Alfa Romeo Tipo B

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Alfa Romeo Tipo B

Konstrukteur: Vittorio Jano
Vorgänger: Alfa Romeo P2
Nachfolger: Alfa Romeo 8C-35 Tipo C
Technische Spezifikationen
Chassis: Holme und Querstreben aus gepresstem Stahlblech mit „C“-Querschnitt
Motor: 8-Zylinder-Reihenmotor
mit 2654 bis 3822 cm³
Roots-Kompressor
Länge: 3840 mm
Breite: 1375 mm
Höhe: 1165 mm
Radstand: 2642 mm
Gewicht: 680 bzw. 750 kg
Benzin: Benzin
Statistik
Fahrer: siehe Punkt „Fahrer“
Starts Siege Poles SR
46
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Alfa Romeo Tipo B war ein einsitziger Grand-Prix-Rennwagen, den Alfa Romeo zwischen 1932 und 1936 baute und einsetzte. Das von Vittorio Jano entworfene Fahrzeug basierte auf den Alfa-Romeo-8C-Modellen.[1] Der Wagen war Alfa Romeos zweiter Einsitzer nach dem Tipo-A-Monoposto (1931).[2] Er übernahm einige Komponenten des früher sehr erfolgreichen Alfa Romeo P2, was in der Presse und unter Motorsport­interessierten zu der inoffiziellen Bezeichnung „P3“ führte. Dank der zahlreichen Siege, die unter anderem von Tazio Nuvolari und Achille Varzi errungen wurden, gilt er als eines der besten Wettbewerbsautos, die jemals gebaut wurden.[3][4]

Entwicklung und Technik

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Alain de Cadenet in seinem Alfa Romeo P3 beim Oldtimer-Grand-Prix (Nürburgring) 1977
Motor des Alfa P3 B in Bi-Block-Bauweise

Während seiner Einsatzzeit durchlief der Tipo B zwei Entwicklungsstufen:

Die Aufgabe Vittorio Janos und seines Teams war es, ein konkurrenzfähiges Auto zu entwickeln, das die Gewichts­probleme des noch eingesetzten 8C 2300 „Monza“ und die Komplikationen des Tipo A beheben sollte.

Das Chassis mit Längsholmen und Querträgern aus gepressten stählernen C-Profilen, abgeleitet von dem des Tipo A, wurde dem Reglement angepasst und modifiziert, um den neuen Motor aufzunehmen. Diese Version des Motors hatte einen größeren Hubraum von 2654 cm³ (Bohrung × Hub: 65 × 100 mm) als der aufgeladene Reihenachtzylindermotor des 8C 2300 „Monza“. Er war zu seiner Zeit fortschrittlich, mit einem in zwei Hälften mit jeweils vier Zylindern geteilten Zylinderblock und -kopf aus Leichtmetall. Jano teilte den Block, um die Torsionsschwingungen der Kurbelwelle und Nockenwellen zu verringern, indem er alle Nebenantriebe in der Mitte der Kurbelwelle anordnete: den Antrieb der Nockenwellen, seitlich den Antrieb der Aufladegebläse und gegenüber auf der Auspuffseite den Antrieb der Pumpen für Öl und Kühlwasser. Das Kurbelgehäuse war einteilig. Der Motor hatte Trockensumpfschmierung, zwei Roots-Kompressoren und zwei Weber-Vergaser, Magnetzündung und Wasserkühlung. Er leistete 215 PS bei 5600/min.

Das Vierganggetriebe und die Lamellenkupplung waren mit dem Motor verblockt.

Die Starrachsen vorn und hinten waren mit halbelliptischen Blattfedern geführt. Als Dämpfer wurden Reibungsdämpfer verwendet (hintere Federn und Dämpfer doppelt). Die Trommelbremsen wurden mechanisch betätigt. Eine Neuheit des Typs B P3 war die Platzierung des Differentials unmittelbar hinter dem Schaltgetriebe. Von dort wurde die Leistung über Kegelradpaare mit zwei diagonal angeordneten Wellen auf die Hinterräder übertragen. Durch das weiter vorn liegende Differential verringerten sich die ungefederten Massen und die Last auf der Hinterachse. Dadurch sollte die Tendenz zum Übersteuern verringert werden.

Dieser 700 kg schwere Einsitzer mit seiner einfachen, stromlinienförmigen Karosserie erreichte 225 km/h.

Für die Saison 1934 wurde das Grand-Prix-Reglement in einigen Punkten geändert: Das Höchstgewicht der Fahrzeuge mit Rädern, aber ohne Treibstoff, Öl, Kühlwasser und Reifen war auf 750 kg festgesetzt. Die Karosserie musste mindestens 865 mm breit sein. Um diese geforderte Breite zu erzielen, wurden (ähnlich wie beim Maserati 8CM) einige Bleche angeschweißt, die aber nicht zu einer Steigerung der Konkurrenzfähigkeit beitrugen.

Motor und Getriebe wurden verändert: Eine auf 68 mm vergrößerte Bohrung ergab einen Gesamthubraum von 2905 cm³ und eine Endleistung von 255 PS bei 5400/min. Das Getriebe wurde modifiziert, indem der 1. Gang weggelassen und die restlichen 3 Gänge länger übersetzt wurden. Der Luftfahrtingenieur Cesare Pallavicino hatte nach einer langen Reihe von Tests auf der Autostrada dei Laghi auch eine aerodynamisch günstigere Version des Tipo B für schnelle Strecken entwickelt.

1935 setzte die Scuderia Ferrari eine aktualisierte Version des Alfa Romeo Tipo B ein, deren Hubraum zunächst auf 3165 cm³ (Bohrung × Hub: 77 × 100 mm) und dann auf 3822 cm³ erhöht wurde, um die Leistung auf 265 PS bei 5400/min zu steigern. Dies ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h. Der Wagen erhielt hydraulisch betätigte Trommelbremsen, doppelte hydraulische Stoßdämpfer und geschobene viertelelliptische Ausleger-Blattfedern an der starren Hinterachse. Die Fahrzeuge von Nuvolari und Chiron hatten außerdem eine unabhängige Vorderradaufhängung mit geschobenen Schwingen (Dubonnet-Federung).

Schon beim ersten Rennen des Tipo B/P3 am 5. Juni 1932 beim 10. Großen Preis von Italien siegte Tazio Nuvolari in Monza. Die Saison wurde mit sechs weiteren Siegen für Alfa Romeo fortgesetzt, darunter die wichtigsten Grands Prix der damaligen Zeit, nämlich die von Frankreich und Deutschland (auf dem Nürburgring). Der zweite Fahrer war der Deutsche Rudolf Caracciola.[3] Dank dieser Erfolge gewann Alfa Romeo mit Nuvolari die Internationale Automobilmeisterschaft, die in diesem Jahr auf den Grands Prix von Italien, Frankreich und Deutschland basierte.

1933 wurde das WerksteamAlfa Corse“ wegen der finanzieller Probleme von Alfa Romeo geschlossen. Die direkte Teilnahme an Wettbewerben wurde folglich ausgesetzt. Das gesamte Rennmaterial von Alfa Romeo wurde an die Scuderia Ferrari in Modena übergeben, die die Rennwagen seit 1929 vorbereitet und eingesetzt hatte. In diesem Jahr nahm der Tipo B an den ersten 25 Wettbewerben nicht teil und trat erst im August wieder an. Er gewann sechs der verbliebenen elf Rennen, darunter die Grands Prix von Italien und Spanien.

Der Tipo B P3 „Aerodinamica“ wie er auf der AVUS eingesetzt wurde

Zu Beginn der Saison 1934 hatte Alfa Romeo eine gute Serie von Siegen in Monaco, Alessandria, dem Grand Prix von Tripolis und der Targa Florio sowie, mit der stromlinienförmigen Version, auf der AVUS in Berlin.[5] Beim Grand Prix von Frankreich erzielte der P3 einen Hattrick mit Luis Chiron als Erster, Achille Varzi als Zweiter und Guy Moll als Drittplatzierter. Nach diesem Erfolg übernahmen jedoch die moderneren und fortschrittlicheren Konstruktionen des Mercedes-Benz W 125 und des Auto Union Typ A, die inzwischen standfest und zuverlässig waren, durch den Gewinn der anderen vier großen Wettbewerbe der europäischen Saison die Führung, sodass der P3 nur noch bei weniger prestigeträchtigen Rennen Siege erzielte. Insgesamt gewann P3 jedoch 18 der 35 für diese Saison ausgeschriebenen Rennen.

1935 war die technische Überlegenheit der deutschen Autos deutlich zu spüren. Trotzdem erzielte der Tipo B einen letzten großen Erfolg: Beim Großen Preis von Deutschland gab Nuvolari dem , „alten“ P3 den Vorzug gegenüber dem zwar neu entwickelten, aber inzwischen bereits technisch „überholten“ Bimotore 16C. Zur Überraschung der 300.000 Zuschauer, darunter zahlreiche Parteigrößen der NSDAP, überquerte der P3 als Erster die Ziellinie.[3] Dank seiner Vielseitigkeit und Agilität gewann der Tipo B noch 16 von 39 Rennen in der Saison 1935.

Zur Mille Miglia 1935 meldete die Scuderia Ferrari neben den Autos des vergangenen Jahres auch einen Tipo B P3, der für die Teilnahme an dem Straßenrennen modifiziert werden musste. Auf Basis eines Autos mit einem 2654-cm³-Motor von 220 PS bei 5500/min wurde ein schmaler Zweisitzer mit nach rechts versetzter Lenkung, Kotflügeln, Dynamo, Batterie, Scheinwerfern, Elektrostarter und Reserverad geschaffen, also mit allem, was ein Auto Mitte der 1930er-Jahre für eine Straßenzulassung benötigte. Der Wagen wurde dem Fahrer Carlo Maria Pintacuda anvertraut, der den Marquis Alessandro Dalla Stufa als Beifahrer auswählte. Marqui Dalla Stufa war ein Mann von so zierlichem Körperbau, dass er in dem engen, offenen Cockpit einigermaßen bequem zu sitzen konnte. Das Duo gewann das Rennen mit über 40 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 114,72 km/h.

1936 wurde das gleiche Auto für die Mille Miglia von Clemente Biondetti gefahren, der es hinter drei neuen Alfa Romeo 8C 2900 auf den vierten Rang platzierte.[6]

Historische Bilder

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Der Tipo B wurde während seiner Einsatzzeit von einer Vielzahl namhafter internationaler Piloten gefahren:

Jahr Datum Rennen Strecke Fahrer Informationen
1932 05.06. Italien 1861 Großer Preis von Italien Autodromo di Monza Italien 1861 Tazio Nuvolari Statistik
03.07. Dritte Französische Republik Großer Preis des ACF Circuit de Reims-Gueux Italien 1861 Tazio Nuvolari Statistik
17.07. Deutsches Reich Großer Preis von Deutschland Nürburgring Deutsches Reich Rudolf Caracciola Statistik
31.07. Italien 1861 Coppa Ciano Circuito di Montenero Italien 1861 Tazio Nuvolari --
14.08. Italien 1861 Coppa Acerbo Circuito di Pescara Italien 1861 Tazio Nuvolari --
11.09. Italien 1861 Gran Premio di Monza Autodromo di Monza Deutsches Reich Rudolf Caracciola --
1933 15.08. Italien 1861 Coppa Acerbo Circuito di Pescara Italien 1861 Luigi Fagioli Statistik
20.08. Dritte Französische Republik Grand Prix du Comminges Circuit du Comminges Italien 1861 Luigi Fagioli Statistik
27.08. Dritte Französische Republik Grand Prix de Marseille Circuit de Miramas Monaco Louis Chiron Statistik
10.09. Italien 1861 Großer Preis von Italien Autodromo di Monza Italien 1861 Luigi Fagioli Statistik
17.09. Tschechoslowakei Großer Preis der Tschechoslowakei Masaryk-Ring Monaco Louis Chiron Statistik
24.09 Spanien Zweite Republik Großer Preis von Spanien Circuito Lasarte Monaco Louis Chiron Statistik
1934 02.04. Monaco Großer Preis von Monaco Circuit de Monaco Dritte Französische Republik Guy Moll Statistik
22.04. Italien 1861 Gran Premio di Alessandria Circuito Pietro Bordino Italien 1861 Achille Varzi
06.05. Italien 1861 Gran Premio di Tripoli Autodromo della Mellaha Italien 1861 Achille Varzi
20.05. Dritte Französische Republik Großer Preis von Marokko Circuit d’Anfa Monaco Louis Chiron
20.05. Italien 1861 Targa Florio Piccolo circuito delle Madonie Italien 1861 Achille Varzi
27.05. Deutsches Reich Internationales Avus Rennen AVUS Dritte Französische Republik Guy Moll
02.06. Isle of Man Mannin Moar Douglas Circuit Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Lewis
03.06. Schweiz Großer Preis von Montreux Montreux Italien 1861 Carlo Felice Trossi
03.06. Spanien Zweite Republik Gran Premio de Penya Rhin Circuit de Montjuïc Italien 1861 Achille Varzi
01.07. Dritte Französische Republik Großer Preis von Frankreich Autodrome de Linas-Montlhéry Monaco Louis Chiron Statistik
08.07. Dritte Französische Republik Grand Prix de la Marne Circuit de Reims-Gueux Monaco Louis Chiron
15.07. Dritte Französische Republik Großer Preis von Vichy Vichy Italien 1861 Carlo Felice Trossi
22.07. Italien 1861 Coppa Ciano Circuito di Montenero Italien 1861 Achille Varzi
19.08. Dritte Französische Republik Grand Prix de Nice Circuit de la Promenade des Anglais Italien 1861 Achille Varzi
26.08. Dritte Französische Republik Grand Prix du Comminges Circuit du Comminges Italien 1861 Gianfranco Comotti
02.09. Italien 1861 Circuito di Biella Biella Italien 1861 Carlo Felice Trossi
1935 24.02. Dritte Französische Republik Grand Prix de Pau Circuit de Pau-Ville Italien 1861 Tazio Nuvolari
19.05. Italien 1861 Circuito di Bergamo Bergamo Italien 1861 Tazio Nuvolari
09.06. Italien 1861 Circuito di Biella Biella Italien 1861 Tazio Nuvolari
30.06. Dritte Französische Republik Grand Prix de Lorraine Nancy Monaco Louis Chiron
07.07. Dritte Französische Republik Grand Prix de la Marne Circuit de Reims-Gueux Dritte Französische Republik René Dreyfus
21.07. Dritte Französische Republik Grand Prix de Dieppe Circuit de Dieppe Dritte Französische Republik René Dreyfus
21.07. Italien 1861 Circuito di Varese Varese Italien 1861 Vittorio Belmondo
28.07. Deutsches Reich NS Großer Preis von Deutschland Nürburgring Italien 1861 Tazio Nuvolari Statistik
04.08. Dritte Französische Republik Grand Prix du Comminges Circuit du Comminges Dritte Französische Republik Raymond Sommer
04.08. Italien 1861 Coppa Ciano Circuito di Montenero Italien 1861 Tazio Nuvolari, Italien Mario Tadini
18.08. Dritte Französische Republik Grand Prix de Nice Circuit de la Promenade des Anglais Italien 1861 Tazio Nuvolari
05.10. Vereinigtes Konigreich Großer Preis von Donington Donington Park Vereinigtes Konigreich Richard Shuttleworth
06.10. Italien 1861 Coppa della Sila Cosenza Italien 1861 Antonio Brivio
19.10. Vereinigtes Konigreich Mountain Championship Brooklands Vereinigtes Konigreich Richard Shuttleworth
13.-14.04. Italien 1861 Mille Miglia von Brescia nach Rom und zurück Italien 1861 Carlo Maria Pintacuda, Italien 1861 Alessandro dalla Stufa Statistik

Alfa Romeo P3 im Museum und aktuelle Einsätze (Galerie)

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Auf die Motorhaube des P3, mit dem er den Großen Preis von Deutschland am 28. Juli 1935 gewann, ließ Tazio Nuvolari das Motto „Donne e Motori, Gioie e Dolori“ (Frauen und Motoren, Freuden und Leiden) malen, kombiniert mit dem Bild einer Schildkröte, das Gabriele D’Annunzio ihm geschenkt hatte.[7]

Commons: Alfa Romeo Tipo B – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Grand Prix Cars - Alfa Romeo P3. 13. September 2007, archiviert vom Original am 13. September 2007; abgerufen am 20. Juni 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ddavid.com
  2. 1931 Alfa Romeo Tipo A Monoposto - Images, Specifications and Information. Abgerufen am 20. Juni 2020 (englisch).
  3. a b c 1932 - 1935 Alfa Romeo Tipo B P3 Monoposto - Images, Specifications and Information. Abgerufen am 20. Juni 2020 (englisch).
  4. Maurizio Tabucchi, Alfa Romeo 1910 - 2010, Seite 88, Milano, Giorgio Nada Editore, 2010, ISBN 978-88-7911-502-5 (italienisch)
  5. 1934 Alfa Romeo Tipo B Aerodynamica - Images, Specifications and Information. Abgerufen am 21. Juni 2020 (englisch).
  6. Millie Miglia 1936 (englisch)
  7. The Roaring Thirties bei den Vintage Race Days 2016. 30. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Juni 2020; abgerufen am 21. Juni 2020.