Lichtblick (Unternehmen)

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LichtBlick SE

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Rechtsform Societas Europaea
Gründung Dezember 1998
Sitz Hamburg, Deutschland Deutschland
Leitung
  • As Tempelman (geschäftsführender CEO)
  • Tanja Schumann (CFO)
  • Enno Wolf (COO)
Mitarbeiterzahl 900 (2023)
Umsatz 1,37 Mrd. Euro (2022)
Branche Energieversorger
Website www.lichtblick.de
Stand: 1. April 2024
Lichtblick-Zentrale in Hamburg

Die LichtBlick SE ist ein Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Hamburg. Laut einer Umfrage der Energie & Management hatte Lichtblick im Bundesgebiet im Jahr 2022 900.000 Privat- und Gewerbekunden (Stand: August 2022). Damit zählt Lichtblick zu den fünf größten deutschen Stromanbietern.

Eigentumsverhältnisse

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Das Unternehmen befindet sich im Besitz des niederländischen Energieversorgers Eneco.[1] 2017 akquirierte die niederländische Eneco bereits 50 % des Unternehmens, im Jahr 2018 folgte die vollständige Übernahme.[1]

Lichtblick wurde im Dezember 1998 nach der Liberalisierung des Strommarktes gegründet und begann im Oktober 1999 mit der Lieferung von Strom an acht Haushalte.[2] 2001 erhielt Lichtblick als erstes Unternehmen das ok-power-Label, welches später allerdings für die Privatkundentarife zurückgezogen wurde.[3] 2002 beteiligte sich Lichtblick an der Gründung des Bundesverbandes Neuer Energieanbieter e. V. (bne). Zum Oktober 2007 trat Lichtblick als erster Anbieter mit einem Biogas-Erdgas-Mischprodukt in den Gasmarkt ein und begann mit der Versorgung von sieben Haushaltskunden in Hamburg und der eigenen Firmenzentrale.[4] Von 2009 bis 2014 entwickelte und verkaufte Lichtblick das Blockheizkraftwerk „Zuhausekraftwerk“. Das von VW produzierte BHKW erzeugt Wärme und elektrischen Strom. Das Unternehmen brachte 1.500 Anlagen in den Markt, bis der Vertrieb im Mai 2014 eingestellt wurde.[5]

2015 hat Lichtblick den Energieanbieter Tchibo Energie übernommen. In den Jahren zuvor hatte Lichtblick außerdem die drei Energieanbieter Nordland Energie, Clevergy und Secura Energie aufgekauft.[6]

Im Rahmen der SchwarmStrom-Strategie entwickelte Lichtblick den sogenannten SchwarmDirigent. Diese Software ermöglicht die intelligente Steuerung und Vernetzung dezentraler, erneuerbarer Anlagen.[7] Anfang 2016 bot Lichtblick die Leistungen und Services der IT-Plattform SchwarmDirigent auf dem internationalen Markt an. Erste kommerzielle Projekte seien mit Partnern in Südostasien gestartet worden. In mehreren europäischen Ländern, den USA und Ozeanien liefen Verhandlungen über weitere Projekte.[8]

Bis zur Übernahme im Dezember 2018 war Eneco bereits seit 2017 mit 50 Prozent beteiligt. Zweitgrößter Aktionär und Aufsichtsratsvorsitzender von Lichtblick war bis dahin der Hamburger Unternehmer Michael Saalfeld. Saalfeld ist Gründer und Miteigentümer der Concord Power GmbH, die in der Zeit von April 2002 bis Februar 2004 zusammen mit EnBW ein GuD-Kraftwerk in Lubmin plante. Die Planung für das Kraftwerk wurde Anfang 2008 eingestellt und das Grundstück verkauft.[9] Die Concord Power ist auch die Projektentwicklerin für die Gasleitung NORDAL, welche das ökologisch sensible Peenetal durchqueren soll.[10] Ferner engagierte sich Saalfeld gemeinsam mit Shell, Daimler und VW als Hauptgesellschafter bei dem BtL-Marktführer Choren Industries.[11] Die Geschäfte von Lichtblick wurden 2009 vollständig von denen der früheren, mittlerweile insolventen Tochtergesellschaften Biomasse-Heizkraftwerk Sulzbach-Rosenberg und Choren Industries getrennt.

Im Zuge der Fusion des Innogy-Vertriebsgeschäfts mit E.ON übernahm Lichtblick Mitte 2020 rund 260.000 Kunden, die bei E.ON Heizstrom bezogen haben.[12]

Gründer des Unternehmens ist Heiko von Tschischwitz.[13] Derzeit besitzt das Unternehmen rund eine Million Kundenverträge (Stand: Mai 2022).[14] Die aktuelle Geschäftsführung besteht aus Constantin Eis (seit Juni 2019, CEO), Dr. Enno Wolf (seit April 2020, COO) sowie Tanja Schumann (seit November 2021, CFO).[14]

Lichtblick-Strom für Privatkunden stammt laut eigener Aussage zu 100 % aus Erneuerbaren Energien (Wasser-, Wind- und Solaranlagen) aus Deutschland, bei Neukunden stammt dieser aus deutschen Wind- und Solaranlagen.[15][16] Eine aktuelle Liste der Wasserkraftwerke veröffentlicht LichtBlick auf seiner Internetseite. Alle diese Kraftwerke liegen in Bayern.[17][18] Die Solar- und Windanlagen sind bundesweit verteilt.[14] Der LichtBlick-Geschäftskundentarif ist von ok-power zertifiziert. Für den Privatkundentarif galt dies nur bis 2019.[19][3] Öko-Test zeichnete den Privatkundentarif 2022 mit „Gut“ aus.[20]

Für den Ökostrom von Lichtblick wird weder das Grüner Strom Label der Umweltverbände noch das EcoTopTen-Label vergeben, da Lichtblick in früheren Jahren nicht in neue Anlagen zur Gewinnung von Strom aus regenerativen Quellen investierte und Strom aus Wasserkraftwerken bezog, die teilweise seit vielen Jahrzehnten bestehen.[21][22] Das Unternehmen wird für die Abhängigkeit von Eneco, einem Anbieter von fossilem Strom, fehlenden Investitionsprogrammen zur Förderung der Energiewende und dem Strombezug aus alten Wasserkraftwerken kritisiert.[23] Die nachträgliche Bündelung von elektrischer Energie aus bestehenden Anlagen in Ökostromtarife führt dazu, dass zuvor teilweise aus diesen Anlagen versorgte Kunden dann weniger Strom aus regenerativen Energien beziehen. Der Anteil regenerativer Energien am gesamten Strommix erhöht sich also nicht.

Das Unternehmen schloss seit 2021 mehrere Direktlieferverträge ab, sodass Strom für Privatkunden direkt von Betreibern von Wind- und Solaranlagen bezogen werden kann.[24] Ein Fünftel des Stromabsatzes soll bis 2026 durch Direktlieferverträge mit Anlagenbetreibern von Wind- und Solarenergie sowie den Bau eigener Anlagen gedeckt werden. Der Baubeginn für die erste eigene Solaranlage fand im August 2022 statt.[14]

Seit Herbst 2007 bietet Lichtblick zusätzlich zu seinem Stromprodukt auch Gas an. Lichtblick gab zeitweise an, dass 5 % der von den Kunden bezogenen Gasmenge aus Biogasanlagen stammte. Seit Juli 2023 können Neukunden einen Gastarif mit 10 % Bioanteil beziehen. Zudem werden sämtliche CO2-Emissionen kompensiert.[25] Im Mai 2022 gab Lichtblick bekannt, mittelfristig aus dem Gasvertrieb aussteigen zu wollen.[14]

Lichtblick investiert – anders als die bundesweiten Ökostromanbieter Bürgerwerke eG, Elektrizitätswerke Schönau, Greenpeace Energy und Naturstrom AG – keinen definierten Betrag in den Ausbau regenerativer Energieerzeuger.[26] Der Bund der Energieverbraucher stellte 2004 fest, dass Lichtblick keine direkten Investitionen in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie geleistet habe, gab dem Unternehmen aber trotz geringem Umweltnutzen die Schulnote zwei (Umweltnutzen: 4, Preis und Atomindex: 2, Sicherheit: 1). Im September 2009 kündigte Lichtblick zwar an, in großem Stil in die dezentrale Erzeugung von umweltfreundlichem Strom auf Basis dezentraler Mini-Blockheizkraftwerke einzusteigen, dieses Projekt ist jedoch gescheitert (siehe oben).

Um auf Abweichungen zwischen dem prognostizierten und eingetretenem Stromverbrauch der Kunden kurzfristig zu reagieren, kaufte Lichtblick im Dezember 2006 und ab Oktober 2007 konventionellen Strom an der Strombörse European Energy Exchange (EEX) ein, machte dies aber nicht öffentlich bekannt. Nach Angaben von Lichtblick handelte es sich im ersten Halbjahr 2008 um 0,5 % der Gesamtmenge des Stroms.[27] Laut eigenen Aussagen bietet das Unternehmen „zu 100 Prozent regenerativen Strom“; der zugekaufte Graustrom ist jedoch unbekannter Herkunft und kann somit auch Atom- und Kohlestrom enthalten. Laut eigenen Angaben gleicht Lichtblick diesen Bezug „durch eine Einspeisung von zusätzlicher regenerativer Energie zu anderen Stunden aus.“

Im Jahr 2010 wurde Kritik von FDP- und CDU-Bundestagsabgeordneten laut, denn 2010 setzte das Unternehmen einen Sonderzug im Rahmen einer Anti-Atom-Demonstration ein. Christel Happach-Kasan (MdB, FDP) kritisierte, damit werde die Demonstrationsfreiheit „als Instrument des Marketing instrumentalisiert“.[28]

Beim Ökostromreport 2020 der Umwelt- und Naturschutzorganisation Robin Wood ist LichtBlick erstmals nicht mehr als empfohlener Ökostromanbieter aufgeführt. Grund dafür sei die Übernahme durch die Eneco, welche auch Gaskraftwerke betreibt. Außerdem sei die Investitionszusage in die Energiewende zu gering: LichtBlick investiere 0,2 Cent pro verkaufter Kilowattstunde, gefordert seien 0,5 Cent.[29] Auch das Internet-Portal für nachhaltigen Konsum Utopia.de führt den Anbieter Lichtblick weder unter den sieben empfohlenen Ökostromtarifen noch in der Ökostrom-Bestenliste, für die jeweils verschiedene Kriterien sowie die Bewertungen anderer Institutionen berücksichtigt werden.[30]

Einzelnachweise

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  1. a b Eneco Annual Report 2021 - Page 8-9. Abgerufen am 5. November 2022 (englisch).
  2. LichtBlick: 15 Jahre LichtBlick-Geschichte
  3. a b Anbieter-Übersicht. In: ok-power. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  4. LichtBlick: LichtBlick schließt Gasmarkteintritt erfolgreich ab, Pressemitteilung vom 5. November 2008.
  5. Abendblatt-Online: Energieversorger Lichtblick droht Volkswagen mit Klage, 28. Mai 2015.
  6. Welt Online: Tchibo verkauft seine Stromkunden an Lichtblick, 21. Juli 2015.
  7. baulinks.de: Lichtblick will Schwarmstrom-Konzept etablieren, 10. Juni 2015.
  8. Lichtblick vermarktet Schwarmkonzept nun international. In: pv-magazine, 15. Februar 2016.
  9. Christian Kersting: Russen-Gas für Hamburg. In: Bild.de. 1. April 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  10. Das Projekt NORDAL. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Dezember 2012; abgerufen am 29. März 2011.
  11. Fritz Vorholz: Revolution im Tank. In: Die Zeit. 8. Juli 2004, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  12. Maximilian Völkl: E.on am DAX-Ende – Innogy-Deal hat Folgen. Der Aktionär, 10. März 2020, abgerufen am 30. März 2020.
  13. Lichtblick: Wir LichtBlicker
  14. a b c d e LichtBlick konsolidiert grünes Wachstum / 500 Millionen Euro für Wind- und Solarparks. LichtBlick, 4. Mai 2022, abgerufen am 23. Januar 2023.
  15. Ökostrom. LichtBlick, abgerufen am 31. Dezember 2022.
  16. LichtBlick stellt ÖkoStrom-Tarife auf 100% Wind- und Solarstrom aus Deutschland um. LichtBlick, abgerufen am 31. Dezember 2022.
  17. In diesen Wasserkraftwerken entsteht Ihr LichtBlick-Strom. Archiviert vom Original am 28. März 2019; abgerufen am 31. Januar 2020.
  18. Stromkennzeichnung. LichtBlick, abgerufen am 31. Januar 2021.
  19. LichtBlick SE LichtBlick – LichtBlick Ökostrom (Privatkunden- und Kleingewerbekundentarif). In: ok-power. Archiviert vom Original am 28. März 2019; abgerufen am 28. März 2019.
  20. Lisa-Marie Karl/Kerstin Scheidecker/Eva Hauser: Ökostrom-Vergleich: Diese Tarife der Ökostromanbieter sind "mangelhaft". Öko Test, 5. Mai 2022, abgerufen am 31. Dezember 2022.
  21. Echter Ökostrom auf einen Blick. In: GruenerStromLabel.de. Abgerufen im Juli 2021
  22. Anbieter für echten Ökostrom Vergleich 2021 - Die besten Anbieter für echten Ökostrom im Vergleich. In: Vergleich.org. Abgerufen im Juli 2021
  23. Ökostromreport 2020. Abgerufen am 5. November 2022.
  24. Neuer Direktliefervertrag für 2022: LichtBlick bezieht Windstrom aus Deutschland für weitere 97.000 Haushalte. LichtBlick, 3. Februar 2022, abgerufen am 31. Dezember 2022.
  25. Klimaneutrales Ökogas - zertifiziert und umweltfreundlich - LichtBlick. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
  26. Allgemeine Geschäftsbedingungen zur Stromversorgung von Haushalts- und Gewerbekunden durch LichtBlick. Archiviert vom Original am 21. Dezember 2008; abgerufen am 24. August 2015.
  27. Korrekt, aber nicht sauber. In: die tageszeitung. 12. Juni 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  28. Newsletter von Christel Happach-Kasan, Sommer 2010 (Memento des Originals vom 2. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.happach-kasan.de (Abruf am 5. August 2013; PDF; 446 kB).
  29. Bernward Janzing: Einstiger Ökostrompionier nicht mehr öko: Einfach aussortiert. In: Die Tageszeitung. 13. Januar 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
  30. Online-Beiträge Ökostrom-Tarife sowie Die besten Ökostrom Anbieter des Internet-Portals Utopia.de. Abgerufen im Juli 2021
  31. Hamburger Abendblatt - Hamburg: Eine Million Kunden im Visier. 24. November 2006, abgerufen am 28. März 2019.
  32. Kurzbegründung als PDF auf der Internetseite Nachhaltigkeitspreis.de (Memento des Originals vom 24. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nachhaltigkeitspreis.de
  33. Vorstellung der Preisträger von 2010 auf der Internetseite iku-innovationspreis.de (Memento des Originals vom 24. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iku-innovationspreis.de
  34. Deutscher Servicepreis: Kategorie Energie (05.02.2013). Abgerufen am 28. März 2019.
  35. Beitrag zur Auszeichnung auf dem Unternehmensblog (Memento des Originals vom 23. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lichtblickblog.de
  36. PM140925 Kundenmonitor DE: 2014 - ServiceBarometer AG. Abgerufen am 28. März 2019.
  37. FOCUS Online: Sechs Kategorien im Test. Abgerufen am 28. März 2019.
  38. Die Gewinner stehen fest (Artikel auf der Internetseite ifat.de) (Memento des Originals vom 23. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ifat.de
  39. Artikel auf Energie und Management@1@2Vorlage:Toter Link/www.energie-und-management.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.