Kletterweltcup

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Der Kletterweltcup ist die höchste internationale Serie im Wettkampfklettern. Die Wettkämpfe werden von der International Federation of Sport Climbing in den drei Disziplinen Lead, Bouldern und Speed ausgetragen, 2022 gab es zudem ein Event der Kombination.

Laura Rogora beim Leadklettern beim Kletterweltcup 2019 in Chamonix
Yannick Flohé bouldert beim Kletterweltcup 2018 in München

Ab 1985 bzw. 1987 wurden unter den Namen SportRoccia und Rockmaster internationale Wettbewerbe im Lead-Klettern abgehalten. Anfangs noch an natürlichen, jedoch stark präparierten[1][2] Felswänden bei Bardonecchia und Arco, wurde ab 1988 auf Kunstwänden geklettert.[3][4]

Der erste UIAA-Lead-Weltcup fand 1989 in Leeds statt. Gewinner der Gesamtwertung waren der Brite Simon Nadin und die Französin Nanette Raybaud.[5][6] Die Schwierigkeit der Route von 1990 wurde mit 5.12d YDS (ca. 7c+ (franz.) bzw. IX+ (UIAA)) bewertet.[4]:207

1997 übernahm die UIAA-Tochterorganisation International Council for Competition Climbing die Organisation der Weltcups.

Seit 1998 werden auch Weltcups in den Disziplinen Speed und Boulder abgehalten, der erste Boulderweltcup fand noch unter dem Namen Top Rock Challenge statt. Erste Sieger der Speed-Gesamtwertung waren die Ukrainer Andrey Vedenmeer und Olga Zakharova, bei der Top Rock Challenge konnten sich Liv Sansoz und Salawat Rachmetow durchsetzen.[7]

Seit 2005 gibt es eine Nationenwertung, bei der in der jeweiligen Disziplin die Ergebnisse von Männern und Frauen addiert werden.

2007 wurde die International Federation of Sport Climbing gegründet, welche seitdem die Weltcups und weitere internationale Veranstaltungen des Wettkampfkletterns organisiert.[8]

Bei allen Disziplinen versuchen die Athleten nach Einnahme einer Startposition das Top, also den höchsten Griff der Route, zu erreichen.

Beim Leadklettern müssen Athleten eine Route durchsteigen und dabei jede Zwischensicherung einhängen, ohne die Sicherungskette zu belasten (also zu stürzen). Die Kletterer werden von einer neutralen Person gesichert. Die Startposition wird mit vier Tapestreifen gekennzeichnet, für jeden Streifen muss je eine Gliedmaße den Griff bzw. Tritt berühren.[9]

Eine Lead-Route ist mindestens 15 m lang und 3 m breit.[9] Leadwände sind in der Regel ausschließlich oder überwiegend überhängend konstruiert, der Schwierigkeitsgrad beträgt bis zu XI/XI+ (UIAA).[10][11] Im Vergleich zu den anderen Disziplinen erfordert Lead ein besonderes Maß an Ausdauer und Kraft,[11] zudem wird eine gute Intuition der Bewegungsabläufe verlangt.

Beim Bouldern wird in Absprunghöhe, in der Regel bis zu 4,5 m, über Matten geklettert, die Kletterer sind nicht weiter gesichert. Die Startposition wird wie beim Lead gekennzeichnet.[12]

Boulderrouten fordern eine hohe Maximalkraft und Geschick.[12] Die einzelnen Routen einer Runde fokussieren sich häufig auf eine jeweilige Teiltechnik: Plattige Wände mit kleinen Griffen benötigen Gleichgewicht und Trittsicherheit, schmale Leisten Fingerkraft, und starke Überhänge und weite Züge Sprungtechnik und Maximalkraft. Der moderne Routenbau mit großen Griffen und Sprüngen verlangt besondere Koordination und wird auch als „Wettkampfstil“ (engl. Competition bzw. Comp Style) bezeichnet.[13][14][15]

Speed-Weltcup 2018 in Chamonix

Beim Speedklettern versuchen die Athleten, möglichst schnell eine Route im Schwierigkeitsgrad VII (UIAA) zu durchklettern.[16] Die Wand ist 15 m hoch und einen Überhang von 5 %. Die verwendeten Griffe und deren Positionen sind normiert und bei jedem Wettbewerb soweit möglich identisch.[17]

Die Zeitnahme erfolgt automatisch: Die Kletterer starten mit einem Fuß auf einer drucksensitiven Platte und versuchen nach dem Startsignal möglichst rasch die obere Platte zu berühren. Die Sicherung erfolgt von oben über ein automatisches Sicherungsgerät.[18]

Das Speedklettern erfordert vor allem explosive Maximalkraft und Präzision.[16]

Im Kombinationsformat werden zuerst vier Boulder und anschließend eine mindestens 40 Griffe lange Leadroute geklettert.[9]

Dieses Format wurde einmalig beim Kletterweltcup 2022 in Morioka abgehalten. Es wird auch bei den Olympischen Sommerspielen 2024 ausgetragen werden.

Janja Garnbret hält den Zone-Griff beim Kletterweltcup 2017 in München.

Für jede Disziplin werden bis zu acht Wettkämpfe ausgetragen.[19]

Teilnahmevoraussetzungen

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Teilnehmer müssen im Wettkampfjahr mindestens 16 Jahre alt werden und von ihrem nationalen Verband angemeldet werden. Jeder Verband darf für jede Geschlechtskategorie und Disziplin jeweils zwei weibliche und zwei männliche Athleten anmelden, der Gastgeberverband jeweils vier weitere. Zusätzlich dazu gibt es folgende Zulassungsmöglichkeiten:

Extra-Quote
Die Top 1 bis 10 der Weltrangliste zu Beginn des Kalenderjahres in der jeweiligen Geschlechtskategorie und Disziplin sind automatisch zugelassen.
Zusatz-Quote
Für jeden Athleten des Verbandes auf den Weltranglistenplätzen 11 bis 40 dürfen in der jeweiligen Geschlechtskategorie und Disziplin eine weitere Person entsandt werden, bis zu einem Maximum von drei zusätzlichen Kletterern je Geschlechtskategorie und Disziplin pro Verband.[19]

Zu Beginn des Wettkampfes begeben sich die Athleten in Isolation. Sie dürfen diese während des Wettkampfes nur für ihre Antritte verlassen und keine Informationen von außen, beispielsweise über die richtige Technik für eine Route, erhalten. Der genaue Ablauf unterscheidet sich je nach Disziplin.

Die Athleten mit den besten Ergebnissen ziehen eine Runde weiter. Diese Anzahl der Athleten in den späteren Runden ist abhängig von der Teilnehmeranzahl in der Qualifikation.[9] In der Regel wird der höchste Wert erreicht, dieser ist jeweils in Klammern angegeben.

Für jeden der meist etwa 50 Griffe gibt es einen Punkt, wenn der letzte Griff benutzt wird, um zu einem weiteren, nicht erreichten Griff zu kommen, wird dies durch ein „(+)“ hinter der Punktzahl aufgewertet. Für ein Top muss der höchste Griff gehalten und die oberste Sicherung eingehängt werden. Bei Gleichstand entscheidet das Ergebnis der Vorrunde.

Für jede Route haben die Athleten nur einen Versuch und sechs Minuten Zeit.

Qualifikation
Zwei unterschiedliche Routen, die vorgeklettert werden. Abhängig von der Anzahl der Kletterer wird die Qualifikation in ein oder zwei Startgruppen abgehalten, welche nicht die gleichen Routen klettern. Dies ist in der Regel der Fall.[11]
Halbfinale (26) und Finale (6)
Eine Route mit vorheriger sechsminütiger gemeinsamer Beobachtungsphase.
Jan Hojer beim Kletterweltcup 2017 in München. Zu sehen sind die Markierungen für die Startgriffe, die Zone (grünes Tape) und das Top.

Bei jedem Boulder kann eine Zwischenwertung („Zone“) oder das Top erreicht werden. Der Zone-Griff muss mit mindestens einer Hand, der Top-Griff mit beiden Händen kontrolliert werden. Athleten werden zuerst nach Tops, dann nach Zones gereiht. Bei Gleichstand wird die Zahl der Versuche gewertet. Innerhalb des Zeitlimits dürfen beliebig viele Versuche unternommen werden.[9]

Qualifikation
Fünf Boulder à fünf Minuten, ohne vorherige Beobachtungsphase.
Halbfinale (20)
Vier Boulder à fünf Minuten, ohne vorherige Beobachtungsphase.
Finale (6)
Vier Boulder à vier Minuten, mit vorheriger zweiminütiger gemeinsamer Beobachtungsphase.

In der Qualifikation wird die beste erreichte Zeit gewertet.

Im Finale wird ein K.o.-System angewandt, diejeweils langsamere Person scheidet aus. Bei Gleichstand wird der Lauf wiederholt.[9]

Qualifikation
Je ein Versuch auf der linken und rechten Route.
Finale (16)
In der Regel vier K.o.-Runden.

In beiden Kategorien können jeweils bis zu 100 Punkte pro Runde erreicht werden. Für das Gesamtergebnis werden die beiden Werte addiert.

Boulder
Zur Wertung werden ein Top und zwei Zones herangezogen. Zone-Griffe müssen mit mindestens einer Hand, der Top-Griff mit beiden Händen kontrolliert werden. Punkte werden für den höchsten der drei erreichten Wertungsgriffe Top (25), zweite Zone (10) oder erste Zone (5) vergeben. Es ist nicht zwingend erforderlich, die Zwischenwertungspunkte auch zu erreichen.
Für jeden Versuch werden 0,1 Punkte abgezogen.
Lead
Für die jeweiligen Griffe werden, beginnend vom Top, absteigend Punkte vergeben. Die obersten zehn Griffe sind je 4 Punkte Wert, die nächsten zehn 3 Punkte usw. Für ein Top, also ein erreichen des höchsten Griffs und einhängen der letzten Sicherung, gibt es 100 Punkte. Wenn der höchste Griff erreicht, die Sicherung jedoch nicht eingehängt wird, werden 99,9 Punkte vergeben. Wenn der letzte Griff benutzt wird, um zu einem weiteren, nicht erreichten Griff zu kommen, wird die Punktzahl um 0,1 aufgewertet.[9]
Qualifikation und Halbfinale (20)
Je vier Boulder à fünf Minuten, ohne vorherige Beobachtung.
Je eine Lead-Route mit je sechs Minuten Beobachtungs- und Kletterzeit.
Finale (8)
Vier Boulder à vier Minuten, mit vorheriger zweiminütiger Beobachtungszeit.
Eine Lead-Route mit je sechs Minuten Beobachtungs- und Kletterzeit.

Die 80 besten Athleten je Disziplin und Geschlecht erzielen Punkte für die Gesamtwertung. Diejenigen Athleten mit der jeweils höchsten Gesamtpunktzahl in einer Disziplin und Geschlechtskategorie wird zum Gesamtweltcupsieger gekürt.[19]

Rang Punkte Rang Punkte Rang Punkte Rang Punkte
1 1000 15 240 29 56 43 12
2 0805 16 220 30 48 44–45 11
3 0690 17 205 31 42 46 10
4 0610 18 185 32 37 47–48 09
5 0545 19 170 33 33 47–48 09
6 0495 20 155 34 30 49–50 08
7 0455 21 145 35 27 51–53 07
8 0415 22 130 36 24 54–56 06
9 0380 23 120 37 21 57–59 05
10 0350 24 105 38 19 60–63 04
11 0325 25 095 39 17 64–68 03
12 0300 26 084 40 15 69–74 02
13 0280 27 073 41 14 75–80 01
14 0260 28 063 42 13

Einzelnachweise

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  1. Ron Fawcett, Ed Douglas: Ron Fawcett - Rock Athlete. Vertebrate Publishing, 2011, ISBN 978-1-906148-30-0, S. 168 ff. (englisch).
  2. Ed Douglas: Statement: The Ben Moon Story. Vertebrate Publishing, 2015, ISBN 978-1-906148-98-0, S. 103 ff. (englisch).
  3. What is the IFSC? In: International Federation of Sport Climbing. Abgerufen am 17. Juli 2023 (englisch).
  4. a b Lynn Hill, Greg Child: Climbing Free: My Life in the Vertical World. W. W. Norton & Co., New York 2002, ISBN 978-0-393-04981-7, Kap. 11 "Into the Arena" (englisch).
  5. Erlend Clouston: From the archive, 20 November 1989: Miracle, miracle on the wall, GB is the best of all. In: The Guardian. 20. November 2012, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  6. Lynn Hill: Reflections of 1989. In: Lynn Hill Climbing. Abgerufen am 16. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  7. IFSC Climbing Result Service. In: International Federation of Sport Climbing. Abgerufen am 18. Juli 2023 (englisch).
  8. A History of Climbing Competitions Since 1985. In: Gripped. 15. Juli 2019, abgerufen am 18. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. a b c d e f g Rules 2023. International Federation of Sport Climbing, März 2023 (englisch, ifsc-climbing.org [PDF]).
  10. Süddeutsche Zeitung: Speed, Bouldern und Lead. 21. Juni 2019, abgerufen am 16. Juli 2023.
  11. a b c Was ist Leadklettern? In: Deutscher Alpenverein. 29. Juli 2019, abgerufen am 16. Juli 2023.
  12. a b Was ist Bouldern? In: Deutscher Alpenverein. 27. Juni 2019, abgerufen am 16. Juli 2023.
  13. Welche Kletterdisziplinen gibt es eigentlich? In: Bergzeit Magazin. 30. Juli 2021, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
  14. Aaron Pardy: 10 Tips for Comp-Style Boulder Problems. In: Gripped. 29. Mai 2023, abgerufen am 16. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  15. David Gladish: Five reasons to try climbing on competition routes. In: Climbing. 17. Januar 2022, abgerufen am 16. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  16. a b Was ist Speedklettern? In: Deutscher Alpenverein. 1. August 2019, abgerufen am 18. Juli 2023.
  17. Speed Licence Rules - Speed Walls. In: International Federation of Sport Climbing. 1. Februar 2022 (englisch, ifsc-climbing.org [PDF; abgerufen am 18. Juli 2023]).
  18. Speed Automatic Timing System Specifications. In: International Federation of Sport Climbing. 23. Juli 2019 (englisch, ifsc-climbing.org [PDF; abgerufen am 18. Juli 2023]).
  19. a b c Regulations Relating to the IFSC World Cup Competition Series. International Federation of Sport Climbing, 2023 (englisch, ifsc-climbing.org [PDF]).