Karl Josef Erbs

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Karl Josef Erbs (* 31. Juli 1885 in Heinrichau, Kreis Münsterberg, Provinz Schlesien; † 3. Januar 1970) war ein deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer, der als Stadtbaurat in Reichenbach im Eulengebirge sowie in Brandenburg an der Havel wirkte und später als Professor für Landwirtschaftliches Bauen an der Technischen Universität Berlin lehrte.[1]

Erbs studierte in Breslau an der Baugewerbeschule und an der Kunstakademie als Schüler von Hans Poelzig. Nach Aufenthalten in Stettin und Bremen fungierte er in den 1920er Jahren als Stadtbaurat in Patschkau, Reichenbach und ab 1928 in Brandenburg. Nachdem er die Stelle in Brandenburg angetreten hatte, holte er seinen Studienabschluss an der Technischen Hochschule nach.[2]

Während des Zweiten Weltkriegs lehrte Erbs von 1942 bis 1945 als Kriegshilfsdozent an der Ingenieurakademie im mecklenburgischen Strelitz. Nachdem er bereits in den Vorjahren Erfahrungen in den Bereichen Siedlungsplanung und ländliches Bauen sammeln konnte, brachte er bald nach Kriegsende Planungsvorschläge für Neubauernhöfe und -siedlungen ein. Ab Herbst 1945 bis 1949 amtierte er als Ministerialdirektor und Leiter der Hauptabteilung Bauwesen im Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg. 1946 verantwortete er die Formulierung des Aufbaugesetzes des Landes.[3] Ab 1947 war er auch als Lehrbeauftragter für Neubauernsiedlung und Aufbau des Landes in der Fakultät II für Architektur der Technischen Universität Berlin tätig.[1]

Erbs war zwar Mitglied der SED, wurde aber in der Sowjetischen Besatzungszone beschuldigt, reaktionär und bürgerlich zu sein, so dass er 1949 nach West-Berlin emigrierte.[3] Ab 1952 lehrte er als Privatdozent und von 1953 bis 1956 als außerplanmäßiger Professor für Landwirtschaftliches Bauen an der Fakultät III Architektur der TU Berlin. Er war ordentliches Mitglied der Akademie für Städtebau.[1]

Bauten und Entwürfe

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  • 1925–1927: Stadtbad (seit 1945 polnisch Zakład Balneologiczny) in Reichenbach im Eulengebirge (Dzierżoniów) im Stil des Neuen Bauens (nach 1945 umgebaut)
  • 1928–1929: Landwirtschafts- und Gewerbeschule in Reichenbach im Eulengebirge (Dzierżoniów, ul. Kościuszki 1–3), modernistisches zweiflügliges Gebäude[4]
  • 1929–1930: Feuerwache in Brandenburg, Franz-Ziegler-Straße 28 (unter Denkmalschutz)[5]
  • 1929–1930: Wohnsiedlung in Brandenburg, Maerckerstraße 1–9, Baebenrothufer 1–6, Meyerstraße 1–4, 25–27, Reimerstraße 1–14 und Wilhelmsdorfer Landstraße 32 (Entwurf: Ludwig Schlegel; unter Denkmalschutz)[6]
  • 1929–1930: „Wohlfahrtsforum“ in Brandenburg, bestehend aus Gebäude der AOK, Stadtbad und Turnhalle (mit Paul Hammer, Lars Hakanson und Willi Ludewig; unter Denkmalschutz)[7]
  • Anfang der 1930er Jahre: katholische Kirche St. Bonifatius in Bad Belzig[8].
  • 1934: katholische Kirche St. Bernhard in Brandenburg (unter Denkmalschutz)[9]
  • 1937–1938: Schulgebäude in Brandenburg, Magdeburger Landstraße 124 (heute Havelschule)
  • 1954–1955: katholische Kirche St. Otto in Berlin-Zehlendorf (im Stil der Heimatschutzarchitektur der 1930er Jahre, unter Denkmalschutz)
Commons: Karl Josef Erbs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Catalogus Professorum
  2. Beate Störtkuhl, Rafał Makała (Hrsg.): Nicht nur Bauhaus – Netzwerke der Moderne in Mitteleuropa. De Gruyter, Berlin 2020, ISBN 978-3-11-065876-7, S. 98–99 (online).
  3. a b Andreas Dix: „Freies Land“: Siedlungsplanung im ländlichen Raum der SBZ und frühen DDR 1945 bis 1955. Böhlau, Köln 2002, ISBN 978-3-412-14001-4, S. 422.
  4. Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen, Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 278.
  5. Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145041 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  6. Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145164 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  7. Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145268 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  8. Kirchenportrait
  9. Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09145034 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg