Massaker von Hama

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Innenstadt von Hama nach dem Massaker mit dem teilweise zerstörten Minarett der im Jahr 1163 erbauten al-Nuri-Moschee

Als Massaker von Hama (arabisch مجزرة حماة Madschzarat Hama, DMG maǧzarat Ḥamāh; in Syrien mit Ahdath Hama / أحداث حماة / aḥdāṯ Ḥamāh / ‚die Ereignisse von Hama‘ umschrieben) bezeichnet man den Angriff der syrischen Streitkräfte unter dem Kommando von Verteidigungsminister Mustafa Tlas auf die mittelsyrische Stadt Hama im Jahr 1982. Er war eine Reaktion auf den Aufstand der Muslimbrüder in Syrien, bei dem zahlreiche Anschläge von den regierungsfeindlichen Muslimbrüdern verübt wurden.

Beginnend am 2. Februar des Jahres wurde die 350.000 Einwohner zählende Stadt von syrischen Spezialkräften unter Führung des Präsidentenbruders Rifaat al-Assad unter Granatenbeschuss genommen, nachdem die syrische Luftwaffe die Ausfallstraßen systematisch zerstört hatte. 20.000 bis 30.000 Menschen wurden je nach Schätzung während des Angriffs getötet, viele andere flohen aus der Stadt. Große Teile der Stadt, insbesondere der historischen Altstadt, wurden zerstört. Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es zu umfangreichen, teilweise willkürlichen Verhaftungen. Betroffen waren nicht nur vermutete Mitglieder der regierungsfeindlichen Muslimbrüder, sondern auch Vertreter anderer, aus verschiedenen Gründen missliebiger Bevölkerungsgruppen. Einige der Inhaftierten wurden im November 2000, im Rahmen der Amnestie Baschar al-Assads, entlassen.

Hama war, wie auch kleinere Städte im überwiegend sunnitischen Syrien, ein Zentrum der Muslimbrüder, die in Opposition zur Baath-Partei von Hafiz al-Assad stand und denen nachgesagt wird, dass sie die Regierung stürzen und ein fundamentalistisches Regime errichten wollten. Das Massaker von Hama war Höhepunkt einer jahrelangen Unterdrückung der Organisation durch die syrische Regierung in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren, in deren Rahmen die Mitgliedschaft bei den Muslimbrüdern in Syrien unter die Todesstrafe gestellt wurde.[1] Der Angriff führte im Sinne der Regierung zum Erfolg, denn die Muslimbrüder stellten daraufhin ihre Aktivitäten in Syrien ein.

Das Massaker ist international bekannt geworden, die genauen Umstände blieben jedoch ungeklärt, da Syrien große Anstrengungen unternahm, keine Informationen darüber ins Ausland gelangen zu lassen. Dagegen diente es gegenüber der eigenen Bevölkerung als Mittel zur Abschreckung und Einschüchterung. Bis heute ist das Massaker in der syrischen Öffentlichkeit ein Tabuthema. In der bundesdeutschen Presse führte die Nachricht von dem Massaker zu scharfen Verurteilungen des als „moskaufreundlichen Militärregimes“ bezeichneten Assad-Systems in Syrien.

  • Patrick Seale: Asad of Syria. The Struggle for the Middle East. Tauris, London 1988; ISBN 0-520-06976-5; S. 332–334.
  • Jack Donnelly: Human Rights at the United Nations 1955–1985: The Question of Bias, International Studies Quarterly 32, Nr. 3, September 1988; S. 275–303.
  • Robert Fisk: Pity the Nation. Touchstone, London 1990; ISBN 0-671-74770-3; S. 181–187.
  • Thomas Friedman: From Beirut to Jerusalem. HarperCollins Publishers, London 1998; ISBN 0-00-653070-2.
  • Summary of the January 10, 2002, Roundtable on Militant Islamic Fundamentalism in the Twenty-First Century. American Foreign Policy Interests 24, Nr. 3, 1. Juni 2002, S. 187–205.
  • Kathrin Nina Wiedl: The Hama Massacre – reasons, supporters of the rebellion, consequences; München 2007; ISBN 978-3-638-71034-3.
  • Amnesty International: Amnesty International Report 1983 (PDF; 12,3 MB), Kapitel zu Syrien im Jahresbericht für 1982, Amnesty International Publications, London 1983, ISBN 0-86210-057-7, S. 330–331.
  • Peter Scholl-Latour: Arabiens Stunde der Wahrheit: Aufruhr an der Schwelle Europas. Propyläen, Berlin 2011, ISBN 978-3-549-07366-7, Kapitel „Die 'Rosa Panther' wüten in Hama“, S. 344–350.
Commons: Massaker von Hama – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kristin Helberg: Die Toten von Hama. Syrien und das System Assad. Deutschlandfunk, Sendung: Hintergrund, 2. Februar 2012.