Konrad Guenther

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Konrad Guenther (* 23. Mai 1874 in Riga; † 26. Januar 1955 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Zoologe, Hochschullehrer und einer der Pioniere der Naturschutzbewegung.

Guenther, Sohn eines ostpreußischen Vaters und einer baltischen Mutter, begann 1896 mit dem Studium der Naturwissenschaften. Guenther studierte 1896–99 in Bonn, Leipzig und Freiburg, wo er im Jahr 1900 bei August Weismann mit einer Arbeit über den Feinbau des Schmetterlingsflügels in Zoologie zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend unternahm Guenther mehrere Reisen außerhalb Europas, wurde Assistent am Zoologischen Institut der Universität Freiburg und habilitierte sich dort 1902 mit einer Arbeit über Reifungsvorgänge im Seeigelei und einem öffentlichen Vortrag über den Vogelzug. An der Freiburger Universität hat er zuerst als Privatdozent, ab 1913 als außerordentlicher Professor bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges und mit Unterbrechung durch seine Forschungsreisen Vorlesungen, Kurse und Lehrausflüge abgehalten.[1]

Neben seiner Tätigkeit an der Universität war er von 1919 bis 1934 ehrenamtlicher Leiter des Naturkundemuseums der Stadt Freiburg.

Guenther war durch die Ehe mit Eva Fehsenfeld 1902 der Schwiegersohn des Freiburger Karl-May-Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld. Er ist der Vater des Paläontologen Ekke Wolfgang Guenther.

Guenthers Hauptforschungsgebiet war die Ornithologie. Als einer der ersten Hochschullehrer unternahm er mit seinen Studenten Lehrwanderungen mit dem Ziel, den Blick für Zusammenhänge des Tierlebens mit der Landschaft zu schärfen und das Naturgefühl zu wecken. Er engagierte sich bereits in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts als Naturschützer. So wandte er sich mit anderen gegen Eingriffe in Natur und Landschaft, etwa beim geplanten Steinabbau am Hohenstoffeln, bei Planungen zur Stromgewinnung in der Wutachschlucht, am Titisee und am Schluchsee.

Zusammen mit August Weismann, Alfred Hegar und Erwin Baur zählte Guenther noch vor Gründung der Freiburger Ortsgruppe 1910 zu den frühen Freiburger Mitgliedern der 1905 von Alfred Ploetz gegründeten Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene (DGR). Mit Eugen Fischer und Karl Hegar unterstützte Guenther die Gründung der Freiburger Ortsgruppe der DGR.[2]

Zeit des Nationalsozialismus

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Guenthers bekannteste Bücher Der Naturschutz (1910) und Die Sprache der Natur seit der Vorzeit unseres Volkes. Deutsche Heimatlehre (1930) weisen bereits jene „vaterländische Grundstimmung“ auf, die auch anderen Pionieren der Naturschutzbewegung wie Hugo Conwentz oder Ernst Rudorff zu eigen war. Mit der völkischen NS-Naturschutz-Ideologie und ihrer Anhänger wie Walther Schoenichen, Alwin Seifert, Hans Schwenkel oder Heinrich Wiepking-Jürgensmann gab es in der Zeit des Nationalsozialismus dann weitgehende „weltanschauliche“ Übereinstimmung. In seinem Vortrag Naturschutz im neuen Reich in der Landesausschusssitzung des Landesvereins Badische Heimat 1934 vollzog Guenther diesbezüglich einen programmatischen Schulterschluss mit der NS-Ideologie; einschließlich der Rassenlehre der Nationalsozialisten:

„Der nationalsozialistische Staat legt schwerstes Gewicht auf die Rasse. (...). Für die Rassen, die dem deutschen Volkstum seine Eigenart gaben, vor allem für die nordische und fälische Rasse, die unserem germanischen Vorfahren den Stempel aufdrückten, gehört zu den wesentlichsten Eigenschaften ein ausgesprochener Natursinn und starke Bodenverbundenheit. (...). Wer also jene beiden Rassen erhalten will, muss auch die Natur schützen, die für sie Lebensbedingung ist.. (...). Deutschheit und Naturverbundenheit sind voneinander nicht zu trennen. (...) So sehen wir, daß der Naturschutz eine wesentliche Grundlage des Dritten Reiches bilden wird.[3]

1937 wurde Guenther Mitglied der NSDAP und 1938 Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund.[4][5]

Um 1934 wurde der seefahrende Koch, Reiseschriftsteller und Journalist Emil Reimers aus Emden in Freiburg Mitarbeiter der Naturschutzbewegung von Guenther.[6]

Nach seiner Entnazifizierung vor der Spruchkammer Freiburg[7] ehrte die Stadt Freiburg Guenther mit der Einrichtung des Konrad-Guenther-Parks im Osten der Stadt, deren Einweihung 1954 der 80-Jährige noch erlebte. Durch den 2002 in Betrieb genommenen Straßenneubau „B31 Ost“ wurde dieser Teil des ansonsten auch von der Höllentalbahn durchschnittenen Parks stark in Mitleidenschaft gezogen durch nicht unbedeutende Verkleinerung, Abholzen wertvoller Eichenbestände und vor allem durch Veränderung von Grundwasserströmen.

Schriften (Auswahl)

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  • Der Darwinismus und die Probleme des Lebens. Zugleich eine Einführung in das einheimische Tierleben, Freiburg, Fehsenfeld 1904.
  • Atlas zur Abstammungs- und Entwicklungsgeschichte des Menschen. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt 1909.
  • Der Kampf um das Weib in Tier- und Menschenentwicklung. Stuttgart, Strecker & Schröder 1909.
  • Der Naturschutz. Freiburg, Fehsenfeld 1910.
  • Gerhard Rohlfs – Lebensbild eines Afrikaforschers. Mit einem Anhang von Rudolph Said-Ruete. 352 S., 70 Abb. auf 45 Tafeln und einer Karte. Freiburg, Fehsenfeld 1912.
  • Das Tierleben unserer Heimat. Das Insektenleben, Bände 1–3. Freiburg, Fehsenfeld 1921–1923.
  • Die Entrwicklung der Tierwelt, Berlin, Ullstein 1925.
  • Das Antlitz Brasiliens. Natur und Kultur eines Sonnenlandes, sein Tier- und Pflanzenleben. Leipzig, Voigtländer 1927.
  • Von Kairo nach Bagdad und Stambul. Auf den Spuren Karl Mays durch den Orient. Radebeul, Karl May Verlag 1930.
  • Die Sprache der Natur seit der Vorzeit unseres Volkes. Deutsche Heimatlehre, Leipzig, Voigtländer 1930.
  • Unsere Tierwelt im Drama des Lebens. Neudamm, Neumann 1931.
  • Deutsches Naturerleben, Stuttgart, J. F. Steinkopf 1935.
  • Freiburger Natur-Büchlein, Freiburg, Herder 1935.
  • Natur als Offenbarung, Stuttgart, J. F. Steinkopf 1935.
  • Der Vogelzug, Berlin, Hermann Hillger 1935.
  • Mutterliebe im Tierreich, Ulm, Höhn 1936.
  • Ein Leben mit der Natur. Kinderzeit im Baltenlande. Schulzeit in Breslau. Erinnerungen und Erlebnisse, Stuttgart, J. F. Steinkopf 1937.
  • Ein leben mit der Natur. Zweiter Teil. Studienzeit an Hochschule und Meeresstrand, Stuttgart, J. F. Steinkopf 1938.
  • Naturbuch vom Schwarzwald, Freiburg, Herder 1942.
  • Georg Schweinfurth. Lebensbild eines Afrikaforschers, Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1954.

Einzelnachweise

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  1. Andreas W. Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. München 2002, S. 390, 421, 489.
  2. Vgl. Niels Lösch: Rasse als Konstrukt. Leben und Werk Eugen Fischers, Frankfurt 1997, S. 97; Markus Wolter: Prof. Dr. Eugen Fischer: Die Freiburger Schule des Rassenwahns, in: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. NS-Belastete aus Baden-Württemberg, Band 9: NS-Belastete aus dem Süden des heutigen Baden-Württemberg, Kugelberg Verlag, Gerstetten 2018, ISBN 978-3-945893-10-4, S. 69 f.
  3. Konrad Guenther: Naturschutz im neuen Reich, in: Hermann Eris Busse (Hrsg.): Mein Heimatland. Badische Blätter für Volkskunde, Heimat- und Naturschutz, Denkmalpflege, Familienforschung und Kunst, 21. Jg., Heft 11/12, 1934, Freiburg, Landesverein Badische Heimat 1934, S. 371–375.
  4. Einblicke in die Sammlungsgeschichte Prof. Dr. Konrad Guenther, online auf www.freiburg.de, abgerufen am 25. August 2020.
  5. Universitätsarchiv der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Bestand B 0133, NSD-Dozentenbund 1934-1944; Findbuch online.
  6. Reimers, Emil.In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 990.
  7. Spruchkammerakten im Staatsarchiv Freiburg, D 180/2 Nr. 214419, Spruchkammer Südbaden: DNZ-Akten / ca. 1946-1952; Findbuch online und 180/17 Nr. 227; Spruchkammer Südbaden: Politische Säuberung des Rundfunks / Ca. 1946-ca. 1948; Findbuch online.