Ernstbrunner Wald (Waldgebiet)

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Koordinaten: 48° 34′ N, 16° 17′ O

Reliefkarte: Niederösterreich
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Ernstbrunner Wald
Offener, lichter Mittelwald mit Trauben-Eichen als Überhälter und ausschlagfähigen Gehölzen im Unterstand.

Der Ernstbrunner Wald[1] – lokal auch andere Bezeichnungen – ist ein Eichenmischwaldgebiet über Schottern und Sanden der Urdonau zwischen Hollabrunn und Ernstbrunn im Weinviertel in Niederösterreich. Es handelt sich dabei um das größte geschlossene Eichenmischwaldgebiet Mitteleuropas.

Lage und Umgebung

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Lichter xerothermer Eichenwald bei Merkersdorf im Frühlingsaspekt.
Iris variegata im Glasweiner Wald zwischen Bergau und Füllersdorf.

Das Waldgebiet befindet sich etwa 35 Kilometer nördlich von Wien. Es ist das einzige größere geschlossene Waldgebiet des Weinviertels, die „grüne Lunge des Weinviertels“ und wichtiges Naherholungsgebiet. Es ist größtenteils von Äckern umgeben. Das Gebiet ist auf die Bezirke Hollabrunn, Korneuburg und Mistelbach aufgeteilt. Der überwiegende Teil liegt auf dem Gebiet der Stadtgemeinde Hollabrunn. Anteile haben daneben auch Göllersdorf, Großmugl, Ernstbrunn, Gnadendorf und Stronsdorf.

Seinen heutigen Namen trägt dieser Raum als Überbegriff des gesamten Areals. Teilgebiete tragen folgende Namen: Hollabrunner Wald, Kirchenwald[2], Raschalaer Wald, Guntersdorfer Hauswald, auf älteren Karten auch Schwarzwald (in Hollabrunn), Porrauer Wald (in Göllersdorf), Glasweiner Wald (in Großmugl) oder Oedenkirchenwald (in Gnadendorf). Die verschiedenen Namen sind durchwegs die Lokalnamen in den Gemeinden, die Anteil am Waldgebiet haben.[1] Von der Stadtgemeinde Hollabrunn allerdings wird „Hollabrunner Wald“ als Bezeichnung für das gesamte Waldgebiet gebraucht.[3] Die Geologen sprechen von der Hollabrunn-Mistelbach-Formation (HMF), die aber über das Waldgebiet hinausreicht.

Schotter und Sande der Urdonau in der Hollabrunn-Mistelbach-Formation, aufgeschlossen in einer Schottergrube im Glasweiner Wald.

Die damals deutlich weiter nördlich fließende Urdonau lagerte während des Pannoniums zwischen dem Ausgang der Wachau über Hohenwarth, Ziersdorf, Hollabrunn und weiter nördlich der Leiser Berge über die Waschbergzone entlang der Zaya-Furche bis zum Steinbruchberg im Wiener Becken Sande und Schotter mit bis zu 50 Meter Mächtigkeit ab. Da diese fluvatilen Ablagerungen der ehemaligen Rinnenfüllung widerstandsfähiger als die umgebenden Sedimente der Molassezone sind, hielten sie der Abtragung im Laufe der Zeit besser stand und sind nun als Höhenrücken erhalten (Reliefumkehr). Da dieser teils aus basischen Kalksteinen, teils aus saurem Quarz und sauren Kristallingesteinen bestehende Rücken der Hollabrunn-Mistelbach-Formation schwer zu bewirtschaftende und wenig ertragreiche Böden ausbildete, wurde er nicht ackerbaulich genützt, weshalb er noch heute Großteils mit Wald bestockt ist.[4]

Flora und Fauna

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Schlagfläche mit traditioneller Mittelwaldbewirtschaftung

Auf den meisten Flächen, sofern nicht standortsfremde Douglasien-Monokulturen etc. aufgestockt wurden, ist ein subkontinentaler mäßig bodensaurer Eichenmischwald (Sorbo torminalis-Quercetum) ausgebildet, der in der Regel von Trauben-Eiche, seltener von Stiel-Eiche oder Zerr-Eiche dominiert wird. Beigemischt sind Hainbuche, Winter-Linde, Rot-Föhre und Elsbeere. Selten sind Wild-Birne und Wild-Apfel anzutreffen. Der Wald wird an vielen Stellen traditionell als Mittel- oder Niederwald bewirtschaftet.[5] Mittelwälder sind in ihrer Bestandsstruktur und Alterszusammensetzung sehr heterogen und bieten vielen Arten, vor allem lichtbedürftigen, einen Lebensraum.[6] Aufgrund ihres Mosaiks an Sukzessionsstadien haben sie eine große Bedeutung für die Erhaltung der Biodiversität und leisten einen wichtigen Beitrag als stabiles Ökosystem. Das gilt insbesondere für Eichen, auf denen von allen europäischen Baumarten die meisten Insektenarten, darunter 500 holzbesiedelnde Käfer und fast 180 Großschmetterlingsarten, viele davon monophag nur an Eichen fressend, leben. Bevor sie durch den Menschen ausgerottet wurden, stellten Großherbivoren wie z. B. Wildpferd, Urrind, Auerochse und Europäischer Waldelefant einen wichtigen Störungsfaktor in mitteleuropäischen Wäldern dar, indem sie diese durch Fraß und Betritt auflichteten, Flächen teilweise waldfrei hielten, die Artzusammensetzung beeinflussten und so die Lebensraumvielfalt erhöhten. Später kompensierte die traditionelle Mittelwaldbewirtschaftung durch regelmäßigen Holzeinschlag den Ausfall der Großherbivoren und bewahrte viele Elemente der Urlandschaft. Viele lichtliebende Arten könnten in Mitteleuropa ohne diese Störungen, ob nun durch Tiere oder Mensch verursacht, nicht überleben und würden aussterben, weshalb die Aufrechterhaltung der traditionellen Bewirtschaftung für die Erhaltung Artenvielfalt essentiell ist.[7]

An Besonderheiten hat die Tierwelt zu bieten:

Folgende seltene Pflanzen (teilweise laut roter Liste bereits als gefährdet geltend) sind hier unter anderem beheimatet:

  • eine alte Buche mit besonders großem Umfang
Buche mit besonders großem Umfang

Wildtierkorridor

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Entsprechend einer Studie der Universität für Bodenkultur (1999, 2005, 2009) befindet sich im Gemeindegebiet von Göllersdorf ein Wildtierkorridor durch den Hollabrunner Wald/Ernstbrunner Wald.[14]

Koliskowarte nach dem Umbau
  • Koliskowarte: Die ursprünglich 12 Meter hohe Aussichtswarte auf dem bei Hollabrunn gelegenen 332 m hohen Geißberg wurde im Jahre 1935, im Auftrag und auf eigene Kosten des vormaligen Bürgermeisters Rudolf Kolisko unter der Leitung von Baumeister Neumeister aus Granit-Bruchsteinen errichtet. Der Benützungskonsens wurde am 29. August 1935 von der Gemeinde Raschala erteilt. Da durch den Baumwuchs die Sicht nach Hollabrunn nur mehr eingeschränkt möglich war, wurde die Warte im Jahre 2016 durch eine Metallkonstruktion auf doppelte Höhe aufgestockt und zusätzlich mit einer Klettervorrichtung versehen.[15] Der nunmehr 24 Meter hohe Aussichtsturm ist frei zugänglich und bietet wieder einen freien Rundblick über die Bäume. Er ist ab Ortsende Magersdorf mit einem Fußweg von ca. 700 Meter erreichbar und auch an das Netz der Hollabrunner Wanderwege angeschlossen.
Commons: Ernstbrunner Wald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Bei den Ornithologen hat sich der Name „Ernstbrunner Wald“ eingebürgert, wobei auf der offiziellen Österreichischen Karte 1:50.000 letzterer nur im östlichen Abschnitt aufscheint. Die Österreichische Karte OK200 führt hier Ernstbrunner W. als allgemeine Bezeichnung
  2. Kirchenwald, hollabrunn.gv.at.
  3. vgl. [1]
  4. Godfrid Wessely: Geologie der österreichischen Bundesländer, Niederösterreich, Wien 2006, ISBN 3-85316-239-8.
  5. Wolfgang Willner & Georg Grabherr: Die Wälder und Gebüsche Österreichs: Ein Bestimmungswerk mit Tabellen, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-8274-1892-0.
  6. Manuel Denner: Wald.Geschichte.Weinviertel. Der Mittelwald im Weinviertel - historische Waldnutzung als gelebte Tradition und Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Hörersdorf 2020, ISBN 978-3-85028-922-1.
  7. Thomas Wohlgemuth, Anke Jentsch, Rupert Seidl (Herausgeber): Störungsökologie. Bern 2019, ISBN 978-3-8252-5018-8.
  8. Freunde des Hollabrunner Waldes: Studien zum Hollabrunner Wald. Eigenverlag, Februar 2013, S. 23 f.
  9. Freunde des Hollabrunner Waldes. lebensministerium.at, abgerufen am 2. Juni 2013.
  10. II=Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.
    IV=Streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse.
  11. Wildkatzensichtungen. Nationalpark Thayatal, abgerufen am 2. Juni 2013.
  12. Steinadler. Club 300 Austria, abgerufen am 31. Mai 2013.
  13. Stefan Lefnaer: Floristische Neuigkeiten aus dem niederösterreichischen Weinviertel und Wien nördlich der Donau. In: Neilreichia. Band 9, 2018, S. 133–142 (zobodat.at [PDF]).
  14. Büro Dr. Paula ZT GmbH: Marktgemeinde Göllersdorf Örtliches Raumordnungsprogramm. Entwurf. März 2013, S. 56, archiviert vom Original am 9. Dezember 2014; abgerufen am 30. Juli 2017.
  15. Neue Koliskowarte eröffnet Ausblick bis Schneeberg und Ötscher (Memento des Originals vom 21. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hollabrunn-tourismus.atauf hollabrunn-tourismus.at.