Sunda-Gavial

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Sunda-Gavial

Sunda-Gavial (Tomistoma schlegelii)

Systematik
ohne Rang: Sauropsida
ohne Rang: Archosauria
Ordnung: Krokodile (Crocodylia)
Familie: Gaviale (Gavialidae)
Gattung: Tomistoma
Art: Sunda-Gavial
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Tomistoma
Müller, 1846
Wissenschaftlicher Name der Art
Tomistoma schlegelii
(Müller, 1838)

Der Sunda-Gavial oder Falsche Gavial (Tomistoma schlegelii) ist die südostasiatische der beiden rezenten Arten der Gaviale (Gavialidae). Er stellt zudem die einzige rezente Art der Gattung Tomistoma.

Kopf eines Sunda-Gavials

Der Sunda-Gavial erreicht eine Länge von bis zu fünf Metern. Die Schnauze ist langgezogen und besitzt sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer zahlreiche schmale und spitze Zähne. Sein weitgehend hell- bis dunkelbrauner Körper ist durch dunklere Bänder und Flecken gezeichnet, die sowohl bei den Jungtieren als auch bei den Ausgewachsenen sehr deutlich erkennbar sind.

Verbreitung und Gefährdung

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Verbreitung des Sunda-Gavials. Es ist zu beachten, dass die Art nicht das gesamte farbig markiere Gebiet flächendeckend bevölkert, sondern innerhalb dieses Gebietes fleckenhaft vorkommt.

Sunda-Gaviale leben ausschließlich im Süßwasser in Seen, Flüssen und Sümpfen. Brackwasser­vorkommen sind nicht bekannt. Der Verbreitungsraum umfasst den Süden der Malaiischen Halbinsel sowie die Inseln Borneo, Sumatra und möglicherweise auch noch den äußersten Westen von Java.[1][2] Subfossile Funde in Guangdong (Kwatung) in China lassen vermuten, dass sein Verbreitungsgebiet noch zu Beginn der Ming-Dynastie (1368) auch das südliche China umfasste.[1]

Der Sunda-Gavial ist heute vom Aussterben bedroht. Die „Tomistoma Task Force“ der „IUCN/SSC Crocodile Specialist Group“ schätzt die Zahl der noch in Freiheit lebenden Sunda-Gaviale auf maximal 2.500 Tiere. Der Grund für die Bedrohung sind die Zerstörung der natürlichen Lebensräume durch Holzeinschlag und das Trockenlegen der Torfmoore, Fischfang und Wilderei.

Lebensweise und Fortpflanzung

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In dorsaler Ansicht

Sunda-Gaviale leben zurückgezogen und scheu vorwiegend in Torfmoorwäldern und bewohnen dort Flüsse, Seen und Teiche.

Dort ernähren sie sich vorwiegend von Fischen, aber auch kleinere Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere (z. B. Affen) gehören zum Nahrungsspektrum. Dort, wo sich Lebensraum bzw. Jagdreviere von Sunda-Gavialen und Menschen überschneiden, können ihnen auch Menschen zum Opfer fallen. So griff im Jahr 2008 in Zentral-Kalimantan ein vier Meter langes Weibchen einen Fischer an und fraß ihn. Dies war der erste verifizierte tödliche Angriff eines Sunda-Gavials auf einen Menschen.[3] Bis Juni 2014 gab es mindestens drei weitere verifizierte tödliche Angriffe auf Menschen.[4] Bedeutend gefährlicher ist jedoch das in der gleichen Region vorkommende Leistenkrokodil mit weit mehr als 100 Todesopfern von 2007 bis 2014.[4]

Die Weibchen des Sunda-Gavials bauen zur Eiablage Hügelnester aus Pflanzenmaterial vorwiegend am Fuß von Urwaldbäumen. Die Brutdauer ist mit der anderer Krokodilarten vergleichbar und beträgt um die 90 Tage bei einer Bruttemperatur von ca. 31 Grad Celsius. Sunda-Gaviale legen die größten Eier aller Krokodile.

Der Sunda-Gavial verdankt seinen zweiten Trivialnamen, „Falscher Gavial“, dem Umstand, dass er zwar eine lange, schlanke Schnauze wie der Ganges-Gavial (Gavialis gangeticus) hat, aber ausgehend von einer Reihe anderer Körpermerkmale (u. a. der Form des Hirnschädels) traditionell den Echten Krokodilen (Crocodylidae) zugeordnet worden ist und teilweise noch heute zugeordnet wird. Diese Zuordnung war jedoch stets kontrovers und ein Teil der Forschergemeinde favorisierte seit langem eine enge Verwandtschaft mit dem Ganges-Gavial und damit eine Zuordnung in die Familie Gavialidae.[5] Mit dem Aufkommen molekulargenetischer Methoden zur Bestimmung der Verwandtschafts­verhältnisse in den 1980er Jahren verdichteten sich die Indizien, die letztgenannte Hypothese stützen.[6][7][8] Mittlerweile gilt ein Schwestergruppenverhältnis von Ganges-Gavial und Sunda-Gavial innerhalb der rezenten Krokodile als relativ gesichert.[9][10][11][12][13]

Der Sunda-Gavial, Tomistoma schlegelii, ist die einzige rezente Art der Gattung Tomistoma, die wiederum die einzige rezente Gattung der Unterfamilie Tomistominae ist. Jedoch zeigt die Fossilüberlieferung, dass die Tomistominen in der geologischen Vergangenheit offenbar diverser und auch deutlich weiter verbreitet waren. So sind Krokodile, die als Vertreter dieser Unterfamilie interpretiert werden, aus dem Tertiär Asiens, Nord- und Südamerikas sowie Europas bekannt,[1] unter anderem durch Funde im Eozän der Grube Messel.

  • Charles A. Ross (Hrsg.): Krokodile und Alligatoren – Entwicklung, Biologie und Verbreitung. Orbis Verlag, Niedernhausen 2002.
  • Joachim Brock: Krokodile – Ein Leben mit Panzerechsen. Natur und Tier Verlag, Münster 1998.
  • Ludwig Trutnau: Krokodile: Alligatoren, Kaimane, echte Krokodile und Gaviale. (= Die Neue Brehm-Bücherei. Band 593). Westarp Wissenschaften, Magdeburg 1994.
  • Ludwig Trutnau, Ralf Sommerlad: Krokodile – Biologie und Haltung. Verlag Chimaira, Frankfurt 2006.

Einzelnachweise

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  1. a b c Robert B. Stuebing, Mark R. Bezuijen, Mark Auliya, Harold K. Voris: The Current and Historic Distribution of Tomistoma schlegelii (The False Gharial) (Müller, 1838) (Crocodylia, Reptilia). The Raffles Bulletin of Zoology. Bd. 54, Nr. 1, 2006, S. 81–197, PDF (Memento des Originals vom 10. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rmbr.nus.edu.sg
  2. Mark R. Bezuijen, B. M. Shwedick, R. Sommerlad, C. Stevenson, Robert B. Stuebing: Tomistoma schlegelii. S. 133–138 in S. C. Manolis, C. Stevenson (Hrsg.): Crocodiles. Status Survey and Conservation Action Plan. Third Edition, Crocodile Specialist Group, Darwin 2010, PDF
  3. Devis Rachmawan, Stephen Brend: Human-Tomistoma interactions in central Kalimantan, Indonesian Borneo. IUCN Species Survival Commission – Crocodile Specialist Group Newsletter. Bd. 28, Nr. 1, 2009, S. 9–11, PDF (6,5 MB, komplettes Heft)
  4. a b Brandon M. Sideleau, Adam R. C. Britton: An Analysis of Recent Crocodile Attacks in the Republic of Indonesia – a Case Study on the Utility of the CrocBITE Database. S. 332–335 in: Crocodiles. Proceedings of the 23nd Working Meeting of the IUCN SSC Crocodile Specialist Group. International Union for Conservation of Nature, Gland (CH) 2014, PDF (460 kB)
  5. Für einen Kurzüberblick dazu siehe Ralph E. Molnar: Biogeography and Phylogeny of the Crocodylia. In: C. G. Glasby, G. J. B. Ross, P. L. Beesley (Hrsg.): Fauna of Australia. Volume 2A: Amphibia and Reptilia. AGPS Canberra, 1993, PDF
  6. Llewellyn D. Densmore III, Robert D. Owen: Molecular Systematics of the Order Crocodilia. American Zoologist. Bd. 29, Nr. 3, 1989, S. 831–841, doi:10.1093/icb/29.3.831
  7. John Gatesy, George D. Amato: Sequence Similarity of 12S Ribosomal Segment of Mitochondrial DNAs of Gharial and False Gharial. Copeia. Jhrg. 1992, Nr. 1, 1992, S. 241–243, doi:10.2307/1446560
  8. R. K. Aggarwal, K. C. Majumdar, J. W. Lang, L. Singh: Generic affinities among crocodilians as revealed by DNA fingerprinting with a Bkm-derived probe. PNAS. Bd. 91, Nr. 22, 1994, S. 10601–10605, PMC 45069 (freier Volltext)
  9. John Harshman, Christopher J. Huddleston, Jonathan P. Bollback, Thomas J. Parsons, Michael J. Braun: True and false gharials: a nuclear gene phylogeny of crocodylia. Systematic Biology. Bd. 52, Nr. 3, 2003, S. 386–402, doi:10.1080/10635150390197028
  10. Axel Janke, Anette Gullberg, Sandrine Hughes, Ramesh K. Aggarwal, Ulfur Arnason: Mitogenomic Analyses Place the Gharial (Gavialis gangeticus) on the Crocodile Tree and Provide Pre-K/T Divergence Times for Most Crocodilians. Journal of Molecular Evolution. Bd. 61, Nr. 5, 2005, S. 620–626, doi:10.1007/s00239-004-0336-9 (freier Volltext: Researchgate)
  11. Ray E. Willis, L. Rex McAliley, Erika D. Neeley, Llewellyn D. Densmore III: Evidence for placing the false gharial (Tomistoma schlegelii) into the family Gavialidae: Inferences from nuclear gene sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution. Bd. 43, Nr. 3, 2007, S. 787–794, doi:10.1016/j.ympev.2007.02.005
  12. Ray E. Willis: Transthyretin Gene (TTR) Intron One Elucidates Crocodylian Relationships. Molecular Phylogenetics and Evolution. Bd. 53, Nr. 3, 2009, S. 1049–1054, PMC 2787865 (freier Volltext)
  13. Jamie R. Oaks: A time-calibrated species tree of Crocodylia reveals a recent radiation of the true crocodiles. Evolution. Bd. 65, Nr. 11, 2011, S. 3285–3297, doi:10.1111/j.1558-5646.2011.01373.x
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