Ludolf Siegfriedt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Ludolph Siegfried)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ludolph Siegfried (auch: Ludolff Siegfriedt[1] sowie Ludolf Siegfried[2] und Ludolf Siegfriedt; * im 17. Jahrhundert in Nienburg/Weser[3]; † 1675[4]) war ein hannoverscher Glocken-, Stück-[3] und Rotgießer.[5] Er galt als „meistbeschäftigter Glockengießer der Zeit“.[6]

Zeichnung einer im Dreißigjährigen Krieg 1646 von Siegfriedt hergestellten 24-Pfund-Kanone (circa 3 Tonnen);
Foto: Armémuseum; CC BY 4.0
Details der im Auftrag V.G.G. Christian Graff zu Oldenburg und Delmenhorst Herr zu Iehver und Kniephausen gegossenen Waffe mit dem Wappen des Auftraggebers;
Foto des Armémuseums in Schweden; CC BY 4.0

Ludolf Siegfriedt arbeitete im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg bereits zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges erstmals nachweislich ab 1642 in Braunschweig. Dort schuf er gemeinsam mit dem Glockengießer-Meister Joachim Janke mehrere Glocken für verschiedene Braunschweiger Kirchen, zunächst die später bei einem Turmbrand zerstörte sogenannte „Betglocke“ für St. Petri. Die Qualität der abgelieferten Arbeit brachte weitere Kirchenvorstände anderer Braunschweiger Kirchen dazu, Siegfriedt den Auftrag zum Guss weiterer Glocken zu geben. Die alteingesessenen Braunschweiger Gießer legten dagegen – erfolglos – Beschwerde beim damaligen Braunschweiger Stadtrat ein.[1]

Im Juni 1643 schuf Siegfriedt gemeinsam mit Joachim Janke die von den beiden Braunschweiger Bürgermeistern Henricus Peters und Hans Affel, dem Kirchenvorsteher und Ratsherrn Martin Hille und den drei Kirchenvorstehern Frantz Apelnstedt, Ludeke Juten und Henning Hofmeister die mit der Jahreszahl 1642 versehene Glocke für die Braunschweiger Kirche St. Magni.[7]

Spätestens in den 1650er Jahren hatte Ludolf Siegfriedt das Bürgerrecht Hannovers erworben, als er 1653 „die beiden alten Glocken und die zinnerne Taufe [der Kirche von Haimar] umgegossen“ hatte. Nachdem mehr als ein Jahrhundert später die größere Glocke der Kirche zerborsten war, wurden die beiden kleineren Glocken 1784 jedoch „nach Hannover gebracht, um aus beiden eine giessen zu lassen.“[5]

Bis 1673 wirkte Ludolf Siegfriedt zudem als Glocken- und Stückgießer sowohl in der Residenzstadt Hannover als auch in Celle.[3] So schuf er 1650 mit dem von dem hannoverschen Theologen, Magister und Senior des geistlichen Stadtministeriums David Meier gestifteten Geld die Glocke Großer David;[8] zugleich die größte Glocke der Kreuzkirche in Hannover.[9]

Nachdem Siegfriedts Landesherr, Herzog Christian Ludwig im Jahr 1650 den Bau des Jagdschlosses in Weyhausen angeordnet hatte, goss Ludolf Siegfriedt laut der Inschrift seines Werkes die für das Schloss gedachte Glocke im Jahr 1656. Das Stück findet sich heute mit der Inventar-Nummer MB 44 im Bomann-Museum in Celle.[3]

Spätestens 1660 war Siegfriedt zum fürstlichen Stückgießer erhoben worden und hatte seinen Sitz in Celle, als er im selben Jahr in Ilten für 198 Taler im Pfarrgarten von Pastor Joachim von Broitzem die noch vorhandene große Glocke für die Iltener Kirche umgoss.[5]

Nachfolger Siegfriedts im Amt des Glockengießers wurde der im 18. Jahrhundert in Hannover tätige Thomas Riedeweg.[10]

Bekannte Gusswerke Siegfriedts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1643 gegossene Glocke in Devese

An Archivalien von und über Ludolf Siegfriedt finden sich beispielsweise

  • der Vertrag für die 1642 geschaffene mittlere Glocke von St. Petri; im Stadtarchiv Braunschweig, Archivsignatur G II 1, fol. 245f.
Commons: Ludolf Siegfriedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 917 † St. Petri. In: Deutsche Inschriften Online. 2001, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  2. a b Die Glocken der Stadtkirche St. Marien in Celle. In: stadtkirche-celle.de. Ev.-luth. Stadtkirche St. Marien in Celle, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  3. a b c d e Brigitte Streich: Stadt - Land - Schloss, Celle als Residenz. Begleitband zur Ausstellung (= Celler Beiträge zur Landes- und Kulturgeschichte. Band 29). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 978-3-89534-379-7, S. 257 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 6. Oktober 2020]).
  4. a b c d e f vgl. DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 635 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, abgerufen am 18. August 2022
  5. a b c d e f Carl Wolff (Hrsg.), Heinrich Fischer, Fritz Traugott Schulz (Bearb.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Herausgegeben im Auftrage der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, Band III: Regierungsbezirk Lüneburg, 1. Kreise Burgdorf und Fallingbostel ( = Heft 4 des Gesamtwerkes), Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung; Theodor Schulzes Buchhandlung, 1902, S. 40f., 47, 50, 151; als PDF-Dokument bei forgottenbooks.com
  6. Carl-Hans Hauptmeyer: 1650, in: Hannover Chronik, S. 51; Vorschau über Google-Bücher
  7. a b c Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 924 / St. Magni auf der Seite Deutsche Inschriften Online / Niedersachsen / Braunschweig von 1529 bis 1671
  8. Dirk Böttcher: Meyer, (2) David (auch Meier), in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 252
  9. a b c Helmut Knocke, Hugo Thielen: Siegfriedt, Ludolf, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 77
  10. Kristian Teetz: Weihnachtszeit / Hannovers Glocken erzählen viele Geschichten / Süßer die Glocken nie klingen: In der Weihnachtszeit sind die Geläute der Stadt wieder deutlich zu hören – sie erzählen viele Geschichten, Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 20. Dezember 2012, aktualisiert am 22. Dezember 2012, zuletzt abgerufen am 4. Januar 2018
  11. a b c d e f g h i j k Wilhelm Mithoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, Bd. 1: Fürstenthum Calenberg, Hannover: Hellwingsche Hofbuchhandlung, 1871, S. 9, 12, 74, 100
  12. Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 908†
  13. a b c d e f g h i Carl Wolff (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Herausgegeben im Auftrage der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, Band I: Regierungsbezirk Hannover, 1. Landkreise Hannover und Linden, Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung; Theodor Schulzes Buchhandlung, 1899; Online
  14. o.V.: Eine Glocke kehrt zurück, in: Rings um uns. Lokale Nachrichten und amtliche Mitteilungen aus der Umgebung. Stadt Hemmingen. Arnum, Devese, Harkenbleck, Hemmingen-Westerfeld, Hiddestorf, Ohlendorf und Wilkenburg, 48. Jahrgang, Ausgabe 7 vom 14. April 2010, S. 24; Digitalisat auf der Seite docplayer.org
  15. Wolfgang Neß: Wülferode, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, hier: S. 176ff.; sowie Wülferode im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 27
  16. Nr. 617† Lindhorst, St. Dionysius 1644, DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 617† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, abgerufen am 18. August 2022
  17. Eduard Schuster: Kunst und Künstler in den Fürstenthümern Calenberg und Lüneburg in der Zeit von 1636 bis 1727. Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1905, S. 162 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  18. Das Dorf Berka im Amte Catlenburg, in: Neues Hannoverisches Magazin, 16. Jahrgang, 91. Stück vom 14. November 1806, Hannover: Georg Christoph Schlüter, Spalte 1441–1454; hier: Sp. 1447f.; Digitalisat über Google-Bücher
  19. Hartmut Stützel: Die Geschichte der Johannes-Kapelle in Metel. Ein kurzer Blick in die Geschichte, auf der Seite vom Freundeskreis für die Johannis-Kapelle Metel e.V. [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 5. Januar 2018
  20. a b c Gottfried Piper: Gehrden und die Musik. Zum 100jährigen Bestehen des Gehrdener Posaunenchors, Festschrift, 3. Auflage, Burgwedel: St. Petri Druck GmbH, 1994, S. 5; Digitalisat als PDF-Dokument von der Seite gehrden-kirche.de
  21. a b August Jugler: Aus Hannovers Vorzeit. Ein Beitrag zur deutschen Cultur-Geschichte, Hannover: Verlag von Carl Rümpler, 1876, S. 29–30; Digitalisat über Google-Bücher
  22. Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1047†
  23. Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1052
  24. Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1086†
  25. Zentralblatt der Bauverwaltung, Band 41, Ernst and Korn, 1921, S. 103; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  26. youtube: Glocke b° Celle ev. Stadtkirche St. Marien
  27. Sabine Wehking: DI 56, Stadt Braunschweig II, Nr. 1126
  28. Gottfried Piper: Die Glocken und Orgeln des Kirchenkreises Ronnenberg, Burgwedel (o. J., 1982), S. 35
  29. Heinrich Morich. Oberharzer Glockeninschriften. In: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1932. Clausthal-Zellerfeld: Pieper, 1931, S. 33–40.
  30. Vergleiche die Hannoverschen Geschichtsblätter, angeblich Sammelband 23–25 von 1969 S. 159; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche