Opipramol

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Strukturformel
Struktur von Opipramol
Allgemeines
Freiname Opipramol
Andere Namen

4-[3-(5H-Dibenz[b,f]-azepin-5-yl)-propyl]-1-piperazinethanol (IUPAC)

Summenformel C23H29N3O
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 206-254-0
ECHA-InfoCard 100.005.687
PubChem 9417
ChemSpider 9046
DrugBank DB12930
Wikidata Q416562
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N06AA05

Wirkstoffklasse

Anxiolytikum, Trizyklisches Antidepressivum, Sedativum

Eigenschaften
Molare Masse 363,50 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 100–101 °C (Opipramol)[1]
  • 210 °C oder 228–230 °C (Opipramol·Dihydrochlorid)[2]
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302​‐​410
P: 273​‐​501[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Opipramol ist ein beruhigend, stimmungshebend sowie angst- und spannungslösend wirkender Arzneistoff.

Er wird zur Gruppe der trizyklischen Antidepressiva gezählt, unterscheidet sich jedoch deutlich von deren üblicher Wirkungsweise (siehe Abschnitt Pharmakologie).

Opipramol ist in Deutschland ein häufig verordnetes Psychopharmakon (Stand: 2016).[5] Der beruhigende Effekt tritt vor Einsetzen des stimmungshebenden ein.

Chemisch gehört Opipramol zur Klasse der Dibenzazepine und wird arzneilich in Form des Opipramoldihydrochlorids verwendet. Trotz seines Namens ist es kein Opioid.

Opipramol wird eingesetzt bei Verstimmungszuständen einhergehend mit Angst, Unruhe, Spannung, Schlafstörungen oder Depression.[6][7] Des Weiteren wird es angewendet bei generalisierter Angststörung und somatoformen Störungen.[8]

Die Schlafqualität soll durch Opipramol nicht negativ beeinflusst werden.[9]

Nebenwirkungen können unter anderem sein: Müdigkeit, Schwindel, gastrointestinale Nebenwirkungen wie Übelkeit, sexuelle Funktionsstörungen wie z. B. Potenzstörungen. In hoher Dosierung können eventuell die Nebenwirkungen von Neuroleptika eintreten, also extrapyramidale (motorische) Störungen. Zumeist treten die Nebenwirkungen aber nur in der Anfangszeit (erste Tage bis Wochen) der Einnahme auf und sind nur schwach ausgeprägt. Opipramol darf nicht zusammen mit bzw. 14 Tage nach oder vor der Behandlung mit einem MAO-Hemmer gegeben werden. Zusätzlich sollte der Konsum alkoholischer Getränke vermieden werden, da dies zu Benommenheit führen kann.

Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit

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Es liegen keine ausreichenden Fallzahlen für eine fundierte Risikobewertung vor. Opipramol soll während der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation verordnet werden. Opipramol soll in der Stillzeit nicht angewendet werden, da der Wirkstoff in geringen Mengen in die Muttermilch übertritt.[10]

Opipramol gilt als nicht abhängig machend, zumindest besteht kein bekanntes vom Wirkstoff selbst ausgehendes körperliches Abhängigkeitspotenzial. Die beruhigende Wirkung von Opipramol kann jedoch beim Absetzen ins Gegenteil umkehren und eventuell noch bestehende Störungen wieder demaskieren, so dass der Wirkstoff kontrolliert und langsam abgesetzt werden sollte.

Opipramol hat im Gegensatz zu den meisten übrigen Vertretern der trizyklischen Antidepressiva keine hemmende Wirkung auf die Rückaufnahme von biogenen Aminen (z. B. Serotonin, Noradrenalin). Des Weiteren weist Opipramol eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Antiepileptikum Carbamazepin auf, Opipramol hat jedoch keine antiepileptischen Wirkungen. Die Wirkungsweise vieler Psychopharmaka, so auch die von Opipramol, ist nach wie vor Gegenstand der Forschung. So ist z. B. auch unklar, warum die Wirkung strukturverwandter Substanzen stark variieren kann. Aus diesem Grund wird die vor circa 40 Jahren in der Schweiz entwickelte Substanz heute primär als „stimmungsaufhellendes Anxiolytikum“ bezeichnet (Stand 2013).

Nachgewiesen sind die folgenden Wirkmechanismen:[11]

  • Es blockiert mit geringer Affinität auch den Dopamin-Rezeptor D2. Diese Rezeptorblockade ist eine typische Eigenschaft der sog. Neuroleptika, welche u. a. bei Psychosen und Schizophrenie verwendet werden. Diese multiple Wirkung im ZNS erklärt die Mittelstellung von Opipramol zwischen klassischen Antidepressiva (klassische ADs wirken auf das serotonerge, noradrenerge und seltener dopaminerge System durch Rückaufnahmehemmung der Neurotransmitter am (prä-)synaptischen Spalt oder durch Modulation der Neurotransmitter-Rezeptoren am Neuron) und Neuroleptika. Der Dopamin-D2-Rezeptor wird in Zusammenhang gebracht mit Angst, Wahnvorstellungen, paranoiden Symptomen, unsinnigen Handlungen und Zwangshandlungen sowie pathologischen Bewusstseinszuständen, wie sie bei Psychosen auftreten können.
  • Außerdem werden auch Histamin-H1-Rezeptoren blockiert, allerdings mit wesentlich geringerer Affinität. Dies hat eine leicht sedierende Wirkung zur Folge. Antihistaminika der älteren Generation, welche vor allem gegen Allergien eingesetzt wurden und heute durch neuere Antihistaminika ersetzt wurden, hatten die Sedierung und Beruhigung als unerwünschte Nebenwirkung. Heute sind noch einige alte Antihistaminika als Schlafmittel verkäuflich (z. B. Diphenhydramin)
  • Eine sehr gering ausgeprägte anticholinerge Wirkung, die in erster Linie für die Nebenwirkungen verantwortlich zu machen ist (wie z. B. Mundtrockenheit)

Der anxiolytische (Angst lösende, entspannende, beruhigende) Effekt ist wahrscheinlich auf die Summe der oben genannten Wirkmechanismen zurückzuführen.

Bei Beginn der Einnahme von Opipramol-Präparaten setzt zunächst rasch eine beruhigende Wirkung ein, erst nach etwa ein bis zwei Wochen wird dieser Effekt durch eine stimmungsaufhellende Wirkkomponente ergänzt. Die sedierende Wirkung kann schon bei erster Einnahme eintreten.

Die Halbwertszeit von Opipramol im menschlichen Körper ist individuell verschieden und beträgt zwischen 6 und 11 Stunden; bei dauerhafter Einnahme verlängert sich die Halbwertszeit nicht.[14][15]

Handelsnamen und Hersteller

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Opipramol wird unter dem Handelsnamen Insidon von Laboratoires Juvise Pharmaceuticals vertrieben, es existieren mehrere Generika, beispielsweise Opipram.

Commons: Opipramol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu Opipramol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 7. Juli 2014.
  2. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. 14. Auflage. Merck & Co., Whitehouse Station NJ 2006, ISBN 978-0-911910-00-1, S. 1181.
  3. a b Datenblatt Opipramol dihydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. April 2011 (PDF).
  4. a b c d e f g h A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances – Synthesis, Patents, Applications, 4. Auflage., Thieme-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 978-1-58890-031-9.
  5. Martin J. Lohse, Bruno Müller-Oerlinghausen: Psychopharmaka. In: U. Schwabe, D. Paffrath, W.-D. Ludwig, J. Klauber (Hrsg.): Arzneiverordnungs-Report 2017. Springer-Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-662-54629-1, S. 681–708.
  6. Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Insidon; Stand: Mai 2000.
  7. Dirk Wolter, Walter Winkler: Zugelassene Indikationen und Maximaldosierungen in der Psychiatrie. In: Psychopharmakotherapie (2011), 18. Jahrgang, Heft 4, S. 164–171.
  8. mediherz-shop.de (PDF; 1,4 MB)
  9. Pressegespräch „Opipramol (Insidon): Ein Klassiker mit innovativem Profil“, 18. Juli 2005, Pharmakologisches Institut, Biozentrum der Universität Frankfurt (Memento vom 20. Januar 2016 im Internet Archive).
  10. Schäfer, Spielmann, Vetter: Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit. Springer 7. Auflage 2006, ISBN 3-437-21332-6.
  11. W.E. Müller u. a.: Neuropharmacology of the anxiolytic drug opipramol, a sigma site ligand. In: Pharmacopsychiatry, 2004, Band 37, S. 189–197. PMID 15547785.
  12. HJ Möller, HP Volz, IW Reimann, KD Stoll: Opipramol for the treatment of generalized anxiety disorder: a placebo-controlled trial including an alprazolam-treated group. In: Journal of Clinical Psychopharmacology. 21. Jahrgang, Nr. 1, Februar 2001, S. 59–65, PMID 11199949 (wkhealth.com).
  13. WE Müller, B Siebert, G Holoubek, C Gentsch: Neuropharmacology of the anxiolytic drug opipramol, a sigma site ligand. In: Pharmacopsychiatry. 37 Suppl 3. Jahrgang, November 2004, S. S189–S197, doi:10.1055/s-2004-832677, PMID 15547785.
  14. Fachinformation (SPC) zu Opipramol. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive; PDF; 47,7 kB) Holsten Pharma, Januar 2006.
  15. Fachinformation (SPC) zu Opipramol. (PDF; 247 kB) Novartis Pharma