Süßwassermilben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Süsswassermilben)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Süßwassermilben

Süßwassermilbe im Lichtmikroskop

Systematik
Unterklasse: Milben (Acari)
Überordnung: Acariformes
Ordnung: Trombidiformes
Unterordnung: Prostigmata
Kohorte: Parasitengonina
Unterkohorte: Süßwassermilben
Wissenschaftlicher Name
Hydrachnidiae
Krantz & Walter, 2009
Eine Wassermilbe
Männchen von Arrenurus fimbriatus
Libelle mit Wassermilben als Parasiten
Weberknecht befallen von Wassermilben
Weibchen von Sperchon glandulosus

Die Süßwassermilben (Hydrachnidiae, Syn.: Hydrachnidia, Hydrachnellae, Hydracarina) sind eine im Wasser lebende Gruppe der Parasitengonina innerhalb der Unterordnung Prostigmata der Milben. Sie umfasst je nach Autor sieben bis acht Überfamilien und ist weltweit mit mehreren tausend Arten in 47 Familien vertreten. Diese Milben besiedeln sämtliche Feuchtbiotope wie Stillgewässer (temporäre Kleingewässer, Seen, Teiche) und Fließgewässer (Flüsse, Bäche und Quellen). Einige Arten sind auch im Grundwasser vertreten. Zwei Gattungen mit insgesamt 17 Arten sind auch im marinen Bereich der Küstengewässer vertreten.[1]

Die systematische Stellung dieser Gruppe ist umstritten, viele Autoren und vor allem ältere Literatur gingen von einer wahrscheinlich polyphyletischen Gruppe aus, die nur durch die Anpassung der Lebensweise an das Wasser ähnliche Merkmale aufweist. Heute wird die Gruppe aber oft als monophyletisch eingestuft, hauptsächlich aufgrund der in der Cuticula vorhandenen Drüsen (Glandularia), die es sonst bei keiner anderen Milbengruppe gibt. Viele Süßwassermilben tragen typische Schwimmhaare an den Beinen. Die Palpen der Hydrachnidia sind in der Regel fünfgliedrig.

Süßwassermilben besitzen dasselbe Atmungssystem wie die anderen Spinnentiere. Dies ermöglicht es ihnen, auch außerhalb des Wassers atmen zu können. Sie haben ein geschlossenes Tracheensystem, das jedoch über die Hautoberfläche mit der Umgebung in Verbindung steht. Wenn die Haut zum Schutz stark verdickt ist, gibt es dicht stehende feine Poren, die bis an die Verästelungen der Tracheen reichen. Dadurch wird der Gasaustausch möglich. Ein entsprechend hoher Sauerstoffgehalt des Wassers ist ausschlaggebend. Dadurch sind Süßwassermilben ein Indikator für die Gewässergüte. Die Milben schwimmen in oberflächennahe, sauerstoffreiche Schichten, wenn sie unter Stress sind oder der Sauerstoffgehalt am Boden abnimmt. Viele Arten sind auf Wasserpflanzen zu finden, auf deren Blattoberfläche Sauerstoff abgegeben wird. Mit den mit Schwimmhaaren ausgestatteten Hinterbeinen können sie auch während des Sitzens frisches Wasser herbeistrudeln.[1]

Die Systematik umfasst folgende in Europa verbreitete Überfamilien und Familien:[2]

Fallweise wird auch die im Interstitial der Flüsse lebende

zur Gruppe der Süßwassermilben gezählt.

Arten (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Reinhard Gerecke: Süßwassermilben (Hydrachnellae). In: Lauterbornia, Heft 18, 1994, S. 1–84 (zobodat.at [PDF]).
  2. Gerald W. Krantz, David E. Walter (Hrsg.): A Manual of Acarology. 3rd edition. Texas Tech University Press, Lubbock TX 2009, ISBN 978-0-89672-620-8, S. 256–272.
  • Ilse Bartsch, Cornelis Davids, Ralf Deichsel, Antonio Di Sabatino, Grzegorz Gabrys, Reinhard Gerecke, Terence Gledhill, Peter Jäger, Joanna Makol, Harry Smit, Henk van der Hammen, Gerd Weigmann, Andreas Wohltmann, Eberhard Wurst: Chelicerata: Acari I (= Süßwasserfauna von Mitteleuropa. 7/2-1). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-8274-1693-3.
  • Antonio Di Sabatino, Reinhard Gerecke, Terence Gledhill, Harry Smit: Chelicerata: Acari II (= Süßwasserfauna von Mitteleuropa. 7/2-2). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8274-1894-4.
  • Reinhard Gerecke: Süßwassermilben (Hydrachnellae). Ein Bestimmungsschlüssel für die aus der Westpaläarktis bekannten Gattungen der Hydrachnellae mit einer einführenden Übersicht über die im Wasser vorkommenden Milben. In: Lauterbornia. H. 18, 1994, ISSN 0935-333X.