Geißraute
Geißraute | ||||||||||||
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Geissraute (Galega officinalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Galega officinalis | ||||||||||||
L. |
Die Geißraute (Galega officinalis), auch Echte Geißraute, Bockskraut, Fleckenkraut, Geißklee, Pockenraute, Suchtkraut, Ziegenraute genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung Galega und gehört zur Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geißraute ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie bildet rübenartige Wurzeln. Die 40 Zentimeter bis zu 1 Meter hohen Stängel sind hohl und gerieft, aufrecht und meist einfach.[1] Die wechselständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die 9 bis 17 Fiederblättchen sind 15 bis 40 Millimeter lang[1], 3 bis 9 Millimeter breit und streifennervig. Nebenblätter sind vorhanden, aber klein.[1]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit erstreckt sich in Europa von Sommer (Juli) bis zum Herbst.[1] Bis zu 50 Blüten stehen in einem dichten, gestielten traubigen Blütenstand.
Die rosaroten, ins bläuliche tendierenden oder weißen, 9 bis 15 mm großen, zygomorphen Blüten sind purpurfarben geädert. Die Blütenhülle besteht aus zwei kleinen Flügeln, einer Fahne und einem aus zwei verwachsenen Kronblättern entstandenen Schiffchen. Die Fahne ist ebenso lang wie das Schiffchen, nur die Flügel sind kürzer.[1] Die Blüte besitzt neun an den Filamenten verwachsene Staubblätter und ein freies Staubblatt. Das Fruchtblatt ist oberständig.
Die 2 bis 3 Zentimeter lange Hülsenfrüchte enthalten längliche, flache, braune Samen.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]
Ökologie und Giftigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Echten Geißraute handelt es sich um einen Hemikryptophyten. Die Echte Geißraute gilt als Bienenweide. Sie ist Nahrungsquelle für die Raupe von Coleophora vicinella aus der Familie der Miniersackträger oder Sackträgermotten (Coleophoridae).
Für Säugetiere ist die Pflanze giftig, tödliche Vergiftungen von Weidevieh wurden beobachtet. Alle Pflanzenteile sind giftig; während der Blütezeit und der Fruchtbildung ist der Giftgehalt am höchsten. Die Giftstoffe bleiben auch beim Trocknen erhalten. Auch laut Madaus werden Vergiftungserscheinungen an Weidetieren während der Blütezeit berichtet, andererseits gesteigerte Milcherträge festgestellt, laut Camerarius sogar vermehrtes Eierlegen bei Hühnern.[3]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das natürliche Verbreitungsgebiet der Geißraute ist der östliche Mittelmeerraum, südliches Mitteleuropa, Süd- und Osteuropa bis Vorderasien.
In West- und Süditalien wurde sie als Futterpflanze kultiviert. Diese Art wurde früher häufig als Heil- und Zierpflanze angebaut und ist seit dem 19. Jahrhundert gebietsweise beständig verwildert anzutreffen. In manchen Ländern gilt sie als invasive Pflanze.
Sie wächst in Gegenden mit mildem Klima auf feuchten, lehmigen Wiesen sowie an Bachufern und in Auenwäldern. Sie ist in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet eine Charakterart der Ordnung Convolvuletalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Agropyro-Rumicion vor.[2]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Galega officinalis erfolgte durch Carl von Linné. Der botanische Gattungsname Galega soll sich vom griechischen Wort gála für Milch und ágein für treiben ableiten. Das Artepitheton officinalis bezeichnet Pflanzenarten mit einer arzneilichen Wirkung. Synonyme für Galega officinalis L. sind: Accorombona tricolor (Hook.) Benth. ex Walp., Callotropis tricolor (Hook.) G.Don, Galega bicolor Boiss. & Hausskn. ex Regel, Galega patula Steven, Galega persica Pers., Galega vulgaris Lam., Galega coronilloides Freyn & Sint.
Anwendung als Heilpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Madaus nennt es eine ungelöste Streitfrage, ob antike Ärzte die Pflanze kannten, doch sei sie in Italien bis ins frühe Mittelalter, in Deutschland bis ins 15. Jahrhundert anscheinend unbekannt geblieben.[1] Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs erwähnten sie noch gar nicht, Gesner und Camerarius[1] hingegen schon. Um 1600 sei sie schon in vielen deutschen Gärten zu Heilzwecken kultiviert worden. Sie wurde besonders als harn- und schweißtreibend, gegen Würmer, Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Hautkrankheiten, Epilepsie und Vergiftungen empfohlen. Späteren Untersuchungen zufolge wirke der Inhaltsstoff Galegin, ein Alkaloid und ein Guanidin-Derivat, ähnlich wie Guanidin gegen Diabetes mellitus, in geringerem Maße auch gegen Diabetes insipidus. So empfehle Janson bei leichtkranken Diabetikern einen Tee aus Geißraute, Bohnenschoten und Dolden-Winterlieb.[3]
Neben dem Alkaloid Galegin, das in Frankreich kurz vor dem Ersten Weltkrieg identifiziert wurde und dessen blutzuckersenkende Wirkung danach Anwendung fand, enthält die Geißraute auch Guanidin, das aber zu toxisch ist um als Heilmittel bei Diabetes verwendet zu werden.[4] Daraus entwickelte Biguanide wie insbesondere Metformin erwiesen sich aber später als wirksame Medikamente.
Die Droge heißt Galegae herba, Herba Galegae oder Herba Rutae capriariae; verwendet werden die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteile.
Extrakte der Geißraute enthalten als wesentliche Inhaltsstoffe das Alkaloid Galegin und ferner das Glykosid Galuteolin, Gerbstoffe, Saponine und Bitterstoffe. Untersuchungen belegen die milchfördernde und blutzuckersenkende Wirkung von Galega officinalis. Verwendet wird der Wirkstoff in der Homöopathie bei ungenügendem Milchfluss bei Wöchnerinnen.[5]
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Geißraute bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bakraute, Fleckenkraut, Heydenkraut (mittelhochdeutsch), Pestilenzkraut, Petechienkraut, Pockenraute (mittelhochdeutsch), Suchtkraut (mittelhochdeutsch) und Ziegenraute (mittelhochdeutsch).[6] Der Name Geißraute erklärt sich als Übersetzung des italienischen Namens Ruta capraria. Als Rauten galten allgemein Pflanzen mit zerteilten Blättern, denen geheimnisvolle Kräfte zugeschrieben wurden.[1]
Weitere Bilder
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Bestand
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Blütenstand
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Fruchtstand, Hülsenfrüchte und Samen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i Gustav Hegi, Helmut Gams: Familie Leguminosae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, Band IV, Teil 3, Seite 1388–1390. Verlag Carl Hanser, München 1964.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 600.
- ↑ a b Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band II. Olms, Hildesheim / New York 1979, ISBN 3-487-05891-X, S. 1402–1407 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
- ↑ Courtney Cavaliere, GLUCOPHAGE: Diabetic Drug Based on Traditional Herb Celebrates 50 Years of Use, Herbagram 76
- ↑ [1] W. Arnold, Heilpflanzen, abgerufen am 16. Oktober 2011
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 157, archive.org
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. Heiss: Wiener Medizinische Wochenschrift (24/1968)
- R. F. Weiss: Phytotherapie, Hippokrates Verlag Stuttgart (1985)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Galega officinalis L., Echte Geißraute. auf FloraWeb.de
- Geißraute. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Galega officinalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. November 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Die Geißraute als „Heilpflanze“.
- Galega officinalis als invasive Pflanzenart in Nordamerika bei USDA. (engl.)