Nathusius’ Taubenapfel

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Nathusius’ Taubenapfel
Nathusius’ Taubenapfel, Abb. aus: Deutschlands Obstsorten, Eckstein und Stähle, Stuttgart 1905–1934

Nathusius’ Taubenapfel, Abb. aus: Deutschlands Obstsorten, Eckstein und Stähle, Stuttgart 1905–1934

Art Kulturapfel (Malus domestica)
Herkunft Althaldensleben, Sachsen-Anhalt
Züchtungsjahr 1824
Abstammung

Kreuzung aus
Transparent von Croncels × Bláhovo Libovické[1]

Liste von Apfelsorten
Bilder der Frucht
August Dieskau (1805–1889)[2]
Johann Gottlob Nathusius (1760–1835)

Nathusius' Taubenapfel ist ein 1824 gezüchteter Tafelapfel, der gemäß dem später durch Eduard Lucas verbesserten Dielschen System zu der Klasse der Taubenäpfel[3] gehört.

Der spätere Obergärtner Dieskau züchtete 1824 in der einst bedeutenden[4] Handelsgärtnerei zu Althaldensleben die Apfelart aus einem Samen.[5] Anlässlich der ersten großen Obstausstellung im damaligen Krollschen Etablissement in Berlin benannten Eduard Lucas und J.G.C. Oberdieck den Apfel als "Großer roter althaldensleber Pigeon.[6][7]

Später taufte Dieskau den Apfel jedoch nach Johann Gottlob Nathusius um, da dieser (sein Arbeitgeber) sich um den Obstbau und die Landwirtschaft außerordentliche Verdienste erworben hatte.[8] Die Sorte wurde erstmals von Theodor Engelbrecht im Vereinsblatt für den deutschen Pomologen-Verein, später auch in seinem Standardwerk Deutschlands Apfelsorten.[9] beschrieben.

Johann Wilhelm August Dieskau (1805–1889) absolvierte eine Gärtnerlehre im Botanischen Garten Halle. Sein Lehrmeister war Johann August Baum. Den Lehrbrief erhielt Dieskau am 20. April 1824. Nach Abschluss seiner Lehre erfolgte auf Vermittlung durch Professor Kurt Sprengel eine Anstellung bei Johann Gottlob Nathusius, einem Bekannten des Professors. Bis 1832 wirkte er in den Althaldensleber und Hundisburger Gärten. Ab 1832 arbeitete er wieder im Botanischen Garten in Halle als Gärtnergehilfe. Etwa ab 1840 wurde er als Obergärtner wieder in Althaldensleben angestellt.[10]

Der Namenspatron

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Johann Gottlob Nathusius, als Kaufmann in Magdeburg reich geworden und späterer Besitzer der Güter Althaldensleben und Hundisburg, war trotz seines Vermögens ein bescheidener Mann. Als einziges Hobby kann sein Faible für Garten- und Parkbau sowie die Baumzucht bezeichnet werden. Auch wenn sein Interesse hierbei teilweise gewerblich war,[11] investierte er viel Zeit und Geld in die Schaffung großer Parkanlagen, zunächst auf dem Werder in Magdeburg, später in Althaldensleben und Hundisburg (Landschaftspark Althaldensleben-Hundisburg). Obwohl Nathusius kein praktisch ausgebildeter Gärtner war, las er sich – soweit damals möglich – in die Thematik ein, sodass er nicht nur selbst die gärtnerischen Regeln beherrschte, sondern diese auch seinen Gärtnern weitergab. Nathusius beschäftigte bis zu 22 Gärtner und Gärtnergehilfen auf seinen beiden Gütern.[12]

Der Baumwuchs ist mittelstark und breit. Die Blüte erfolgt spät, daher besteht kaum Blütenfrostgefahr. Die Pflückreife ist etwa Mitte Oktober erreicht, die Genussreife ab November bis März. Die Apfelfrucht ist mittelgroß, eiförmig und rot gestreift. Die Apfelhälften sind häufig ungleich. Die Frucht riecht kaum. Die Fruchtschale ist glatt und etwas fettig. Das Fruchtfleisch ist weich und saftig, hat ein Bittermandelaroma und schmeckt leicht edelweinig.

Die Apfelsorte wurde im 19. Jahrhundert an der Niederelbe angebaut,[13] verschwand dann aber weitgehend. Heute ist die Niedersächsische Elbtalaue wieder "Stammland"[14] der Sorte und der Nathusius' Taubenapfel wird auch von vielen Gärtnereien in ganz Deutschland angeboten. Außerdem gibt es ihn natürlich in den Obstquartieren des von Johann Gottlob Nathusius geschaffenen Parkensembles beim Hundisburger Schloss. Auch wird er heute im Rheinland angepflanzt.[15]

  • Deutschlands Obstsorten, Eckstein und Stähle, 1905 ff.
  • Theodor Engelbrecht, Deutschlands Apfelsorten, Nr. 237 (V, 2.b.), Braunschweig 1889
  • Ulrich Hauer, Von Kunstgärtnern und Gartenkunst. Die Gärtner und Gärten der Familie Nathusius in Althaldensleben und Hundisburg, KULTUR-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V. und Museum Haldensleben (Hrsg.), Haldensleben-Hundisburg 2005
  • F. Jahn, Eduard Lucas, J.C.G. Oberdieck, Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Äpfel (Band I.), Stuttgart 1859
  • Löwel, Labus, Deutsche Äpfel, Niederelbe (Band I.), Obstsortenliste, Hamburg 1941
  • Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius. Ein Pionier deutscher Industrie, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin 1915

Einzelnachweise

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  1. Hélène Muranty, Caroline Denancé, Laurence Feugey, Jean-Luc Crépin, Yves Barbier, Stefano Tartarini, Matthew Ordidge, Michela Troggio, Marc Lateur, Hilde Nybom, Frantisek Paprstein, François Laurens, Charles-Eric Durel: Using whole-genome SNP data to reconstruct a large multi-generation pedigree in apple germplasm. In: BMC Plant Biology. 20. Jahrgang, Nr. 1, Dezember 2020, S. 2, doi:10.1186/s12870-019-2171-6, PMID 31898487, PMC 6941274 (freier Volltext) – (englisch).
  2. Gouache-Bild von ca. 1830, im Besitz des Museums Haldensleben
  3. Taubenäpfel haben kleine und mittelgroße, nicht oder nicht regelmäßig gerippte, länglich kegelförmige Früchte. Sie haben eine glatte Schale, sind glänzend, fein, leicht beduftet und selten mit Rostspuren. Das Fleisch ist feinkörnig, ziemlich fest, auch markig, saftig und gewürzhaft, gem. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1., Leipzig 1905, S. 612–614
  4. gem. Information des Ecomusée Haldensleben-Hundisburg
  5. Theodor Engelbrecht, Deutschlands Apfelsorten, ..s. LitVerz., S. 263
  6. "Pigeon", eingedeutscht auch "Pison", wurde als Synonym für die Bezeichnung "Taubenapfel" genutzt
  7. gem. Artikel: Nathusius Taubenapfel (PDF; 84 kB) in: Friedrich Lucas (Hrsg.), Pomologische Monatshefte, Obstsortenwerk, 1890
  8. gem. Information@1@2Vorlage:Toter Link/www.baumschule-baumgartner.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei Baumschule Baumgartner
  9. s. LitVerz.
  10. gem. Ulrich Hauer, Von Kunstgärtnern und Gartenkunst ... s. LitVerz, S. 58 f. und 78 f.
  11. so gründete Nathusius eine Handelsgärtnerei, in der nicht nur für eigenen Bedarf, sondern auch Büsche und Bäume zum Verkauf gezüchtet wurden. 1825 wurde der erste Verkaufskatalog zu Bäumen und Sträuchern herausgegeben, 1827 folgte eine Ergänzung zu Obstbäumen, Stauden und Blumen. Das Geschäft wuchs schnell und bald wurde in die ganze Welt verschickt. 1826 belief sich der Bestand der Nathusius'schen Baumschulen auf 14.000 Ahorne, 36.000 Akazien, 20.000 – 30.000 verschiedene Tannen, 18.000 amerikanische Eichen, 9.000 Tulpenbäumchen und 350.000 Obstsämlinge, gem. Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius, ... siehe LitVerz., 225 f.
  12. gem. Elsbeth von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius, ..., S. 227
  13. gem. Johann-Heinrich Rolff, Der Apfel. Sortennamen und Synonyme, Band 1: Die Äpfel S.281
  14. gem. GLL Lüneburg, Amt für Landentwicklung, Obstbaumalleen. Früchte der Elbtalaue im Webauftritt@1@2Vorlage:Toter Link/cdl.niedersachsen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue
  15. gem. Artikel Geheimnisvolles Obst von Dr. Randolph Kricke in Der Westen (WAZ) vom 28. Juli 2009, Oberhausen