Advanced Trainlab

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Advanced TrainLab)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Advanced Trainlab (Juni 2022)

Als Advanced Trainlab (Eigenschreibweise: advanced TrainLab; abgekürzt als aTL) bezeichnet die Deutsche Bahn zwei[1] Triebzüge der Baureihe 605, die als Versuchsträger für Technologien dienen.[2] Sie „sollen der gesamten Bahnbranche für Experimente zur Verfügung stehen und jenes Spektrum an Versuchen innovativer Technologien abbilden, das mit den regulären Zügen im Personen- oder Güterverkehr der DB nicht möglich ist“.[3]

Ein Advanced Trainlab mit Sensorik am Endwagen
Die Projektpartner des Advanced Trainlab
Ein Advanced Trainlab im Hauptbahnhof Potsdam

Mit dem aTL bietet der Technikbereich der DB eine Plattform zur Erprobung von Technologien. Sie besteht aus zwei 200 km/h schnellen dieselelektrischen Triebzügen der Baureihe 605 (605 017, 605 019), die bis 2017 als Intercity-Express-Züge im Personenfernverkehr im Einsatz waren.

In ihrem Inneren wurden einige Sitzreihen ausgebaut, um Platz für Messtechnik zu schaffen.[3] Die Züge sind mit zahlreichen Antennen und Sensoren sowie einem Datennetzwerk ausgestattet, u. a. einem Referenz-Inertialmesssystem[4]. Außerdem wurde der 605 017 mit einer Sensorik zur Hinderniserkennung und einer Plattform auf dem Dach des Zuges zur flexibleren Anordnung sowie Montage und Demontage von Antennen ausgerüstet.

Neben den Zugbeeinflussungssystemen Punktförmige Zugbeeinflussung und Linienförmige Zugbeeinflussung wurde 605 019 zu Erprobungszwecken zusätzlich mit dem European Train Control System ausgerüstet.[3] Die Züge dienen auch für Tests von Mobilfunksystemen wie dem zukünftigen Bahnbetriebsfunk FRMCS.[5]

Im Gegensatz zu ihrem ursprünglichen Intercity-Express-Design wurden an den Fahrzeugen der rote Streifen durch einen grauen ersetzt und auf der Fensterfront der Endwagen der Schriftzug „advanced TrainLab“ aufgeklebt.

Advanced Trainlab am 6. Dezember 2018 in Berlin-Ostkreuz
Advanced Trainlab auf dem Markersbacher Viadukt am 9. September 2021 auf der Bahnstrecke Annaberg-Buchholz–Schwarzenberg

Die beiden Fahrzeuge waren bis 2017 im Personenfernverkehr im Einsatz und wurden nach der Einstellung ihres kommerziellen Betriebes in Mukran auf der Insel Rügen abgestellt.[2] Ende März 2018 wurden sie dann von dort in das Werk der MSG Maschinenbau und Service GmbH Ammendorf überführt. Die Fahrzeughalterschaft wurde zum 1. September 2018 der DB Systemtechnik übertragen. Der MSG obliegt die Fahrzeuginstandhaltung.

Am 20. Dezember 2018 fand mit dem mit rund 200 Fachleuten vollbesetzten 605 X17 eine Präsentationsfahrt durchs Erzgebirge statt. Zahlreiche Schaulustige säumten die Strecke.[6]

Vom 14. bis 25. Oktober 2019 wurde der Zug für Adhäsionsmessfahrten in der Prignitz eingesetzt.[7]

Am 18. November 2020 verunfallte der Zug bei einer Fahrt gegen einen Prellbock in Berlin-Nikolassee.[8]

Anfang 2021 wurden Testfahrten auf der Berliner Goerzbahn als Strecke zur Objekt- und Hinderniserkennung in einem städtischen Umfeld erprobt.[9]

Ein weiterer Triebzug (5519[6]) diente zunächst als Reservefahrzeug, dessen Umrüstung war im August 2020[10] im Gang. Nach anderen Angaben[11] wurde der Triebzug vorgehalten und sollte bei ausreichender Nachfrage betriebsfähig hergerichtet werden. Der Triebzug wurde Mitte 2021 fertiggestellt,[12] auf ihm wurde im August 2021 mit der Erprobung einer ETCS-Ausrüstung von Stadler begonnen.[13]

Am 17. Mai 2023 entgleiste der 605 017 auf einer Fahrt ins lokale Ausbesserungswerk im Stadtgebiet von Halle (Saale).[14]

Commons: Advanced TrainLab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Baureihe 605. In: Lok-Report. Nr. 11, 2021, ISSN 0344-7146, S. 24.
  2. a b Tobias Fischer, Chantal Radü: Das advanced TrainLab ist Versuchsträger für innovative Technologien. In: ZEVrail. Band 145, Nr. 4, 2021 (zevrail.de [abgerufen am 27. Juni 2022]).
  3. a b c Das schnellste Labor auf Schienen. Deutsche Bahn, abgerufen am 27. Juni 2022.
  4. Edgar v. Hinüber: Railway Surveying, Train Geo-Locationing, Train Integrity Monitoring. In: www.imar-navigation.de. 6. Mai 2023, abgerufen am 21. Januar 2024 (englisch).
  5. Spitzenforschung im Erzgebirge: DB und TU Chemnitz vervollständigen 5G-Infrastruktur im „Digitalen Testfeld Bahn“. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, 8. Februar 2024, abgerufen am 9. Februar 2024.
  6. a b ICE-TD fährt ins Erzgebirge. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 2, Februar 2019, ISSN 1421-2811, S. 73.
  7. ICE-TD in der Prignitz. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 12, Dezember 2019, ISSN 1421-2811, S. 611.
  8. DB-Baureihen. In: Lok Magazin. Nr. 1, Januar 2021, ISSN 0458-1822, S. 22.
  9. Ein ICE in Lichterfelde: DB-Versuchszug fährt auf der Berliner Goerzbahn. Deutsche Bahn, 12. Februar 2021, abgerufen am 19. Mai 2023.
  10. „Digitales Testfeld Bahn“ wird ausgebaut: Neue Fahrzeuge, neue Infrastruktur. In: Rail Business. Nr. 33, 10. August 2020, ISSN 1867-2728, ZDB-ID 2559332-8.
  11. Zerlegung in Opladen. In: Eisenbahn-Kurier. Nr. 5, April 2021, ISSN 0170-5288, S. 16.
  12. Stadler liefert ETCS für DB-Fahrzeuge. In: Der Eisenbahningenieur. Band 72, Nr. 10, Oktober 2021, ISSN 0013-2810, S. 59 f.
  13. Probefahrten für Netzzugang von Stadlers ETCS-Bordsystem Guardia. In: Bahnblogstelle. 29. August 2021, archiviert vom Original am 29. August 2021; abgerufen am 19. Mai 2023.
  14. Enrico Seppelt: ICE-Versuchszug „Advanced Train Lab“ in Halle entgleist. In: Du bist Halle. 17. Mai 2023, abgerufen am 17. Mai 2023.