Johann Georg Palitzsch

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Stich von Christian Gottfried Schulze (1782) nach Graff-Gemälde von 1777
Grabstein auf dem Friedhof der Kirche Leubnitz-Neuostra, vermutlich gestiftet von Dresdner Freimaurern
Palitzsch-Denkmal
Palitzsch-Brunnen
Johann-Georg-Palitzsch-Schule mit Wandbild von Christian S. F. Gersdorf
Straßenschild in Freital-Döhlen
Palitzsch-Krater und „Fußabdruck“ auf dem Mond

Johann Georg(e) Palitzsch (* 11. Juni 1723 in Prohlis; † 21. Februar 1788 ebenda) war ein sächsischer Naturwissenschaftler („Bauernastronom“, „Gelehrter Bauer“),[1] der für die Entdeckung[2][3] des von Halley vorausgesagten Kometen berühmt wurde[4] und heute besonders den Liebhabern der Astronomiegeschichte bekannt ist. (alternative Schreibweisen: Palizsch, Pahlitzsch, Palitsch, Palitch u. ä.)

Leben und Wirken

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Vom strengen Stiefvater zum erfolgreichen Landwirt erzogen, eignete sich Palitzsch im Selbststudium Kenntnisse der Astronomie, Physik und Botanik an; animiert durch die Predigten in der Leubnitzer Kirche und die private Lektüre der Bibel. Sehr bedeutend war die Bekanntschaft zu dem Tolkewitzer Zwirnhändler Christian Gärtner, auf dessen Leistungen als Fernrohrbauer und Astronom und dessen Beziehungen zum kurfürstlichen Hof er aufbauen konnte.

Die neuesten wissenschaftlichen Informationen erhielt Palitzsch im Mathematisch-Physikalischen Salon, wo er regelmäßig seine Wetterbeobachtungen ablieferte.

Palitzsch entdeckte am 25. Dezember 1758 die von Edmond Halley vorhergesagte Rückkehr des Halleyschen Kometen. Bis zu diesem Zeitpunkt erschienen Kometen immer unerwartet und es wurden daraufhin (meist düstere) Prophezeiungen gemacht. Nun gab es hingegen die Vorhersage eines Kometen, die von der gelehrten Welt mit Spannung erwartet wurde, um die Gravitationstheorie von Newton für alle sichtbar zu bestätigen. Der später als großer Kometenentdecker bekannte, französische Astronom Charles Messier wurde von Joseph-Nicolas Delisle speziell für diese Aufgabe eingestellt. Und um nicht von anderen, Kometen ähnlichen Nebelflecken verwirrt zu werden, erstellte Messier seinen berühmten Katalog. Doch er fand den Kometen nicht vor dem 21. Januar 1759, was in Paris sogar erst am 1. April bekannt wurde.[5]

Der Finanzbeamte und Privatgelehrte Christian Gotthold Hoffmann veröffentlichte Palitzschs und seine eigenen Beobachtungen in den Dreßdnischen Gelehrten Anzeigen. Gottfried Heinsius las diese in Leipzig, sah selbst ab 18. Januar 1759 den Kometen und veröffentlichte als „Liebhaber der Sternwissenschaft“[6] Ende Januar die Anzeige, daß der im Jahre 1682. erschienene und von Halley nach der Newtonianischen Theorie auf gegenwärtige Zeit Vorherverkündigte Comet wirklich sichtbar sey; und was derselbe in der Folge der Zeit für Erscheinungen haben werde.[7] Als Anfang April der Komet erneut erschien, nachdem er, wie erwartet, seine Bahn mit dem Perihel von der Erde aus gesehen hinter der Sonne gezogen hatte, sorgte zum Beispiel in Paris die schon Monate zurückliegende Entdeckerleistung eines Bauern aus dem unter dem Siebenjährigen Krieg besonders leidenden Sachsen zunächst für Verwunderung und später für Bewunderung.[8]

Dresdner „Merkwürdigkeit“

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Nach dieser Entdeckung waren Palitzsch, sein vorbildliches Gut, seine Sammlung von Instrumenten und Kuriositäten und sein botanischer Garten eine Attraktion für Dresdner und auswärtige Besucher.[9]

Er entdeckte 1761, neben anderen, die Atmosphäre der Venus während ihres Transits vor der Sonne.

1770 wurde Palitzsch in die „Leipziger Ökonomische Societät“ wegen seiner landwirtschaftlichen Kenntnisse als assoziiertes Mitglied aufgenommen.[10]

1783 wurden seine Beobachtungen der Helligkeitsschwankung des Algol in den Philosophical Transactions veröffentlicht. Diese Beiträge, die seinen Ruhm noch einmal in ganz Europa auffrischten, hatte er Hans Moritz von Brühl zu verdanken.[11] Diese Beziehung ist beispielhaft für Palitzschs gutes Verhältnis zu vielen Gelehrten und Adligen, z. B. auch Mendelssohn und Friedrich August III. Auffällig ist die Bekanntschaft zu vielen Freimaurern, z. B. Friedrich Wilhelm von Ferber und Karl Christian Canzler.

Die Einführung der Kartoffel und des Blitzableiters im Dresdner Elbtal werden ihm zugeschrieben. Seine Kenntnisse auf diesen Gebieten, sein Interesse für fast alle Dinge, die ihm erreichbar waren und seine damals als vorbildlich erachtete Lebensführung sind unbestritten und durch viele Nennungen in der damaligen Presse belegt – europaweit.[12]

Seinen Namen tragen drei Krater (Palitzsch, Palitzsch A und B) und ein Tal (Vallis Palitzsch) auf dem Mond. Der Asteroid (11970) Palitzsch wurde ihm am 28. März 2002 gewidmet.

In seinem früheren Heimatdorf (heute Stadtteil von Dresden) ehren ihn das Palitzsch-Museum[13] und die Palitzsch-Gesellschaft. Dort gibt es das 1877 errichtete Palitzsch-Denkmal, den 1923 gestalteten und 1982 zur 121. Mittelschule „Johann Georg Palitzsch“ versetzten Palitzschbrunnen und die Georg-Palitzsch-Straße.

In Freital-Döhlen wurde das Herrenhaus des Kammergutes Döhlen 1949 zum Kulturhaus einer Neubauern-Siedlung und „Bauer-Palitzsch-Haus“ genannt. Auch die anliegende Straße heißt seitdem Johann-Georg-Palitzsch-Hof.[14]

Die Johann-Georg-Palitzsch-Medaille ist nach ihm benannt.

Veröffentlichungen

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  • Observations on the Obscuration of the Star Algol, by Palitch, a Farmer. Communicated in a Letter from the Count de Bruhl, F. R. S. to Sir Joseph Banks, Bart. P. R. S. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Bd. 74, S. 4 (1784) (online).
  • Further Observations upon Algol. By the Same. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Bd. 74, S. 5 (online).
  • Annette Dubbers: Prohlis – Aus der Geschichte eines Dresdner Stadtteils. 1. Auflage. Eigenverlag A. Dubbers, Dresden 2012, ISBN 978-3-937199-59-7.
  • Jürgen Helfricht: Astronomiegeschichte Dresdens. 1. Auflage. Hellerau-Verlag, Dresden 2001, ISBN 3-910184-76-6.
  • Jürgen Helfricht: Hexenmeister und Bauernastronomen in Sachsen. 1. Auflage. Tauchaer Verlag, Taucha 1999, ISBN 3-910074-97-9.
  • Jürgen Helfricht; Siegfried Koge: Chr. Gärtner und J. G. Palitzsch – Bauernastronomen aus Tolkewitz und Prohlis bei Dresden. Veröffentlichungen der Sternwarte Pulsnitz 1990.
  • G.W.E. Beekman: The Farmer Astronomer. In: Sky & Telescope. Mai 1990, S. 548–550.
  • Günther Rüdiger: Zwischen Himmel und Erde. Ein sächsischer Komet. In: Sterne und Weltraum. September 1987, S. 470–473.
  • Siegfried Koge: Johann Georg Palitzsch und die Entdeckung des Halleyschen Kometen. In: Vorträge und Schriften der Archenhold-Sternwarte. Nr. 66, Berlin 1987.
  • Günther: Palitzsch, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 80 f.
  • Friedrich Theile: Johann Georg Palitzsch. Ein Lebensbild. Leipzig 1878, Commissionsverlag von Ludwig Senf.
  • (anonym): Schattenrisse edler Teutschen. Band 3/S. 193–240. Hendel, Halle 1784.
  • Karl Wilhelm Daßdorf: Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einige umliegenden Gegenden. Dresden 1782, über Palitzsch S. 777–782.
Commons: Johann Georg Palitzsch – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten und Einzelnachweise

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  1. Im „Neuen Kinderfreund“ (Band 6, 1795) wird der lateinische Text unter dem Kupferstich von C. G. Schulze so übersetzt:

    „Johann George Palizsch, Bauer in Prohlis bei Dresden, der fleisigste Bearbeiter der vaterlichen Felder, ein vortreflicher Sternkundiger, Naturforscher, Pflanzenkenner, fast in keiner Wissenschaft fremd, ein Mann der sein eigner Lehrer war, fromm, aufrichtig, ein Weiser in seinem ganzen Leben, gebohren den 11. Junius 1723.“

    Auf seinem Grabmal steht:

    „Dem forschenden Wanderer ein Muster – als Vater, als Gatte, als Freund den Lohn seiner Tugend erwartend – schläft PA(H)LITZSCH in dieser Behausung – geb. 11. Juni 1723 – gest. 21. Febr. 1788 zu Prohlis“

  2. Allgemein bei periodischen Kometen und besonders für den 1P/Halley (NASA), der bis 240 v. Chr. zurückverfolgt werden kann, ist die Benennung und der Begriff „Entdeckung“ diskutabel. Die NASA führt Palitzsch als Entdecker.
  3. Neue Versuche nützlicher Sammlungen zur Natur- und Kunst-Geschichte, sonderlich von Ober-Sachßen. Band 4. Altenburg 1765, S. 595 (slub-dresden.de).
  4. „… Palitzsch wurde bei den Astronomen mit dieser wichtigen Entdeckung sehr bekannt …“, messier.seds.org (engl., abgerufen am 10. Oktober 2014).
  5. Charles Messier (June 26, 1730 - April 12, 1817), Messier's "Notes on my comets"@messier.seds.org, englisch, abgerufen am 10. Oktober 2014, 23. März 2023.
  6. siehe z. B. Donald K. Yeomans: Comets: A Chronological History of Observation, Science, Myth, and Folklore. 1991, S. 134.
  7. als Monografie siehe Werkansicht des Münchener DigitalisierungsZentrum
  8. Charles Messier (June 26, 1730 - April 12, 1817), Messier's "Notes on my comets"@messier.seds.org, englisch, abgerufen am 23. März 2023.
  9. Beispiel:

    „Ehrlicher, braver Palisch, wie manche städtische Thorheit hat zu deiner ländlichen Gelahrheit ihre Zuflucht genommen, und von dir Trost begehrt; denn du treulicher gabst, als er geglaubt und genüzt ward. Selbst Geistliche nah und fern unterließen nicht Erkundigung einzuziehn, um vielleicht aus der Nähe des Weltgerichts Stof zu herzbrechenden Bußvermahnungen herzunehmen …“

    Die lächerliche Furcht vor dem 12. Juni 1785.: In: Für aeltere Litteratur und neuere Lectüre, 3. Heft, 1785.
  10. Funfzehende Anzeige von der Leipziger ökonomischen Societät. In: Leipziger Intelligenz-Blatt 1770, „Beylage zum 50sten Stück“, S. 483, online auf archive.org.
  11. Ein Brief von Palitzsch an den Grafen (S. 247–249) innerhalb der Auszüge aus Briefen, in: Für aeltere Litteratur und neuere Lectüre. 1784, 1. Jg., 3. Heft, S. 243–252.
  12. Allein die dem Palitzsch-Museum bekannten Todesnachrichten in: Dreßdnische Gelehrten Anzeigen, Leipziger Zeitung, Magazin der sächsischen Geschichte, Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte, Deutsche Zeitung, Churpfalzbaierisches Intelligenzblatt, Der Bote aus Thüringen, The Gentleman’s Magazine, The Scots Magazine, Mercure de France, Wekelijks nieuws uit Loven, Ommelander Courant, Posttidningar Stockholm.
  13. Palitzsch-Museum (Memento vom 17. Februar 2017 im Internet Archive) als Außenstelle der Technischen Sammlungen Dresden
  14. Edgar Rudolph: Dorfastronomen des Dresdner Elbtals auf der Spur. in: Sächsische Heimatblätter 1978, Heft 3, S. 105.