Höllental (Frankenwald)

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Das Höllental (bis 1900 Höllenthal) im Frankenwald ist der Abschnitt des Flusstales der Selbitz zwischen Hölle und Blechschmidtenhammer im Landkreis Hof im Nordosten Oberfrankens. Es steht unter Naturschutz. Seit Mitte der 2010er-Jahre wird eine Fußgängerbrücke über das Tal geplant, die Frankenwaldbrücke. Sie soll zur längsten Brücke ihrer Art werden.[1]

Kraftwerk Höllental mit Fontäne; die Rohrleitung zum Wasserturm ist über der Selbitz zu erkennen

Das enge Tal wird von der Selbitz durchflossen, die nach dem Ende des Höllentales die Grenze zwischen Bayern und Thüringen bildet. Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wiedervereinigung 1989 war die Grenze dort nicht passierbar. Das Höllental gehört geografisch zu den Gemeinden Lichtenberg, Issigau und Naila im Landkreis Hof in Bayern. Am westlichen Ufer der Selbitz verläuft die Höllentalstraße, eine Privatstraße, die für den Autoverkehr gesperrt ist. Sie kann aber als Rad- und Wanderweg genutzt werden. Der Frankenweg, ein Fernwanderweg, führt durch das Höllental und trifft am Talausgang bei Blankenstein auf den Rennsteig. Der Röhrensteig verläuft östlich der Selbitz am Berghang auf der Rohrleitung, der Wasserzuführung eines Kraftwerkes. Das Werk am nördlichen Ende des Höllentales erzeugt Strom mit dem Wasser der Selbitz, die am Taleingang im Süden mit einem Wehr aufgestaut wird.

Bemerkenswert sind ein Aufschluss von fossiler Kissenlava an einer der steilen Flanken des Tales und das Diabas-Gestein.

Das Tal ist vom Bayerischen Landesamt für Umwelt als Geotop 475R004 ausgewiesen.[2] Siehe hierzu auch die Liste der Geotope im Landkreis Hof.

Bergbau und Kraftwerk Höllental

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Im Gebiet des Höllentals wurden seit dem 17. Jahrhundert in bis zu zwanzig Stollen Kupfer- und Eisenerze abgebaut, 1638 wurde erstmals der Rebecca-Stollen auf der Ostseite des Höllentals erwähnt. Später wurde der Friedrich-Wilhelm-Stollen im Lohbachtal zwischen Lichtenberg und Blechschmidtenhammer erschlossen. Alexander von Humboldt, der von 1792 bis 1797 als preußischer Bergbeamter für das Fürstentum Bayreuth den Bergbau und das Hüttenwesen technisch und ökonomisch reorganisierte, ließ den seit 1590 Jahren betriebenen Friedrich-Wilhelm-Stollen im Lohbachtal zwischen Lichtenberg und Blechschmidtenhammer ab 1793 zur Entwässerung der Lichtenberger Erzgruben und zum Auffinden weiterer Erzlagerstätten weiter vortreiben. Die Erzgruben und die angrenzenden Hammer- und Hüttenwerke, wie der Blechschmidtenhammer, wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben.

Nach der Stilllegung der Erzgruben, Hammer- und Hüttenwerke erwarb im Jahre 1885 der aus Sachsen stammende Unternehmer Anton Wiede von Königreich Bayern das Recht zur Wasserkraftnutzung im Höllental, er hatte 1883 auf dem Grundstück „Rosenthal“ in nahen Blankenstein in Thüringen die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal gegründet. 1886 entstanden das Wehr und eine erste Rohrleitung mit einem Durchmesser von 1,70 m zu der Holzschleiferei, die schließlich 1933 zum heutigen Wasserkraftwerk umgebaut wurde. Am rechten Ufer der Selbitz verlaufen die heute 1,60 m hohen Röhren, in denen auf einer Länge von 1855 m mit einem Gefälle von 37,4 m das Wasser vom Wehr bis zum Wasserturm und von dort in das Kraftwerk läuft. Die jetzige Rohrleitung besteht auf 1,3 km Länge aus starken Betonrohren, die letzten 400 m vor dem Wasserturm sind Kunststoffrohre von 1,5 m Durchmesser in die alten Eisenrohre eingeführt worden. Auf dem seit 2006 begehbaren „Röhrensteig“ sind stellenweise die Oberflächen der Rohre zu erkennen. Vom Wasserturm am Ende der fast ebenen Rohrleitung führt eine Druckleitung über die Selbitz zu den Turbinen. Die Aufgabe des nach oben offenen Wasserturmes ist es, bei plötzlicher Abschaltung der Turbinen die große kinetische Energie der in der Rohrleitung fließenden Wassermenge abzubremsen. Dabei steigt das Wasser im Wasserturm mehrere Meter hoch. Diese Wassersäule baut die Energie ab und schützt somit die Rohrleitung vor zu großen Druck.

Die große Wasserkraft mit bis zu drei m3 Durchfluss pro Sekunde wurde zuerst zum Betreiben einer Holzschleiferei genutzt worden. Baumstämme wurden in großen Steinrädern zu Holzfasern als Rohstoff für die Wiedes Papierfabrik zerrieben. Bei dem Umbau 1933 wurden zwei Turbinen und ein Generator zur Stromerzeugung durch Wasserkraft installiert, die nach mehreren Überholungen noch heute in Betrieb sind. Die beiden Francis-Turbinen mit einem m3 und zwei m3 Durchfluss pro Sekunde treiben über eine Welle einen Generator mit der maximalen Leistung 900 kW (1224 PS) an, der Strom wird in das öffentliche Verbundnetz eingespeist. In den Sommermonaten ist an Sonn- und Feiertagen und bei ausreichendem Wasserstand ist eine 28 m hohe Wasserfontäne am Kraftwerk zu Demonstrationszwecken für Wanderer im Höllental in Betrieb.[3][4]

Mineralwasserquellen

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Mineralwasser aus dem Höllental wird vermarktet

Die geologischen Gegebenheiten durch die vorherrschende Gesteinsart Diabas mit vulkanischem Ursprung in Hölle und des Höllentals verschafft Kohlensäuregas aus dem heißen Erdkern Zugang zu höheren Erdschichten, insbesondere in tief reichenden Bruchzonen. Das Höllental ist eine Bruchzone. Die Kohlensäure verbindet sich mit den ersten Wasserschichten, das kohlensäurehaltige Wasser löst Mineralien, Spurenelemente und Salze aus den Gesteinsschichten. Bei der Ortschaft Hölle am Eingang des Höllentales gibt es mehrere Sauerbrunnen, bereits 1692 wurden zwei Quellen beschreiben, die heute als als Staatliche Heilquellen anerkannt sind. Dr. Fritz Wiede, einer der drei Söhne von Anton Wiede, ließ 1903 eine 262 m tiefe Bohrung durchführen und schuf damit eine der tiefsten Heilquellen Bayerns. Die Quellen wurden zunächst zur Gewinnung von natürlicher Quellkohlensäure genutzt, die an deutsche Brauereien verkauft wurde. Im Jahre 1907 begann man mit der Abfüllung und dem Vertrieb von Mineralwasser, es entstand das Erste bayerische Kohlensäurewerk Hölle. Im Jahre 1928 wurde erstmals auch Limonade, damals Brause genannt, produziert. Die Herstellung von Getränken wurde erheblich ausgebaut. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 400.000 Getränkeflaschen abgefüllt.

Durch die Deutsche Teilung gingen dem Unternehmen 80 % seiner Kunden verloren. Seit 1980 sind die Anlagen auf 4,5 Hektar mit acht Hallen angewachsen, die Produktion wurde bis zum Jahre 1988 auf 20 Millionen Flaschen gesteigert. Die Wiedervereinigung erlaubte es, den Absatz mehr als zu verdoppeln, Anfang der 1990er-Jahre wurden über 50 Millionen Flaschen abgefüllt. Heute wird das Mineralwasser unter der Bezeichnung HöllenSprudel von der Brunnenverwaltung der Firma Kohlensäurewerk Hölle Dr. Fritz Wiede GmbH & Co. in zwei modernen Anlagen von 99 Mitarbeitern (davon 35 bei HöllenSprudel und 64 bei Frankenwald Mineralbrunnen) abgefüllt und vermarktet. Die beiden Anlagen besitzen eine Stundenleistung von 36.000 und 44.000 Flaschen mit einem Jahresausstoß von jährlich 70 Millionen Flaschen. Auch Deit-Erfrischungsgetränke werden mit Höllensprudel hergestellt. Höllensprudel wird vor allem in Nordbayern, Sachsen und Thüringen sowie in einigen Ballungszentren vertrieben. In Höhe des Wehres trat bis 1950 die „Hubertusquelle“ aus einer Erdspalte am Selbitzufer. Auch diese Mineralquelle war wie die beiden Quellen in Hölle ein kohlensäurehaltiger Säuerling. Die Kohlensäureproduktion hat die Firma mittlerweile eingestellt.[3][5]

Durch das Höllental verlief früher die Bahnstrecke Marxgrün-Blankenstein, die als Höllentalbahn bezeichnet wurde. Eine Reaktivierung der Strecke ist geplant.

Der Haltepunkt Höllenthal an der Bahnstrecke Hof–Bad Steben ist nach dem Tal benannt. Im Namen ist die alte Schreibweise des Talnamens erhalten geblieben.

Sehenswürdigkeiten

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Naturparkinformationszentrum im Bahnhof Lichtenberg (Ofr)
Blick übers Höllental vom Hirschsprung
Der Teufelssteg im Höllental
Der Teufelssteg im Höllental
  • Stauwehr am Beginn des Röhrensteiges für das Kraftwerk
  • Teufelssteg (Neubau nach Zerstörung durch einen umgestürzten Baum)
  • Kanzelfelstunnel
  • Eisenbahnbrücke beim Kraftwerk
  • Kesselfelstunnel
  • Kraftwerk mit Wasserturm am Ende des Röhrensteiges, Wasserfontäne und Betriebsgebäude im Schweizerstil
  • Jungfernsteg
  • Felsspitze Hirschsprung, hoch über dem Tal gelegen mit hölzernem Hirsch; der Sage nach haben sich an dieser Stelle mehrfach in die Enge getriebene Hirsche durch einen Sprung ins Tal zu retten versucht[6]
  • Aussichtspunkt König David, hoch über dem Tal gelegen, in der Nähe des Hirschsprungs
  • Selbitzmühle am Talausgang
  • Informationszentrum des Naturparks Frankenwald im Bahnhof Lichtenberg (Ofr) am Talausgang
  • Schaubergwerk Friedrich-Wilhelm-Stollen am Talausgang

Projekt Frankenwaldbrücken

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Das Projekt „Frankenwaldbrücken“ umfasst zwei Fußgängerbrücken: Die eigentliche

  • „Frankenwaldbrücke“ oder „Höllentalbrücke“, die das Höllental auf Höhe des Kraftwerkes überspannt und die zweite
  • „Lohbachtalbrücke“, die die Anbindung der ersten Brücke an die Höllentalstadt Lichtenberg herstellt.

Die Projektidee wurde um 2015 entwickelt, die Planungen für die Umsetzung laufen.[1][7]

Im kleinen Ort Hölle, der für seinen Mineralbrunnen bekannt ist, beginnt an einem Parkplatz ein Wanderweg durch das wildromantische Höllental. In der Nähe der Quelle des „Höllensprudels“ soll einer Sage nach der Teufel aus der Hölle zu den Menschen aufsteigen können.[8]

Die Bahnstrecke Triptis–Marxgrün wurde von Adolf Hitlers Sonderzug von Berlin nach Berchtesgaden regelmäßig genutzt. Tagsüber wurde der Zug im Kesselbergtunnel im Höllental bombensicher abgestellt, aus Sicherheitsgründen wurde nur nachts gefahren.

  • Herta Vogel: Das Höllental. 1989, Ackermann Verlag Hof; Heft 1 der Schriftenreihe FRANKENWALD – BAYERNS GRÜNE KRONE des Frankenwaldvereins e.V.

Einzelnachweise

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  1. a b Website zur Frankenwaldbrücke. Abgerufen am 11. November 2021.
  2. Geotop Höllental östlich von Lichtenberg. (PDF; 302 kB) Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 10. April 2019.
  3. a b Anja Wunder: Naturschutzgebiet Höllental – Erlebnispfad Wasser. Hrsg.: Naturpark Frankenwald e.V. Kronach 28. Mai 2021, S. 2.
  4. Werner Rost: Naturschutzgebiet Höllental – Aus der Geschichte und den Sagen des fränkischen Höllentals. Hrsg.: Naturpark Frankenwald e.V. Müller Fotosatz & Druck GmbH, Seblitz 25. April 2005, S. 2.
  5. Johannes Wiede, Peter Wiede: HöllenSprudel – Geschichte. Website des Kohlensäurewerk Hölle Dr. Fritz Wiede GmbH & Co. KG. 1. Januar 2024, abgerufen am 16. Juni 2024.
  6. Verein Naturpark Frankenwald e.V. (Hrsg.): Aus der Geschichte und den Sagen des fränkischen Höllentals. (selbitztal.de [PDF; 968 kB; abgerufen am 11. November 2021]).
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.frankenwald-tourismus.de
  8. Martin Droschke: Frankens Ortsnamen – was soll denn das? Hölle. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 14. Mai.
Commons: Höllental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 23′ 2,7″ N, 11° 41′ 26,6″ O