Autokephalie (Kirche)
Mit dem Begriff Autokephalie (autokephal „eigenständig“; aus altgriechisch αὐτός autós ‚selbst‘ und κεφαλή kephalē ‚Haupt‘) wird in den orthodoxen und altorientalischen Kirchen[1] die kirchenrechtliche Unabhängigkeit von Nationalkirchen bezeichnet. Eine autokephale Kirche untersteht keiner anderen Kirche. Kennzeichen der Autokephalie ist die Möglichkeit, aus den eigenen Reihen Oberhäupter zu wählen (Patriarchen und Metropoliten), selbständig Gesetze zu erlassen und Heilige zu kanonisieren. In Dogmatik und Kult wird dagegen die Einheit der autokephalen Kirchen untereinander gewahrt.
Orthodoxe Kirchen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Autokephale Nationalkirchen sind relativ unabhängig. Sie unterstehen nicht dem Patriarchen, Metropoliten, Erzbischof oder Katholikos oder Synod eines anderen Landes.[2] Im Gegensatz dazu hat in den autonomen orthodoxen Kirchen, die meist recht klein sind, bei der Benennung des Oberhauptes eine übergeordnete Kirche ein Mitspracherecht,[3] d. h. eine autonome Kirche hat weniger Autonomie als eine autokephale Kirche.
Autokephal sind die vier altkirchlichen Patriarchate:
- Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel (Sitz Istanbul), das auch weltweit zuständig ist für lokale Bistümer und Erzbistümer, die keinem anderen Patriarchat unterstehen (z. B. Westeuropa, Amerika, Ostasien, Ozeanien), sowie für den Dodekanes und die 20 Klöster der Mönchsrepublik Athos. Nominell zum Ökumenischen Patriarchat gehören auch die Diözesen in den sogenannten „neuen Ländern“ (in Nordgriechenland und in der Ostägäis, die 1913 und 1923 zum Staatsgebiet Griechenlands hinzukamen), sie werden jedoch von der Kirche von Griechenland verwaltet.
- Griechisch-Orthodoxes Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika,
- Patriarchat von Antiochien und dem ganzen Osten (Sitz Damaskus),
- Griechisches Patriarchat von Jerusalem
die Patriarchate der nachkaiserlichen Zeit
- Georgische Orthodoxe Kirche,
- Bulgarisch-Orthodoxe Kirche,
- Patriarchat von Moskau und der ganzen Rus,
- Serbisch-Orthodoxe Kirche,
- Rumänisch-Orthodoxe Kirche
sowie die jüngeren Nationalkirchen
- Kirche von Zypern,
- autokephales orthodoxes Erzbistum von Griechenland,
- Polnisch-Orthodoxe Kirche,
- autokephale orthodoxe Kirche von Albanien,
- Orthodoxe Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei,
- Orthodoxe Kirche in Amerika, deren Autokephalie von der Russisch-Orthodoxen Kirche gewährt wurde, die aber von den übrigen autokephalen Kirchen nur als autonom anerkannt wird,
- Orthodoxe Kirche der Ukraine, deren Autokephalie vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gewährt wurde, vom Patriarchat von Moskau aber abgelehnt wird,
- Mazedonisch-Orthodoxe Kirche – Erzbistum Ohrid
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Galitis, Georg Mantzaridis, Paul Wiertz: Glauben aus dem Herzen. Eine Einführung in die Orthodoxie. 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. TR Verlagsunion, München 1988, ISBN 3-8058-1877-7.
- Karl Christian Felmy: Einführung in die orthodoxe Theologie der Gegenwart. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-01834-6.
- Athanasios Basdekis: Die Orthodoxe Kirche. Eine Handreichung für nicht-orthodoxe und orthodoxe Christen und Kirchen. Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-87476-377-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Volodymyr Bureha: Die Vorsteherwahlordnungen der heutigen slawischen autokephalen Kirchen. 22. Januar 2009, abgerufen am 8. März 2011.