Covance

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Covance Inc.

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Rechtsform Corporation
Gründung 1997
Sitz Princeton, Vereinigte Staaten
Leitung
  • William Klitgaard, SVP und CFO
Mitarbeiterzahl rd. 11.800 (2012)[1]
Umsatz 2,18 Mrd. USD (2012)[1]
Branche Dienstleistungen (Forschung in den Bereichen Human- und Tiermedizin, Lebensmittelindustrie und Umwelt)
Website www.covance.com

Covance Inc. ist ein US-amerikanisches Auftragsforschungsinstitut, das vor allem im Bereich Planung und Durchführung klinischer Studien agiert. Es ist eines der weltgrößten seiner Art und ist in 20 Ländern vertreten. Hauptsitz des Unternehmens ist Princeton im Bundesstaat New Jersey. In Deutschland ist Covance in München und in Münster ansässig, wo es eines der größten Tierversuchs-Labors Europas betreibt.

Covance entstand 1997 als Ableger der Corning Inc. Die Tochtergesellschaft Covance Research Products Inc. (CRP) in Denver (Pennsylvania) entwickelt Antikörper.

In den späten 1980er und 1990er Jahren erwarb Corning Incorporated zahlreiche Unternehmen der Arzneimittelentwicklung, deren Ursprünge teilweise bis in die 1940er Jahre zurückgehen. Covance entstand, als Corning Glass Works 1977 die eigene Abteilung für Biowissenschaften ausbaute. Während dieser Zeit erwarb Corning einen kleinen Anteil an Hazleton Laboratories Corp. Dieser Schritt führte 1987 zum vollständigen Erwerb von Hazleton durch Corning,[2] und 1989 schließlich zur Übernahmen des Unternehmens für klinische Prüfungen G.H. Besselaar Associates, sowie 1991 zum Erwerb von SciCor Inc.[3] Diese Unternehmen wurden unter der Tochtergesellschaft Corning Lab Services, Inc. zusammengelegt, die später Microtest, Ltd. aufnahm, ein Zentrum für molekulare Toxikologie.[4] Im Januar 1997 gliederte Corning diese Firmen als zwei börsennotierte unabhängige Unternehmen namens Covance, Inc. und Quest Diagnostics, Inc. aus.

2014 wurde Covance für 6,1 Milliarden US-Dollar von Laboratory Corporation of America Holdings übernommen.[5]

In Deutschland betreibt Covance mehrere Labore für Tierversuche. Insbesondere das Labor in Münster, wo die Teratogenität von Substanzen an Affen geprüft wird, ist in die öffentliche Kritik geraten.[6]

Der Schwerpunkt des Unternehmens besteht darin, Dienstleistungen für die pharmazeutische und biotechnologische Industrie anzubieten. Als Teil der eigenen klinischen und nichtklinischen Entwicklungsdienste bietet Covance Prüfungen für die Umweltschutz-, Lebensmittel- und Nahrungsmittelergänzungsindustrie sowie kundenspezifische Antikörperprodukte und Dienstleistungen für die neurologische Krankheitsforschung. Zusätzlich bietet es auch zelltypspezifische Marker-Antikörper für die Neurowissenschaft und Produktpaletten sowohl für Alzheimer als auch für Parkinson, sowie einen Antikörper-Onlineshop mit phosphospezifischen und sekundären Antikörpern. Covance bietet auch Kommerzialisierungsdienste für pharmazeutische, biotechnologische und medizintechnische Unternehmen. Erstattungs- und Beratungsdienste für Gesundheitsökonomie werden durch die eigene Abteilung „Marktzugangsdienste“ bereitgestellt,[7] Zulassungs-Folgedienstleistungen werden durch die Gruppe für Peri-Zulassungsdienste angeboten.[8] Covances Abteilung für Ernährung bietet Analysedienste für Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Ergänzungen.[9] 2009 verkündeten Covance und Kellogg, dass Covance analytische Chemie-, Mikrobiologie- und Beständigkeitstestungen für Kellogg-Produkte durchführen wird, eine Geschäftsvereinbarung mit geschätztem Wert von 42 Millionen US$.[10]

In den letzten Jahren setzte Covance die eigene Expansion mit dem Erwerb von Unternehmen der Arzneimittelentwicklung fort. Vor allem erwarb Covance im August 2005 GFI Clinical Services, eine 80-Betten-Firma für Klinische Pharmakologie von West Pharmaceutical Services, Inc., um die 1. Phase des Unternehmens für Angebote in klinischer Forschung auszuweiten.[11]

Im Mai 2006 erwarb Covance auch Signet Laboratories, Inc., ein Anbieter monoklonaler Antikörper, die in der Erforschung von Krebs, Infektionskrankheiten und neurodegenerativen Krankheiten benutzt werden.[12] Am 6. August 2008 erwarb Covance in Greenfield, Indiana für 50 Millionen US$ eine Einrichtung aus den Anfängen der Arzneimittelentwicklung von Eli Lilly. Mit einem auf 1,6 Milliarden US$ geschätzten Vertrag wird Covance in den folgenden 10 Jahren Dienstleistungen zur Arzneimittelentwicklung für Eli Lilly bereitstellen. Covance wird auch anderen pharmazeutischen und biotechnologischen Kunden am Standort Greenfield Dienste anbieten. Covance wird den Besitz des Standorts und die Tätigkeiten am oder um den 1. Oktober 2008 aufnehmen.[13][14]

Zum 19. Februar 2015 wurde Covance durch LabCorp übernommen.[15]

Aufsehen erregte Ende 2003 ein von der ZDF-Sendung Frontal21 ausgestrahlter Beitrag[16] über die Haltungsbedingungen von Versuchstieren, die vom Journalisten Friedrich Mülln im Auftrag der British Union for the Abolition of Vivisektion im Labor Münster über 5 Monate verdeckt recherchiert und aufgenommen wurden. In dem Beitrag war unter anderem zu sehen, wie Angestellte halbanästhesierte Makaken anschrien und beschimpften sowie sie an den Händen tanzen ließen oder Körperteile der narkotisierten Tiere im Takt der Radiomusik bewegten.[17] Unter anderem die Verhaltensforscherin Jane Goodall bezeichnete die Lebens- und Haltungsbedingungen der Primaten als inakzeptabel.[18]

Covance erwirkte im Januar 2004 eine einstweilige Verfügung gegen die Ausstrahlung, woraufhin ein längerer Rechtsstreit und eine öffentliche Diskussion über die Pressefreiheit und die Rechtmäßigkeit verdeckter Videoaufnahmen folgte. Mülln konnte sich letztendlich durchsetzen und sein Videomaterial sowie der Frontal21 Beitrag durften weiterhin verbreitet werden.[19]

Bärbel Höhn, damalige Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen, erwirkte nach der Veröffentlichung des Videos Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Münster gegen Covance und verantwortliche Mitarbeiter. Es wurde angekündigt, dem Labor in Münster die Haltung von Primaten zu untersagen, sollte es berechtigte Vorwürfe geben.[20] Die Staatsanwaltschaft Münster hat im Februar diese Ermittlungen und weitere Ermittlungsverfahren aus verschiedenen Strafanzeigen mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.[21]

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland pro Jahr an etwa 3000 Affen Tierversuche vorgenommen, davon etwa 2000 bei Covance in Münster. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche wirft Convance antiquierte Tierversuchsforschung vor und geht gegen das Unternehmen mit einer Online-Petition, einer öffentlichen Demonstration im November 2019, und Podiumsdiskussionen vor.[22][23]

Labor Vienna (Virginia)

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PETA filmte in den Jahren 2004 und 2005 verdeckt in einem Covance Labor in Vienna (Virginia) und dokumentierte ähnliche Haltungsbedingungen von Versuchstieren wie in Münster. Die Ergebnisse dieser Dokumentationen veranlassten das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten Ermittlungen gegen Covance aufzunehmen. Nach den Ermittlungen wurde Covance verpflichtet, verschiedene nicht öffentlich gemachte Probleme zu beheben und eine Strafe von 8.720 US-Dollar zu zahlen um einen Prozess zu verhindern.[24] Convance verklagte daraufhin PETA 2005 in den USA und in Großbritannien. In den USA musste PETA sämtliches Videomaterial an Covance übergeben, in Großbritannien unterlag Covance und PETA durfte das Videomaterial weiterverwenden.[25]

Friedrich Mülln erhielt für seinen langjährigen mutigen Einsatz gegen Massentierhaltung und andere Tierquälereien und insbesondere für seinen erfolgreichen Rechtsstreit mit Covance um die Meinungsfreiheit den Preis für Zivilcourage der Solbach-Freise-Stiftung.[26]

Covance reagierte auf die Kontroversen und Kritik mit einem sich selbst auferlegten Verhaltenskodex für das Unternehmen und seine Mitarbeiter.[27]

Einzelnachweise

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  1. a b Geschäftsbericht 2012 (Memento vom 17. September 2013 im Internet Archive)
  2. COMPANY NEWS; Corning-Hazleton In: New York Times, 3. Januar 1987. Abgerufen am 5. Juli 2012 
  3. Briefs In: New York Times, 30. März 1991. Abgerufen am 5. Juli 2012 
  4. History of Covance Inc. fundinguniverse.com, abgerufen am 5. Juli 2012.
  5. Großübernahme bei US-Medizintechnikkonzern: LabCorp übernimmt Covance. In: Handelsblatt. 3. November 2014, abgerufen am 24. Dezember 2016.
  6. orange.handelsblatt.com: Tierversuche mit Affen in Deutschland: 7 Tiere pro Tag. Ganz legal. 5. Februar 2018, abgerufen am 20. Februar 2020.
  7. Covenance: Market Access (Memento vom 22. Juli 2012 im Internet Archive)
  8. Market Access Services. covance.com, archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 5. Juli 2012.
  9. Covance Nutritional Chemistry & Food Safety. covance.com, archiviert vom Original am 14. November 2010; abgerufen am 5. Juli 2012.
  10. Kellogg, Covance sign food testing deal. just-food.com, 2. Dezember 2009, abgerufen am 5. Juli 2012.
  11. Covance Increases Its Phase I Clinical Capacity With Acquisition Of GFI Research Center. covance.com, 23. August 2005, archiviert vom Original am 24. Dezember 2010; abgerufen am 5. Juli 2012 (englisch).
  12. Covance: Covance aquires Signet Laboratories (Memento vom 7. Februar 2008 im Internet Archive), 1. Juni 2006
  13. Covance in Groundbreaking $1.6 Billion Drug Development Services Deal with Eli Lilly. centerwatch.com, 6. August 2008, abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).
  14. Covance, Lilly Deal Grows on CRO Industry. centerwatch.com, 6. August 2008, abgerufen am 5. Juli 2022 (englisch).
  15. LabCorp Completes Acquisition of Covance, abgerufen am 15. August 2017
  16. ZDF: Frontal21 Ankündigung der Sendung vom 9. Dezember 2003
  17. Video aus dem münsteraner Labor. petatv.com, abgerufen am 5. Juli 2012.
  18. Pressemitteilung der European Coalition to End Animal Experiments vom 9. Dezember 2003
  19. Thomas Hoeren: Verbotene Filme. LIT Verlag Münster, 2007, S. 439, abgerufen am 1. Februar 2014. ISBN 978-3-8258-0143-4
  20. Primate lab faces closure threat over mistreatment charge
  21. Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche und Tierpfleger der Firma Covance in Münster u. a. wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz
  22. Karin Völker, Münstersche Zeitung: In Münsters City demonstrieren rund 1500 Menschen gegen Covance. 23. November 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
  23. Teresa Walter, Münstersche Zeitung: Tierversuche: Leiden für Menschen. 8. Februar 2020, abgerufen am 20. Februar 2020.
  24. Firm fined $8,720 after PETA video
  25. Bruce A. Wagman, Sonia Waisman und Pamela D. Frasch, Animal Law: Cases and Materials, S. 515/516, Carolina Academic Press, 2019 ISBN 1531010997
  26. Preisträger*innen des Preises für Zivilcourage. Solbach-Freise-Stiftung für Zivilcourage, abgerufen am 13. Dezember 2022.
  27. Covance Code of Respect for Animals in Research and Development