Fomepizol

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Strukturformel
Struktur von Fomepizol
Allgemeines
Freiname Fomepizol
Andere Namen
Summenformel C4H6N2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7554-65-6
EG-Nummer 231-445-0
ECHA-InfoCard 100.028.587
PubChem 3406
ChemSpider 3289
DrugBank DB01213
Wikidata Q416410
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AB34

Wirkstoffklasse

Antidot

Wirkmechanismus

kompetitive Hemmung der Alkoholdehydrogenase

Eigenschaften
Molare Masse 82,10 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

0,99 g·cm−3 (bei 20 °C)[1]

Schmelzpunkt

15,5–18,5 °C[2]

Siedepunkt

204–205 °C (97,3 kPa)[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338[3]
Toxikologische Daten

534 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Fomepizol ist ein Gegengift (Antidot), das zur Behandlung von akuten Vergiftungen (Intoxikationen) mit Ethylenglycol verwendet wird.[5] Seit 2013 steht es auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO.

Fomepizol ist ein kompetitiver Hemmstoff der Alkoholdehydrogenase. Die Alkoholdehydrogenase (ADH) ist ein Enzym, das die Reaktion von Alkoholen zu den entsprechenden Aldehyden, als auch die Rückreaktion katalysiert. In alkoholischen Getränken enthaltener Alkohol (Ethanol) wird mit Hilfe von Alkoholdehydrogenase zu Acetaldehyd abgebaut. Andere Alkohole werden durch Alkoholdehydrogenase dagegen in giftige Abbauprodukte verwandelt: Methanol zu Formaldehyd, Ethylenglycol zu Glycolaldehyd, Propylenglycol zu Lactaldehyd und Isopropanol zu Aceton. Die Affinität von Fomepizol zur Alkoholdehydrogenase ist im Vergleich zu Ethanol etwa 500 bis 1000-mal höher. Daher kann die Alkoholdehydrogenase durch Fomepizol bei erheblich niedrigeren Konzentrationen komplett gehemmt werden. Obwohl Fomepizol auch bei oraler Einnahme wirksam ist, ist es zum Einsatz in der Medizin nur in Form einer parenteralen Infusionslösung zugelassen,[6] da die Dosierung so besser steuerbar ist. Außerdem kann Fomepizol auf diese Weise auch bewusstlosen Patienten gegeben werden.

Fomepizol hat ein Verteilungsvolumen von 0,6 bis 1,0 l/kg. Die Proteinbindung ist gering. Fomepizol wird durch Abbau in der Leber (hepatische Metabolisierung) und Ausscheidung über die Nieren (renale Exkretion) entfernt.

Laut Fachinformation ist Fomepizol in Deutschland nur zur Behandlung der akuten Intoxikation durch Ethylenglycol zugelassen. In den USA besteht zusätzlich eine Zulassung zur Behandlung der Intoxikation mit Methanol. Außerhalb der Zulassung wurde Fomepizol auch zur Behandlung der Intoxikation mit Diethylenglycol eingesetzt (Off-Label-Use). Fomepizol wird durch Dialyse entfernt. Bei gleichzeitiger Dialysebehandlung ist daher eine Anpassung der Dosis erforderlich. In Tschechien wurde Fomepizol bei Methanolvergiftung erfolgreich eingesetzt.[7]

Vorteile von Fomepizol (im Vergleich zur Behandlung mit Ethanol als Antidot) sind:

  • die hohe Affinität zur Alkoholdehydrogenase,
  • die Wirksamkeit bereits bei geringen Serum-Konzentrationen,
  • nur minimale Nebenwirkungen,
  • kein Effekt auf die mentale Aktivität, was die Beurteilung des klinischen Verlaufs erleichtert,
  • eine Überwachung (Monitoring) der Blutspiegel ist nicht erforderlich,
  • eine Behandlung auf Intensivstation ist nicht zwingend erforderlich,
  • die Serum-Osmolalität wird nicht beeinflusst, so dass diese zur Überwachung der Konzentration toxischer Alkohol-Spiegel eingesetzt werden kann.

Nachteile von Fomepizol sind,

  • dass es nicht überall sofort zum Einsatz vorhanden ist,
  • der hohe Preis (945 € für 5 × 20 ml),
  • dass es nur in einer intravenösen Zubereitung erhältlich ist,
  • dass es in Deutschland formal nur zur Behandlung der Ethylenglycol-Intoxikation, nicht aber zur Behandlung von Intoxikationen mit anderen Alkoholen zugelassen ist.
  • Kraut, Jeffrey A., Kurtz, Ira: Toxic Alcohol Ingestions: Clinical Features, Diagnosis, and Management. In: Clin J Am Soc Nephrol. Nr. 3, 2008, S. 208–225 (Abstract).

Einzelnachweise

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  1. Datenblatt Fomepizol bei Alfa Aesar, abgerufen am 15. Dezember 2010 (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. a b The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; ISBN 978-0-911910-00-1.
  3. a b Datenblatt Fomepizole bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 2. April 2011 (PDF).
  4. Eintrag zu Fomepizole in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. Brigitte Gensthaler, Kerstin Gräfe: Fomepizol, Galsulfase und Rotigotin. Artikel in der Pharmazeutischen Zeitung, Ausgabe 14/2006.
  6. Battistella M: Fomepizole as an antidote for ethylene glycol poisoning. In: Ann Pharmacother. 36. Jahrgang, Nr. 6, Juni 2002, S. 1085–1089, PMID 12022913.
  7. Rob Cameron: Norwegian doctor brings hope - and antidote - to methanol poison victims. Radio Prague, 14. September 2012, abgerufen am 15. September 2012 (englisch).

Antizol (CDN, USA), Fomepizole OPi (D)