Amt Scheßlitz

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Das heutige Rathaus von Scheßlitz, der ehemalige Verwaltungssitz des Amtes Scheßlitz
Das Territorium des Hochstiftes Bamberg

Das Amt Scheßlitz (auch Pflege Giech genannt) war ein Verwaltungsgebiet des Hochstiftes Bamberg, eines reichsunmittelbaren Territoriums im Heiligen Römischen Reich. Das dem Fränkischen Reichskreis zugeordnete Hochstift Bamberg war ein geistliches Fürstentum, das bis 1802 existierte.

Das im Nordosten des Bamberger Herrschaftsgebietes gelegene Amt war eines der größeren hochstiftischen Ämter. Es war nahezu vollständig von den bambergischen Ämtern[1]Hallstadt, Hollfeld, Lichtenfels, Memmelsdorf, Weismain, und Zapfendorf bzw. Teilen (Exklaven) davon umgeben.[2][3][4]

Das Scheßlitzer Gebiet bildete über lange Zeit eine Enklave innerhalb des Bamberger Herrschaftsgebietes, die von den auf der Burg Giech residierenden Grafen von Truhendingen kontrolliert wurde. Erst in den Jahren 1382 und 1390 gelang dem Hochstift die vollständige Erwerbung dieses Territoriums.[5]

Die Verwaltung des Amtes Scheßlitz bestand aus einem Oberamt, einem Vogteiamt, einem Steueramt, einem Kastenamt und einem Centamt.[6]

Die Burg Giech, der ursprüngliche Verwaltungssitz des Amtes Scheßlitz

Der Sitz der auch als Pflege Giech bezeichneten Scheßlitzer Amtsverwaltung befand sich ursprünglich auf der Burg Giech und wurde später in die Stadt Scheßlitz verlegt.[7][8][9]

An der Spitze der Amtsverwaltung stand ein Amtsvogt, der auch als Centrichter, Steuer- und Zolleinnehmer fungierte. Zum Amtspersonal gehörten außerdem ein Kastner, ein Amtsbote sowie ein Centknecht, der auch die Funktion eines Amtsknechtes ausübte.

Das Oberamt Scheßlitz war eine Mittelbehörde, die ausschließlich repräsentative Tätigkeiten ausübte ohne Jurisdiktions- und Verwaltungsaufgaben.[6] Das Amtspersonal bestand aus einem Oberamtmann und einem Oberamtssekretär.

Das Vogteiamt Scheßlitz war eines der 54 Vogteiämter des Hochstifts Bamberg.[10] Sein Vogteibezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[2][11]

Arnstein,[12] Bojendorf,[13] Demmelsdorf,[14] Dörnwasserlos,[15] Eichenhüll,[16] Geisdorf,[17] Giechburg,[8] Gügel,[18] Herzogenreuth,[19] Hohenhäusling,[20] Köttensdorf,[21] Kremmeldorf,[22] Kübelstein,[23] Litzendorf,[24] Ludwag,[25] Mährenhüll,[25] Neudorf bei Scheßlitz,[26] Pausdorf,[27] Peulendorf,[27] Pünzendorf,[28] Roschlaub,[29] Schederndorf,[9] Schweisdorf,[30] Stadelhofen,[31] Steinfeld,[32] Straßgiech,[33] Tiefenpölz,[34] Wiesengiech,[35] Windischletten,[35] Wotzendorf,[35] Würgau[36] und Zeckendorf.[37]

Außerdem gehörten zum Vogteibezirk des Scheßlitzer Amtes noch folgende Kondominate, d. h. Dorfmarkungen, in denen die Dorf- und Gemeindeherrschaft (DGH) entweder gemeinsam („cumulative“) oder abwechselnd („alternative“) ausgeübt wurde:

Ehrl (Kondominat mit dem bambergischen Amt Burgellern),[38] Buckendorf (alternierendes Kondominat mit den übrigen Grundherren)[39] und Schmerldorf (territorial geteilte DGH mit dem Vogteiamt Memmelsdorf, der Leithenbach bildete die Grenze).[40]

Das Centamt Scheßlitz war eines der 29 Centämter des Hochstiftes Bamberg.[10] Sein Hochgerichtsbezirk umfasste folgende Dorfmarkungen und Ortschaften:[6][3][4]

Arnstein,[12] Bojendorf,[13] Burglesau,[41] Demmelsdorf,[14] Dörnwasserlos,[15] Ehrl (Limitierte Cent des Domprobsteiamtes Burgellern),[38] Eichenhüll,[16] Geisdorf,[17] Giechburg,[8] Gräfenhäusling,[42] Großziegenfeld,[43] Gügel,[18] Herzogenreuth,[19] Hohenhäusling,[20] Hopfenmühle (Limitierte Cent der Grafen von Giech-Thurnau),[44] Köttensdorf,[21] Kremmeldorf,[22] Kübelstein,[23] Kümmersreuth,[45] Leimershof,[46] Litzendorf,[24] Ludwag,[25] Mährenhüll,[25] Melkendorf (geteilt mit dem Centamt Memmelsdorf),[47] Neudorf bei Scheßlitz,[26] Pausdorf,[27] Peulendorf,[27] Pfaffendorf,[48] Pünzendorf,[28] Roschlaub,[29] Roßdorf am Berg,[49] Roßdorf am Forst,[49] Rothmannsthal,[50] Sassendorf,[51] Schederndorf,[9] Scheßlitz,[9] Schlappenreuth (Limitierte Cent des Domprobsteiamtes Burgellern),[52] Schmerldorf (geteilt mit dem Centamt Memmelsdorf, der Leithenbach bildet die Grenze),[40] Schweisdorf,[30] Stadelhofen,[31] Steinfeld,[32] Straßgiech,[33] Tiefenpölz,[34] Wallersberg,[53] Wattendorf (Limitierte Cent des Klosters Langheim),[54] Wiesengiech,[35] Windischletten,[35] Wölkendorf (Limitierte Cent der Grafen von Giech-Thurnau),[55] Wotzendorf,[35] Würgau,[36] Zeckendorf[37] und Zeegendorf (geteilt mit dem Centamt Memmelsdorf, der Zeegenbach bildete die Grenze).[37]

Das Steueramt Scheßlitz war eines der 46 Steuerämter des Hochstiftes Bamberg.[10] Der räumliche Wirkungsbereich des Steueramtes war deckungsgleich mit dem des Scheßlitzer Vogteiamtes.[56]

Die wirtschaftliche Bedeutung des Amtes für das Hochstift Bamberg war groß. Es war das zweitertragsreichste Amt und wurde daher als Amt IV Klasse (von 5) geführt. Die Steuererträge des Steueramtes betrugen im Schnitt in der Amtszeit von Peter Philipp von Dernbach (1672–1683) 6931 und in der Amtszeit von Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683–1693) 6830 fränkische Gulden pro Jahr.[57]

Das Kastenamt Scheßlitz war eines der 24 Kastenämter des Hochstiftes Bamberg.[10][6]

Persönlichkeiten

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  • Hildegard Weiß: Stadt- und Landkreis Bamberg (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 21). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1974, ISBN 3-7696-9884-3.
  • Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg (1672–1693). Selbstverlag des Historischen Vereins Bamberg, Bamberg 1976, ISBN 3-87735-083-6.
  • Claus Fackler: Stiftsadel und geistliche Territorien 1670–1803. Eos Verlag, 2007, ISBN 978-3-8306-7268-5.
  • Johann Georg Prändel: Die pfalzbairische Provinz in Schwaben, die beiden Fürstenthümer Bamberg und Würzburg, und das Herzogthum Berg enthaltend. In: Erdbeschreibung der gesammten pfalzbairischen Besitzungen: mit steter Hinsicht auf Topographie, Geschichte, physische Beschaffenheit, Land- und Staatswirthschaft. Uhlmannsche Buchhandlung, Amberg 1806.
  • Hochstift Bamberg (Hrsg.): Bamberger Hof-Staats- und Standskalender für das Jahr 1796. Bamberg 1796.
  • Herbert Popp, Klaus Bitzer, Halk Thomas Porada: Die Fränkische Schweiz. Hrsg.: Sebastian Lentz, Bernhard Müller (= Landschaften in Deutschland). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2019, ISBN 978-3-412-51535-5.
  • Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5.
  • Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5.
Commons: Amt Scheßlitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 32.
  2. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Ämter am Ende des Alten Reiches“.
  3. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichte am Ende des Alten Reiches“.
  4. a b Hildegard Weiß: Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtskarte“ (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. Mai 2020]).
  5. Bamberg – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 57.
  6. a b c d Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 88.
  7. Bamberg – Der Altlandkreis. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 56–57.
  8. a b c Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 125.
  9. a b c d Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 162.
  10. a b c d Max Spindler, Andreas Kraus (Hrsg.): Geschichte Frankens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Handbuch der bayerischen Geschichte. III, 1). 3. Auflage. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39451-5, S. 712.
  11. Die Fränkische Schweiz. In: Landschaften in Deutschland. S. 66, Karte „Die territoriale Differenzierung der Fränkischen Schweiz am Ende des Alten Reiches (1792)“.
  12. a b Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 63 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. Mai 2020]).
  13. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 110.
  14. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 115.
  15. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 117.
  16. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 120.
  17. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 124.
  18. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 127.
  19. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 129.
  20. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 131.
  21. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 137.
  22. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 139.
  23. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 140.
  24. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 142.
  25. a b c d Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 144.
  26. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 149.
  27. a b c d Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 154.
  28. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 156.
  29. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 158.
  30. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 166.
  31. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 168.
  32. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 171.
  33. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 172.
  34. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 175.
  35. a b c d e f Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 185.
  36. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 187.
  37. a b c Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 188.
  38. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 119.
  39. Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 65 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 12. Mai 2020]).
  40. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 164.
  41. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 113.
  42. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 126.
  43. Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 75 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 12. Mai 2020]).
  44. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 132.
  45. Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 82 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 12. Mai 2020]).
  46. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 141.
  47. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 145.
  48. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 155.
  49. a b Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 159.
  50. Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 98 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 12. Mai 2020]).
  51. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 161.
  52. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 163.
  53. Lichtenfels-Staffelstein. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 110 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 12. Mai 2020]).
  54. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 182.
  55. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 186.
  56. Stadt- und Landkreis Bamberg. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 89–91.
  57. Hermann Caspary: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg : (1672 - 1693), 1976, ISBN 3-87735-083-6, S. 377.
  58. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 169.
  59. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 169.
  60. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 165.
  61. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 168.
  62. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 165.
  63. Claus Fackler: Stiftsadel und Geistliche Territorien 1670–1803, 2006, ISBN 978-3-8306-7268-5, S. 178.

Koordinaten: 50° N, 11° O