Folinsäure
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Vereinfachte Strukturformel ohne vollständige Stereochemie | ||||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Folinsäure (modifizierter Freiname) | |||||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C20H23N7O7 | |||||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung | ||||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 473,44 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
pKS-Wert |
3,3[1] | |||||||||||||||||||||
Löslichkeit |
in Wasser kaum löslich[4] | |||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten |
1063 mg·kg−1 (LD50, Ratte, i.p., Folinic acid calcium salt pentahydrate)[2] | |||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Folinsäure (FA), auch Citrovorum-Faktor (CF) oder Leucovorin (LV), kurz CHO-FH4, ist das 5-Formyl-Derivat der Tetrahydrofolsäure, welche als die aktive Form der Folsäure an verschiedenen Stoffwechselprozessen (Nukleotidsynthese, Aminosäurestoffwechsel) beteiligt ist. Folinsäure wird arzneilich angewendet
- in Kombination mit 5-Fluoruracil in der Behandlung des Dickdarmkrebs,
- um die zytotoxische Wirkung von Arzneistoffen aus der Gruppe der sogenannten Folsäure-Antagonisten zu verringern oder ihr entgegenzuwirken,
- in niedriger Dosierung zur Behandlung von Folsäuremangelzuständen, die durch diätetische Maßnahmen nicht zu beheben sind.
Stereochemie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folinsäure verfügt über zwei Stereozentren, es existieren daher insgesamt vier Isomere. Die meisten Fertigarzneimittel enthalten ein Diastereomerengemisch der Folinsäure. Eingesetzt werden das Calcium-Salz (Calciumfolinat)[5], dessen Hydrat (Calciumfolinat-Pentahydrat)[6] sowie das Dinatriumsalz (Natriumfolinat).[7]
Mittlerweile sind aber auch Präparate mit der reinen, biologisch aktiven Form, dem L-(−)-Isomer mit der Bezeichnung Levofolinsäure, verfügbar.[8] Auch hier wird das Calciumsalz eingesetzt.[9]
Pharmakologische Wirkung und Anwendungsgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kombinationstherapie mit 5-Fluoruracil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folinsäure wird in synergistischer Kombination mit dem Zytostatikum 5-Fluoruracil (5-FU) in der Chemotherapie zur Behandlung von Dickdarmkrebs und anderen Tumoren verwendet. Folinsäure bindet an das Enzym Thymidilat-Synthase und führt dadurch zur Erniedrigung der intrazellulären Thymidilat-Konzentration, wodurch die zytostatische Wirkung von 5-FU verstärkt wird.
„Leukovorin-Rescue“ bei Therapie mit hochdosiertem Methotrexat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folinsäure wird als Antidot bei Therapien mit Methotrexat (MTX) eingesetzt. Methotrexat wirkt als Folsäure-Antagonist und hemmt kompetitiv und reversibel das Enzym Dihydrofolat-Reduktase (DHFR). Bei hochdosierter Methotrexat-Gabe muss eine sogenannte „Leukovorin-Rescue“ erfolgen, d. h. die Wirkung des Methotrexats muss durch regelmäßige Gabe von Leukovorin antagonisiert werden, da sonst eine schwere Knochenmark- und Schleimhauttoxizität (Mukositis) auftritt. In der Praxis wird dabei meist so verfahren, dass Methotrexat als Infusion über ca. 4 Stunden verabreicht wird und man nach 24 Stunden nach der Infusion mit der Leukovorin-Rescue beginnt (alle 6 Stunden eine Infusion mit Leukovorin), solange bis der Methotrexat-Spiegel eine kritische Grenze unterschritten hat (< 0,1 µM).
Antidot gegen Trimetrexat, Trimethoprim und Pyrimethamin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ähnlich wie in der Therapie mit hochdosiertem Methotrexat ist Folinsäure auch als Antidot bei der Hochdosistherapie mit den Folsäure-Antagonisten Trimetrexat, Trimethoprim und Pyrimethamin indiziert.
Behandlung von Folsäuremangelzuständen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn ein Vitamin-B12-Mangelzustand differentialdiagnostisch ausgeschlossen wurde, kann Folinsäure in niedriger Dosierung (maximal 15 mg pro Tag) zur Behandlung von Folsäuremangelzuständen angewendet werden. Es wird auch zur Behandlung von zerebralem Folatmangel eingesetzt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Eintrag zu Folinsäure. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 2. Juli 2019.
- ↑ a b c d Datenblatt Folinic acid calcium salt hydrate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 2. April 2011 (PDF).
- ↑ The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 723, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 9. Auflage, 1976, ISBN 0-911910-26-3, S. 544.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Calciumfolinat: CAS-Nr.: 1492-18-8, EG-Nr.: 216-082-8, ECHA-InfoCard: 100.014.621, PubChem: 78759347, ChemSpider: 14421, Wikidata: Q27077063.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Calciumfolinat-Pentahydrat: CAS-Nr.: 6035-45-6, EG-Nr.: 622-950-0, ECHA-InfoCard: 100.151.674, PubChem: 20835958, ChemSpider: 20137742, Wikidata: Q27287765.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Natriumfolinat: CAS-Nr.: 163254-40-8, PubChem: 71587560, ChemSpider: 32702403, Wikidata: Q27260173.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Levofolinsäure: CAS-Nr.: 68538-85-2, PubChem: 149436, ChemSpider: 131714, DrugBank: DB11596, Wikidata: Q192464.
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Calciumlevofolinat: CAS-Nr.: 80433-71-2, EG-Nr.: 801-530-2, ECHA-InfoCard: 100.228.231, PubChem: 9892583, ChemSpider: 8068253, Wikidata: Q11349901.