Claus Narr

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Claus Narr (* vor 1455 in Ranstädt; † nach 1530 wahrscheinlich in Weida[1]), auch Claus Narren von Ranstedt, war Hofnarr am sächsischen Hof des 16. Jahrhunderts und wurde aufgrund seiner närrischen Umtriebe zu einem der berühmtesten deutschen Hofnarren.

Claus Narr wurde bereits im Alter von neun Jahren wegen seines erschreckend verunstalteten Aussehens und seines sonderbaren Verhaltens als natürlicher Narr an den Hof von Kurfürst Friedrich II. geholt und als lebendiges Erbstück von Fürst zu Fürst weitergereicht; so diente er nach dem Tod Ernst von Sachsens dessen ältestem Sohn und Nachfolger Friedrich dem Weisen, wurde 1500 an den Erzbischof von Magdeburg, Ernst II., ausgeliehen und kam 1513 an den kurfürstlichen Hof zurück. Nach dem Tod Friedrichs III. 1525 verbrachte Claus die restlichen Jahre bei Johann dem Beständigen. Nach 1530 verliert sich seine Spur.

Der Narr lebte während seiner Zeit am Hof der Kurfürsten auf Schloss Hartenfels in Torgau an der Elbe im sogenannten Hausmannsturm, der heute zu besichtigen ist.

Claus Narr war, folgt man einem Gemälde von 1530 von Hans Sebald Lautensack, ein stiernackiger, offensichtlich geistig und körperlich schwer behinderter Mann. Allerdings erlangte er im Laufe seines Lebens offenbar einen solchen Ruf, dass ihm Hans Sachs einen Schwank widmete. Hier stilisierte Sachs den Narren unter dem Titel Klaus Narren drey grose wunder in der stat zu Leipzig[2] zu einem geistreich-sarkastischen Kritiker der katholischen Kirche, wogegen jedoch andere Quellen den Narren als verwirrten, eigenbrötlerischen Menschen darstellen, der nicht selten durch Phantasien und Wahnvorstellungen auffiel. Vielleicht aufgrund dieser Begebenheiten wuchsen die Geschichten um Claus Narren von Ranstedt derart an, dass der Pfarrer Wolfgang Büttner (ca. 1522–1596[3]) aus Wolferstedt bei Mansfeld sie als Sechshundert sieben und zwantzig Historien von Claus Narrenn 1572 in Eisleben herausgeben konnte. Das Buch wurde im 16. und 17. Jahrhundert ein regelrechter Bestseller.

In den Geschichten Büttners wird des Öfteren deutlich, dass der Zustand geistiger Umnachtung ab und zu unterbrochen wurde und der Hofnarr nahezu parapsychologische Äußerungen von sich gab. So wird ihm die Vorhersage des Einsturzes einer Elbbrücke in Torgau zugeschrieben. Auch soll er aufgeregt eine Unterredung des Kurfürsten gestört haben, wo er darauf bestand, Wasser zu besorgen, um die Veste Coburg vor den Flammen zu bewahren. Später stellte sich heraus, dass zu diesem Zeitpunkt auf besagter Festung tatsächlich ein verheerendes Feuer wütete.

  • Jakob FranckClaus Narr. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 282–284.
  • Franz Schnorr von Carolsfeld: Ueber Claus Narr und M. Wolfgang Bütner. In: Archiv für Litteraturgeschichte. Band VI, Leipzig 1877.
  • Heinz-Günter Schmitz: Das Hofnarrenwesen der frühen Neuzeit. Claus Narr von Torgau und seine Geschichten. Lit-Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-4644-X.
  • Andreas Tacke: Claus Narr von Ranstedt († 1515) – ein kleinwüchsiger sächsischer Hofnarr? Eine Spurensuche in Texten und Bildern. In: Ders. (Hrsg.): Körperwunder Kleinwuchs. Wahrnehmungen, Deutungen und Darstellungen kleinwüchsiger Menschen und die ‚Zwergenmode‘ in der frühen Neuzeit. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2024 (Hainhoferiana. Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte Schwabens und Europas; 5), ISBN 978-3-7319-1325-2, S. 167–196.
Commons: Claus Narr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Laut Schnorr von Carolsfeld, Seite 278 ist Claus Narr 1515 im Alter von 90 Jahren gestorben und beruft sich dabei auf eine Quelle im Hauptstaatsarchiv Dresden.
  2. Claus Narren drei Verwunderung in der Stat Leipzig (http://www.zeno.org/Literatur/M/Sachs,+Hans/Gedichte/Spruchgedichte+%28Auswahl%29/Schwank%3A+Claus+Narren+drei+verwunderung+in+der+stat+Leipzig)
  3. http://thesaurus.cerl.org/record/cnp00402294