Hardangerfiedel
Die Hardangerfiedel (norweg. hardingfele) ist eine der Violine ähnliche Kastenhalslaute, die vor allem in der Volksmusik im Süden Norwegens verwendet wird. Benannt ist das Instrument nach der Region Hardanger.
Bauform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hardangerfiedel hat eine flache Decke und besitzt neben den vier Spielsaiten, die gestrichen werden, noch weitere Resonanzsaiten aus Stahl oder Messing, die wie bei der Viola d’amore unter dem Griffbrett verlaufen und durch separate Öffnungen im Steg geführt werden. Die Stimmung variiert, häufig trifft man auf Instrumente, die auf h – e′ – h′ – fis″ gestimmt werden; verbreitet ist aber auch die normale Violinstimmung bzw. bei dieser das Herunterstimmen der G-Saite auf d. Charakteristisch ist der flache, niedrige Steg, der es erlaubt, bis zu drei Saiten gleichzeitig zu streichen. Moderne Instrumente werden z. T. auch mit fünf Spielsaiten gebaut (e, h, e′, h′, fis″).
Die älteste erhaltene Hardangerfiedel, die kleiner als heutige Instrumente ist, stammt von 1651 und wurde vom Lehnsherren Ole Jonsen Jaastad (1621–1694) aus Ullensvang hergestellt.[1] Im Hardanger Folkmuseum Utne befindet sich ein Instrument aus dem Jahr 1764. Im 18. Jahrhundert wurde die Hardangerfiedel vom Fiedelbauer Isak Nielsen Botnen (1669–1759) und dessen Sohn Trond Isaksen Flatebø (1713–1772) popularisiert.[2]
Spielweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl vorrangig ein Instrument der Volksmusik, wurde die Hardangerfidel vereinzelt auch in der klassischen Konzertmusik verwendet. Besonders erwähnenswert sind hier die zwei Konzerte für Hardangerfiedel und Orchester des norwegischen Komponisten Geirr Tveitt.
Edvard Grieg nutzte für seine Kompositionen das volksmusikalische Repertoire der Hardangerfiedel und der Bordunzither Langeleik, so basiert das Klavierstück Norwegische Bauerntänze (Slåtter) auf Transkriptionen der Stücke Knut Dahles (1834–1921), eines berühmten Hardanger-Spielers. Auch das Hauptthema von Griegs berühmtem Klavierkonzert soll seine Wurzeln in einer Version der Fanitullen-Melodie haben.
Ein bis heute bekannter Hardangerfiedel-Spieler war Torgeir Augundsson (1801–1872). Karl Seglem (* 1961) ist ein Saxophonist im Bereich Ethno-Jazz, der auch Hardangerfiedel spielt. Benedicte Maurseth (* 1983) ist eine Hardangerfiedelspielerin und Sängerin traditioneller Volkslieder.
In der Filmmusik zur Herr-der-Ringe-Verfilmung schrieb der Komponist Howard Shore das Rohan-Thema für Hardangerfiedel.
In Norwegen findet jährlich das Musikfestival Landskappleik statt, bei dem auch die Hardangerfiedel regelmäßig zum Einsatz kommt.
Die Kommune Granvin in der Landschaft Hardanger hat das Instrument im Wappen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bjørn Aksdal: The Norwegian Hardanger Fiddle in Classical Music. In: Folklore Studies, Band 32. The Institute of Lithuanian Literature and Folklore, Vilnius 2006, S. 15–25
- Simon Broughton, Mark Ellingham, Richard Trillo, Orla Duane, Vanessa Dowell: World Music: The Rough Guide. Rough Guides, 1999, ISBN 1-85828-635-2
- Walter Niemann: Die Musik Skandinaviens. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1906; Neuauflage BiblioBazaar, 2009
- Mary Remnant, Chris Goertzen: Hardanger fiddle. In: Grove Music Online, 2001
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hardanger Fiddle Association of America, mit einigen Klangbeispielen.
- The Norwegian Collection of Folk Music The Fiddle Volumes: Slåtter for hardingfele (University of Oslo, Department of Musicology)
- Steinar Ofsdal: The fiddle traditions. The violin comes to Norway. ofsdal.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bjørn Aksdal, 2006, S. 15.
- ↑ J. Kenneth Moore, Jayson Kerr Dobney, E. Bradley Strachen-Scherer: Musical Instruments – Highlights of The Metropolitan Museum of Art. 2015, ISBN 1588395626, S. 94.