Zsolt Balkanyi-Keller

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Zsolt Balkanyi-Keller (früher Zsolt Keller; auch Zsolt Balkanyi oder Zsolt Balkanyi-Guery; * 1975 in Budapest) ist ein Schweizer Historiker sowie Schuldirektor und einer der beiden ersten Armeeseelsorger der Schweiz.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1995/96 und 1999/2000 belegte Keller ein Studium der Theologie, Zeitgeschichte und Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg/Schweiz. 1998 war er dort Unterassistent am Institut für Ökumenische Studien und am Seminar für Dogmatik. Er war Lizentiat (lic. sc. rel.) im April 2000, seine Arbeit „Wohl wirkt die Kreuzigung Christi mit.“ Mt 27,25 in seiner Wirkungsgeschichte und in der neueren Auslegung erschien 2006 als Buch. Siegfried Weichlein hob in seiner Rezension in der NZZ hervor, dass mit der Arbeit ein „zentraler Referenzpunkt“ des katholischen Antisemitismus behandelt werde.[1]

Zwischen 2000 und 2002 wirkte Keller als Diplomassistent am Seminar für Dogmatik bei Johannes Baptist Brantschen. 2002 bis 2004 war er Lehrer für Geschichte und Religionslehre an der Kantonsschule Baden. Zwischen 1998 und 2004 war er ausserdem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (Dokumentationsstelle Jüdische Zeitgeschichte).

Vom Juli 2004 bis Ende Juli 2006 war Keller Diplomassistent bei Urs Altermatt am Lehrstuhl für allgemeine und schweizerische Zeitgeschichte an der Universität Freiburg/Schweiz. Seit August 2006 arbeitete Keller wieder als Lehrer und Prorektor an der Kantonsschule Baden.[2] Er erhielt ein Diplom „Höheres Lehramt“ (LDS II) im November 2008. Im Jahr 2010 wurde er mit der Dissertation Abwehr und Aufklärung. Antisemitismus und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund 1943–1960 an der Universität Zürich promoviert.[3]

Seit 2011 war Keller Assistent am Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel bei Jacques Picard.

Später wurde er Rektor der Neuen Kantonsschule Aarau, Direktor der Jüdischen Schule Noam in Zürich und jüdischer Armeeseelsorger.

Im Jahr 2014 war er bei einem orthodoxen Bet Din, gebildet von den Rabbinern Marcel Yair Ebel (ICZ, Zürich), Aron Müller (IKGB, Baden AG) und Yaron Nisenholz (IGB Basel) – alle drei Rabbiner sind vom israelischen Oberrabbinat akzeptiert und legitimiert –, zum Judentum übergetreten. Im Spätsommer des Jahres 2023 sorgte sein Fall für internationales Aufsehen, weil Balkanyi-Keller mit seiner Familie (er hatte zwischenzeitlich eine Jüdin geheiratet und mit ihr zwei jüdische Kinder) nicht gemäss Rückkehrgesetz nach Israel einwandern konnte, da das israelische Innenministerium den Giur ohne Angabe von Gründen nicht anerkannte. Selbst die Fürsprache von Pinchas Goldschmidt, dem Vorsitzenden der Europäischen Rabbinerkonferenz, konnte daran nichts ändern. Die Hintergründe blieben vollkommen unklar.[4]

Forschungsbereiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Blutruf (Mt 27,25). Eine schweizerische Wirkungsgeschichte 1900–1950. Mit einem Vorwort von Max Küchler. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-55328-5 (zugleich: Lizentiatsarbeit, Theologische Fakultät, Universität Freiburg/Schweiz, 1999, unter dem Titel: „Wohl wirkt die Kreuzigung Christi mit.“ Mt 27,25 in seiner Wirkungsgeschichte und in der neueren Auslegung; Digitalisat der BSB/MDZ).
  • Abwehr und Aufklärung. Antisemitismus in der Nachkriegszeit und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (= Veröffentlichungen des Archivs für Zeitgeschichte des Instituts für Geschichte der ETH Zürich. Bd. 6). Chronos, Zürich 2011, ISBN 978-3-03-401042-9 (zugleich: Dissertation, Philosophische Fakultät, Universität Zürich, 2010).[5][6]

Aufsätze, Herausgeberschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zsolt Keller, Patrick Zehnder: Vom konfessionellen Zeitalter zur kulturellen religiösen Vielfalt. In: Nicole Schwager, Hans Rudolf Stauffacher, Zsolt Keller (Hrsg.): Bildung und Gesellschaft. Zur Geschichte der Kantonsschule Baden 1961–2011. Hier + Jetzt, Baden 2011, ISBN 978-3-03919-217-5, S. 131–150.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siegfried Weichlein: Rezension zu Der Blutruf (Mt 27,25), in: NZZ, 13. Februar 2007.
  2. Dr. Zsolt Keller Prorektor (Memento vom 5. Dezember 2013 im Internet Archive), kanti-baden.ch
  3. Yvonne Domhardt: Zsolt Keller. Abwehr und Aufklärung. Antisemitismus in der Nachkriegszeit und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund. Rezension in: Freiburger Rundbrief. Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung. Freiburg, Jahrgang N.F. 19, 2012, Heft 2, S. 140–143. ISSN 0344-1385. Abgerufen am 24. November 2013.
  4. Hat die ICZ ein Giur-Problem? In: tachles, 29. September 2023
  5. Rezension: Urs Hafner: Diskret und perfid. Antisemitismus nach dem Krieg. In: Neue Zürcher Zeitung. 3. März 2011, abgerufen am 24. November 2013.
  6. Rezension: Thomas Metzger: Z. Keller: Abwehr und Aufklärung. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte. Bd. 61, Nr. 2, 2011, S. 260 f.