Kronsberg (Stadtviertel)

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Spielplatz in der EXPO-Siedlung, im Hintergrund Wohnhäuser

Kronsberg ist ein Stadtviertel im hannoverschen Stadtteil Bemerode. Es ist nach dem Hügelrücken Kronsberg benannt und entstand Ende der 1990er Jahre als nachhaltiges Stadtentwicklungsprojekt. Es wurde seither stetig erweitert. Das Stadtviertel wird aufgrund der eigenständigen Entwicklungsgeschichte und besonderen Struktur oft als eigener Stadtteil wahrgenommen. Hannover-Kronsberg ist nicht zu verwechseln mit Wohnsiedlung Berenbostel-Kronsberg in Garbsen.[1]

Teich im Innenhof von Wohnhäusern
Teich im Innenhof von Wohnhäusern

Am südöstlichen Stadtrand Hannovers entstand am Westhang des Kronsberges Ende der 1990er Jahre im Zusammenhang mit der EXPO 2000 die unter ökologischen Gesichtspunkten errichtete Expo-Siedlung am Kronsberg. Auf dem Weltstädtegipfel World City Summit 2012 in Singapur wurde das Wohngebiet als eines der hundert innovativsten Infrastrukturprojekte der Welt gewürdigt.[2][3]

Das Wohngebiet besteht aus rund 3000 Wohneinheiten in zwei- bis viergeschossiger Bauweise. Es ist ein ausgiebiges Infrastrukturangebot mit Schulen, Kindergärten, Läden, Stadtteilzentrum KroKuS und dem Evangelischen Kirchenzentrum Kronsberg vorhanden. Durch eine flächensparende Bauweise, hohe Bebauungsdichte, klare Baukanten und kompakte Baukörper entstand ein städtischer Charakter mit vielfältiger Architektur. Erstmals wurde in Deutschland eine Wohnsiedlung mit über 70 ha Größe flächendeckend in Niedrigenergiehaus-Bauweise errichtet. Pro Haushalt liegt der Heizenergieverbrauch etwa 40 % und der CO2-Ausstoß fast 75 % niedriger als bei konventionell erstellter Bebauung. In der gleichen Zeit entstanden auch 32 Reihenhäuser in Passivhaus-Standard. Im Norden der bereits bestehenden Siedlung wird weiter gebaut; etwa 100 städtische Grundstücke werden für weitere Passivhäuser (Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser) zur Verfügung gestellt.

Im Januar 2013 existieren in der Siedlung 2600 Mietwohnungen, 150 Eigentumswohnungen und etwa 400 Reihenhäusern, Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern.[4]

Im Stadtviertel wird das Regenwasser trotz des problematischen Mergelbodens nahezu vollständig versickert. Erreicht wird dies auch durch Minimierung von versiegelten Flächen und Dachbegrünungen. In den öffentlichen Straßenräumen erfolgt die vollständige Regenwasserversickerung durch seitlich angelegte Gräben und Kiesbetten, die ein elf Kilometer langes Mulden-Rigolen-System ergeben.[4]

Über 1000 Straßenbäume prägen das Straßenbild. Es gibt mit dem Oheriedenpark im Norden und dem Kattenbrookpark im Süden zwei Quartierparks. Zusätzlich wurden im angrenzenden Landschaftsraum etwa 650 Straßenbäume gepflanzt und ehemalige Ackerflächen aufgeforstet. Es entstanden zahlreiche Wander- und Radwege.[5]

Prototyp für die Öko-Siedlung ecovillage hannover

Es gab in den 2010er Jahren immer wieder kleinere Erweiterungen nördlich der EXPO-Siedlung wie zum Beispiel Mehrfamilienhäuser an der Oheriedentrift nördlich der Feldbuschwende, die sich jedoch durch die Ziegelwände äußerlich von den Gebäuden aus der EXPO-Zeit unterscheiden.[5] In den hinteren Häuserblöcken (Kronshoop) entstanden weitere Reihenhäuser mit ökologischer Bauweise.[6][7]

Nördlich des bestehenden Wohngebiets war ab 2021 der Bau der ökologischen Siedlung ecovillage hannover für etwa 1000 Bewohner geplant. Durch eine Insolvenz scheiterte das Projekt 2024 und die Stadt Hannover leitete einen Rückkauf des Grundstücks von der Wohnungsbaugenossenschaft ecovillage hannover eG ein, um das Grundstück für andere Wohnungsbauprojekte zu nutzen.[8]

2025 soll in Kronsberg-Nord eine neue Kleingartenanlage entstehen.[9]

Im Bau befindliche Wohnhäuser in Kronsrode entlang der Stadtbahntrasse

In den 2000er Jahren galt der Wohnungsmarkt in Hannover als entspannt. Deswegen kam es nur in geringem Umfang zu kleineren Ergänzungsbauten am Kronsberg. In den 2010er Jahren kam es wieder zu Wohnungsnot und starkem Anstieg der Mieten, so dass zahlreiche Neubaugebiete in der Stadt geplant wurden, das größte davon am südlichen Kronsberg.

Kronsrode (Kofferwort aus Kronsberg und Bemerode), auch als Kronsberg-Süd bezeichnet, ist ein Neubaugebiet südlich der EXPO-Siedlung, östlich des Messegeländes und ebenfalls am Westhang des Kronsbergs. Das etwa 53 Hektar große Baugebiet umfasst drei Wohnquartiere und eine Parkanlage östlich des Iris Runge-Platz. Es sind etwa 3500 Wohneinheiten geplant, darunter auch Einfamilienhäuser. Das Zentrum von Kronsrode befindet sich entlang des Iris-Runge-Platz östlich der Stadtbahnstation Messe-Ost/Expo Plaza, wo vier- bis sechsstöckige Mehrfamilienhäuser sowie Einzelhandel und Dienstleistungen geplant sind. In Kronsrode liegt ebenfalls ein Fokus auf ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Viele Straßen in Kronsrode wurden nach Wissenschaftlerinnen benannt, um den Frauenanteil unter den Straßennamen in Hannover zu erhöhen.[10]

Stand Herbst 2024 sind viele Gebäude bereits fertig und bewohnt, insbesondere entlang der Stadtbahntrasse, die Infrastruktur ist jedoch noch nicht ausgebaut.

Stadtbahnstation Messe/Ost/Expo Plaza

Verkehrsanbindung

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Westlich der Kronsberg-Siedlung fährt die Stadtbahnlinie 6. Insgesamt befinden sich entlang Kronsbergs fünf Stadtbahnstationen, wobei an den wichtigen Stationen Kronsberg und Messe Ost/Expo Plaza auch verschiedene Buslinien verkehren. Eine Erweiterung der Linie 6 Richtung Expo-Park ist in Planung, langfristig ist ein Ausbau Richtung Laatzen zur Linie 1 angestrebt.[11]

Über den nahe gelegenen Messeschnellweg ist Kronsberg an das Autobahnnetz angebunden. Die Straßen im Wohngebiet sind fahrradfreundlich ausgebaut.

IGS Kronsberg

In Kronsberg befindet sich die IGS Kronsberg, dazu kommt die Grundschule an der Feldbuschwende im Norden sowie die Grundschule Kronsberg im südlichen Teil der EXPO-Siedlung. Im Neubaugebiet Kronsrode ist zudem eine weitere Grundschule geplant. Auf dem nahe gelegenen ehemaligen Expogelände sind mehrere Gebäude der Uni Hannover und Hochschule Hannover, es sind Erweiterungen sowie weitere Studentenwohnheime geplant bzw. im Bau.[5]

Freizeit, Grünanlagen und Sport

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Im Zentrum der Siedlung befindet sich zudem das Stadtteilzentrum KroKus, in dem verschiedene Freizeit- und Kulturangebote sind. Daneben befinden sich in und um Kronsberg zahlreiche Grünanlagen wie der Oheriedenpark, Quartierspark und Kattenbrookpark in der EXPO-Siedlung, der Kronsberg selbst mit der den Kronsberger Wiesen und zwei Aussichtshügeln westlich der Siedlung sowie der Parc Agricole südlich von Kronsrode.

An der Feldbuschwende befindet sich der Kletterturm Kronsberg Life Tower mit weiteren sportlichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche sowie regelmäßigen Beachvolleyball-Veranstaltungen.[12] Westlich der Station Kronsberg befindet sich zudem die Bezirkssportanlage Bemerode mit dem Sportverein TSV Bemerode.

Nahe des Thie im Zentrum der EXPO-Siedlung befindet sich das Evangelische Kirchenzentrum Kronsberg mit etwa 2000 Mitgliedern (Stand 2010). Im September 2014 ist das Projekt „Stadtkloster - Kirche der Stille“ in den Räumen des Kirchenzentrums gestartet.[13]

Im Wohngebiet Kronsberg (EXPO-Siedlung einschließlich Erweiterungen im Norden) wohnten 2019 etwa 9000 Menschen,[3] in Kronsrode sollen bis zur Fertigstellung 7000 bis 10.000 Menschen leben.[10][14]

In Kronsberg wohnen überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche, 2010 waren es etwa 30 % der Gesamtbevölkerung[15], 2013 war der Anteil der Familienhaushalte mit 38,2 % doppelt so hoch wie im gesamten Stadtgebiet Hannovers.[4] Unter den Bewohnern existiert ein hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund,[4][16] insbesondere an Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion (u. a. Russlanddeutsche). Diese machen einen überdurchschnittlichen Bevölkerungsanteil in Kronsberg aus, da die Fertigstellung der EXPO-Siedlung Ende der 1990er Jahre zum Zeitpunkt Spätaussiedler-Zuzüge nach Hannover stattfand.[17] Zudem befinden sich mehrere Flüchtlingsunterkünfte in und nahe der Kronsberg-Siedlung.

Die stadtplanerisch bewusst geförderte soziale Durchmischung führt zu einer starken sozialen Ungleichheit in Kronsberg. Während vor allem im Norden viele neu gebaute Eigenheime mit hohen Kaufpreisen existieren, werden weite Teile Kronsbergs wie etwa die Häuserblocks zwischen Wülferoder Straße und dem Kattenbrookpark sowie ein Großteil von Kronsrode von der Stadt Hannover als „sozial angespannte Quartiere“ bezeichnet.[18]

Seit etwa 2020 steht Kronsberg wegen erhöhter Gewaltkriminalität, insbesondere Jugendkriminalität, im negativen Fokus.[16][19]

  • Gudrun Stoletzki (Red.), Jürgen Eppinger, Manfred Hannemann, Roland Kastner, Elke Kümmel, Peter M. Leist, Astrid Malkus-Wittenberg, Reinhard Wolf (Text): Weltausstellung und Stadtteil Kronsberg. Der städtebauliche Rahmen für die EXPO 2000 Hannover (World Exposition and Kronsberg District. Urban Development Programme for the EXPO 2000 Hannover), DIN A4-Broschüre (30 S.) in deutscher und englischer Sprache, hrsg. vom Baudezernat in Zusammenarbeit mit dem Presse- und Informationsamt, Hannover: Stadt Hannover, Juli 1999
  • Karin Rumming (Red., Text), Gerhard Kier, Hans Mönninghoff (Mitarb.), Karin van Schwartzenberg (V.i.S.d.R.): Hannover-Kronsberg. 15 Jahre Erfahrung mit einem nachhaltigen Modellprojekt (15 years experience with a sustainable model projekt), DIN A4-Broschüre (36 S.) in deutscher und englischer Sprache, hrsg. vom Wirtschafts- und Umweltdezernat der Landeshauptstadt Hannover, der Oberbürgermeister, in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün (Environment and City Greenspace), Hannover: Stadt Hannover, Januar 2013
Commons: Kronsberg (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Startseite Berenbostel-Kronsberg. Quartierbüro Kronsberg, abgerufen am 3. September 2024.
  2. Karin Rumming (Red., Text), Gerhard Kier, Hans Mönninghoff (Mitarb.), Karin van Schwartzenberg (V.i.S.d.R.): Hannover-Kronsberg. 15 Jahre Erfahrung mit einem nachhaltigen Modellprojekt (15 years experience with a sustainable model projekt), DIN A4-Broschüre (36 S.) in deutscher und englischer Sprache, hrsg. vom Wirtschafts- und Umweltdezernat der Landeshauptstadt Hannover, der Oberbürgermeister, in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün (Environment and City Greenspace), Hannover: Stadt Hannover, Januar 2013
  3. a b Stadtteil Bemerode. In: Hannover entdecken ... Hannover-Entdecken.de, abgerufen am 4. September 2024 (deutsch).
  4. a b c d Hannover Kronsberg, 15 Jahre Erfahrung mit einem nachhaltigen Modellprojekt. In: Hannover.de. Landeshauptstadt Hannover, Januar 2013, abgerufen am 4. September 2024.
  5. a b c Bemerode. In: Google Maps. Google Inc., abgerufen am 4. September 2024 (deutsch).
  6. KronsHoop. In: hanova.de. hanova WOHNEN GmBH, abgerufen am 4. September 2024.
  7. Lage des Baugebietes KronsHoop | Wohnbaugrundstücke. In: Hannover.de. FB Wirtschaft | Verwaltung | Landeshauptstadt Hannover, abgerufen am 4. September 2024.
  8. Andreas Voigt: Hannover: Stadt kauft Ecovillage-Gelände und macht Bauland daraus. In: haz.de. Hannoversche Allgemeine Zeitung, 3. September 2024, abgerufen am 3. September 2024.
  9. Neue Kleingartenanlage Kronsberg-Nord. In: Hannover.de. Stadt Hannover, abgerufen am 3. September 2024.
  10. a b Unsere Wohnungsangebote | Kronsrode. In: Kronsrode.de. Kronsberg Mitte Grundbesitz GmbH & Co. KG, abgerufen am 4. September 2024 (deutsch).
  11. Gutachter: Verlängerung der Linie 6 nach Laatzen ist machbar. In: haz.de. Hannoversche Allgemeine Zeitung, 4. September 2024, abgerufen am 4. September 2024.
  12. kronsberg life – Gemeinschaft erleben. Kronsberg life tower, abgerufen am 4. September 2024 (deutsch).
  13. Kirchenzentrum Kronsberg. In: johannisbemerode.de. Evangelisches Kirchenzentrum Kronsberg, abgerufen am 4. September 2024.
  14. Neues Quartier Kronsberg - Süd / Start eines Quartiersmanagements. win e.V., 15. April 2023, abgerufen am 4. September 2024.
  15. Michael Soboll: Bemerode / Kletterturm am Kronsberg ist eröffnet / Auf dem Kronsberg in Bemerode, nahe der Haltestelle Feldbuschwende, ist der „Kronsberg life tower“ eröffnet worden. Das ehemalige Kunstwerk ist nun ein 20 Meter hoher Kletterturm auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 7. Oktober 2010, zuletzt abgerufen am 13. Juni 2017
  16. a b NDR: Kronsberg in Hannover: Jugendliche sorgen für Angst und Schrecken. In: ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, 21. Januar 2023, abgerufen am 4. September 2024.
  17. Stand der Quartiersentwicklung am Kronsberg 2009. Stadt Hannover, 2009, abgerufen am 3. September 2024.
  18. Esther Behrens, Janine Budde, Anna-Maria Hess, Kirsti Hogan, Andreas Martin, Sascha Timme: Europawahl in der Region Hannover. Statistikstelle der Landeshauptstadt Hannover, 2024, abgerufen am 4. September 2024.
  19. Sascha Priesemann: Wie Alan Saber die Jugendgewalt am Kronsberg in Hannover eindämmen möchte. In: haz.de. Hannoversche Allgemeine Zeitung, 4. September 2024, abgerufen am 4. September 2024.