Anthonie Cornelis Oudemans

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Varroa jacobsoni Oudemans 1904, Zeichnung von Oudemans, aus Sammlung Oudemans.
Weibliche Milbe Laelaps hilaris Koch, Zeichnung von Oudemans, aus Sammlung Oudemans.
Weibliche Süßwassermilbe Piona nodata O.F. Müller, aus Sammlung Oudemans.

Anthonie (Antoon) Cornelis Oudemans Jzn. (* 12. November 1858 in Batavia (heute: Jakarta); † 14. Januar 1943 in Arnhem) war ein niederländischer Zoologe und Begründer der Kryptozoologie mit dem Autorennamen Oudemans,[1][2][3][4] früher auch mit dem Autorenkürzel Oudms.[5]

Geboren wurde Oudemans in Batavia (Niederländisch-Indien), das heute Jakarta heißt, als Sohn des niederländischen Astronomen Jean Abraham Chrétien Oudemans und als Enkel des niederländischen Lehrers, Poeten und Philosophen Anthonie Cornelis Oudemans (1798–1874), nach dem er auch benannt wurde.[1] Seine Onkel waren der Botaniker und Mykologe Corneille Antoine Jean Abraham Oudemans (1825–1906), später als Cornelis Antonie Jan Abraham Oudemans bekannt, mit dem Autorenkürzel Oudem und der Chemiker, Hochschuldirektor und Mitherausgeber einer Fachzeitschrift Antoine Corneille Oudemans (1831–1895).[1][6] Sein Neffe war der niederländische Entomologe Johannes Theodorus Oudemans (1862–1934) u. a. Präsident der Niederländischen Entomologischen Vereinigung (Nederlandse Entomologische Vereniging).[1] Er benutzte zur besseren Unterscheidung seiner Person von namensgleichen/-ähnlichen Familienmitgliedern das patronyme Kürzel „Jzn“ (für Jeanzoon, zu deutsch: Sohn von Jean) in seinen Publikationen.[7] Er heiratete am 12. Mai 1887 in Zutphen Frau Helena Johanna van de Velde (* 22. März 1852 in Zutphen; † 1. Juni 1918 in Arnhem). Nach ihrem Tod ging er am 19. August 1919 in Arnhem seine zweite Ehe mit Aletta Amelia Louise Pilgrim (* 10. Oktober 1869 in Arnhem; † 30. September 1920 in Renkum) ein, die bereits nach 14 Monaten verstarb. Beide Ehen blieben kinderlos.

Danach lebte er 22 Jahre mit der unverheirateten Erdkundelehrerin J. B. Bruyn zusammen, die ihm die Haushaltsführung abnahm, wodurch er weiterhin wissenschaftlich forschen und publizieren konnte.[1] In der Freizeit und als Pensionär veröffentlichte er etliche Artikel und Bücher mit Schwerpunkt Acarologie und Kryptozoologie.

Seine Dissertation von 1885 schrieb er über Schnurwürmer.[7] Im Jahr 1886 wurde er Direktor der Zoölogisch-Botanisch Genootschap te 's-Gravenhage und war damit Direktor des Den Haager zoologischen Gartens De Haagse Dierentuin.[1][8] Er war der letzte wissenschaftlich vorgebildete Direktor des Zoos.[8] Durch seine Forschungsarbeit zu Berichten über Riesenseeschlangen, die bis dahin nur als Seemannsgarn betrachtet wurden, litt sein Ruf als ernsthafter Wissenschaftler.[9] Wegen Meinungsverschiedenheiten verließ er den Posten und wurde 1895 Biologielehrer an einem Gymnasium der friesischen Stadt Sneek.[1][8] Schon im Jahr darauf, 1896, wurde er Lehrer an einer Hogereburgerschool in Arnhem, an der er selber als Schüler lernte, und verließ sie mit der Pensionierung 1927.[1] Einer seiner Schüler im Fach Naturgeschichte war der spätere Zeichner Maurits Cornelis Escher, auf dessen Sympathie er zählen konnte.[10]

Oudemans gelang die Entdeckung, Sortierung und Erstbeschreibung von 194 Gattungen der Milben, 731 Arten von Milben und weiteren zoologischen Taxa,[2] beispielsweise die Gattung Varroa Oudemans, 1904, die Milbe Varroa jacobsoni Oudemans, 1904, mit der die invasive Varroamilbe lange Zeit verwechselt wurde, und der Schopfmangabe Lophocebus aterrimus (Oudemans, 1890) (Synonym: Cercopithecus aterrimus Oudemans, 1890).[1][8][11]

Oudemans veröffentlichte 584 Publikationen auf Niederländisch, Englisch, Deutsch und Französisch.[1][2] Er erforschte ausgiebig die Milben (Acari), zu denen er 322 Publikationen schrieb und eine große Sammlung von Präparaten nebst selbst gezeichneten Illustrationen anlegte.[2][12] Die längste Artikelserie umfasste etwa 110 Artikel, erschienen in Entomologische Berichten.[1] Ab 1926 veröffentlichte er ein mehrbändiges circa 5.000 Seiten umfassendes Werk zur kritischen Betrachtung der Quellen und wissenschaftlichen Beschreibungen zu Milben von 850 v. Chr. bis 1850.[1][13] Bis er nicht mehr schreiben konnte, arbeitete er am unveröffentlichten vierten Teil der Reihe und verfasste Artikel mit neuen Erkenntnissen zu Milben.[2]

Des Weiteren forschte er zu Tieren, über die es wenig Informationen oder nur Augenzeugenberichte fachfremder Personen gab.[8] Dazu bewegte er sich auf dem Gebiet der heutigen Kryptozoologie und wird als Begründer oder Mitbegründer dieses Forschungszweiges gesehen.[14]

1892 erschien seine auf Englisch verfasste Publikation The Great Sea Serpent, eine wissenschaftliche Studie zu den Berichten über Sichtungen von Riesenseeschlangen in allen Ozeanen.[8] Oudemans schloss, dass solche Lebewesen möglicherweise eine bislang unbekannte längliche Robbe wären, für die er den Namen Megophias megophias verwendete.[8][15][16] Die Rezeption dieser Idee in der Wissenschaft beschrieb die Londoner The Times als respektvoll, aber kalt.[8][14]

Diese Veröffentlichung schadete der Reputation der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft von Den Haag und dem zoologischen Garten, denen er als Direktor vorstand,[8] und schadete auch seiner wissenschaftlichen Karriere.[9] Später wies der 'Vater der Kryptozoologie' Bernard Heuvelmans darauf hin, dass das Buch The Great Sea Serpent die Wurzel des akademischen Forschungsgebietes Kryptozoologie gewesen sei.[3][4]

Mit dem 1917 publizierten Buch Dodo-studiën gelang ihm eine ausführliche Zusammenfassung der Quellen und Berichte über den im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Dodo, die er auch kommentierte.[17]

Im Jahr 1933 veröffentlichte er ein dünnes Buch über das Ungeheuer von Loch Ness.[8][18] Darin vermutete er, dass das damals neuerlich beobachtete Wesen eine verwandte Art der mysteriösen Seeschlange Megophias megophias sei.[8][18]

Er war Mitglied der Nederlandsche Phytopathologische Vereeniging (deutsch: Niederländische Phytopathologische Gesellschaft), heute bekannt als Koninklijke Nederlandse Plantenziektekundige Vereniging (KNPV, deutsch: Königlich Niederländische Pflanzenpathologische Gesellschaft).[19]

Im Jahr 1942 bot er dem Rijksmuseum van Natuurlijke Historie (Vorläufer von Museum Naturalis) seine bedeutende Sammlung von Milben (Acari) an.[12] Die Sammlung umfasst 5981 Objektträger, auf denen 1316 Arten festgehalten sind.[12] Nach seinem Tod im Jahr 1943 vererbte er dem Museum auch alle seine Zeichnungen zu Milben.

Werke (Auswahl)

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  • Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Eerste gedeelte : 850 v. Chr. – 1758. Brill, Leiden 1926, 500 Seiten[1][2][20]
  • Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Tweede gedeelte : 1759–1804. Brill, Leiden 1929, 1097 Seiten[1][2][21]
  • Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850. Bände A–G, Brill, Leiden 1936–1937, 3381 Seiten[1][2][22][23][24][5][25][26]

Namensverwechselungen

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Die Namensverwechselungen ergeben sich häufig durch die in Bibliotheken und Referenzlisten üblichen Abkürzungen der Namen. In der Familie Oudemans gab es spezielle Regeln zur Abkürzung der Vornamen.

Abkürzung Abk. in Referenzen Name
A. C. Oudemans Oudemans, A.C. Anthonie Cornelis Oudemans (1798–1874)
A. C. Oudemans Jr. Oudemans, A.C. jr. Antoine Corneille Oudemans (1831–1895)
A. C. Oudemans, Jzn. Oudemans, A.C. Jzn. Anthonie Cornelis Oudemans (1858–1943)
J. A. C. Oudemans Oudemans, J.A.C. Jean Abraham Chrétien Oudemans (1827–1906)
C. A. Oudemans Oudemans, C.A. Cornelis Antonie Oudemans (1890–1958)
Commons: Anthonie Cornelis Oudemans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Oudemans Zeichnungen von Milben online – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o G. L. Van Eyndhoven: In memoriam Dr. A. C. Oudemans. In: Tijdschrift voor entomologie. De Nederlandsche Entomologische Vereeniging, 86. Jahrgang 1943, 7. April 1944, S. 1–56, (niederländisch), abgerufen am 10. November 2018.
  2. a b c d e f g h G. L. van Eyndhoven: Some details about the life and work of A. C. Oudemans. In: Acarologia. Volume 7, Issue 4, 1965, S. 589–593, (englisch), Kurzbeschr. PDF (2 MB), abgerufen am 13. November 2018.
  3. a b Dino Brancato: Strange Creatures : The Creatures of Cryptozoology. Nachdruck 2014 der 1 Auflage. Lulu Press, Morrisville (North Carolina) 2009, ISBN 978-1-312-31267-8 (englisch, google.de [abgerufen am 12. November 2018]).
  4. a b Bernard Heuvelmans: On The Track of Unknown Animals. 1. Auflage. Rupert Hart-Davis, London 1958 (englisch, französisch: Sur la piste des bêtes ignorées. Übersetzt von Richard Garnett, Erstausgabe: Libraire Plon, Paris 1955).
  5. a b A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band D : Parasitengona Oudms. V. 1909. E. J. Brill, Leiden 1937, S. 1718–1998, (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  6. Sebastiaan Hoogewerff: Antoine Corneille Oudemans. In: Recueil des travaux chimiques des Pays-Bas. 15. Jahrgang, 1896, S. 288–321 (archive.org).
  7. a b Antonie Cornelis Oudemans, Jzn.: Bijdrage tot de kennis van het bloedvaatstelsel en de nephridia der Nemertinen. (Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades in der Biologie und Zoologie), Rijks-Universiteit te Utrecht, P. W. van de Weijer, Utrecht 1885, doi:10.5962/bhl.title.46883, BHL, abgerufen am 10. November 2018.
  8. a b c d e f g h i j k Herman Reichenbach: Lost Menageries : Why and how Zoos disappear (Part 2). (Memento vom 14. Dezember 2004 im Internet Archive) In: International Zoo News. Band 49/4, Nr. 317, Juni 2002.
  9. a b Theo Paijmans: The siren song of the sea serpent. In: Fortean Times. FT355, Juli 2017, ISSN 0308-5899, S. 55 (the-eye.eu [PDF]).
  10. Heemkunde Renkum (Redaktion): De Arnhemse jaren van Maurits Cornelis Escher. In: heemkunderenkum.nl. Stichting voor Heemkunde in de gemeente Renkum, 21. Januar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Dezember 2015; abgerufen am 12. November 2018 (niederländisch).
  11. A. C. Oudemans: Über zwei seltene und eine neue Art Affen des Zoologischen Gartens im Haag, Holland. In: Der Zoologische Garten. A.F. 31, 1890, S. 266–269 (archive.org).
  12. a b c A. M. Buitendijk: Voorloopige Catalogus van de Acari in de Collectie-Oudemans. In: Zoologische Mededeelingen. Band 24, 1945, S. 281–391 (naturalis.nl [PDF]).
  13. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie. Leiden 1926–1936 (8 Bände).
  14. a b Bernard Heuvelmans: In the Wake of Sea Serpents. 1. Auflage. Rupert Hart-Davis, London 1968, S. 331 (englisch, 648 S., französisch: Dans le sillage des monstres marins (1958) & Le Grand Serpent de Mer (1965). Übersetzt von Richard Garnett, Erstausgabe: Plon, Paris, Zwei Bücher in einem zusammengefasst; Zitiert die Rezension zum Buch The Great Sea-Serpents aus Londoner The Times. 4. Januar 1893).
  15. A. C. Oudemans, Jzn.: The Great Sea-Serpent : An Historical and Critical Treatise. Brill, Leiden 1892 (archive.org [abgerufen am 10. November 2018]).
  16. A. C. Oudemans, Jzn.: The Great Sea-Serpent : An Historical and Critical Treatise. Arment Biological Press, Landisville, PA 2000, ISBN 1-930585-00-4 (ulusofona.pt [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 20. März 2018]).
  17. Anthonie Cornelis Oudemans: Dodo-studiën. Naar aanleiding van de vondst van een gevelsteen met dodo-beeld van 1561 te Vere. In: Verhandlingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam. Tweede Sectie, Deel XIX, No 4, Juni 1917. Johannes Müller, Amsterdam 1917 (niederländisch, archive.org [abgerufen am 10. November 2018] 79 Seiten, 41 Zeichnungen auf 15 Tafeln).
  18. a b A. C. Oudemans: The Loch Ness Animal. Late E. J. Brill, Leyden, 1934.
  19. Naamlijst van donateurs en leden van de Nederl. Phytopathologische (Plantenziektenkundige) Vereeniging. In: Nederlandsche phytopathologische Vereeniging en Kruidkundig Genootschap DODONAEA te Gent (Hrsg.): Tijdschrift over Plantenziekten. Band 18, 1, 2 u. 3 (in einem Heft), Juni 1912, ISSN 0028-2944, OCLC 610367092, S. 8.
  20. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Eerste gedeelte : 850 v. Chr.–1758. E. J. Brill, Leiden, 1926, 500 Seiten, (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  21. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Tweede gedeelte : 1759–1804. E. J. Brill, Leiden 1929, XVIII+1097 Seiten, (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  22. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band A. Acari in het algemeen, Holothyroidea Reuter 1909, Mesostigmata Can. 1891. E. J. Brill, Leiden 1936, 1–430 S., (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  23. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band B: B. Ixodides. Leach 1815. E. J. Brill, Leiden 1936, (niederländisch).
  24. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band C: Tarsonemini Can. & Fanz. 1877, Stomatostigmata Oudms. 1906, Eleutherengona Oudms. 1909. E. J. Brill, Leiden 1937, S. 799–1348, (niederländisch). Voransicht, Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  25. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band E en F : Oribatei Dugès X 1833. E. J. Brill, Leiden 1937, (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.
  26. A. C. Oudemans: Kritisch Historisch Overzicht der Acarologie : Derde gedeelte : 1805–1850 : Band G : Algemeen Register. E. J. Brill, Leiden 1937, S. 2737–3381, (niederländisch). Voransicht und Leseprobe, abgerufen am 12. November 2018.