Röhriger Wasserfenchel

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Röhriger Wasserfenchel

Röhriger Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), Illustration

Systematik
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Oenantheae
Gattung: Wasserfenchel (Oenanthe)
Art: Röhriger Wasserfenchel
Wissenschaftlicher Name
Oenanthe fistulosa
L.

Der Röhrige Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa), auch Röhrige Pferdesaat[1] oder Röhren-Rebendolde[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wasserfenchel (Oenanthe) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist eine Wasser- und Sumpfpflanze.

Illustration aus Flora Batava, Volume 7
Habitus und Blütenstand
Vegetative Pflanzenteile

Vegetative Merkmale

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Der Röhrige Wasserfenchel wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60,[1] selten bis zu 100 Zentimetern.[2] Sie besitzt spindelförmige bis eiförmige Knollen. Die Stängel sind gestreift, hohl und dünnwandig und oft an den Knoten eingeschnürt.[3] Sie sind aufrecht oder aufsteigend, oberwärts ästig verzweigt und an den untersten Knoten oft mit einem Kranz von Wurzelfasern versehen.[2] Der Spross treibt kriechende, beblätterte und wurzelnde Ausläufer.[2]

Die grundständigen und wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Grundblätter sind einfach bis doppelt gefiedert, ihre Blattzipfel sind eiförmig und gelappt. Die Stängelblätter sind einfach gefiedert mit linealisch-lanzettlichen schmalen ungeteilten Blattzipfeln.[3] Alle Laubblätter sind lang gestielt; ihr Stiel ist röhrig hohl und oft etwas aufgeblasen.[2] Die Blattabschnitte letzter Ordnung sind rund, röhrig und länglich bis fast linealisch.[2] Bei untergetauchten Wasserblättern sind die Blattzipfel schmal linealisch und denen des Fenchels (Foeniculum vulgare) ähnlich.[2]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August.[2] Die endständigen doppeldoldigen Blütenstände besitzen zwei bis vier Strahlen, die etwa 1 bis 2 Zentimeter lang und zur Fruchtzeit verdickt sind. Nur die außenstehenden Blüten der Döldchen sind gestielt, die anderen sitzend, sodass sie zur Fruchtzeit eine Kugel bilden.[3] Die Blüten der zuerst angelegten endständigen Doppeldolde sind vorwiegend zwittrig; die der später entstehenden achselständigen Doppeldolden sind vorwiegend männlich.[2] Die Zahl der Hüllblätter ist 0 bis 2; Hüllchenblätter sind zahlreich vorhanden.[2] Die Kelchzähne sind pfriemlich und oft über einen Millimeter lang.[2] Die Kronblätter sind weiß oder rötlich; sie sind verkehrt herzförmig, stark ausgerandet mit schmalem Ausschnitt und breiten, sich etwas überdeckenden Lappen und einem eingeschlagenen Läppchen.[2] Die Kronblätter der strahlenden Randblüten sind bis 4 Millimeter lang.[2] Die Griffel verlängern sich und werden bis 3 oder 4 Millimeter lang und sind zur Fruchtzeit starr und fast stechend.[2] Sie stehen dann spitzwinkelig voneinander ab.[2] Die Griffel sind so lang wie die Frucht.[3]

Die Frucht ist bei einer Länge von 3 bis 4 Millimetern zylindrisch oder konisch.

Chromosomenzahl

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[4][5]

Die Blüten werden von Dipteren, Hymenopteren und Coleopteren besucht.[2]

Es gibt Fundortangaben für Marokko, Algerien, Tunesien, Spanien, Portugal, Frankreich, Korsika, Sardinien, Sizilien, Italien, die Schweiz, Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Belgien, das Vereinigte Königreich, Dänemark, Schweden, Ukraine, Polen, Tschechien, Österreich, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Slowenien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, den europäischen sowie asiatischen Teil der Türkei, Iran, Aserbaidschan und Israel.[6][7] Im Libanon ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft.[7]

Auf der Iberischen Halbinsel gedeiht der Röhrige Wasserfenchel in Höhenlagen von 0 bis 900 Metern.[8] Der Röhrige Wasserfenchel kommt in Mitteleuropa vor allem in Gesellschaften des Verbands Magnocaricion vor.[4] Er kommt auf kalk- und nährstoffreichen Schlammböden auf sickernassen, zeitweise überschwemmten Standorten vor.[4] Er ist wärmeliebend und gedeiht insbesondere im Tiefland auf versumpften Wiesen, an Ufern, Flutrinnen und in Gräben.[4] Die vegetative Ausbreitungsform dominiert und so bauen sich auch ohne Frucht dichte, vitale Bestände auf. Der Röhrige Wasserfenchel benötigt regelmäßige Überschwemmung oder Wassereinstau.[9]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[10]

Gefährdung und Schutz

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Oenanthe fistulosa hat in Deutschland keinen Schutzstatus, gilt in Europa und global jedoch als „stark gefährdet“ mit weiterhin rückläufiger Bestandsentwicklung. In Bayern ist der Röhrige Wasserfenchel vom Aussterben bedroht. Gefährdungsursachen sind Wassermangel durch fehlende Überflutung, mangelnde Gewässerdynamik und vieles mehr. Die Mithilfe der Landwirtschaft ist für das Überleben der Art zwingend notwendig. Die jährliche Grabenpflege ist eine wichtige Artenhilfsmaßnahme zur Sicherung, da offene Bodenstellen das Auskeimen erleichtern.[9]

Illustration aus Sämmtliche Giftgewächse Deutschlands, Tafel 66

Der Röhrige Wasserfenchel enthält das Gift Oenanthotoxin.[11]

Die Erstveröffentlichung von Oenanthe fistulosa erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 254. Das Artepitheton fistulosa für röhrig bezieht sich auf das lateinische Wort für Röhre, da Blattzipfel und Doldenstrahlen hohl sind.

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete. BLV-Intensivführer, München 1986, ISBN 3-405-12967-2.

Einzelnachweise

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  1. a b Oenanthe fistulosa L., Röhrige Pferdesaat. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p Albert Thellung: Umbelliferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 2. Verlag Carl Hanser, München 1965. S. 1255–1257.
  3. a b c d C. D. K. Cook: Oenanthe L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 338–339 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 714.
  5. Oenanthe fistulosa bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  6. Oenanthe im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 10. Mai 2018.
  7. a b Ralf Hand (2011+): Apiaceae. Datenblatt Oenanthe fistulosa In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  8. Datenblatt bei Flora Vascular.
  9. a b C. Eglseer, G. Riegel, D. Häckel, A. Zehm: Röhriger Wasserfenchel, Oenanthe fistulosa L. Bayerisches Landesamt für Umwelt, November 2009, abgerufen am 13. März 2018.
  10. Oenanthe fistulosa L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  11. Giovanni Appendino, Federica Pollastro, Luisella Verotta, Mauro Ballero, Adriana Romano, Paulina Wyrembek, Katarzyna Szczuraszek, Jerzy W. Mozrzymas, Orazio Taglialatela-Scafati: Polyacetylenes from Sardinian Oenanthe fistulosa: A Molecular Clue to risus sardonicus. In: Journal of Natural Products. Band 72, Nr. 5, 2009, S. 962–965, doi:10.1021/np8007717, PMID 19245244, PMC 2685611 (freier Volltext).
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