Bartołty Wielkie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Groß Bartelsdorf)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Bartołty Wielkie
?
Bartołty Wielkie (Polen)
Bartołty Wielkie (Polen)
Bartołty Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Olsztyn
Gmina: Barczewo
Geographische Lage: 53° 47′ N, 20° 50′ OKoordinaten: 53° 47′ 23″ N, 20° 49′ 30″ O
Höhe: 147[1] m n.p.m.
Einwohner: 281 (2011[2])
Postleitzahl: 11-010[3]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: JezioranyWipsowoKromerowoRamsowo → Bartołty Wielkie
KrupolinyLesznoDźwierzuty
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Ortseinfahrt Bartołty Wielkie

Bartołty Wielkie (deutsch Groß Bartelsdorf) ist ein Dorf sowie Sołectwo in der Stadt- und Landgemeinde Barczewo (Wartenburg i. Ostpr.). Es liegt im Powiat Olsztyński (Kreis Allenstein) in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Nordosten Polens. Unweit östlich liegen die Weiler Bartołty Małe (Klein Bartelsdorf) und Kierzbuń (Kirschbaum).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt im Westen der Masurischen Seenplatte, die zum Baltischen Höhenrücken gehört. Charakteristisch für die Gegend sind zahlreiche Seen, Flüsse, sowie Nadel- und Mischwälder.

Die Entfernung nach Barczewo (Wartenburg i. Ostpr.) beträgt elf, nach Biskupiec (Bischofsburg) 16 und nach Olsztyn (Allenstein) 30 Kilometer. Westlich am Dorf fließt der Fluss Wardęga und nördlich befindet sich der See Tumiańskie (Daumensee).

Die Landschaft ist durch den fennoskandischen Eisschild gestaltet worden und ist eine postglaziale, hügelige, bewaldete Grundmoräne mit vielen Rinnen-, Binnenseen und Flüssen.

Ursprünglich war hier die südliche Gau Barten der heidnischen Prußen. Nach der Zwangschristianisierung durch den Deutschen Orden war das Bistum Ermland ab 1243 ein Teil des Deutschordenslandes. Am 8. September 1379 verlieh der Bischof Ermlands, Heinrich III. Sorbom, mit einem Privileg für den Ritter und Bistumsvogt Bartholomäus Kirschbaum das Groß Bartelsdorf mit 60 Hufen nach kulmischem Recht. Es war ein gemeinsames Privileg für Groß Bartelsdorf sowie Kirschbaum. Der Bistumsvogt hatte zwei Reiterdienste zu leisten und erhielt 90 Hufen Wald und Heide beim See Posirwetin (dies ist vermutlich der Bartelsdorfer See). Ferner erhielt er das Patronatsrecht über die noch zu gründende Kirche. Zwei Güter sind in der Folge aus den 90 Waldhufen entstanden. Bartelsdorf nannte sich das eine nach dem Vornamen des Gründers.[4]

Nach dem Zweiten Frieden von Thorn im Jahr 1466 wurde Ermland als autonomes Fürstbistum Ermland der Krone Polens unterstellt. Mit der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 wurde Ermland ein Teil des Königreichs Preußen.

Im Mai 1874 wurde der Amtsbezirk Bartelsdorf gebildet.[5]

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Groß Bartelsdorf gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Groß Bartelsdorf stimmten 260 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 20 Stimmen.[6]

Die größten Bauernhöfe in den Jahren 1930–1933 waren:[7]

  • Gemeinde-Pfarrei, Pächter Emil Scharfenorth, 59 ha
  • Otto Kaeswurm, 264 ha
  • Johann Schaffrina II., 56 ha
  • Carl Weier, Adlig-Rittergut Paulshof, 334 ha mit Wiesenkalk und Torf

Im Zuge der Ostpreußischen Operation wurde Groß Bartelsdorf am 26. Januar 1945 von der Roten Armee eingenommen und der sowjetischen Kommandantur unterstellt. Nach Kriegsende kam das Dorf zur Volksrepublik Polen und heißt seither Bartołty Wielkie. Es lag von 1975 bis 1998 in der Woiwodschaft Olsztyn und danach in der Woiwodschaft Ermland-Masuren.

In der Nähe befinden sich die Wüstungen Rax[8], Gut Pirk[9] und Rittergut Paulshof (Gut Poludniewo).[10]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1817: 126
  • 1857: 372
  • 1905: 465
  • 1921: 454
  • 1933: 434
  • 1939: 443
  • 1998: 177
  • 2009: 215
  • 2011: 281

Amtsbezirk Bartelsdorf (1874–1945)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Amtsbezirk Bartelsdorf gehörten bei seiner Errichtung 1874 neu Orte, am Ende war es aufgrund von strukturellen Veränderungen noch vier:[5]

Deutscher Name Polnischer Name Anmerkungen
Groß Bartelsdorf Bartołty Wielkie
Groß Leschno
1938–1945 Leschnau
Leszno
Kirschbaum Kierzbuń 1928 nach Klein Bartelsdorf eingemeindet
Klein Bartelsdorf Bartołty Małe 1928 Umbenennung in „Kirschbaum“
Leschno, Forst
1938–1939 Klein Leschno
1939–1945 Leschnau, Forst
Leszno Małe 1929 nach Groß Leschno eingemeindet
Nerwigk, Forst Nerwik
Neu Mertinsdorf
1938–1945 Neu Märtinsdorf
Nowe Marcinkowo
Pirk Pirki
Paulshof
bis 1911: Poludniewo
Południewo 1928 nach Groß Bartelsdorf eingemeindet

Die heidnischen Preußen verehrten die baltischen und litauischen Gottheiten. Nach der Zwangschristianisierung durch den Deutschen Orden war das Bistum Ermland ab dem Jahr 1243 ein Teil des Deutschordenslandes.

Jakobuskirche in Bartołty Wielkie

Römisch-katholisch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Gründung im Jahr 1364 des Kirchspiels Wartenburg gehörte Groß Bartelsdorf bis 1871 der Pfarrei mit der St.-Anna-Kirche. Eine Filialkirche des Kirchspiels Wartenburg (polnisch Barczewo) wurde bereits Ende des 14. Jahrhunderts in Bartelsdorf erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde anstelle der alten eine neue Kirche aufgebaut, die im Jahr 1620 völlig niederbrannte. Im Jahr 1702 wurde eine Kirche in Bartelsdorf neu errichtet und konsekriert.[11]

Im Jahr 1871 ist die Kirche in Groß Bartelsdorf von dem Kirchspiel Wartenburg abgezweigt und das selbständige Kirchspiel Groß Bartelsdorf mit der Jakobuskirche errichtet worden.[12]

Die Einwohner evangelischer Konfession besuchten die Kirche in Bischofsburg (polnisch Biskuoiec), nach 1836 Kirche in Wartenburg.[13] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union, nach dem Ersten Weltkrieg die kleine Kirche in Raschung (polnisch Rasząg).

Heute sind die evangelischen Einwohner Bartołty Wielkies zur Christus-Erlöser-Kirche Olsztyn hin orientiert. Sie gehört zur Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

In Bartołty Wielkie endet eine von Jeziorany (Seeburg) kommende Nebenstraße, die den Ort mit dem bereits fertiggestellten Anschlussstelle Kromerowo der neuen Schnellstraße S 16 (bisher polnische Landesstraße 16 und einstige deutsche Reichsstraße 127) verbindet. Eien von Krupoliny (Kroplainen) nach Dźwierzuty (Mensguth) führende Nebenstraße verläuft durch Bartołty Wielkie. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.

Commons: Bartołty Wielkie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Gross Bartelsdorf. Getamap.net, abgerufen am 16. Januar 2017.
  2. Wieś Bartołty Wielkie. polskawliczbach.pl, abgerufen am 15. Januar 2017 (polnisch).
  3. Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych (Memento des Originals vom 13. Oktober 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.poczta-polska.pl, 2013, S. 14 (polnisch)
  4. Groß Bartelsdorf. GenWiki, abgerufen am 15. Januar 2017.
  5. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Bartelsdorf. Rolf Jehke, Herdecke, 23. Juli 2011, abgerufen am 15. Januar 2017.
  6. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 68
  7. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. Auszug Ermland. Auflage 1932
  8. Rax auf GenWiki
  9. Gut Pirk auf GenWiki
  10. Gut Poludniewo auf GenWiki
  11. Kościół pw. św. Jakuba Apostoła w Bartołtach Wielkich. Leksykon Kultury Warmii i Mazur, abgerufen am 17. Januar 2017 (polnisch).
  12. Groß Bartelsdorf (Kirchspiel). genealogy.net, abgerufen am 17. Januar 2017.
  13. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 490