Brokęcino

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Brokęcino (deutsch Bahrenbusch, früher Barenbusch) ist ein Dorf in der Stadt-und-Land-Gemeinde Okonek (Ratzebuhr) im Powiat Złotowski (Flatower Kreis) der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Geographische Lage

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Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, etwa 75 Kilometer südöstlich von Köslin (Koszalin), 17 Kilometer südöstlich von Neustettin (Szczecinek) und fünf Kilometer nordwestlich von Ratzebuhr (Okonek) sowie fünf Kilometer südsüdöstlich von Lottin (Lotyń). Auf der Gemarkung des Dorfs liegt nördlich des Dorfkerns der Brockenzin-See.

Dorfkirche (17. Jh., später baulich verändert), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Bahrenbusch
Altes Haus nahe Ortsmitte
Bahrenbusch (Barenbusch), nordwestlich von Ratzebuhr, auf einer Landkarte des 18. Jahrhunderts

Das ehemals adelige Dorf Bahrenbusch war ein altes Lehen der Familie Hertzberg, die im Nachbarort Lottin einen ihrer Stammsitze hatte.[1] Über die Geschichte von Bahrenbusch und die Veränderungen der Besitzverhältnisse im Dorf vor Ende des 18. Jahrhunderts hat Brüggemann einige Angaben gemacht.[2] Weitere Einzelheiten enthält die Hertzbergsche Familienchronik.[3] Das Dorf war damals in die vier Gutsbezirke Bahrenbusch A, B, C und D unterteilt und hatte vier Besitzer aus der Familie Hertzberg, gute Eichen-, Buchen- und Fichtenholzungen und Fischerei in dem Brockenzin-See. Das zuständige Patrimonialgericht befand sich im Landgut B.[4] In Bahrenbusch wurde 1838 der Rezess zur Separation der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse vollzogen; nach dem Rezess waren im Bauerndorf an Grundbesitzern vorhanden: zwei Vollbauern, vier Halbbauern, drei Kossäten und zwei Büdner.[5] Das Allodial-Rittergut Bahrenbusch mit den vier Anteilen Bahrenbusch A, B, C und D befand sich um 1844 weiterhin im Besitz der Familie Hertzberg.[6]

Die im Jahr 1865 vom preußischen Fiskus in Bahrenbusch erhobenen Grundsteuern betrugen[7]

  • in der Gemeinde Bahrenbusch: 42 Reichstaler, 10 Silbergroschen und 3 Pfennige
  • im Gutsbezirk Bahrenbusch A u. D: 78 Reichstaler, 12 Silbergroschen und 6 Pfennige
  • im Gutsbezirk Bahrenbusch B: 86 Reichstaler, 21 Silbergroschen und 5 Pfennige
  • im Gutsbezirk Bahrenbusch C: 49 Reichstaler und 29 Silbergroschen

Um 1880 hatte Georg von Hertzberg, wohnhaft in Bahrenbusch, die Güter A, B und C verpachtet.[8] Um das Jahr 1896 gehörten die Landgüter dem in Bahrenbusch sesshaften Landrat von Bonin, der sie verpachtet hatte.[9]

Am 15. Oktober 1883 wurde für das Dorf an der Bahnstrecke Schneidemühl – Neustettin eine Bedarfshaltestelle zwischen Ratzebuhr und Lottin für den Personen- und Güterverkehr eröffnet.[10] Seit Mai 1913 verfügte der Bahnhof über eine fahrbare Rampe für den Viehtransport.[11]

Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Ritterguts Bahrenbusch 1025 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 221 Einwohner.[12]

Die Gemarkung der Landgemeinde Bahrenbusch hatte Anfang der 1930er Jahre eine Flächengröße von 15,5 km², und auf ihr standen insgesamt 53 bewohnte Wohnhäuser an einem einzigen Wohnort.[13] Um 1933 gab es in Bahrenbusch einen Gasthof, eine Zweigstelle der Spar- und Darlehnskasse, eine Branntweinbrennerei, eine Gemischtwarenhandlung, eine Fischhandlung sowie einige Handwerksbetriebe.[14]

Bis 1945 bildete Bahrenbusch eine Landgemeinde im Landkreis Neustettin in der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Bahrenbusch war bis 1945 Sitz des Amtsbezirks Bahrenbusch.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Bahrenbusch zusammen mit Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Von der polnischen Behörde wurde das Dorf nun unter der Ortsbezeichnung „Brokęcino“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben. Im Ort siedelten sich zugewanderte Polen an.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adeliges Dorf mit Kirche, 23 Feuerstellen (Haushaltungen)[2]
1818 204 adelige Besitzung[15]
1825 261 Dorf mit den Vorwerken Neu-Herzberg und Strümmelkamp sowie dem Raddatzenkrug[16]
1852 357 [17]
1864 403 am 3. Dezember, im Gemeindebezirk und den Gutsbezirken A, B und C zusammen[18]
1867 422 am 3. Dezember, davon 94 im Gemeindebezirk sowie 112 im Gutsbezirk Bahrenbusch A und D, 120 im Gutsbezirk Bahrenbusch B und 96 im Gutsbezirk Bahrenbusch C[19]
1871 415 am 1. Dezember, davon 118 im Gemeindebezirk (sämtlich Evangelische) sowie 86 im Gutsbezirk Bahrenbusch A und D (sämtlich Evangelische), 117 im Gutsbezirk Bahrenbusch B (sämtlich Evangelische) und 94 im Gutsbezirk Bahrenbusch C (sämtlich Evangelische)[19]
1885 425 am 1. Dezember, davon 139 im Gemeindebezirk (sämtlich Evangelische) sowie 150 im Gutsbezirk Bahrenbusch A und D (149 Evangelische, eine katholische Person), 105 im Gutsbezirk Bahrenbusch B (sämtlich Evangelische) und 31 im Gutsbezirk Bahrenbusch C (sämtlich Evangelische)[20]
1910 396 Dorf und Rittergut, am 1. Dezember, davon 212 im Gemeindebezirk, 130 im Gutsbezirk A, C und D sowie 54 im Gutsbezirk B[21]
1925 424 darunter 405 Evangelische und vier Katholiken;[13] nach anderen Angaben 427 Einwohner[22]
1933 433 [22]
1939 420 [22]
  • Bahrenbusch, Dorf und Rittergut, Kreis Neustettin, Regierungsbezirk Köslin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bahrenbusch (meyersgaz.org)..
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 740–741, Ziffer 6 (Google Books).
Commons: Brokęcino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Neunter Jahrgang, Perthes, Gotha 1908, S. 319 (Google Books).
  2. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 740–741, Ziffer 6 (Google Books).
  3. Hermann Waterstraat: Geschichte des Geschlechts von Hertzberg. Band 2, Fischer & Schmidt, Stettin 1907, S. 143–149 (digitale-bibliothek-mv.de).
  4. Johann Friedrich Kratzsch: Darstellung der Gerichtsverfassung in dem Preußischen Staate. Erster Theil, enthaltend das Addreßbuch der sämmtlichen Gerichts-Behörden in dem Preußischen Staate, Zeitz 1833, S. 9 (Google Books).
  5. von Bonin: Uebersicht über die stattgehabten Zerstückelungen des bäuerlichen Grundbesitzes im Neustettiner Kreise von der Durchführung der Separation bis zum 1. März 1880. In: Landwirtschaftliche Jahrbücher, Band XII, Supplement I, Paul Parey, Berlin 1883, S. 135–142, insbesondere Spalte 4 der Tabelle auf S. 136–139 (Google Books).
  6. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichem Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 151, Ziffer 102 (Google Books).
  7. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Cöslin, No. 41, vom 11. October 1865, S. 362, Ziffer 16–19 (Google Books).
  8. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 52–53 (Google Books).
  9. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. Band 12: Pommern, Nürnberg 1896, S. 334 (Google Books).
  10. Amtsblatt der Königlichen Regierung Zu Bromberg, Nr. 39, vom 28. September 1883, S. 285, Ziffer 1316 (Google Books).
  11. Ministerium für öffentliche Arbeiten (Hrsg.): Eisenbahn-Verordnungs-Blatt, Nr. 16, Berlin, 13. Mai 1913 (Google Books).
  12. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 399 (Google Books).
  13. a b Die Gemeinde Bahrenbusch im ehemaligen Kreis Neustettin in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  14. Klockhaus' Kaufmännisches Handels- u. Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 987 (Google Books).
  15. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F, Halle 1821, S. 60, Ziffer 567 (Google Books).
  16. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 304, Ziffer 4 (Google Books).
  17. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.), Berlin 1856, S. 22 (Google Books).
  18. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (6. Kreis Neustettin). Berlin 1866, S. 2–9, Ziffer 16– 19 (Google Books).
  19. a b Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 96–97, Ziffer 9 (Google Books), und S. 100–101, Ziffer 134–136 (Google Books).
  20. Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Aufgrund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer Quellen. Band IV: Provinz Pommern, Berlin 1888, S. 106–107, Ziffer 14 (Google Books), und S. 112–113, Ziffer 133–135 (Google Books).
  21. Landkreis Neustettin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  22. a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Neustettin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 34′ N, 16° 49′ O