehdenick liegt etwa 60 Kilometer nördlich von Berlin an der Havel. Die Stadt bildet den nördlichen Ausgangspunkt des Naturraums der Zehdenick-Spandauer Havelniederung. Östlich erstreckt sich die Waldlandschaft Schorfheide. Das Stadtgebiet gehört überwiegend zur historischen Landschaft Uckermark. Die Ortsteile Marienthal und Ribbeck gehören zum Ruppiner Land, Mildenberg und Zabelsdorf zum Land Löwenberg. Zehdenick hat Anteil am Naturschutzgebiet Kleine Schorfheide. Zehdenick belegt mit seiner Gesamtfläche Rang 69 unter den flächengrößten Städten und Gemeinden Deutschlands.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stadtgebiet von Zehdenick umfasst laut Hauptsatzung[3] neben der Kernstadt Zehdenick 13 Ortsteile:

Ortsteil Einwohner[4] Eingemeindungsdatum
Badingen (mit Neuhof und Osterne) 632 26. Oktober 2003
Bergsdorf 427 31. Dezember 2001
Burgwall 238 26. Oktober 2003
Kappe 136 26. Oktober 2003
Klein-Mutz 438 26. Oktober 2003
Krewelin 281 26. Oktober 2003
Kurtschlag 268 26. Oktober 2003
Marienthal 428 26. Oktober 2003
Mildenberg 707 26. Oktober 2003
Ribbeck 135 31. Dezember 2001
Vogelsang 079 31. Dezember 2001
Wesendorf 249 26. Oktober 2003
Zabelsdorf 242 26. Oktober 2003

Es existieren folgende Wohnplätze: Amt Mildenberg, Ausbau (Ortsteil Ribbeck), Ausbau (Kernstadt Zehdenick), Boddin, Burgwaller Försterei, Deutschboden, Eichholz, Försterei Blockhaus, Großenhof, Hammelstall, Hellberge, Karlshof, Lüthkeshof, Mahnhorst, Mutzer Plan, Neuhof, Osterne, Revierförsterei Wolfsgarten, Rieckesthal, Siedlung II, Wolfsgarten, Ziegelei, Ziegelei Abbau und Ziegelei Ausbau.[5]

Hinzu kommt noch der wüstgefallene Wohnplatz Bergluch.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zehdenick, Kolorierter Kupferstich um 1650 von Merian

An einem Übergang über die Havel entstand auf einer Havelinsel bereits in slawischer Zeit eine Befestigung. Ende des 12. Jahrhunderts entstand auf diesem jungslawischen Burgwall die askanische Burg, in deren Schutz südlich davon eine Siedlung mit Kietz entstand. Die erste urkundliche Erwähnung als „Cedenic“ stammt aus dem Jahre 1216, als der Brandenburger Bischof Siegfried II. bei seiner Amtsübernahme dem Brandenburger Domkapitel seine Archidiakonatsrechte bestätigte. Bereits 1281 wird sie als „civitas“ bezeichnet. Die Gerichtsbarkeit verblieb beim Landesherrn bzw. beim Inhaber der Burg (oder später des Schlosses), der mehrfach wechselte. Im 14. Jahrhundert war die Burg und damit auch die Stadt zeitweise im Besitz der Grafen von Lindow-Ruppin (1323). 1366 war Burg und Stadt vom Herzog von Mecklenburg besetzt. Anfang des 15. Jahrhunderts war sie auch von Pommern besetzt. Um 1416 geriet sie in den Pfandbesitz der Familie v. Holzendorf, 1421 war sie im Besitz der Familie v. Berg und 1424 wiederum bei der Familie v. Holzendorf. 1437 gelang dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich I. die Einlösung des Pfandes, nur um die Stadt 1438 nochmals für kurze Zeit an die v. Holzendorf zu verpfänden. 1438 gab sie der Kurfürst den v. Arnim zu Lehen. Zu dieser Zeit waren Burg und Stadt das Zentrum einer kleinen Herrschaft (Herrschaft Zehdenick), zu der auch ein Eisenhammer, eine Mühle und Dienste der Bauern in den Dörfern Klein-Mutz, Hammelspring, Hindenburg, Storkow, Krewelin und Wesendorf gehörten. 1524 kam die kleine Herrschaft im Tausch mit der Herrschaft Boitzenburg wieder in den Besitz des Kurfürsten, der die Stadt in ein landesherrliches Amt (Amt Zehdenick) umwandelte. Das Amt Zehdenick wurde 1551 stark vergrößert, als der größere Teil der Besitzungen des 1541 säkularisierten Klosters Zehdenick zum Amt gelegt wurden. 1815 wurde es abermals vergrößert, indem das Amt Badingen aufgelöst und dessen Rechte und Einkünfte zum Amt Zehdenick geschlagen wurden. Das Amt Zehdenick wurde 1872 aufgelöst.

Das um 1250 gegründete Zisterzienserinnen-Kloster war zeitweise bedeutsam für die Entwicklung der Stadt. Es wurde 1541 aufgehoben und der Besitz säkularisiert. Der Klosterbesitz kam zunächst in den Pfandbesitz des Hofmarschalls Adam von Trott, bevor das Pfand 1551 vom Kurfürsten wieder eingelöst und zum Amt Zehdenick gelegt wurde. 1801 zerstörte ein Stadtbrand nicht nur große Teile der Stadt, sondern auch die Klostergebäude. Nach dem Brand wurde die Stadt auf einem teilweise regulierten Grundriss wieder aufgebaut.

Eine für Brandenburg-Preußen einzigartige Bedeutung hatte der vom Großen Kurfürsten 1664–66 neu errichtete Hochofen in Zehdenick, der die Tradition des bereits 1438 nachgewiesenen Eisenhüttenwerks wieder aufnahm. Hauptprodukt waren Kanonenkugeln, wodurch die Unabhängigkeit von teuren und unsicheren Importen erreicht wurde. Zur Verarbeitung gelangte ausschließlich der in Lagerstätten der näheren und weiteren Umgebung gewonnene Raseneisenstein. Der Hochofen war – mit Unterbrechungen – etwa hundert Jahre in Betrieb.[6]

Beim Bau der Eisenbahnstrecke Löwenberg-Templin wurden 1887 große Tonvorkommen entdeckt, die lange Zeit die Grundlage für zahlreiche Ziegeleien bildeten. Um 1900 wurden Zehdenick und die umliegende Region zu einem der größten Ziegeleireviere Europas. Mit über 100 elektrisch angetriebenen Binnenschiffen, deren Strom teilweise mit Wasserkraft erzeugt wurde, transportierte man um 1900 jährlich bis zu 200 Mio. Ziegel- und Kalksandsteine nach Berlin.[7]

Plan von Zehdenick mit Trockendock und Akkufabrik um 1900

Zehdenick wurde daher auch zu einem bedeutenden Standort der Binnenschifffahrt, woran heute ein Museumsschiff an der Schleuse erinnert. Aus dieser Zeit stammt das geflügelte Wort: „Berlin ist aus dem Kahn erbaut“. Millionen von Steinen wurden in den Ringöfen der mehr als 30 Ziegeleibetriebe von zeitweise über 5.000 Wanderarbeitern – unter schwersten Arbeitsbedingungen – hergestellt. In der DDR wurde der VEB Ziegelwerke Zehdenick ein bedeutender Produzent. 1991 wurde die Ziegelproduktion eingestellt. Die heutige „Tonstich-Landschaft“ wurde durch einen Museumspark ergänzt, der die industrielle Vergangenheit der Region präsentiert.

Zehdenick gehörte seit 1817 zum Landkreis Templin in der preußischen Provinz Brandenburg. 1952 wurde die Stadt in den Kreis Gransee im DDR-Bezirk Potsdam eingegliedert, der 1990–1993 im Land Brandenburg fortbestand.

Im Zuge der Ämterbildung in Brandenburg wurde am 1. Oktober 1992 das Amt Zehdenick und Gemeinden mit Sitz in Zehdenick gebildet. Zum 31. Dezember 2001 wurden die Gemeinden Bergsdorf, Ribbeck und Vogelsang nach Zehdenick eingegliedert.[8] Zum 26. Oktober 2003 wurden die Gemeinden Badingen, Kappe, Klein-Mutz, Kurtschlag, Marienthal, Mildenberg, Wesendorf und Zabelsdorf nach Zehdenick eingegliedert. Das Amt Zehdenick und Gemeinden wurde zum gleichen Zeitpunkt aufgelöst und die Stadt Zehdenick wurde amtsfrei.[9] Die Gemeinde Mildenberg erhob vor dem Verfassungsgericht des Landes Brandenburg kommunale Verfassungsbeschwerde, die teils verworfen, im Übrigen zurückgewiesen wurde.[10] Die Stadt Zehdenick feierte 2016 ihr 800-jähriges Bestehen.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1875 05.801
1890 06.718
1910 09.996
1925 09.765
1933 11.164
1939 12.544
Jahr Einwohner
1946 13.246
1950 13.600
1964 12.344
1971 12.544
1981 11.884
1985 11.706
Jahr Einwohner
1990 11.433
1995 10.904
2000 10.543
2005 14.607
2010 13.830
2015 13.409
Jahr Einwohner
2020 13.307
2021 13.222
2022 13.283

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[11][12][13], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Die Zunahme der Einwohnerzahl 2005 ist auf die Eingliederung mehrerer Gemeinden im Jahr 2003 zurückzuführen.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2011 waren 20 % der Einwohner evangelisch, 2 % römisch-katholisch.[14]

Die evangelischen Kirchen in Zehdenick gehören zum Kirchenkreis Oberes Havelland der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: die Stadtkirche Zehdenick und die Dorfkirchen in Badingen, Bergsdorf, Kappe, Klein-Mutz, Krewelin, Kurtschlag, Marienthal, Mildenberg, Ribbeck, Wesendorf und Zabelsdorf.

Für die römisch-katholischen Christen gibt es die Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Zehdenick und die Kapelle Heilig Kreuz in Mildenberg. Sie gehören zur Pfarrei Herz Jesu in Templin im Dekanat Eberswalde des Erzbistums Berlin.

Darüber hinaus besteht in Zehdenick eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtverordnetenversammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus

Die Stadtverordnetenversammlung von Zehdenick besteht aus 22 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[15]

Partei / Wählergruppe Sitze
2003
Sitze
2008
Sitze
2014
Sitze
2019
Stimmenanteil
2019
Gemeinsam für Zehdenick 5 22,2 %
CDU 07 4 6 4 16,7 %
AfD 3 15,3 %
SPD 10 7 6 3 14,9 %
Die Linke 04 4 4 2 08,8 %
Wählergruppe Schorfheide 01 1 1 2 08,6 %
Bürger für Zehdenick 02 2 2 1 05,5 %
Bündnis 90/Die Grünen 0 1 03,8 %
FDP 01 2 1 1 03,1 %
NPD 0 01,0 %
Wählergemeinschaft Tonstichlandschaft 02 2 2
Wählergemeinschaft Landwirtschaft, Gartenbau, Umwelt 01
Insgesamt 28 22 22 22 100 %

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998–2003: Werner Witte (SPD)[16]
  • 2003–2018: Arno Dahlenburg (SPD)
  • 2019–2022: Bert Kronenberg (parteilos)
  • seit 2022: Lucas Halle (SPD)

In der Bürgermeisterstichwahl am 16. Juni 2019 wurde Bert Kronenberg mit 77,4 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[17] gewählt.[18] Er gab sein Amt im September 2021 auf, um einer Abwahl zuvorzukommen. Ihm wurde vorgeworfen, seine Arbeit zu langsam und nicht effektiv genug zu machen.[19]

Lucas Halle wurde in der Bürgermeisterwahl am 13. Februar 2022 mit 88,3 % der gültigen Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt.[20]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Zehdenick
Wappen von Zehdenick
Blasonierung: „Gespalten von Silber und Rot; vorn am Spalt ein halber roter Adler mit Kleestengel und Bewehrung in Gold, hinten am Spalt eine halbe silberne Lilie.“[21]
Wappenbegründung: Dieses Wappen wurde am 1. April 1900 im Zusammenhang mit der Eingemeindung der vorher selbständigen Ortsteile Dammhorst und Amtsfreiheit Kamp angenommen. Vorher (1629, 1801) waren verschiedene Adlerwappen in Gebrauch. Die Herkunft des Wappens ist ungewiss. Es ist möglich, dass der brandenburgische Kurfürst denen von Plotho, die in ihrem Familienwappen eine Lilie führten, das Amtslehen für Zehdenick übertragen hat. Dann ließe „die Wappenvereinigung auf die Unterordnung derer von Plotho unter das brandenburgische Herrschaftshaus schließen“. Ein Gerichtssiegel auf einer im Stadtarchiv Zehdenick aufbewahrten Urkunde von 1671 zeigt das beschriebene Wappenbild; aus anderen Unterlagen des Archivs geht hervor, dass 1669 der Richter von Zehdenick mit dem gleichen Bild siegelte.[22]

Das Wappen wurde vom Erfurter Heraldiker Frank Diemar einer Neugestaltung unterzogen und am 16. Juli 1993 durch das Ministerium des Innern genehmigt.

Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Die Flagge ist Rot - Weiß (1:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.“

Dienstsiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dienstsiegel zeigt das Wappen der Stadt mit der Umschrift STADT ZEHDENICK • LANDKREIS OBERHAVEL.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bismarckturm bei Klein-Mutz
Nordflügel des Klosters
Dorfkirche Krewelin
Bodenstrombrücke
Kirche in Badingen
  • Amtsgericht Zehdenick, 1911 im neobarocken Stil errichtet
  • Bismarckturm (Bautyp „Götterdämmerung“ nach Wilhelm Kreis), 14 m hoher Aussichtsturm, 1900 auf dem Hohen Timpberg (95,4 m) bei Klein-Mutz errichtet, auch „Timpenturm“ genannt[23]
  • Dorfkirche Krewelin, ein Fachwerkbau von 1694 mit Dachreiter und Haube
  • Hastbrücke, eine Zugbrücke in Zehdenick
  • „Kamelbrücken“ in Zehdenick (Bodenstrombrücke und Klienitzbrücke)
  • Klosterruine Zehdenick
  • Klosterscheune Zehdenick, Kultur- und Veranstaltungszentrum
  • Lehmhaus in Zehdenick, Schulungs- und Kommunikationsstätte, 1995 als Niedrigenergiehaus unter Verwendung natürlicher Materialien wie Holz und Lehm erbaut
  • Schleuse Zehdenick, Havelschleuse von 1909
  • Schloss Badingen, 13. und 16. Jh., eines der ältesten Renaissanceschlösser Brandenburgs
  • Schloss Zehdenick, auf einer Halbinsel an der Havel gelegen
  • Stadtkirche Zehdenick
  • Wasserturm, um 1900 erbaut
  • Zehdenicker Rathaus, klassizistisches Bauwerk, erbaut von 1801 bis 1803

Geschichtsdenkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ehrenmal für die Opfer des Faschismus an der Einmündung Castrop-Rauxel-Allee/Parkstraße, das zu DDR-Zeiten dem KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann gewidmet war und seit 1992 eine Plakette mit der Aufschrift „Nie wieder Gewaltherrschaft, den Opfern gewidmet“ trägt
  • Gedenktafel im Treppenhaus der Dammhastschule an die Lehrerin Marianne Grunthal, die im Mai 1945 in Schwerin ermordet wurde
  • Mahnmal von 1945/46 auf dem Friedhof I an der Friedhofstraße für die Opfer des Faschismus und die antifaschistischen Widerstandskämpfer, auf denen zwölf namentlich erwähnt sind, darunter der örtliche KPD-Führer Robert Heinrich, dessen Andenken die Stadt nach 1989 an mehreren Stellen tilgte
  • siehe auch Liste der Stolpersteine in Zehdenick

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerichtslinde im Januar 2008

Zehdenick in der Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fassadenmalerei mit „Deutschboden“-Buchumschlag an der ehemaligen Buchhandlung in der Berliner Straße in Zehdenick

Der Autor Moritz von Uslar lebte 2009 drei Monate in Zehdenick und machte seine dabei gewonnenen Erfahrungen zur Grundlage für seinen Roman Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung (2010).[26] Der Titel des Buches bezieht sich auf den Wohnplatz Deutschboden nördlich der Straße von Zehdenick nach Kurtschlag. 2014 erschien der Dokumentarfilm Deutschboden von André Schäfer mit Uslar und verschiedenen Protagonisten des Buchs. 2020 veröffentlichte Uslar mit Nochmal Deutschboden ein zweites Buch über einen Aufenthalt im Jahr 2019.

2017 veröffentlichte die gebürtige Zehdenickerin Manja Präkels den autobiographisch geprägten Roman Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. Das Buch beschreibt die letzten Jahre der DDR und die gesellschaftlichen Verwerfungen der Nachwendezeit in Zehdenick und Umgebung. Im Zentrum der Handlung steht der Angriff einer Gruppe Neonazis auf eine Disko im heutigen Zehdenicker Ortsteil Klein-Mutz, bei dem einer der jugendlichen Diskobesucher gewaltsam zu Tode kam.[27] Manja Präkels’ Roman wurde mit dem Anna Seghers-Preis 2018, dem Kranichsteiner Stipendium sowie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. In einem Artikel im Spiegel kritisierte Präkels Uslar dafür, die rechtsradikale Vergangenheit einiger Protagonisten zu verharmlosen.[28]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marina Zehdenick
Straße in der Innenstadt von Zehdenick

Zehdenick liegt an der Bundesstraße 109 zwischen Löwenberger Land und Templin sowie an den Landesstraßen L 21 nach Liebenwalde und L 22 nach Gransee.

Der Bahnhof Zehdenick (Mark) liegt an der Bahnstrecke Löwenberg–Templin und wird von der Regionalbahnlinie RB 12 Templin–Berlin Ostkreuz der Niederbarnimer Eisenbahn bedient. Im Stadtgebiet von Zehdenick befinden sich die Stationen Vogelsang (Kr Oberhavel), Zehdenick-Neuhof, Zehdenick (Mark) und Bergsdorf.

Der Radweg Berlin–Kopenhagen durchquert die Stadt auf der Strecke Zehdenick–Mildenberg (Ziegeleipark)–Marienthal–Zabelsdorf.[29]

Die Havel bietet für Schiffe bis Klasse I als Teil der Oberen Havel-Wasserstraße Anschluss an das Bundeswasserstraßennetz.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Zehdenick bestehen folgende Bildungseinrichtungen:

  • Havellandgrundschule
  • Exin-Förderschule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“
  • Exin-Oberschule
  • Lindengrundschule
  • Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum mit seinen drei Standorten in Zehdenick und Oranienburg, bestehend aus vier Abteilungen:
    • Gymnasiale Oberstufe
    • Wirtschaft und Verwaltung
    • Ernährung und Hauswirtschaft
    • Lebensmitteltechnologie und Dienstleistung

Das Zehdenicker Jugendwerk e. V. ist ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und hat 1992 die Jugendfreizeitstätte „Bumerang“ eröffnet.

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtsgericht Zehdenick

Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Zehdenick umfasst den nördlichen Teil des Landkreises Oberhavel.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Zehdenick hat bisher sechs Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen.[30]

  • 1900, 1. April: Ludwig von Arnim (1860–1936), Landrat im Landkreis Templin
  • 1900, 1. April: Robert Hue de Grais (1835–1922), Regierungspräsident im Regierungsbezirk Potsdam
  • 1904, 26. August: Carl Siegelkow (1814–1907), Gerbermeister, für sein Wirken in Gemeindeämtern und die Förderung gemeinnütziger Einrichtungen
  • 1968, 7. April: Ernst Urbahn (1888–1983), Entomologe und Lehrer in Zehdenick
  • 2016, 13. Oktober: Hans-Joachim Bormeister (1927–2013), Förster, für seinen Beitrag zur Entwicklung und Gestaltung des Zehdenicker Stadtwaldes
  • 2016: 13. Oktober: Heinz Tamm (1922–2017), Jugendfürsorger, spielte 63 Jahre in Zehdenicker Fußballmannschaften, dokumentierte Zehdenicker Sport- und Fußballgeschichte

In Zehdenick geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Zehdenick verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adam von Trott († 1564), Reichsgeneralfeldmarschall und Oberhofmarschall, Amtshauptmann von Zehdenick
  • Wilhelm Kimbel (1868–1965), Ebenist und Innenarchitekt, lebte seit 1933 in Zehdenick
  • Moritz von Uslar (* 1970), Autor eines Schlüsselromans über Zehdenick, im Buch als „Oberhavel“ verfremdet

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

alphabetisch aufsteigend

  • Christof Baier: Zehdenick um 1800. Die „zweckmäßige Wiederaufbauung“ einer Stadt. In: Brandenburgs Städte (= Die Mark Brandenburg. Zeitschrift für die Mark und das Land Brandenburg. Heft 111). Die Mark Brandenburg – Verlag für Regional- und Zeitgeschichte, Berlin 2018, ISBN 978-3-910134-86-7.
  • Carsten Benke: Zehdenick und die Ziegelindustrie, Industrialisierung und Stadtentwicklung in einer märkischen Kleinstadt. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Das brandenburgische Städtewesen im Übergang zur Moderne. Stadtbürgertum, kommunale Selbstverwaltung und Standortfaktoren vom preußischen Absolutismus bis zur Weimarer Republik. Berlin Verlag Arno Spitz, Berlin 2002, ISBN 978-3-8305-0164-0, S. 213–245.
  • Joachim Berghoff: Die Feldbahnen der Zehdenicker Ziegelindustrie, VBN Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 2005, ISBN 978-3-933254-63-4.
  • Carsten Dräger: 125 Jahre Bahnstrecke Löwenberg-Zehdenick-Templin (Serie in 15 Teilen). In: Gransee-Zeitung 2013/14.
  • Ulrich Drewin: Zehdenick. Stadt des guten Tons (= Die Reihe Archivbilder). Sutton Verlag, 2005, ISBN 978-3-89702-867-8.
  • Ulrich Drewin: Zehdenick (= Zeitsprünge). Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-140-0.
  • Ulrich Drewin: Zehdenick. Stadt an der Havel (= Die Reihe Archivbilder). Sutton Verlag, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-181-1.
  • Lieselott Enders (Bearbeitung): Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Uckermark. Mit einer Übersichtskarte im Anhang (= Friedrich Beck [Hrsg.]: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII; Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band 21). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2 (gibt einen Nachdruck von 2012).
  • Margitta Gatzke: Zehdenick, aus der Reihe Bilder aus der DDR. Sutton Verlag, Erfurt 2003, ISBN 978-3-89702-567-7.
  • Jörn Lehmann: Aus der Geschichte des Schlosses Zehdenick (= Liebenwalder Heimathefte Nr. 12). ERS-Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-928577-56-4.
  • Albert Lucke: Geschichte der Stadt Zehdenick. Zehdenick einst und jetzt. Hrsg.: Max Karich. Willmann, Magdeburg 1934.
  • Adolf Mann: Zehdenick sonst und jetzt, zur Erinnerung an die Eingemeindung 1900. Druck von Max Karich, Zehdenick 1900.
  • Gabriele Mielke: Kindheitsorte. Eine Zieglerkindheit an der Havel. Eine biografische Spurensuche in der traditionellen Ziegeleiregion von Zehdenick. Biografie, Berlin 2010, ISBN 978-3-00-030534-4.
  • Manja Präkels: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. Verbrecher Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-95732-272-2.
  • Rat der Stadt Zehdenick (Hrsg.): Festschrift zur 750-Jahr-Feier der Havelstadt Zehdenick. Zehdenick 1967.
  • Rat der Stadt Zehdenick (Hrsg.): Festschrift zur 775-Jahr-Feier der Havelstadt Zehdenick. Berlin 1992.
  • (Im Auftrag der Havelstadt Zehdenick) Festbuch 800 Jahre Zehdenick. Eine Zeitreise durch Vergangenheit und Gegenwart. 1216 bis 2016. (Red. Margitta Gatzke und Rainer Höll) nordlicht-verlag, Karlshagen 2016
  • Ulrich Rhein: Melusine in der Mark. In: DAS Magazin, Berlin, Nr. 9/1986 (33.Jg.), S. 46–48
  • Martin Zeiller: Zedenick. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (= Topographia Germaniae. Band 13). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1652, S. 128 (Volltext [Wikisource]).
  • Stadtverwaltung Zehdenick (Hrsg.): Havelstadt Zehdenick. Stadt-Bild-Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-942146-45-6.
  • Moritz von Uslar: Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung. 5. Auflage, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, ISBN 978-3-462-04256-6.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Brücke, DEFA-Film von 1948, Regie Arthur Pohl, Kamera Fritz Arno Wagner. Für dieses Umsiedlerdrama wurden Szenen auch in Zehdenick (Havel und Wolfskrug) gedreht.
  • Märkische Ziegel, DEFA-Dokfilm von 1989, Regie Volker Koepp, Kamera Thomas Plenert. Er dokumentiert den Stand der Zehdenicker Ziegelindustrie und die Situation der dort Arbeitenden kurz vor der „Wende“ 1988.
  • Lenin in Vogelsang, Dokfilm von 2013. Regie Stefanie Trambow, Kamera Maxim Stepanow und Ilya Visokosov. Dieser Film will, 20 Jahre nach Abzug der sowjetischen Garnison aus der Region Vogelsang, einen Dialog mit sowjetischen und deutschen Zeitzeugen vor der verfallenden Militärstadt herstellen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zehdenick – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Mitteilung des Innenministeriums Brandenburg (PDF)
  3. Hauptsatzung der Stadt Zehdenick vom 20. November 2003
  4. Website der Stadt Zehdenick
  5. Stadt Zehdenick Kommunalverzeichnis des Landes Brandenburg
  6. Friedrich Lenz, Otto Unholtz: Geschichte des Bankhauses Schickler. Verlag G. Reimer, Berlin 1912, S. 26, 27, 30
  7. hochhaus-schiffsbetrieb.jimdo.com Details zu den elektrisch angetriebenen Schiffen zum Ziegeltransport
  8. Eingliederung der Gemeinden Bergsdorf, Ribbeck und Vogelsang in die Stadt Zehdenick Mitteilung des Ministeriums des Innern vom 11. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 52, Potsdam, den 27. Dezember 2001, S. 900 PDF (PDF; 828 kB)
  9. Fünftes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Barnim, Märkisch-Oderland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Prignitz, Uckermark (5.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003 Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 05, S. 82, geändert durch Gesetz vom 1. Juli 2003 (Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 10, S. 187)
  10. Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, Beschluss vom 21. April 2005, VfGBbg 177/03
  11. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberhavel (PDF) S. 22–25
  12. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  13. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  14. Zensusdatenbank 2011
  15. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  16. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen (PDF) S. 27
  17. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  18. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 16. Juni 2019
  19. Bürgermeister von Zehdenick kommt Abwahl zuvor. In: www.rbb24.de. 21. September 2021, abgerufen am 15. Februar 2022.
  20. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 13. Februar 2022. In: wahlen.brandenburg.de. Abgerufen am 19. Juli 2022.
  21. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  22. Karlheinz Blaschke, Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck: Lexikon – Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Heinz Göschel. 1. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1979, S. 495/496.
  23. Bismarckturm Zehdenick auf bismarcktuerme.de
  24. Stich um Stich Ton gab den Ton an Rohr im Wind. (PDF) Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg, abgerufen am 7. Juli 2019.
  25. Naturschutzgebiet Klienitz
  26. Moritz von Uslar über sein Buch: „Ich stelle mich einfach hin und saufe.“ In: taz, 9. November 2010
  27. Interview mit Manja Präkels in der Frankfurter Rundschau (Memento vom 23. Oktober 2017 im Internet Archive)
  28. Manja Präkels: Moritz von Uslars Roman „Deutschboden“ und die Wirklichkeit. In: Spiegel Online Panorama. Abgerufen am 15. März 2020.
  29. Zehdenick–Fürstenberg – Berlin–Kopenhagen. Abgerufen am 14. Mai 2017.
  30. Zehdenick.de: Ehrenbürger. Zehdenick.de, abgerufen am 22. Juni 2019.