Deutsche Herzen – Deutsche Helden
Deutsche Herzen – Deutsche Helden ist ein populärer deutscher Fortsetzungsroman des 19. Jahrhunderts und der vierte von fünf großen Lieferungs- bzw. Kolportageromanen, die Karl May für den Verlag H. G. Münchmeyer verfasste. Auf ganzen 2.610 Seiten in insgesamt 109 Lieferungen à durchschnittlich 24 Seiten bot der Autor seinen Lesern von Dezember 1885 bis Januar 1888 „atemlose Spannung“.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zusammen mit dem schrulligen Lord Eagle-nest und dem geheimnisvollen Helden Oskar Steinbach macht sich der junge Hermann von Adlerhorst daran, die verschiedenen Mitglieder seiner Familie zu suchen, die durch eine Tragödie zwanzig Jahre zuvor in alle Welt verstreut wurden. Ihre Spuren finden sich im Orient, im Wilden Westen und in Sibirien.
- 1. Capitel: Eine deutsche Sultana und 2. Kapitel: Die Königin der Wüste (Türkei und Afrika, 816 Seiten)
- Zweite Abtheilung: Der Fürst der Bleichgesichter – I. Die Taube des Urwaldes und II. Im Thale des Todes (Amerika, 762 Seiten)
- Dritte Abtheilung: Der Engel der Verbannten – I. Unter den Zobeljägern und Zweites Capitel: Auf der Flucht (Sibirien, 724 Seiten)
- Dritte Abtheilung: Zum guten Schlusse (Wiesenstein, 307 Seiten)
Orientteil (Istanbul und Nordafrika)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Racheschwur
In Istanbul
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Derwisch trifft auf Lord Eagle-nest, der auf Normann, dieser malt Tschita, welche an Ibrahim verkauft wird.
- Hermann verliebt sich in Zykyma, Steinbach bietet Hermann seine Hilfe an.
- Steinbach erfüllt seine diplomatische Mission im Haremsgarten des Großherrn und verliebt sich dabei in Gökala, wird von Polikeff niedergeschlagen und an Bord der Eagle-nest gerettet.
- Befreiung der Sklavinnen schlägt fehl, Abreise und Verfolgung.
In Tunesien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steinbach trifft in der Wüste Krüger-Bei und befreit Hiluja.
- Eagle-nest wird von zwei Huren geneppt und von Said befreit, nachdem dieser Hermann und Normann bezüglich Ibrahims informiert hat.
- Eagle-nest trifft auf den Derwisch und entdeckt dessen Attentat, der Derwisch wird gefasst, Ibrahim entkommt.
- Verfolgung Ibrahims, er kann mit Zykyma und Said entkommen, Steinbach kann Tschita befreien.
In Ägypten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In Kairo trifft Eagle-nest auf Gökala.
- In der Wüste trifft Ibrahim auf Falehd und Polikeff und gelangt mit ihnen zu den Beni Sallah.
- Rückblick: während Steinbach vom Khedive einen Auftrag zu den Beni Sallah erhält, rettet Hilal Hiluja.
- Bei den Beni Sallah wird Falehd von Steinbach besiegt.
- Krieg gegen die Beni Suef, vorher kommen die Beni Abbas mit Badijas und Hilals Vater.
- Steinbach trifft auf Nena und Falehd will die Mädchen töten, wird aber selbst von Hilal zerschmettert.
- Polikeff und Ibrahim rauben Zykyma, Badija und Hilal und entkommen.
- Steinbach nimmt mit Normann und Hilal die Verfolgung auf, befreit die Mädchen und folgt mit Norman und Zykyma dem Grafen und Ibrahim. Ab Kairo wird die Verfolgung mit Eagle-nest auf der Eagle-nest fortgesetzt, wieder ergebnislos.
Amerikateil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wilkinsfield
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Auseinandersetzung Wilkins, Almys, Sams und der Snakers-Brüder mit Burkers Bande.
- Auseinandersetzung Wilkins, Almys, Sams und der Snakers-Brüder mit und um Robin Walker.
- Auseinandersetzung Wilkins, Almys, Sams und der Snakers-Brüder mit Leflor.
- Walker verkauft widerrechtlich an Leflor Besitztitel von Wilkinsfield.
Silbersee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sam Barth trifft sich mit Jim und Tim Snaker und auf die von Burkers Bande ausgeraubte Familie Rothe.
- Rücknahme des Raubes und weiter zum Silbersee. Bill Newton (= Derwisch = Florin) taucht auf und wird gefangen.
- Steinbach und „Starke Hand“ fangen die Bande und ziehen mit Sam den feindlichen Maricopas entgegen, die als Gefangene Magda Hauser mitschleppen und von Zimmermann verfolgt werden.
- Befreiung Magdas mit Sieg über und Frieden mit den Maricopas, Verfolgung von Roulin.
- Befreiung Florins durch Leflor, der mit ihm zu Walker zieht.
Todesthal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Diverse Zusammentreffen bei der „gelehrten Emeria“ und daraus folgend:
- Besuch Steinbachs und Sam’s bei Miranda.
- Vereitelter Raubmord an Günther von Langendorff.
- Flucht Walkers mit Roulin und Leflor aus Wilkinsfield und Bill Newton, dem einstigen Derwisch.
- Verfolgung derselben durch Steinbach und Kameraden.
- Verführung Balzers durch Miranda und Entführung der beiden Wilkins, Magdas und Friedrichs auf Balzers Schnellsegler bis in den Colorado.
- Zusammentreffen der Verfolger mit Lord Eagle-nest und Hermann, gemeinsame weitere Verfolgung auf der Eagle-nest.
- Zusammentreffen der Verfolger mit den Apachen und Maricopas und der Verfolgten mit den Papagos.
- Getrennter Marsch zum Todesthal: Oskar mit Sam vorweg bringen die Mine in ihre Gewalt und befreien die Gefangenen.
- Florin bestiehlt Walker und flieht, wird von Oskar einkassiert, während die Apachen die Papagos überholen.
- Überwältigung der Papagos an der Mine, Festsetzen aller Verbrecher.
- Flucht Florins und Verfolgung durch Oskar, dabei Zusammentreffen mit einem entflohenen sibirischen Verbannten, der den Vater Semawas kennt.
Sibirienteil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Platowa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Florin taucht als „Peter Lomonow, Kaufmann aus Orenburg“ in Platowa auf, flieht aber bald vor Sam und den Snakers-Brüdern.
- Der Kreishauptmann und sein Sohn sehen, wie Georg von Karparla belohnt wird. Anschläge, Schikanen und Verhaftung Georgs folgen.
- Der Rittmeister zeigt einem seiner Leutnants Karparla beim Baden, Sam und die Snakers vertreiben ihn.
- Sam kommt mit den Snakers nach Platowa, steigt beim Tungusenfürsten ab, stutzt den Kreishauptmann und seinen Sohn zurecht und befreit Georg, den Karparla zum Mückenfluss schickt.
- Karparla stößt auf Semawa/Gökala, Polikeff erkennt den Kreishauptmann (Saltikoff), Sam belauscht Polikeff und Saltikoff.
- Sam kauft einen Soldaten frei, züchtigt den Rittmeister und dessen Vater und lässt für zweihundert Verbannte Waffen entwenden.
- Oskar Steinbach trifft ein, wird von Sam informiert, dass Georg von Adlerhorst, der Maharadscha, Florin und Alexei Polikeff auf dem Weg zum Mückenfluss sind und der Kreishauptmann des Grafen Verbündeter ist, und zu Semawa gebracht.
- Oskar verhaftet als Gardekavalleriegeneral unter Verwendung eines Ukas imennoj (Zarenbefehls) Iwan Saltikoff und seinen Sohn, schickt das Kleeblatt zum Mückenfluss voraus und folgt mit allen anderen.
Bei dem Hofgut Dobronitsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexius Boroda will zweihundert Verbannte bei Mila Dobronitsch anmelden, wird dabei gefasst und entkommt dem Wachtmeister, den Milas Vater verjagt.
- Der ungeliebte, arrogante Nachbar will um Mila freien, holt sich einen Korb und trifft auf den Wachtmeister Wassilei, mit dem er auf Rache sinnt.
- Wassilei will Georg verhaften, muss aber wieder erfolglos abziehen.
- Georg wird ins Versteck gebracht, belauscht Wassilei und Polikeff, die in die Räucherkammer einsteigen, und trifft auf Boroda. Mit Peter können sie die Halunken einwässern.
- Florin erscheint mit Zobeljägern und wird zurückgewiesen, ebenso Polikeff, nur der Oberleutnant darf das Haus durchsuchen und die Einbrecher entdecken.
- „Nr. 5“, Maharadscha Banda, warnt Boroda und trifft auf das Kleeblatt. Sam übernimmt, die Verbannten kommen sicher in die Höhle, die Kosaken suchen vergeblich.
- Der kommandierende Major will sich an Peter halten, was Sam verhindert, schließlich sitzt Florin in der Räucherkammer und das ganze Gut wird umstellt.
- Sam trifft im Versteck auf seinen Bruder und erfährt, dass Alexius sein Neffe ist. Er bemerkt auch dessen Gefühle für Mila und ebnet beiden den Weg.
- Sam düpiert den Major so, dass er die Flüchtlinge aus dem Versteck führen und in der Stanitza ausrüsten und den Tungusen entgegenschicken kann, wo sie bewaffnet werden.
- Georg und die Familie Barth sind zurückgeblieben. Oskar trifft ein:
- „In der Uniform eines Generallieutenants der russischen Gardekavallerie“ rehabilitiert Oskar Georg und Banda und begnadigt die Familie Barth samt Helfern beider im Namen des Zaren. Polikeff eröffnet er den Haftbefehl samt Beschlagnahme seiner Güter, Florin die Auslieferung durch Russland.
- Verlobung Milas mit Alexius, Zusammenführung Bandas mit Semawa und Karparlas mit ihren Eltern Barth.
In Wiesenstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sendewitsch belauscht Ibrahim Pascha, der Albin Schubert engagiert, um Zykyma und Tschita zu entführen, und informiert Sam.
- Florin wird eingekerkert und Ibrahim erweitert den Auftrag Schuberts um die Befreiung Florins.
- Sam organisiert die Befreiung Florins und die Flucht in die Meierei unter Observation durch Geheimpolizei, um beide eines auf deutschem Boden begangenen Verbrechens überführen und nach Landesrecht verurteilen lassen zu können.
- Kaum vorbereitet wird dieser Plan ersetzt durch die Idee, die ganze Handlung auf Burg Grafenreuth zu konzentrieren, wohin auch Zykyma und Tschita „gelockt“ werden sollen und wo auch alle anderen sich scheinbar ermorden lassen sollen.
- Lord Eagle-nest trifft ein mit allen aus dem „Thal des Todes“ Geretteten.
- Die „Befreiung“ wird vorverlegt, Steinbach trifft mit großem Gefolge (Sibirienakteure) ein.
- Planmäßig gehen erst die beiden Damen ins Netz, dann der Rest der Gesellschaft.
- Ibrahim versucht nach dem scheinbaren Massenmord, auch Florin und Schubert umzubringen, was scheinbar gelingt, dann sinnen diese auf Rache.
- Während der Verhaftung tötet Florin erst den Pascha und dann sich selbst, Schubert hängt sich in der Haft auf.
- Audienz beim Großherzog: Steinbach zeigt sich als Prinz Oscar, anwesend außer diesen: Banda und Semawa, alle Überlebenden der Familie Adlerhorst und ihre jeweiligen Verlobten, Sam Barth samt Bruder mit Familie, den Snakers und Familie Dobronitsch.
Lyrikreferenzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An mehr als zwanzig Stellen seines Romans nimmt Karl May Bezug auf Lyrik. „Referenzen auf Fremdtexte dienen der Erweiterung des semantischen Raumes; dieser Raum, durch eine Narration gestiftet, wird mittels Bezugnahmen auf Literatur vertieft. Drei Funktionen der Sujetstiftung werden sichtbar: Intensivierung, Konzentration und Realitätsverdopplung.“[1]
- „Viele dieser Gedichte und Lieder sind prominent im Kanon verankert und dürften Karl Mays Primärrezipienten geläufig gewesen sein, darunter Heines Loreley. In anderen Fällen handelt es sich auch um eine Art Stegreiflyrik aus gegebenem Anlass... Mutmaßlich von May selbst gedichtet, tritt diese Gelegenheitsdichtung in emotional zugespitzten Situationen auf und fungiert als Medium des Gefühlausdrucks der Protagonisten. Versdichtung dient dem Ausdruck von Liebesüberschwang (vgl, S. 322f., Paul Normanns Jodler) und Liebesverzicht (vgl, S. 408, Lord Eagle-nest) und konkurriert mit nichtsprachlichen Zeichen der Liebeserfahrung.
- Diese lyrischen Bezugnahmen auf zum Teil kanonische Texte von Rang harmonieren gut mit einer literarisch präfigurierten Welt, deren wichtigster Referenztext Die Entführung aus dem Serail ist, die aber auch von Carl Maria von Webers romantischer Oper Der Freischütz (S. 1395), von Shakespeares Romeo und Julia (S. 155), Heinrich von Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug (S. 1732: „Es stinkt ganz gewaltig nach Hölle und Schwefel“) und Dantes Inferno (S. 1337) kündet; und einmal wird womöglich sogar auf den Don Quijote angespielt (vgl. S. 457). Mythische Stoffe, darunter die Sage vom Ewigen Juden (S. 29) und die Melusinenfabel (S. 158), Bibelverse und Suren des Korans (S. 226), die griechische und römische Sagenwelt (S. 2459), die Märchen aus Tausendundeiner Nacht (S. 2255) erweitern den semantischen Raum ins Fabelhafte. Auch wirkt die Ereignisfolge teilweise so unwirklich, dass die „Wirklichkeit“ für einen „Roman“ genommen werden muss (S. 2257: „Das ist ein Roman!“ „Nein. Es ist die Wirklichkeit!“).“[1]
Quellen Karl Mays
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als eine der wichtigeren Quellen Karl Mays kann für den Sibirienteil wohl Reise um die Erde durch Nordasien und die beiden Oceane in den Jahren 1828, 1829 und 1830, ausgeführt von Adolph Erman, Verlag G. Reimer Berlin 1833–1842, 7 Bände + Atlas, angesehen werden, wo auch „Werchnei Udinsk“ (heute: Ulan-Ude) erwähnt wird.[2]
Fassungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manuskript (verschollen)
- Erstsatz 1885/1886
- Fischer-Ausgabe 1901/1902
- Karl-May-Verlag (Band 60: 1931), Band 61–63 1933/1934, (Band 78: 1996)
- Historisch-kritische Ausgabe 1996/1997
Erstsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]109 Lieferungshefte mit 2.601 Seiten; Karl May erhielt nur für 93 Hefte Honorar.[3]
Fischer-Ausgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]5 Bände mit 3.109 Seiten (bearbeitet von Paul Staberow).
Karl-May-Verlag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1927/1928 erschien in der Zeitschrift Das Vaterhaus ein Vorabdruck der Ausgabe des Karl-May-Verlags unter dem Titel „Die Familie Adlerhorst“.
- Allah il Allah! (GW 60)
- Der Karl-May-Verlag versuchte, eine Lücke in der Handlung des Bandes 1 Durch die Wüste zu schließen. Erzählt wird die gefahrvolle Reise Kara Ben Nemsis und Hadschi Halef Omars durch die Wüste von Tunesien aus über Tripolis bis nach Ägypten. Dafür wurde durch den Verlag ein Teil des Kolportageromans Deutsche Herzen – Deutsche Helden verwendet, der im Orient spielt und für den Ablauf und das Verständnis der Haupthandlung (erzählt in den drei folgenden Bänden) nicht notwendig erschien (Die Königin der Wüste). Dieser wurde in eine neu geschriebene Rahmenhandlung eingefügt und stark bearbeitet. Neben den erforderlichen Veränderungen im Handlungsablauf wurde auch ein Teil der handelnden Personen umbenannt oder neu eingefügt. Der Protagonist Oskar Steinbach wurde zum Ich-Erzähler Kara Ben Nemsi und dessen Diener und Beschützer Hadschi Halef Omar in die Handlung und die Dialoge aufgenommen. Ein englischer Ägyptenreisender wurde in Sir David Lindsay umbenannt.[4]
- Der Derwisch (GW 61)
- Auch die Haupthandlung des Romans Deutsche Herzen – Deutsche Helden wurde vom Karl-May-Verlag tiefgreifend bearbeitet. Der erste Teil des nun dreibändigen Romans spielt in Istanbul, Tunis und im Wilden Westen und schildert das Schicksal der deutschen Familie Adlerhorst, deren Mitglieder durch die Ränke von Verbrechern in der ganzen Welt zerstreut und versklavt wurden. An der Zusammenführung dieser vom Orient über Nordamerika bis nach Russland verstreuten Familie sind viele bekannte Gestalten wie Winnetou, Old Firehand, Sam Hawkens, Will Parker, Dick Stone und Sir David Lindsay beteiligt.
- Im Tal des Todes (GW 62)
- Der zweite Teil dieses dreibändigen Romans spielt im Wilden Westen. Im Tal des Todes, einem Ort des Grauens, laufen schließlich die Schicksalsfäden derer zusammen, von denen im Band Der Derwisch die Rede war.
- Zobeljäger und Kosak (GW 63)
- Ein Mitglied der Familie Adlerhorst ist weiterhin verschollen. Die lange Suche endet unter Verbannten in Sibirien.
- Das Rätsel von Miramare (GW 78)
- Im zweiten Teil dieses Romans wird das Schicksal der Familie Adlerhorst in Deutschland so zu Ende erzählt, wie es von Karl May in Deutsche Herzen – Deutsche Helden dargestellt wurde – das Ende in Zobeljäger und Kosak ist eine Erfindung der Bearbeiter des Karl-May-Verlags.
Historisch-kritische Ausgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl Mays Werke, die Historisch-kritische Ausgabe für die Karl-May-Stiftung, kurz HKA, erscheinen seit 1987. Der Roman Deutsche Herzen, deutsche Helden liegt in sechs Bänden vor.
- Aktuelle Ausgaben in der Bücherdatenbank.
Unterschiede in den Bearbeitungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Bearbeitung von Paul Staberow erhält Günther von Langendorff Magda Hauser zur Frau. Außerdem verschwand die ausführliche Beschreibung der Brunnenstube. Ansonsten änderte er nur Details und/oder korrigierte (vermeintliche) Fehler.
Die Hauptänderung in der Bearbeitung des Karl-May-Verlags war die völlige Eliminierung des Helden Oskar Steinbach, dessen Part von den anderen Protagonisten übernommen wurde. Ein Orient-Teil wurde in Allah il Allah! ausgegliedert, der Amerika-Teil wurde um die Liebesgeschichte zwischen Sam Barth und Auguste gekürzt, es wurden bekannte Helden der Reiseerzählungen eingesetzt und der Schlussteil wurde von Franz Kandolf neu geschrieben. Die Handlungszeit wurde auf 1861–1863 gelegt.
Vertonungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1985 produzierte der Hessische Rundfunk eine 47-teilige Hörspielfassung für das Radio.
Ein Fall für Sam Hawkens ist der Titel eines Stücks, das Wolfgang Bohun auf Grundlage des Romans für Bühne und Hörspiel schrieb.
Dramatisierungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da die Urfassung des Romans lange Zeit nicht auf dem Markt war, griffen Autoren für die Freilichtspiele auf die bearbeitete Fassung des KMV zurück.
1955 wurde „Hadschi Halef Omar“ in Bad Segeberg gespielt. Es enthielt Motive von Durch die Wüste und Allah il Allah! Das Stück wurde 1959 wiederholt, 1963 unter neuem Titel und leicht bearbeitet („Durch die Wüste“) noch einmal.
1970 wurde mit „Im Tal des Todes“ der Amerika-Teil des Romans (Buch: Jochen Bludau) in Elspe uraufgeführt – und mehrfach mit leichten Änderungen (wechselweise Old Firehand und Old Shatterhand als Helden) wiederholt.
1980 gab es in Bad Segeberg das Stück „Im Tal des Todes“ (Buch: Harry Walther); 2002 und 2015 wieder, allerdings mit neuem Textbuch von Michael Stamp.
Am 16. Mai 1992 fand eine werkgetreue Bühnenfassung lediglich des ersten Roman-Kapitels Eine deutsche Sultana unter dem irreführenden Titel „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“ im Garten des Wasserschlosses Concordia in Bamberg statt. Für die Bühne eingerichtet wurde das Stück von Rainer Lewandowski, der auch für die Hörspielfassung verantwortlich zeichnete.[5]
Kritisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Karl May selbst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl May schrieb 1905 über den „Schundverlag“ Münchmeyer:[6]
- „… Das für mich Allerfürchterlichste kommt erst noch! Nehme ich meine damalige Arbeit jetzt in die Hand, so erkenne ich sie kaum wieder. Das ist nicht jener wohlbedacht artikulierte Leib, in welchem meine Seele zum Leser sprechen sollte. Das sind nicht jene weichen und doch energischen Konturen, die ich ihm gegeben habe, nicht die hellen Züge, die runden Linien, die hohe, denkende Stirn, die klaren Augen, die beweglichen Glieder! Sondern das ist ein formlos dicker Rumpf, von ordinären Genüssen aufgeschwollen, mit verkrüppelten Armen und Beinen, die an den Leib gezogen sind, weil sie zu faul waren, sich zu bewegen. Ein wüster Kopf! Alles ist stumpf an ihm, nicht nur die Nase! Sinnlichkeit und nichts als Sinnlichkeit, wohin ich nur schaue! Pfui! Und dieser Kerl soll ich sein? Man verstehe wohl: Ich meine jetzt nur das Äußere, den Körper! Wie konnte aus der von mir geschaffenen, wohlgegliederten Gestalt, die zwar keinen Engel aber doch einen stattlichen und ebenmäßig gebildeten Menschen darstellte, ein solcher trottelhafter Tolpatsch werden! Und wie konnte sich die schlanke, kräftige, zwar auch nicht sündenlose Menschlichkeit, die ich gezeichnet habe, in eine so feiste, schwammige, nach Ehebruch lüsterne Abscheulichkeit verwandeln, wie ich sie hier zu sehen bekomme! Wer hat meine wohlabgemessenen Worte in Klumpen zusammengeballt, meine leichtfließenden Sätze in hässlich breite, langsam vorwärtskriechende Krötenleiber verwandelt? Wer hat mir alle die lieben Pausen, in denen mein Leser Atem holen und liebend nachsinnen sollte, herausgenommen und aus meinen kurzen, leicht begreiflichen Redeformen zottige Stricke gedreht, an denen sich jede Aufmerksamkeit zu Tode würgen muss? Wer das getan hat, dem „sollte ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ersäufet werden im Meere, da es am tiefsten ist!“[7] Denn diese Lurch- und Unkengestalt, in der meine Arbeiten heute vor mir liegen, ist niemals mehr in das, was sie früher war, zurückzuverwandeln. Selbst wenn man sich die größte Mühe gäbe, würde das, was man nach jahrelanger Ausdauer erreichte, im günstigsten Falle doch nur konsternieren!
- Das war aber nur der Leib, der Körper, den man mir so unheilbar verunstaltet hat, obgleich das Gesetz jede derartige Veränderung verbietet. Nun aber frage ich: Was kann in einer solchen Widerwärtigkeit für ein Geist, für eine Seele wohnen? Ich schaue nach. Die oben erwähnte „nach Ehebruch lüsterne Abscheulichkeit“ hat einen Verdacht in mir erweckt, den ich leider nur zu sehr bestätigt finde. Ich suche nach meinem Geiste, nach meiner Seele. Ich finde sie nicht. Sie sind verschwunden, alle beide! Ja, scheinbar bin ich da, aber als Zerrbild, als Fratze. Oder sollte ich das wirklich sein, dieses vielverwundete, tödlich verletzte Wesen, welches mir ähnlich ist und doch auch wieder nicht? Wohlgemerkt, das, was ich jetzt sage, ist geistig, ist seelisch zu nehmen! Ich habe diese Romane, seit ich sie schrieb, niemals gelesen, auch die Korrekturen nicht. Damals, als ich einige Abschnitte aus dem „Waldröschen“ nahm, um sie für „Old Surehand“ in Druck zu geben, fiel es mir auf, dass ich so viel herauszustreichen oder zu ändern hatte. Jetzt habe ich einen Zeugen gefunden, der ein Freund der Frau Münchmeyer ist und mir trotzdem bezeugen wird, dass Heinrich Münchmeyer damals grad in diesen Abschnitten sehr arg herumgeändert hat. Ich forschte weiter. Ja, ich bin da, allerdings. Die Anlage stammt von mir, der Bau, die Disposition, die Gliederung. Das Geographische, Geschichtliche, das Ethnologische. Die Schilderung von Land und Leuten. Die genau berechnete Schaffung psychologischer Situationen resp. Verwickelungen. Das stammt von mir; das ist fast alles mein Werk; aber von Schritt zu Schritt bemerke ich mehr und mehr, dass sich fremde Geister in dieses Werk geschlichen haben. Ich stoße auf Fäden, die ich nicht kenne, auf Spuren, die nicht von meiner Psyche, sondern von anderen Seelen stammen. Ich entdecke Münchmeyers wohlbekannte Stapfen und höre seine Schritte förmlich hallen. Sein rührseliges Schluchzen. Sein halblautes, verliebtes Lächeln. Das Tätscheln frischer Wangen. Die satte Deutlichkeit in der Beschreibung weiblicher Reize. Redewendungen, die nur ihm allein eigen waren. Dann plötzlich ein logischer Barbarismus von solcher Ungeheuerlichkeit, dass man laut aufschreien möchte. Das ist nicht Münchmeyer, sondern Walther, der ebenso unvergleichliche wie einflussreiche Untermensch, der die Manuskripte der Münchmeyerschen Mitarbeiter auf das „Irdisch-Weibliche“ hin durchzusehen hatte. Ich machte mir nie etwas mit diesem Manne zu schaffen, habe ihm nie den Backenbart gekratzt und ihm auch nie etwas in die stets offene Hand gedrückt. Was daraus folgt, das wissen meine Zeugen. Nun geht dieser Herr nach seinem Tode genau so in meinen Romanen um, wie seine Feder, als er noch lebte, mit meinen Manuskripten umgesprungen ist. Ich begegne seinem Geiste, oder vielmehr seinem Gespenste auf Schritt und Tritt. Er hat sich mit ganz derselben Maitressenwirtschaft, die er eine Treppe hoch über Frau Münchmeyer trieb, hinter meine Gedanken geschlichen, und wer mich nun liest, der hält ihn für May und findet mich „abgrundtief unsittlich“! Überall, wohin ich in diesen meinen Romanen schaue, tritt mir sein Gesicht mit dem unvermeidlichen, hämischen Lächeln entgegen, welches er stets für mich hatte. Meine geistige Arbeit konnte er wohl beschmutzen, doch nicht zerstören; sie existiert noch heut; aber meine Seele ist der seinigen gewichen. Sie kann und will und darf nicht mehr auch nur das Allergeringste mit diesen Münchmeyerschen Romanen zu schaffen haben!“
Von seinen Lesern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]May liefert etliche Hinweise und Andeutungen, die später aber einfach ignoriert werden („… und nun geht das Hauptgeheimnis mit ihnen hinüber.“).
Harald Mischnick schrieb daher einen Alternativschluss zu dem Roman mit dem Titel Das letzte Rencontre, in dem er seine Lösung anbietet. Gleiches versuchte Franz Kandolf, als er den Roman für die Gesammelten Werke bearbeitete.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Sibirien auf Deutsche zu treffen, war keineswegs unwahrscheinlich: es gab 1897 im Russischen Reich um die 3.000 deutsche Siedlungen mit 1,8 Millionen Menschen, auch in Sibirien.[8]
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Lutz Hagestedt: Helden und Herzen. Karl Mays lyrischer Kanon. In: Jb-KMG 2016, S. 189–211. Der Autor zitiert nach dem Reprint der Erstausgabe von 1885 bis 1887.
- ↑ Siehe dazu Eckehard Kochs Abhandlung „Famoses Land, dieses Sibirien, und allerliebste Verhältnisse!“.
- ↑ Siegfried Augustin: Gedanken zur Endgültigkeit von Karl Mays Texten. In: Der geschliffene Diamant. S. 96.
- ↑ Lothar und Bernhard Schmid (Hrsg.): Der geschliffene Diamant. Karl-May-Verlag 2003, ISBN 3-7802-0160-7, S. 445 f.
- ↑ Hansotto Hatzig: Karl-May-Uraufführung in Bamberg. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 93, S. 54 f.
- ↑ Auszug aus Karl May: Ein Schundverlag. 1905 (online auf karl-may-gesellschaft), S. 375–376.
- ↑ Matthäus 18,6
- ↑ Kurzer Geschichtsaufriss.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Mays DEUTSCHE HERZEN und HELDEN. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 6/1977. (Onlinefassung)
- Walther Ilmer: Das Adlerhorst-Rätsel – ein Tabu? In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft. Nr. 34/1977, S. 25–37. (Onlinefassung)
- Helmut Schmiedt: Der Schatz, der Frosch und der Pope. Zur Dialektik der Aufklärung in Karl Mays Kolportageroman „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1978. S. 142–153. (Onlinefassung)
- Eckehard Koch: „Famoses Land, dieses Sibirien, und allerliebste Verhältnisse!“ Zum historischen Hintergrund von Mays Sibirien-Abenteuer in „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“. In: Jb-KMG. 1986, S. 185–224. (Onlinefassung)
- Martin Lowsky: Prinz Georg von Sachsen und anderer Glanz in Karl Mays Roman „Deutsche Herzen – Deutsche Helden“. In: Karl-May-Haus Information. Nr. 10/1997, S. 48–51.
- Walther Ilmer: Deutsche Herzen, deutsche Helden. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. Verlag Königshausen & Neumann Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1813-3, S. 331–335 (Onlinefassung)
- Henning Franke: Oskars Verschwinden. Karl Mays Kolportageroman Deutsche Herzen, deutsche Helden als Motivquelle für Freilichtspiel und Film. In: Karl-May-Welten II. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2007, ISBN 978-3-7802-3025-6, S. 108–120.
- Peter Essenwein: Karl Mays Deutsche Herzen, deutsche Helden. Versuch einer logischen Durchdringung. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft. Nr. 183 (1. Teil) und 184 (2. Teil), 2015.
- Lutz Hagestedt: Helden und Herzen. Karl Mays lyrischer Kanon. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft. 2016, S. 189–211.