Höhle von Mas d’Azil

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Höhle von Mas d’Azil

Im Inneren der Höhle von Mas d’Azil
Im Inneren der Höhle von Mas d’Azil

Im Inneren der Höhle von Mas d’Azil

Lage: Département Ariège, Frankreich
Geographische
Lage:
43° 4′ 10″ N, 1° 21′ 17″ OKoordinaten: 43° 4′ 10″ N, 1° 21′ 17″ O
Höhle von Mas d’Azil (Okzitanien)
Höhle von Mas d’Azil (Okzitanien)
Typ: Karsthöhle
Gesamtlänge: 460 m

Bei der Höhle von Mas d’Azil handelt es sich um eine im Südwesten Frankreichs im Département Ariège gelegene Tunnelhöhle, die insbesondere als prähistorischer Fundplatz des Magdalenien Bekanntheit erlangte. Anhand der in der Höhle gemachten Funde definierte der französische Prähistoriker Edouard Piette Ende des 19. Jahrhunderts den Begriff des Azilien.[1] Im Aurignacien und Solutréen diente die Höhle nur als kurzzeitiger Lagerplatz, während sie in späteren Zeiten eine dauerhaftere Belegungsdauer aufwies.[2]

Lage und Geologie

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Die Höhle von Mas d’Azil befindet sich in einer Gegend Frankreichs, die für Höhlenfundplätze bekannt ist; in Ariège beispielsweise befinden sich die Höhlen von Niaux, La Vache und Bédeilhac. Durch die Höhle fließt der Fluss Arize. Er bewirkte im Tertiär die Auswaschung des Kreidefelsens und schuf damit das heutige Aussehen der Höhle im Inneren: Die Höhle wird durch den Fluss geteilt, sodass sich dort einerseits zwei Ufer, andererseits mehrere Etagen (man spricht von Galerien) befinden. Auf diesen Galerien siedelten sich in prähistorischer Zeit Menschen an.

Die Breite der Höhle beträgt zwischen 30 und 50 Metern, die Länge liegt zwischen 450 und 470 Metern. Durch einen Teil der Höhle verläuft heute die ehemalige Nationalstraße D 119 zur Ortschaft Mas d’Azil.[3]

Forschungsgeschichte

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Die systematische Erschließung des Fundplatzes erfolgte erstmals im Jahr 1887 durch Edouard Piette. Er prägte später die Bezeichnung Azilien. Nach ihm gruben Henri Breuil (1902/1903) sowie Marthe und Saint-Just Péquart (in den 1940er Jahren).[4]

Wichtigste Funde

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In der Höhle von Mas d’Azil wurden bedeutende Funde gemacht.

Artefakte und Waffen

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Harpunen

An erster Stelle der Artefakte steht das umfangreiche Werkzeuginventar des Magdaléniens. Hierbei sticht vor allem das Übergewicht an Typen hervor, welche in die vierte Stufe dieser Kultur (nach H. Breuil) gehören (heute wird die Stufe Magdalénien moyen genannt). Charakteristische Leitform des Magdaléniens sind insbesondere Harpunen. Auch Speerschleudern sowie Speerschleuder-Hakenenden wurden entdeckt. Sie waren zum Teil mit aufwändigen Tierdarstellungen verziert. Diese für das Magdalénien charakteristischen Jagdwaffen stellen ab dem Solutréen die prägende Distanzwaffe dar.

Pferdekopf aus Mas d’Azil, Musée d’archéologie nationale (Saint-Germain-en-Laye).

Es handelt sich vor allem um Kleinkunst-Tierdarstellungen aus Elfenbein. Entdeckt wurden auch mit Ritzzeichnungen und Gravuren versehene Knochenartefakte. Mehrere in halbfertigem Zustand gefundene Tierkopfdarstellungen geben Aufschluss über ihre Herstellung: Sie wurden zusammen mit den Schulterblättern von Rentieren gefunden, aus denen sie herausgeschnitten worden waren.[5] Außerdem wurden zwei menschenähnliche Statuetten aus der Zeit des Magdalénien gefunden, darunter die Venus von Mas d’Azil.[6]

Höhlenmalereien und Ritzzeichnungen

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Die Grotte von Mas d’Azil gehört auch in die Kategorie der zum Teil ausgemalten Höhlen. Die entdeckten Darstellungen sind jedoch qualitativ und quantitativ nicht zu vergleichen mit denen aus anderen französischen oder spanischen Fundplätzen wie zum Beispiel Lascaux.

Die Darstellungen in Mas d’Azil sind in erster Linie Tierdarstellungen von ausgestorbenen Tierarten, beispielsweise von Mammut, Ur und Wollnashorn. Zudem finden sich Abbildungen von Bison, Pferd, Reh und Hirsch sowie Wildschwein. Eine einzige menschenähnliche Darstellung ist als „Gesicht im Felsen“ bekannt geworden. Dabei wurden bestehende Felsformationen zum Erzeugen plastischer Effekte genutzt.[7]

Schädelbestattung

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Die Bestattung, die in der Zeit des Magdalenien IV vorgenommen wurde, ist eine der Besonderheiten, welche Edouard Piette veranlasste, eine neue Kulturbezeichnung einzuführen (Azilien). Es handelt sich um die Bestattung eines Schädels, welchen man in, beziehungsweise auf einen schmalen Felssims gestellt hatte. Der Kopf wurde offensichtlich mit Gewalt abgetrennt; ob der Mensch noch lebte, während dies geschah, lässt sich nicht sagen. Eine Art Hinrichtung ist jedoch unwahrscheinlich, da man bei einer Exekution keine derart aufwändige Bestattung vorgenommen hätte. In die Augenhöhlen des Toten wurden kleine Plättchen aus Knochen eingesetzt (sie wurden so eingesteckt, dass sie mit ihren Seiten in etwa die Rundung der Augenhöhlen nachvollziehen; dadurch wird verhindert, dass die Plättchen aus den Augenhöhlen herausfallen); der Schädel war auf ein kleines, erhöhtes Podest aus Felsmaterial gestellt worden.[8] Eine Übermodellierung des Schädels mit Gips (wie dies etwa aus dem Steinturm von Jericho bekannt wurde) ist nicht vollzogen worden.[9]

Bemalte Kieselsteine

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Bemalte Kieselsteine

Typisch für die Fundstelle Mas d’Azil sind mit roter Farbe bemalte Kieselsteine. Die Dekoration besteht hier aus roten, meist kreisrunden Farbpunkten, deren Bedeutung nach wie vor unklar ist. Ähnliche, mit roten Linien, Punkten oder Punktreihen bemalte Steine sind auch in anderen europäischen Fundstellen gefunden worden, beispielsweise im Abri Dufaure, in Espelugues, La Tourasse, Marsoulas und weiteren Höhlen der Region Ariège. Darüber hinaus gibt es bemalte Kiesel oder Kalksteinplatten auch in Fundplätzen des Spätmagdalénien in Mitteleuropa, zum Beispiel in Birseck, genauer: Eremitage Arlesheim (Schweiz), im Hohlen Fels (Schwäbische Alb) und in der Klausenhöhle (Unteres Altmühltal, Bayern). Vom französischen Archäologen Claude Couraud werden vier Typen bemalter Steine des Azilien bzw. Spätmagdalénien unterschieden.[10]

  • Henry Breuil: Rapport sur les foilles dans la grotte du Mas-d'Azil (Ariége). In: Bulletin archéologique du Comité des Travaux historiques et scientifiques, 1903, S. 421–436
  • Henry Breuil: Rapport sur les fouilles dans le grotte du Mas-d'Azil (Ariége). In: Bulletin archéologique du Comité des Travaux historiques et scientifiques, 1902, S. 3–23
  • Marthe u. Saint-Just Pequart: De l'authenticité des galets coloriés du Mas-d'Azil (Ariége). In: Congress prehistorique de France, XII, Toulouse-Foix, 1936–1937. Paris. Societé prehistorique francaise, 1937, S. 548–558
  • Edouard Piette: Sur un buste de femme taillé dans la racine d’une dent d’equidé et trouve dans la galerie magdalénienne du Mas d’Azil. In: Materiaux pour l’histoire de l’homme, Band 22, 1888, S. 378–379
  • Edouard Piette: Une sépulture dans l’assix a galets coloriés du Mas d’Azil. In: Bulletin et Memoires de la Societé d’Anthropologie de Paris, Band 6, 1895, S. 485–486
  • Edouard Piette: Phases successives de la civilization pendant l’Age du Renee dans le Midi de la France et notamment sur la rive gauche de l’Arize (grotte du Mas d’Azil). In: Association francaise pour l’Avancement de Sciences. 21. Congress 1892, Pau, S. 649–654.
  • Jēkabs Ozols: Die Speerschleudern von Mas d’Azil und Bedeilhac et Aynat. In: Bonner Hefte zur Vorgeschichte 3, 1972, S. 119–123
  • H. V. Vallois: La Crane humaine magdalénien du Mas d’Azil. In: L’Anthropologie, Band 65, 1961, S. 21–45
  • Christian Züchner: Eine jungpaläolithische Jagddarstellung in Mas-d'Azil (Ariége, Frankreich). In: Archäologisches Korrespondenzblatt 3, 1973, S. 378–379
Commons: Höhle von Mas d’Azil – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Denis Vialou et al.: L’Art des Cavernes. Atlas des Grottes ornées paleolithiques francaises. Paris 1984, S. 391
  2. Denis Vialou: Die Frühzeit des Menschen. München 1992, S. 117
  3. Vialou 1984, S. 389
  4. Vialou 1984, S. 391
  5. Vialou 1992, S. 34. 79
  6. Svend Hansen: Bilder vom Menschen der Steinzeit. Untersuchungen zur anthropomorphen Plastik der Jungsteinzeit und Kupferzeit in Südosteuropa. Teil I, Text. Mainz 2007, S. 12
  7. Vialou 1992, S. 176
  8. H. V. Vallois: Le crâne humain Magdalénien du Mas d’Azil. In: L’Anthropologie, Band 65, 1961, S. 21–45
  9. Hansen 2007, S. 55
  10. Claude Couraud: L’art Azilien. Origine – Survivance. Paris 1985