Jugendwanderkutter

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Jugendwanderkutter Kersten Miles (Segelnummer 20) beim Auslaufen aus einem dänischen Ostsee-Hafen

Der Jugendwanderkutter ist ein offenes Segelboot mit Luggersegeln, das in der Jugendarbeit von Segelvereinen Verwendung findet.

Klassenzeichen
Zeichen nicht vorhanden
Bootsmaße
Länge WL: 8,50 m
Breite üA: 2,50 m
Tiefgang: 0,8 – 2,1 m
Masthöhe: 6 m
Gewicht (segelfertig): 1100 – 3500 kg
Segelfläche
Segelfläche am Wind: ca. 33 m²
Sonstiges
Takelungsart: Lugger

Der Jugendwanderkutter wurde aus Marinekuttern (Kutter zweiter Klasse, K II K) der kaiserlichen Marine entwickelt und ist entfernt mit dem später entwickelten Kutter ZK10 verwandt. Die traditionelle Rumpfbauweise der heutigen Jugendwanderkutter ist fast identisch mit der der Rettungsboote der kaiserlichen Marine um 1900. Damals wurden diese Boote von größeren Besatzungen mit Muskelkraft durch die stärksten Stürme bewegt, um Seeleuten in Not zu helfen.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachfrage nach Beschäftigung für Jugendliche stieg, suchten Segelvereine nach einem stabilen und sicheren Boot für ihre Jugendarbeit. Mit dem Jugendwanderkutter wurde, unter Anlehnung an die bewährten Marinekutter, aber geändertem Lateralplan und Rigg, ein Bootstyp konzipiert, der von einer kleineren, 6–9-köpfigen Gruppe Jugendlicher gesegelt oder gerudert werden konnte. Die Boote sind als Lugger-Ketsch getakelt. Sie tragen nicht das kutterübliche einmastige Rigg, sondern sind mit einem zweimastigen Luggerrigg ausgestattet, dessen Großsegel baumlos gefahren wird. Ein Rundschwert lässt sich stufenlos fieren, um beim Segeln den Lateralplan zu vergrößern.[1]

Jugendwanderkutter Balu, JugendKutterWerk Bremen e.V.

Traditionell wird der Kutter in Kraweel-Bauweise gebaut und muss, nachdem er längere Zeit an Land stand, erst gewässert werden, damit die Stöße zwischen den Planken zuquellen. Ein Vorteil dieser Bauweise ist, dass das Boot robust und reparaturfreundlich ist. Seit einigen Jahren werden formverleimte und GFK-Kutter gebaut, die zwar leichter sind und weniger Pflege benötigen, dafür aber aufwendiger zu reparieren sind.

Der Jugendwanderkutter wurde in den 1960er Jahren vom Deutschen Segler-Verband als eigene Bootsklasse anerkannt und ist seitdem etwa 40 Mal gebaut worden. Das Segelzeichen wechselte mehrfach. Durchgesetzt hat sich ein Nummernsystem mit unterstrichenen schwarzen Ziffern im Besan.[1] Etwa 5 bis 10 Exemplare sind noch auf der Elbe rund um Hamburg aktiv, einige weitere gibt es auf Nord- und Ostsee und im Weser-Ems-Gebiet. Viele der traditionsreichen Segler mussten jedoch inzwischen „ihre letzte Reise antreten“ und sind ausgemustert worden.

Das Boot ist für küstennahe Tages- und Wochenendtouren konzipiert und ideal für die Elbe geeignet. Einmal im Jahr jedoch, im Sommer, fahren die Jugendwanderkutter auf eine drei- bis vierwöchige Langfahrt, meist mit dem Ziel Dänische Südsee. Einige Crews unternehmen auch ein- bis zweiwöchige Herbsttouren, die zwar kalt sein können, andererseits durch Wind und Wetter einen besonderen Reiz haben.

Der Bootstyp soll 14- bis 20-Jährige ansprechen und kann ab einer Mannschaftsstärke von fünf Personen gesegelt werden. Er gilt als geeignetes „Lehrmittel“ für das Erlernen von Segeln und guter Seemannschaft. Kuttersegeln ist außerdem preiswert, da die meisten Vereine von Schülern und Studenten nur den ermäßigten Mitgliedsbeitrag verlangen. Dennoch sind die Boote zunehmend seltener zu sehen, da die Vereine mit Jugendwanderkuttern Nachwuchssorgen haben.

Liste der Jugendwanderkutter mit den Segelnummern

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Segelnummer Jugendwanderkutter Club Heimathafen Baujahr Bemerkung
1 Helgoland SVAOe Hamburger Yachthafen (Wedel)
2 Unterelbe WSCHa Haseldorf früher SCU (Hamburg)
3 Lühesand Walddorfschule Stade früher WSC Lühe (Grünendeich)
4 Hugo Rose Genner Bugt (DK) 1964 früher SVC Cuxhaven
5 Onkel Ernst Oberndorf, Oste 1960 früher SVC Cuxhaven
6 Alte Nordwest JKN Nach Lübeck an die Pfadfinder verkauft und dort wahrscheinlich später abgewrackt.
7 Rasmus ASC Hamburger Yachthafen (Wedel) Mitte 1950er früher Kurt Lange, nun in Bremen
8 Keen Tied SCOe Köhlfleet Ehemals ESV
9 (unbekannt)
10 August VSS Konstanz-Wallhausen 1968 früher Kamerad III, VHS, Hamburg-Harburg
11 Tine Haus Warwisch Yachthafen Mühlenberg früher SVR, Hamburg-Wilhelmsburg
12 Neumühlen SVAOe Hamburger Yachthafen (Wedel) 1969
13 Eny VII K.SC Kiel – Camp 24/7 früher SVN (Hamburg)
14 Teufelsbrück SVAOe Hamburger Yachthafen (Wedel) 1969
15 Acapulco
16 Dwars-driever II WYCN Wischhafen 1973 früher WSV Uetersen
17 Roland von Wedel SVWS Wedel-Schulau 1974
18 Dockenhuden K.SC Kiel – Camp 24/7 1974 früher MSC (Hamburg)
19 Hachede SVG Geesthacht
20 Kersten Miles Interessengemeinschaft ZSK Bad Zwischenahn früher SK Hansa Hamburg
21 Scharhörn Inselschule Juist Juist 1959
22 MiM MSK Kiel – Möltenort 1979 bei Schneidereit
23 Plune SRSV Plön Plön früher Kleverberg beim YCS Strande
24 Oevelgönne SVAOe Hamburger Yachthafen (Wedel) 1959
25 Dwarsdriever (ehemals Onkel Hanne) SPSD e.V. (Seepfadfinder) Lübeck-Travemünde früher BSC (Hamburg)
26 Finkenwerder TUS-Finkenwerder Hamburg – Finkenwerder 1983
27 Elmsfuer SVN Hamburger Yachthafen (Wedel) 1985
28 Dwarslöper SPSD Fischereihafen Travemünde früher Acapulco MSC (Hamburg)
29 Viet BSC Hamburg – Blankenese
30 Kurt Hahn SSVL Schulsportverein Louisenlund
31 Gemma
32 Kersten Miles SK Hansa Hamburger Yachthafen (Wedel) 1991 früher Nordwest
33 Hornblower DHH Glücksburg 1999
34 Robinson Crusoe DHH Glücksburg 1999
35 Spiekeroog 2 SSVL Schulsportverein Louisenlund
36 Butenplöner SRSV Plön Plön 1996
37 Louisenlund 2 SSVL Schulsportverein Louisenlund 2003
38 Vegefeuer MTV Nautilus Lemwerder 1999
39 Möwe von Köhlfleet SCOe Hamburger Yachthafen (Wedel) 2006
keine Vorhanden Barbara Haus Warwisch Yachthafen Mühlenberg
keine Vorhanden John Albrecht VWL Bremen-Lesum 1961
(12) Dr. Bellmer III SCE Eckernförde 1997 seit 2004 im Besitz des Segelclubs Eckernförde
Balu JugendKutterWerk Bremen e.V. JKW Bremen-Vegesack, Bremerhaven 1985
Commons: Jugendwanderkutter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Freundeskreis Klassische Yachten, Yachtsport-Archiv: Geschichte der Jugendwanderkutter (Memento vom 8. August 2006 im Internet Archive), abgerufen am 20. Oktober 2007