Jugend musiziert

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Jugend musiziert
Banner beim 61. Bundeswettbewerb in Lübeck (2024)

Jugend musiziert ist ein seit 1964 in Deutschland und seit 1969 in Österreich ausgetragener Musikwettbewerb[1][2] für Kinder und Jugendliche. Knapp eine Million Kinder und Jugendliche haben bisher (Stand: 2020) am Wettbewerb teilgenommen.[3]

In Deutschland bezieht der bundesweit durchgeführte Wettbewerb Kinder und Jugendliche bis zum 21. Lebensjahr, für Gesang und Orgel bis zum 27. Lebensjahr, ein. Er dient der musikalischen Standortbestimmung, dem Vergleich mit anderen und der Förderung. Die Teilnehmer dürfen noch nicht in einer musikalischen Berufsausbildung (Vollstudium) oder Berufspraxis stehen.[4] Die Teilnehmer spielen Musikstücke aus unterschiedlichen Epochen einer Jury vor. Die Länge des Vortrags richtet sich nach der Altersgruppe und den Anforderungen in den einzelnen Kategorien und reicht von 6 bis 20 Minuten.

Der Wettbewerb gliedert sich in drei Phasen: Zunächst wird er auf Regionalebene ausgetragen, in etwa 140 Regionen Deutschlands und an etwa 30 Deutschen Schulen im europäischen Ausland.[5] Träger eines „1. Preises auf Regionalebene“ werden ab Altersgruppe II und einer bestimmten Punktzahl zum jeweiligen Landeswettbewerb „weitergeleitet“ (jeweils eine Deutsche Schule in Nord-, West- und Südeuropa führt ebenfalls einen eigenen Landeswettbewerb durch) und Träger eines „1. Preises auf Landesebene“ ab Altersgruppe III zum Bundeswettbewerb. Die Solo- und Ensemble-Kategorien wechseln in einem dreijährlichen Turnus.

Die „klassischen“ Orchesterinstrumente bildeten von Anbeginn das Fundament von „Jugend musiziert“. 1970 kam das Klavier hinzu, später Schlagzeug, Zupfinstrumente und Vokal-Kategorien. 2009 wurde die Solo-Kategorie „Bass (Pop)“ eingeführt, gefolgt von „Gitarre (Pop)“ und „Gesang (Pop)“. Jüngste Erweiterung war 2015 die Solo-Kategorie „Besondere Instrument“, mit Hackbrett und Baglamas. Sie wird 2016 erstmals als Ensemble-Kategorie angeboten.

Im Jahre 2019 hatte „Jugend musiziert“ bundesweit mehr als 15.000 Teilnehmer. Rund 7400 von ihnen wurden zu den Landeswettbewerben weitergeleitet, am 56. Bundeswettbewerb in Halle (Saale) nahmen knapp 2900 erste Landespreisträger teil.[6]

Der 1964 erstmals durchgeführte bundesweite Wettbewerb steht unter der Trägerschaft des Deutschen Musikrats.[7] Durchführende Verbände sind: Bundesverband Musikunterricht, Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände, Deutscher Tonkünstlerverband (DTKV), Jeunesses Musicales Deutschland (JMD), Verband deutscher Musikschulen (VdM). Gefördert wird Jugend musiziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den kommunalen Spitzenverbänden, den Kommunen sowie als Hauptsponsor von der Sparkassen-Finanzgruppe.[8]

2020 wurden erstmals in der 57-jährigen Geschichte von Jugend musiziert alle Landeswettbewerbe sowie der Bundeswettbewerb in Freiburg wegen COVID-19 abgesagt.[9] Für das Jahr 2021 wurde in einigen Regionen der Wettbewerb abgesagt, wohingegen er in anderen nur mit Jury ohne Publikum oder per Video ausgetragen wurde.[10][11] Der gesamte Bundeswettbewerb fand als Video-Wettbewerb online statt.[12]

Preisverteilung

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Erster Preis Zweiter Preis Dritter Preis mit sehr gutem Erfolg teilgenommen mit gutem Erfolg teilgenommen mit Erfolg teilgenommen teilgenommen Weiterleitung bei Gewinn des Ersten Preises
Regionalwettbewerb 25-21 Punkte 20-17 Punkte 16-13 Punkte 9-12 Punkte 5-8 Punkte bis 4 Punkte[13] ab Altersgruppe II und 23 Punkten zum LW
Landeswettbewerb 25-23 Punkte 22-20 Punkte 19-17 Punkte 16-14 Punkte 13-11 Punkte bis 10 Punkte ab Altersgruppe III und 23 Punkten zum BW
Bundeswettbewerb 25-24 Punkte 23-22 Punkte 21-20 Punkte 17-19 Punkte 16-14 Punkte 13-11 Punkte bis 10 Punkte

Liste der Bundeswettbewerbe

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20. Jahrhundert

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Jahr Nr. Austragungsort(e) Teilnehmeranzahl
1964 1. Berlin 179
1965 2. Remscheid 282
1966 3. Bremen 261
1967 4. Saarbrücken 401
1968 5. Erlangen, Nürnberg 268
1969 6. Heidelberg 480
1970 7. Erlangen, Nürnberg 314
1971 8. Bielefeld 607
1972 9. Erlangen, Nürnberg 414
1973 10. Trossingen 463
1974 11. Erlangen, Nürnberg 437
1975 12. Hannover 477
1976 13. Erlangen, Nürnberg 472
1977 14. Mainz 456
1978 15. Erlangen, Nürnberg 327
1979 16. Berlin 381
1980 17. Erlangen, Nürnberg 535
1981 18. Hamburg 645
1982 19. Erlangen, Nürnberg 480
1983 20. Düsseldorf 506
1984 21. Erlangen, Nürnberg 504
1985 22. Mainz 485
1986 23. Erlangen, Nürnberg 564
1987 24. Saarbrücken 665
1988 25. Erlangen, Nürnberg 597
1989 26. Münster 715
1990 27. Erlangen, Nürnberg 672
1991 28. Kiel 840
1992 29. Erlangen, Fürth, Nürnberg 1106
1993 30. Darmstadt, Cottbus (Gesang) 922
1994 31. Osnabrück, Leipzig[14] 1127
1995 32. Erlangen, Fürth, Nürnberg 1152
1996 33. Mannheim, Ludwigshafen 877
1997 34. Leipzig 1066
1998 35. Erlangen, Fürth, Nürnberg 1158
1999 36. Köln 1254
2000 37. Berlin 1356

21. Jahrhundert

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Jahr Nr. Austragungsort(e) Teilnehmeranzahl
2001 38. Hamburg[15] 1594
2002 39. Erlangen, Fürth, Nürnberg[16] 1625
2003 40. Erfurt, Jena, Weimar 1746
2004 41. Villingen-Schwenningen, Trossingen 1907
2005 42. Erlangen, Fürth, Nürnberg 1996
2006 43. Freiburg 2001
2007 44. Erlangen, Fürth, Nürnberg 2053
2008 45. Saarbrücken 2080
2009 46. Essen 2312
2010 47. Lübeck 2365
2011 48. Neubrandenburg, Neustrelitz 2294
2012 49. Stuttgart 2251
2013 50. Erlangen, Fürth, Nürnberg 2380
2014 51. Braunschweig und Wolfenbüttel[17] 2493
2015 52. Hamburg[18][19] 2514
2016 53. Kassel 2460
2017 54. Paderborn 2732
2018 55. Lübeck 2626
2019 56. Halle (Saale) 2870
2020 57. Freiburg ausgefallen[20]
2021 58. Bremen 2250[21]
2022 59. Oldenburg[22] 2300[23]
2023 60. Zwickau und Umgebung mehr als 2200
2024 61. Lübeck mehr als 2700[24]
2025 62. Wuppertal findet noch statt
2026 63. Magdeburg findet noch statt
2027 64. Bonn findet noch statt
2028 65. Freiburg[25] findet noch statt

Der österreichische Wettbewerb wurde 1969 von F. Knoppek in Leoben begründet als Instrumental- und Gesangswettbewerb für Jugendliche aus Österreich und Südtirol im Alter von 10–21 Jahren (für Spieler von Blechblasinstrumenten, Kontrabass und Fagott bis 23, für Sänger von 16–26 Jahren). Er findet im Zweijahresrhythmus statt – seit 1975 mit Vorauswahl in sog. „Landeswettbewerben“ in den Landeshauptstädten und dem „Bundeswettbewerb“ in Leoben. Teilnehmer werden aus allen österreichischen Bundesländern delegiert. In der Tiroler Delegation sind auch Teilnehmer aus Südtirol.

Im österreichischen Wettbewerb stiegen die Zahlen der Teilnehmer von 235 im Jahre 1969 auf über 2000 ab 1989 an. Die Vertreter der Bundesländer erarbeiteten Reformvorschläge (jährliche Durchführung, Teilung in einen mehr Förderungs-orientierten Basiswettbewerb und einen am professionellen Ausbildungsstandard orientierten Spitzenbewerb, Aufnahme fehlender Instrumente und Besetzungen, Einführung eines verbindlichen „Pflichtstückes“ aus dem 20. Jh. u. a.). 1993 fand der Wettbewerb letztmals bundesweit unter altem Namen statt. Als Alternative begründeten die Länder und die mit den Aspekten Jugend, Schule und Hochschule sowie Musikförderung befassten Bundesministerien die Organisation Musik der Jugend, die den Wettbewerb Prima la musica durchführt.

In Leoben selbst veranstaltete der Trägerverein unter dem von ihm geschützten Namen „Jugend musiziert“ in den Folgejahren noch weiterhin kleinere Wettbewerbe, allerdings auf einzelne Wertungskategorien beschränkt und in unregelmäßigen Abständen.

  • Invention und Durchführung. 25 Jahre Wettbewerbe „Jugend musiziert“ – Spektrum eines jugendkulturellen und musikpädagogischen Förderungsprogrammes. Materialien und Dokumente 1963–1988. Hrsg. im Auftrag des Deutschen Musikrats von Eckart Rohlfs. Deutscher Musikrat, München 1991, ISBN 3-928544-00-4
  • Hans Günther Bastian: Jugend musiziert – Der Wettbewerb in der Sicht von Teilnehmern und Verantwortlichen. Ergebnisse einer vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft geförderten Studie "Lebensgeschichten musikalischer Begabungen", zu der 60 Bundespreisträger intensiv befragt wurden, Schott Mainz 1987, ISBN 3-7957-2653-0
  • Peter Linzenkirchner, Gudrun Eger-Harsch: Gute Noten mit kritischen Anmerkungen. Wirkungsanalyse der Wettbewerbe „Jugend musiziert“ 1984–1993. Dokumentation und Kommentierung. Hrsg. für den Deutschen Musikrat von Eckart Rohlfs. Deutscher Musikrat, Bonn/München 1995, ISBN 3-928544-20-9
  • Bundesgeschäftsstelle „Jugend musiziert“ (Hrsg.): 33 Jahre Wettbewerbe „Jugend musiziert“. Bestandsaufnahme und weitere Planung. Deutscher Musikrat, München 1996, ISBN 3-928544-25-X
  • Deutscher Musikrat (Hrsg.): Lass hören – 50 Jahre Jugend musiziert – Das Buch zum Jubiläum. Regensburg 2013, ISBN 978-3-940768-38-4
  • Oesterreichisches Musiklexikon, Stichwort „Jugendmusikwettbewerbe“
Commons: Jugend musiziert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Christoph Vratz: Ein Wettbewerb als Aushängeschild. In: Goethe Institut. Abgerufen am 24. Oktober 2022.
  2. Jugend musiziert Österreich. In: db.musicaustria.at. Abgerufen am 24. Oktober 2022.
  3. Startseite. In: www.jugend-musiziert.org. Deutscher Musikrat, abgerufen am 22. April 2020.
  4. Anna Holfeld: Was Sie über „Jugend musiziert“ wissen müssen. In: Weser Kurier. 1. Februar 2020, abgerufen am 29. August 2020.
  5. Vielversprechender Nachwuchs. In: Main-Post. 31. Januar 2018, abgerufen am 29. August 2020.
  6. „Jugend musiziert“ 1964 - 2019 Kategorien, Teilnehmerzahlen auf Regional-, Landes- und Bundesebene. (PDF) In: www.jugend-musiziert.org. Deutscher Musikrat, 2019, abgerufen am 29. August 2020.
  7. Jörg Förster: Der 60. Bundeswettbewerb Jugend musiziert in Zwickau. In: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus. 15. Mai 2023, abgerufen am 3. Mai 2024.
  8. Zum 60. Mal: Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2023 wird mit Unterstützung der Sparkassen-Finanzgruppe eröffnet. In: Deutscher Sparkassen- und Giroverband. 15. Mai 2023, abgerufen am 3. Mai 2024.
  9. Katrin Blum: Bundesfinale von Jugend musiziert in Freiburg wird abgesagt - Freiburg - Badische Zeitung. In: Badische Zeitung. Badischer Verlag GmbH & Co. KG, 17. März 2020, abgerufen am 11. November 2021.
  10. Silvia Haiduk: „Jugend musiziert“ auch in Corona-Zeiten. In: Ludwigsburger Kreiszeitung. Ungeheuer + Ulmer KG GmbH + Co., 9. November 2020, abgerufen am 9. November 2020.
  11. Franziska Kleiner: Musikwettbewerb in Zeiten von Corona: Jugend musiziert – aber nur für die Jury. In: Stuttgarter Nachrichten. Stuttgarter Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH, 5. November 2020, abgerufen am 9. November 2020.
  12. Wolfram Goertz: Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ komplett online: Digital zu Gast bei den Bremer Stadtmusikanten. In: Rheinische Post. Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH, 15. Mai 2021, abgerufen am 11. November 2021.
  13. Wettbewerbe "Jugend musiziert" - Jury-Richtlinien. (PDF) In: www.jugend-musiziert.org. Deutscher Musikrat gGmbH, 2020, abgerufen am 11. November 2021.
  14. Jugend musiziert-Edition. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  15. Frau Fließ: Ors0306: Jugend musiziert - 38. Bundeswettbewerb in Hamburg. In: Presseportal.de. Jugend musiziert, 5. Juni 2001, abgerufen am 4. Juli 2020.
  16. Susanne Fließ: Rekordbeteiligung beim 39. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" in Erlangen, Fürth und Nürnberg. In: Presseportal.de. Jugend musiziert, 23. Mai 2002, abgerufen am 4. Juli 2020.
  17. Verband deutscher Musikschulen e.V: 51. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ - Weitere Institutionen und Einrichtungen. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  18. 52.Bundeswettbewerb Jugend musiziert. (PDF) In: Hamburg.de. Abgerufen am 4. Juli 2020.
  19. Deutscher Musikrat (Hrsg.): 52. Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Ergebnisse. Bonn 2015 (Online).
  20. Süddeutsche Zeitung: "Jugend musiziert" fällt aus. Abgerufen am 11. September 2020.
  21. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" erstmals per Video. In: musik-heute.de. 11. Mai 2021, abgerufen am 11. Mai 2021 (deutsch).
  22. Oldenburg wird zur deutschen Musikhauptstadt. In: Deutschlandfunk Kultur. 6. Februar 2021, abgerufen am 15. Juli 2021 (deutsch).
  23. Robert Bachmann: Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ 2022. In: Landkreis Barnim. 9. Juni 2022, abgerufen am 25. April 2023.
  24. Auf in die Hansestatdt Lübeck. In: Neue Musikzeitung. 1. Mai 2024, abgerufen am 3. Mai 2024.
  25. Vorschau 2027. Abgerufen am 18. August 2024.