Ziad Jarrah

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Führerschein-Foto von Ziad Jarrah

Ziad Samir Jarrah (arabisch زياد سمير جراح Ziyād Samīr Dscharrah, DMG Ziyād Samīr Ǧarrāḥ; * 11. Mai 1975 in Mazraa, Libanon; † 11. September 2001 in Shanksville, Pennsylvania, USA) war ein Terrorist, der vom FBI als einer der Entführer des United-Airlines-Fluges 93 und als Beteiligter an den Anschlägen vom 11. September 2001 benannt wurde.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gilt als sicher, dass er bei den Anschlägen vom 11. September 2001 als Pilot eines der vier Flugzeuge gesteuert hat. Als Anschlagsziel wurden später das Weiße Haus, das Kapitol oder der Landsitz des US-Präsidenten in Camp David vermutet. In einem Interview mit dem Al-Jazeera-Redakteur Yosri Fouda vom Juni 2002 sagte das al-Qaida-Mitglied Ramzi Binalshib, das vierte Flugzeug habe das Kapitol treffen sollen.[2] Alle Insassen starben bei dem Absturz auf einem Feld. Eine teilweise verbrannte Kopie seines US-Visums konnte laut 9/11-Kommission bei der Absturzstelle in Somerset County geborgen werden.[3]

1996/1997 belegte Jarrah erfolgreich einen DSH-Deutschkurs in einem An-Institut der Universität Greifswald, um damit die Zulassung zum Studium in Deutschland zu erlangen. Ab 1997 studierte er Flugzeugbau an der Fachhochschule Hamburg. Gemeinsam mit Mohammed Atta und weiteren in Hamburg studierenden Islamisten bildete er die Hamburger Terrorzelle. Wie alle Terroristen des 11. September war er Salafist.[4] Er gehörte hierbei der dschihadistischen Ausprägung dieser Richtung des Islam an.[5] Jedoch wird berichtet, dass Jarrah bis zuletzt, insbesondere im Vergleich zu den übrigen Attentätern, einen vergleichsweise "lockeren" Lebensstil gepflegt habe, was für Spannungen innerhalb der Gruppe sorgte.[6]

Im Oktober 2006 wurde der Sunday Times ein nicht vertontes Al-Qaida-Video bekannt, in dem am 18. Januar 2000, vermutlich in einem afghanischen Trainingslager, Jarrah und Mohammed Atta zu sehen sind. In einer Szene liest Atta aus einem als Testament bezeichneten Dokument.[7]

Vor dem Attentat war Jarrah mit einer Medizinstudentin liiert. Er hielt sich während dieser Liaison über einen längeren Zeitraum in Bochum auf und lebte gemeinsam mit seiner Freundin in einem Studentenwohnheim. Im Laufe des Jahres 1999 heirateten Jarrah und seine Freundin nach islamischem Ritus in der Hamburger Al-Nour-Moschee.[8] Nach dem Attentat stellte der deutsche Verfassungsschutz Briefe Jarrahs an seine Freundin bzw. nach islamischem Rechtsverständnis Ehegattin sicher, aus denen sich zusätzlich zu bisherigen Ermittlungsergebnissen seine Beteiligung an den Anschlägen ergab.[9] In der Folge kam es auch zu Durchsuchungsmaßnahmen in Moscheen, die Jarrah in Bochum besucht hatte.

Am 23. November 2008 veröffentlichte der US-Fernsehsender MSNBC Ausschnitte aus einem Videoband, das Jarrah mehr als ein Jahr vor 9/11 zeigt, wie er von mutmaßlichen Al-Qaida-Instrukteuren dazu angeleitet wird, sein eigenes Propaganda-Märtyrer-Video zu drehen.[10]

Im Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Terry McDermott, Perfect Soldiers – The Hijackers: Who They Were, Why They Did It, HarperCollins 2005 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pressemitteilung des FBI National Press Office (Memento vom 1. Oktober 2001 im Internet Archive) vom 27. September 2001 (englisch), abgerufen am 13. Oktober 2009
  2. Die Terror-Codes: Das Pentagon war die „Kunstakademie“, Der Spiegel vom 13. September 2002, abgerufen am 16. Juli 2014
  3. 9/11 and Terrorist Travel – Staff Report of the National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States, Seite 173
  4. Radikal-islamische Missionierung. Im Auftrag des Herrn, Süddeutsche Zeitung vom 9. April 2012, abgerufen am 10. April 2012
  5. Dirk Baehr, Dschihadistischer Salafismus in Deutschland, in: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.), Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung, Bielefeld 2014, S. 231–249 (S. 233 ff.)
  6. vgl. diesen Artikel des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" aus dem Jahr 2004.
  7. Der letzte Wille der Todespiloten, NZZ Online, 1. Oktober 2006, abgerufen am 29. März 2019
  8. Terry McDermott, Perfect Soldiers – The Hijackers: Who They Were, Why They Did It, HarperCollins 2005, S. 78. Vgl. auch Oliver Schröm: Die Liebe des Terroristen, Die Zeit Nr. 38, 9. September 2004.
  9. Wilhelm Dietl, Carl Thalmann, Josef Hufelschulte: Ermittlung. In mörderischer Mission, Focus Nr. 47, 19. November 2001, abgerufen am 13. Oktober 2009
  10. An intimate look at one 9/11 hijacker (Flash-Video), MSNBC (englisch), abgerufen am 13. Oktober 2009

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ziad Jarrah – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien