Incensario (Tiwanaku-Keramik)

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Incensario mit offenem Mund einer Raubkatze, aus dem Rauch austreten konnte (Metropolitan Museum of Art)

Als Incensarios (spanisch für „Räuchergefäß“) werden Räuchergefäße des Tiwanaku-Staats (etwa 300 v. Chr. – 1100 n. Chr.) bezeichnet. Teilweise wurden auch schon von der Pukara-Kultur Incensarios verwendet. Sie sind neben Qirus (Keros) eine wichtige Kategorie der Tiwanaku-Keramik. Häufig haben Icensarios Lama- oder Raubkatzengestalt. In einigen Fällen wurden Incensarios in Raubkatzenform derart gestaltet, dass der Rauch aus dem offenen Mund der Raubkatze austreten konnte.[1] Man nimmt an, dass die Gefäße für Zeremonien verwendet wurden.

Incensarios sind konkave Gefäße, an denen modellierte Elemente angebracht sind, meist ein Tierkopf und ein Schwanz auf der gegenüberliegenden Seite. In manchen Fällen sticht der Kopf seitlich hervor. Die Tierköpfe sind Köpfe von Pumas, Tieflandkatzen, Adlern oder Kondoren. In einer Incensario-Variation ist der Körper umfangreicher modelliert und der Gefäßkörper ist, statt der konkaven Gefäßform, der Körper des Tieres.[2] Das Innere dieser speziellen Gefäße ist oft geschwärzt und rußig, was zur Schlussfolgerung führte, dass es sich in präkolumbischen Zeiten um Räuchergefäße handelte.[3]

Alle bekannten Exemplare sind Irdengut, an den Seiten sind sie aufwendig bemalt. Insbesondere in Katzengestalt zählten sie zu den beliebtesten Opfergaben der Tiwanaku-Kultur und fanden auch bei Begräbnisritualen Gebrauch.[4]

Incensario-Funde als Hinweise auf eine Tiwanaku-Besiedlung

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Incensario-Funde sind häufig ein Hinweis darauf, dass unter Inka-Stätten schon eine Tiwanaku-Besiedlung stattgefunden hat. Beispielsweise wurde bei Iñak Uyu (eine auf der Koati-Insel gelegene Inka-Stätte) eine beträchtliche Anzahl rituell bedeutsamer Objekte aus der Tiwanaku-Zeit (neben fein gefertigte Qirus, Gold- und Silbergegenständen unter anderem auch Incensarios) geborgen. Die Funde stellen laut den Anthropologen Charles Stanish und Brian Bauer „stichhaltige Beweise“ für eine bedeutende Tiwanaku-Besiedlung unterhalb des Inka-Komplexes dar. Dies stütze die These, dass vor den Inka auf der Koati- und Titicaca-Insel ein Pilgerkomplex durch den Tiwanaku-Staat errichtet wurde.[5]

Khoa-Riff-Opfergaben

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2013 wurden beim sogenannten Khoa-Riff nahe der Titicaca-Insel im Rahmen von unterwasserärchäologischen Untersuchungen neben Gold- und anderen Objekten mehr als 1000 Keramikfragmente gefunden, die zusammen mit Fragmenten aus früheren Expeditionen insgesamt zu etwa 37 Incensarios in Raubkatzenform gehören. Dies macht das Khoa-Riff zum Ort mit der höchsten Konzentration dieser Gefäße im gesamten Titicaca-Becken.[6] Ein Teil des Khoa-Riffs habe damals über der Wasseroberfläche gelegen. Da das Khoa-Riff nahe am geografischen Mittelpunkt des See liege, hätten die Tiwanakaner diesen Ort für Rituale benutzt. Die Menge an Opfergaben zeuge davon, dass das Riff damals im „Zentrum der Glaubenswelt“ gestanden habe. Rituale und Religion, wie die zeremonielle Gabe der Gegenstände, hätte eine entscheidende Rolle bei Festigung des Tiwanaku-Staats gespielt.[7]

Einzelnachweise

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  1. Incense burner with feline head. Metropolitan Museum of Art, abgerufen am 22. Juli 2023 (englisch).
  2. John W. Janusek, Anna Guengerich: Living Landscapes of Night in Tiwanaku, Bolivia. In: Nancy Gonlin, Meghan E. Strong (Hrsg.): After dark: The Nocturnal Urban Landscape and Lightscape of Ancient Cities. University Press of Colorado, 2022, S. 167–196, hier S. 113 f.
  3. Incense burner with feline head. Metropolitan Museum of Art, abgerufen am 22. Juli 2023 (englisch).
  4. Walpola Layantha Perera, Heike Messemer, Christiane Clados: Processing History. 2021 (gi.de [abgerufen am 29. Juli 2023]).
  5. Charles Stanish, Brian Bauer: Pilgrimage and the Geography of Power in the Inka Empire. Variations in the expression of Inka power (2007), S. 74
  6. Christophe Delaere et al.: Underwater ritual offerings in the Island of the Sun and the formation of the Tiwanaku State. PNAS (2019)
  7. Funde im Titicacasee:Hunderte Opfergaben geben Aufschluss über Tiwanaku-Kultur. Der Tagesspiegel, 1. April 2019, abgerufen am 30. Juli 2023.