Emil Lenz

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Emil Lenz

Heinrich Friedrich Emil Lenz (russisch Эмилий Христианович Ленц; * 12. Märzjul. / 24. März 1804greg.[1] in Dorpat (heute Tartu, Estland); † 10. Februar 1865 in Rom) war ein russischer Physiker deutsch-baltischer Herkunft,[2] welcher als einer der Ersten die Zusammenhänge zwischen Magnetfeldern und elektrischen Feldern erkannte. So legte er mit der Lenz'schen Regel die Grundlage für die Wirbelstrombremse. Die Lenz'sche Regel hat in der Elektrizitätslehre einen hohen Stellenwert.

Emil Lenz wurde 1804 als Sohn eines Sekretärs des Bürgermeisters in Dorpat (heute Tartu in Estland) geboren, damals noch eine mehrheitlich deutschsprachige Stadt. Er studierte an der Kaiserlichen Universität Dorpat. Zwei Jahre später heiratete er am 18. Juli 1830 Anna von Helmersen, mit der er 6 Kinder hatte. Zwischenzeitlich arbeitete Lenz als Physiklehrer an der deutschsprachigen Sankt-Petersburger Petrischule. Sein erster Sohn Robert (1833–1903) wurde später wie er Professor für Physik in St. Petersburg. Zwei seiner Kinder starben 1859. Als er im Frühjahr 1864 erkrankte, wurde ihm ein Erholungsurlaub in Rom gewährt, wo er am 10. Februar des Folgejahres an einem Schlaganfall starb.

Der Indogermanist Robert Lenz war ein jüngerer Bruder Emil Lenz’.

Wichtige naturwissenschaftliche Erkenntnisse gewann er vor seinem Abschluss als Begleiter des russischen Seefahrers Otto von Kotzebue auf dessen dritter Weltreise von 1823 bis 1826, die vor allem der Erforschung des Pazifiks diente. Während dieser Reise betätigte er sich vor allem auf dem Gebiet der Geophysik, dabei machte er unter anderem ozeanografische Studien über den Temperaturverlauf von Luft und Wasser, sowie über den Salzgehalt des Wassers in verschiedenen geografischen Breiten. Nach seiner Rückkehr erwarb er seinen Doktorgrad an der Universität Heidelberg und betätigte sich daraufhin in der russischen Hauptstadt St. Petersburg. Durch seine Verdienste bei der Weltumsegelung wurde er 1828 Adjunkt der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Drei Jahre später übernahm er den Direktorposten des Physikalischen Kabinetts der Akademie. Währenddessen war 1830 und 1831 Lehrer für Mathematik an der Petri-Schule und Michael-Artillerie-Schule zu Petersburg. Vier Jahre nachdem Lenz außerordentliches Mitglied war, wurde er 1834 zum ordentlichen Mitglied der russischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Im selben Jahr wurde er außerdem Professor für Physik an der Universität in Sankt Petersburg, an der er von 1861 bis zu seinem Tod 1865 auch Rektor war. Ab 1853 war er korrespondierendes Mitglied der Berliner Akademie für Wissenschaften. 1864 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[3]

Wissenschaftliche Errungenschaften

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Lenz wissenschaftliche Leistungen sind vorrangig auf dem Gebiet der Elektrizität zu finden. Er beschäftigte sich mit der von Michael Faraday entdeckten elektromagnetischen Induktion. Bereits 1830 stellte er dabei fest, dass man einen elektrischen Motor auch als Generator verwenden kann. Weiterhin stellte er bei diesen Untersuchungen 1833 die Lenz’sche Regel auf, welche besagt, dass die Richtung der Induktionsströme nicht zufällig ist, sondern immer der Ursache ihrer Entstehung entgegenwirkt. Weiterhin entdeckte er 1835 die Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit in Metallen sowie elektrischer Widerstände und ein Verfahren zur Ausmessung magnetischer Felder.[4] Durch Anwendung des Peltier-Effekts schaffte er es Wasser zum Gefrieren zu bringen. Außerdem bestimmte er gemeinsam mit James Prescott Joule quantitative Charakteristika der Stromwärme (das Joule-Lenz-Gesetz).

Für die elektrische Größe Induktivität wurde zu Ehren Lenz' das Formelzeichen L gewählt.[5] 1970 wurde ein Mondkrater[6] nach ihm benannt.

  • Peer Hempel: Deutschsprachige Physiker im alten St. Petersburg: Georg Parrot, Emil Lenz und Moritz Jacobi im Kontext von Wissenschaft und Politik, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1999, ISBN 3-486-56446-3, (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte, Band 14, Dissertation an der Universität Oldenburg 1998), Seiten 135–164
  • Andreas W. Daum: German Naturalists in the Pacific around 1800: Entanglement, Autonomy and a Transnational Culture of Expertise. In: Explorations and Entanglements: Germans in Pacific Worlds from the Early Modern Period to World War I, hg. von Hartmut Berghoff et al. Berghahn Books, New York 2019, S. 70‒102 (englisch).
  • K. Jäger, F. Heilbronner (Hrsg.): Lexikon der Elektrotechniker, VDE Verlag, 2. Auflage von 2010, Berlin/Offenbach, ISBN 978-3-8007-2903-6, S. 263
  • Olga A. Lezhneva: Lenz, Heinrich Friedrich Emil. In: Charles Coulston Gillispie (Hrsg.): Dictionary of Scientific Biography. Band 8: Jonathan Homer Lane – Pierre Joseph Macquer. Charles Scribner’s Sons, New York 1973, S. 187–189.
Wikisource: Heinrich Friedrich Emil Lenz – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Eintrag im Taufregister der Johanniskirche zu Dorpat (estnisch: Tartu Jaani kirik).
  2. Heinrich Friedrich Emil Lenz. In: Brockhaus. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 149.
  4. Lenz auf Personenlexikon.net, gesehen am 28. Mai 2011.
  5. Tino Hempel: Physikalische Formelzeichen ... und deren Ursprung tinohempel.de, Ribnitz-Damgarten 1997–2008, abgerufen am 20. Februar 2020. – Hempel beruft sich auf Johannes C. Pahl.
  6. Lents (Lenz) im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS