Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft
Die Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft (NOFG) war die tragende Institution der Ostforschung. Sie wurde 1933 gegründet (zunächst unter dem Namen Nordostdeutsche Forschungsgemeinschaft) und war eine Teilorganisation der Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften (VFG). Diese stützte sich vor allem auf drei regionale Institute, die jeweils auf einen Abschnitt des „Grenzraumes“ spezialisiert waren.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die NOFG war die größte unter den „VFG“, die um 1930 mit der Aufgabe entstanden, die landes-, volksgeschichtlichen und volkskundlichen Fragen in den deutschen Grenzlanden zu erforschen und die Vertreter der an dieser damals aufblühenden Forschung beteiligten Fächer mit Vertretern der betreffenden Volksgruppen und der zuständigen Reichsbehörden zusammenzuführen.[1] Die Forschungsgemeinschaft entstand unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, in der Aufbauphase der Forschungskapazitäten auf dem Feld der Ostforschung. Sie war durch nationalkonservative und völkische Geschichts- und Politikvorstellungen geprägt. Ihr Leiter war Albert Brackmann (1871–1952), Mediävist und Generaldirektor der preußischen Staatsarchive. Ziel der Forschungsgemeinschaft war die „wissenschaftlich[e] ,Abwehr‘ der polnischen Gebietsansprüche“,[2] und die wissenschaftliche Fundierung deutscher Politikkonzeptionen im Osten. Hierzu übersetzte sie polnische Fachliteratur sowie Karten und Statistiken zu den Bevölkerungsverhältnissen in Ostmitteleuropa und erstellte eigene Studien und Denkschriften.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Burkert: Die Ostwissenschaften im Dritten Reich. Teil 1: Zwischen Verbot und Duldung. Die schwierige Gratwanderung der Ostwissenschaften zwischen 1933 und 1939. Wiesbaden 2000 (Forschungen zur osteuropäischen Geschichte 55).
- Michael Burleigh: Germany Turns Eastwards. A Study of Ostforschung in the Third Reich. Cambridge u. a. 1988.
- Gabriele Camphausen: Die wissenschaftliche historische Russlandforschung im Dritten Reich 1933–1945. Frankfurt/M. u. a. 1990 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 418), S. 182–212.
- Michael Fahlbusch: Wissenschaft im Dienst der nationalsozialistischen Politik? Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ von 1931–1945. Baden-Baden 1999, S. 178–247, 547–590.
- Ingo Haar: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der „Volkstumskampf“ im Osten. Göttingen 2000 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 143), S. 150–306.
- Ingo Haar: Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft. In: Ingo Haar, Michael Fahlbusch, Matthias Berg (Hrsg.): Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen. München 2008, S. 432–443.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft (NOFG) im online-Lexikon der Universität Oldenburg
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Irmtraut Eder-Stein, Kristin Hartisch: Einleitung. In: Dies.: Publikationsstelle Berlin-Dahlem 1931–1945. Bestand R 153. Koblenz 2003 (Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs 92). URL: https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/8890c2d5-b63d-4740-899d-25d9e33bfd93/ (9. Dezember 2014)
- ↑ Corinna Unger: Ostforschung in Westdeutschland. Die Erforschung des europäischen Ostens und die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1945–1957. Stuttgart 2007 (Studien zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1), S. 54.