Boltzmann-Konstante

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Physikalische Konstante
Name Boltzmann-Konstante
Formelzeichen oder
Wert
SI 1.380649e-23
Unsicherheit (rel.) (exakt)
Planck-Einheiten 1
Quellen und Anmerkungen
Der Wert dient zur Definition der SI-Einheiten.[1]

Die Boltzmann-Konstante (Formelzeichen oder ) ist ein Umrechnungsfaktor von absoluter Temperatur in Energie.

Die Bedeutung der Boltzmann-Konstante liegt darin, dass die Größe ein charakteristisches Maß für den Mittelwert der verschiedenen Energien ist, die in regelloser Weise zwischen den einzelnen Teilchen oder ganzen Teilsystemen eines makroskopischen physikalischen Systems bei der Temperatur im Zustand des thermischen Gleichgewichts übertragen werden. Diese Größe ist universell, d. h. unabhängig von sämtlichen Eigenschaften der einzelnen Teilchen des Systems oder seiner kleineren oder größeren Teilsysteme; sie wird auch als thermische Energie bezeichnet. Nach der genauen Definition ist die Wahrscheinlichkeit , mit der ein bestimmtes Teilchen oder Teilsystem aufgrund des ständigen Energieaustauschs mit den übrigen Teilen des Systems einen bestimmten Zustand der Energie einnimmt, im thermischen Gleichgewicht bis auf einen Normierungsfaktor gleich dem Boltzmann-Faktor . Dies gilt sowohl in der klassischen Physik als auch in der Quantenphysik.[2][3][4]

Im Bereich der klassischen Physik, wo die Energie kontinuierlich variieren kann, gibt (direkt oder mit einem einfachen konstanten Faktor) auch den Durchschnittswert der Energie der einzelnen Teilchen oder Teilsysteme an. Zum Beispiel ist gleich der durchschnittlichen potentiellen Energie der Luftmoleküle, Aerosole und Staubkörnchen in der Atmosphäre[A 1], während ihre mittlere kinetische Energie gleich ist. Die Wärmekapazität einer Gasmenge ist daher in der klassischen Physik direkt proportional zur Teilchenzahl und zur Boltzmann-Konstante sowie unabhängig von der Temperatur. In der Quantenphysik, wo es zu einem bestimmten Energiewert gegebenenfalls gar keinen Zustand oder jedenfalls nicht die der klassischen Physik entsprechende Anzahl von Zuständen gibt, kann der zusätzliche Faktor temperaturabhängig sein. Das macht sich vorrangig bei tieferen Temperaturen bemerkbar, wenn die typische thermische Energie im Bereich solcher Energielücken liegt.

Die Boltzmann-Konstante hat die Dimension Energie/Temperatur und den Wert[5]

Dieser Wert gilt exakt, weil die Einheit Kelvin der absoluten Temperatur seit 2019 dadurch definiert wird, dass der Boltzmann-Konstante gerade dieser Wert zugewiesen wurde.[A 2][1]

Mit Elektronenvolt (eV) als Energieeinheit hat die Boltzmann-Konstante den – ebenfalls exakten – Wert[6]

.

Aus der Boltzmann-Konstante berechnet sich die universelle Gaskonstante mit Hilfe der Avogadro-Konstante :

.

Definition und Zusammenhang mit der Entropie

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Die Ideen von Ludwig Boltzmann präzisierend,[7] lautet die von Max Planck gefundene[8][9] fundamentale Beziehung:

Das heißt, die Entropie eines Makrozustands eines abgeschlossenen Systems im thermischen Gleichgewicht, der durch eine Anzahl (Phasenraum) möglicher Mikrozustände realisiert werden kann, ist proportional zum natürlichen Logarithmus dieser Zahl. Das statistische Gewicht ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Makrozustandes.

Diese Gleichung verknüpft – über die Boltzmann-Konstante als Proportionalitätsfaktor – die Mikrozustände des abgeschlossenen Systems mit der makroskopischen Größe der Entropie und bildet die zentrale Grundlage der statistischen Physik. Sie ist in leicht abgewandelter Nomenklatur auf dem Grabstein von Ludwig Boltzmann am Wiener Zentralfriedhof eingraviert.[7]

Die Entropieänderung ist in der klassischen Thermodynamik definiert als

mit der Wärmemenge .

Eine Entropiezunahme entspricht einem Übergang in einen neuen Makrozustand mit einer größeren Zahl möglicher Mikrozustände. Alle spontanen makroskopischen Prozesse in einem abgeschlossenen (isolierten) System sind von dieser Art (Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik).

Gesetz der idealen Gase

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Die Boltzmann-Konstante erlaubt die Berechnung der mittleren thermischen Energie eines einatomigen freien Teilchens aus der Temperatur gemäß

und tritt beispielsweise im Gasgesetz für ideale Gase als eine der möglichen Proportionalitätskonstanten auf:

.

Bedeutung der Formelzeichen:

  • Druck
  • Volumen
  • Teilchenzahl
  • – Absolute Temperatur

Zusammenhang mit der kinetischen Energie

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Allgemein ergibt sich für die mittlere kinetische Energie eines klassischen punktförmigen Teilchens im thermischen Gleichgewicht mit  Freiheitsgraden, die quadratisch in die Hamiltonfunktion eingehen (Äquipartitionstheorem):

So hat beispielsweise ein punktförmiges Teilchen drei Translationsfreiheitsgrade:

Ein zweiatomiges Molekül hat

  • ohne Symmetrie drei zusätzliche Rotationsfreiheitsgrade, also insgesamt sechs
  • mit einer Symmetrieachse zwei zusätzliche Rotationsfreiheitsgrade für Rotation senkrecht zur Symmetrieachse, also insgesamt fünf. Durch Rotation um die Symmetrieachse kann im Bereich thermischer Energien keine Energie gespeichert werden, da das Trägheitsmoment hier vergleichsweise klein ist und der 1. angeregte Rotationszustand daher sehr hoch liegt.

Dazu kommen bei ausreichend hohen Temperaturen noch Schwingungen der Atome gegeneinander entlang der Bindungen.

Rolle in der statistischen Physik

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Allgemeiner tritt die Boltzmann-Konstante in der thermischen Wahrscheinlichkeitsdichte beliebiger Systeme der statistischen Mechanik im thermischen Gleichgewicht auf. Diese lautet:

mit

Beispiel aus der Festkörperphysik

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In Halbleitern besteht eine Abhängigkeit der Spannung über einen p-n-Übergang von der Temperatur, die mit Hilfe der Temperaturspannung oder beschrieben werden kann:

Dabei ist

Bei Raumtemperatur (T = 293 K) beträgt der Wert der Temperaturspannung ungefähr 25 mV.

  1. Dies gilt für absolut ruhende Luft. Die entsprechende Höhe heißt Skalenhöhe. Sie liegt für Moleküle in der Erdatmosphäre bei etwa 8 km. Für Aerosole von z. B. 1010-fach größerer Masse ist die Skalenhöhe um denselben Faktor kleiner, Luftströmungen vermischen die verschiedenen Höhenverteilungen die Teilchen wieder (Aufwirbeln).
  2. Vor 2019 war das Kelvin anders definiert, indem dem Tripelpunkt von reinem Wasser die Temperatur zugewiesen worden war. Bis 2019 war daher eine experimentell zu bestimmende Größe, an deren genauesten Messwert die neue Definition bestmöglich angenähert wurde.

Einzelnachweise

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  1. a b Resolution 1 of the 26th CGPM. On the revision of the International System of Units (SI). Bureau International des Poids et Mesures, 2018, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
  2. Gilles Cohen-Tannoudji: Lambda, the Fifth Foundational Constant Considered by Einstein arxiv:1802.08317, 23. Februar 2018, abgerufen am 18. Oktober 2021
  3. „Die fundamentalen physikalischen Konstanten sind […] und die Boltzmann-Konstante kB.“, Fundamentalkonstanten, Lexikon der Physik, Spektrum
  4. „Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Boltzmann-Konstante [...] keine wirkliche Naturkonstante von der Art etwa der Feinstrukturkonstanten oder der elektrischen Elementarladung ist, sondern lediglich ein Skalenfaktor, dessen Bestimmung im Rahmen des gegenwärtigen [2007] Internationalen Einheitensystems (SI) überhaupt erst deshalb nötig ist, weil dieses das Kelvin als Basiseinheit mit Hilfe des Wassertripelpunktes unabhängig von den anderen Basiseinheiten (insbesondere Meter, Sekunde und Kilogramm) definiert. Implizit wird dadurch nämlich für die thermische Energie kT eine zusätzliche eigene Einheit neben dem Joule (definiert als die Arbeit 1 Newton × 1 Meter), der SI-Einheit der Energie, eingeführt.“, Bernd Fellmuth, Wolfgang Buck, Joachim Fischer, Christof Gaiser, Joachim Seidel: Neudefinition der Basiseinheit Kelvin. (PTB-Mitteilungen 117) 2007, S. 287, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2019; abgerufen am 31. Juli 2024.
  5. CODATA Recommended Values: Boltzmann constant. National Institute of Standards and Technology NIST, abgerufen am 15. April 2020.
  6. CODATA Recommended Values: Boltzmann constant in eV/K. National Institute of Standards and Technology NIST, abgerufen am 15. April 2020.
  7. a b Die oben genannte Formel für die Entropie findet sich zwar in der Form „S = k. log W“ auf Boltzmanns Grabstein, steht aber nirgendwo explizit in seinen Werken. Er hat aber den Zusammenhang zwischen Entropie und der Zahl der Zustände klar erkannt, z. B. in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1877 oder den Vorlesungen über Gastheorie, Bd. 1, 1895, S. 40, siehe Ingo Müller A history of thermodynamics, Springer, S. 102.
  8. Max Planck: Zur Theorie des Gesetzes der Energieverteilung im Normalspektrum. Vortrag – Faksimile aus den Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 2 (1900). In: onlinelibrary.wiley.com. 14. Dezember 1900, S. 237–245, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  9. Die Boltzmann-Konstante wurde erstmals von Planck bestimmt. Boltzmann hat sie nie verwendet. Siehe Walter Meißner: Gedenkrede auf Max Planck, Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, 1948