Kampfradler

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Kampfradler (auch Rüpelradler oder Radrowdy) ist ein Schlagwort aus der deutschen Verkehrspolitik und den Medien, das oft in Debatten über verkehrswidriges und angeblich aggressives Verhalten von Fahrradfahrern verwendet wird.

Bekannt wurde das Schlagwort zunächst wohl durch eine anonyme Plakataktion mit dem Slogan „Kampf den Kampfradlern“ im Sommer 2011 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg.[1][2] Eine ähnliche Diskussion gab es in Österreich, wo Politiker der Wiener FPÖ „grüne Radrowdys stoppen“ wollen und dafür unter anderem Radkennzeichen forderten.[3]

Hintergrund ist die Zunahme des Radverkehrs auf deutschen Straßen[4] sowie die Wahrnehmung einer – so im Jahr 2012 der seinerzeitige deutsche Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer – „zunehmenden Verrohung“, die mit einer Missachtung von Verkehrsregeln und mangelndem Unrechtsbewusstsein einhergehe.[5] Laut dem Statistischen Bundesamtes waren 2014 an zwei Dritteln der gemeldeten Unfälle von Fahrradfahrern Autofahrer beteiligt; nur bei einem Viertel dieser Unfälle trug der Radfahrer die Hauptschuld.[6]

Laut dem Statistischen Bundesamt waren 2017 bei Unfällen zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern in 60 % der Fälle die Fahrradfahrer schuld.

Im Zusammenhang mit der Diskussion über die sogenannten Kampfradler oder Rüpel-Radler wurden vermehrte Polizeikontrollen, höhere Strafen, Schulungen oder eine Kennzeichnungspflicht für Fahrradfahrer gefordert,[7] so etwa von der Gewerkschaft der Polizei.[8] Der frühere Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof und spätere Präsident des Verkehrsgerichtstags Kay Nehm kritisierte, dass sich „kaum ein Radfahrer“ an Regeln wie Fahren mit Beleuchtung oder Rechtsfahrgebot halten würde.[9][10]

Die Benutzung des Schlagworts wurde von einigen Kommentatoren als unfundiert, pauschal und polarisierend angesehen.[11][12][13]

Der ADFC verwies auf die Unfallstatistik, nach der unachtsames Abbiegen und Missachtung der Vorfahrt durch Autofahrer Hauptursache für Unfälle zwischen Radfahrern und Kraftfahrzeugen seien.[14] Die Missachtung von roten Ampeln durch Radfahrer sei seltener als Geschwindigkeitsüberschreitungen von Autofahrern.[11]

Einige Fahrradaktivisten gingen dazu über, den Begriff des „Kampfradlers“ als Eigenbezeichnung affirmativ zu verwenden.[15][16] „Die herrschende Verkehrspolitik ließe ihnen keine Wahl als gegen bestimmte Regeln zu verstoßen, die Radfahrer im Straßenverkehr benachteiligen oder sogar gefährden würden“.[17][18]

Wiktionary: Kampfradler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Kathrin Hollmer: Verkehrserziehung für Kampfradler Auf: Jetzt.de vom 10. April 2012.
  2. Laura Stresing: Debatte um aggressive Radfahrer: Anti-Fahrradfahrer-Kampagne stößt auf Kritik. In: tagesspiegel.de. 12. Juli 2011, abgerufen am 31. Januar 2024.
  3. "Rad-Rambos": FPÖ Wien wagt neuen Vorstoß für Radkennzeichen. Der Standard vom 2. Oktober 2012.
  4. Jonas Jansen: Die fabelhafte Siegesfahrt des Fahrrads. In: FAZ vom 29. September 2012.
  5. Ramsauer beklagt "Verrohung der Kampf-Radler". Der Spiegel vom 10. April 2012
  6. Statistisches Bundesamt: Zweiradunfälle im Straßenverkehr (2014)
  7. Kampfradler schulen. Interview mit dem Verkehrspsychologen Klaus-Peter Kalwitzki, In: Frankfurter Rundschau vom 29. September 2012.
  8. @1@2Vorlage:Toter Link/www.handelsblatt.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Januar 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: handelsblatt.com
  9. Matthias Breitinger: Eine populistische Rüpelradler-Attacke. In: ZEIT ONLINE vom 24. Januar 2013.
  10. ADFC: 34 Millionen Radfahrer ohne jede Regel? ADFC weist Behauptungen von Kay Nehm zurück (Memento des Originals vom 12. Januar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.adfc-bw.de. Pressemitteilung vom 24. Januar 2013.
  11. a b Ramsauer schimpft auf "Kampf-Radler". In: sueddeutsche.de. 10. April 2012, abgerufen am 26. August 2018.
  12. Siehe die vom Radfahrerverband ADFC zusammengestellte Presseübersicht, Peter Ramsauer blitzt mit seinem Vorstoß gegen Kampf-Radler ab (Memento vom 17. Februar 2013 im Webarchiv archive.today).
  13. Vgl. auch den Vorschlag als Unwort des Jahres, Röslers Kandidatur für das Unwort des Jahres. In: Wirtschaftswoche vom 21. November 2012.
  14. Siehe Pressemitteilung des ADFC Hamburg vom 30. Juli 2014: "Die wahren Unfallursachen im Radverkehr" (Memento des Originals vom 19. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hamburg.adfc.de
  15. Florian Rötzer: Aufruf der Kampfradler. In: Telepolis vom 6. Oktober 2012.
  16. Aufruf der Kampfradler_Innen vom 24. April 2012.
  17. Jeder Radfahrer muss ab und zu kampfradeln, Jens Siemering und Mehmed Dechert im Interview mit Matthias Breitinger, Zeit-Online vom 14. Dezember 2012.
  18. Christian Jakob: Radaktivist über Autofahrer-Lobby: „Wir nehmen uns die Straße“. In: taz.de. 5. Oktober 2012, abgerufen am 30. Januar 2024.