Enterprise 2.0

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Enterprise 2.0 bezeichnet im engeren Sinn den Einsatz von sozialer Software zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen. Diese Werkzeuge fördern den freien Wissensaustausch unter den Mitarbeitern. Sie erfordern ihn aber auch, um sinnvoll zu funktionieren.

Im weiteren Sinn umfasst der Begriff nicht nur die Werkzeuge selbst, sondern auch die Tendenz der Unternehmenskultur weg von der hierarchischen, zentralen Steuerung und hin zur autonomen Selbststeuerung von Teams, die von Managern eher moderiert als geführt werden (siehe hierzu auch Smart Collaboration).

Entstehung des Begriffs

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Der Begriff Enterprise 2.0 geht auf Andrew Paul McAfee zurück. In seinem Artikel Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration[1] beschreibt er, wie soziale Software im Unternehmenskontext eingesetzt werden kann, um die Zusammenarbeit der Mitarbeiter zu unterstützen. Unter dem Begriff SLATES (englisch slates, auf Deutsch: Schiefertafeln; in Anlehnung an die Abkürzung WIMP) fasst er die Prinzipien, Merkmale und Eigenschaften von Web-2.0-Werkzeugen zusammen; SLATES steht für die Abkürzung

  • Search,
  • Links,
  • Authoring,
  • Tags,
  • Extensions and
  • Signals

Er argumentiert, dass das Auffinden von Informationen (Search) im Internet nachweislich besser funktioniert als in Intranets, weil die Masse der Nutzer durch Links Informationen strukturieren und bewerten. Links werden von Suchmaschinen ausgewertet. Durch eine vergleichbare Masse an Strukturen, die von Mitarbeitern mit Hilfe von einfachen Autoren-Tools (Authoring) und Verschlagwortung (Tags) erstellt werden, könnten Unternehmen die Vorteile der Weisheit der Vielen nutzen. Indem Nutzungsdaten für automatisierte Inhaltsvorschläge (Extensions) verwendet werden, können thematisch ähnliche Inhalte leichter entdeckt werden („Nutzer, die diesen Beitrag spannend fanden, fanden auch …“). Signale wie RSS-Web-Feeds (Signals) machen Änderungen verfolgbar.

McAfee verwendet den Begriff für Web-2.0-Technologien zur Erzeugung, gemeinsamen Nutzung („sharing“) und Verfeinerung von Informationen, mit denen Wissensarbeiter in Unternehmen ihre Vorgehensweisen und Ergebnisse sichtbar machen (,[1] S. 23). In einer weiteren Definition[2] dehnt er den Nutzerkreis auf unternehmensübergreifende Kommunikation aus:

„Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers“

McAfee: 2006[2]

Richter und Koch erweitern den Begriff unter Bezugnahme auf einen Information-Week-Artikel und die Enterprise-2.0-Konferenz 2007 um die notwendigen Veränderungen der Unternehmenskultur:

„Enterprise 2.0 bedeutet vielmehr die Konzepte des Web 2.0 und von Social Software nachzuvollziehen und zu versuchen, diese auf die Zusammenarbeit in den Unternehmen zu übertragen.“

Richter, Koch: 2007[3]

Buhse und Stamer beschreiben aufgrund von Erfahrungen im eigenen Unternehmen die notwendigen strategischen Änderungen in Marketing und Public Relations, die sich aus dem Einsatz von Social Software ergeben. Sie plädieren für eine ehrlichere Kommunikationskultur, bei der auch die Außenkommunikation von den Mitarbeitern gemacht wird und das Management lediglich Themen lanciert und Richtungen vorgibt.[4] Bisher zentral gesteuerte Bereiche wie Markenführung und Public Relations müssen in dieser Hinsicht neu überdacht werden.

Als typische Beweggründe für Enterprise-2.0-Projekte nennt Buhse „Motivation in unsicheren Zeiten (Standortverlagerung, Umsatzeinbruch)“, „Neuaufstellung von Teams (Ausgründungen, strategische Ausrichtung)“, „Steigerung der Marktorientierung (Öffnung zum Kunden, Verbindung von Forschung/Entwicklung und Vertrieb)“, „Innovationsoffensive (neue Märkte, Produkteinführungen, Innovationsführerschaft)“ sowie „Hochdynamische Marktveränderungen (Internet für die Medienindustrie, Absatzkrise etc.)“.[5]

Enterprise 2.0 ist in der Regel Bestandteil eines Digitalen Unternehmens.

  • Jörg Albrecht: Social Software im Unternehmen: Chancen nutzen, Risiken managen. In: Wissensmanagement. Ausgabe 6, August/September 2009.
  • Andrea Back, Norbert Gronau, Klaus Tochtermann (Hrsg.): Web 2.0 in der Unternehmenspraxis. Grundlagen Fallstudien und Trends zum Einsatz von Social Software. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58579-7.
  • Joachim Bode: Pragmatisches Wissensmanagement im Intranet. In: Werner Lippert (Hrsg.): Annual Multimedia 2010. Walhalla und Praetoria, Regensburg 2009, S. 58–63.
  • Willms Buhse, Ulrike Reinhard (Hrsg.): Wenn Anzugträger auf Kapuzenpullis treffen. WhoIs-Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-934013-98-8.
  • Tom Davenport: Enterprise 2.0: The New, New Knowledge Management? Harvard Business Review.
  • Guido Hertel, Udo Konradt: Telekooperation und Virtuelle Teamarbeit. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-27518-6.
  • Ulrich Klotz: Schöne neue Arbeitswelt 2.0? In: Jörg Eberspächer, Stefan Holtel (Hrsg.): Enterprise 2.0 – Unternehmen zwischen Hierarchie und Selbstorganisation. Springer-Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-14151-5, S. 1–15.
  • Ulrich Klotz: Mit dem „Unternehmen 2.0“ zur „nächsten Gesellschaft“. In: Computer und Arbeit, Heft 8–9 (Schwerpunktheft zu Enterprise 2.0), 2008, S. 7–12, ISSN 1863-8511.
  • Michael Koch: Enterprise 2.0 - Social Software in Unternehmen. (PDF) White Paper, Universität der Bundeswehr München, 2008.
  • Wolfgang Jäger, Thorsten Petry (Hrsg.): Enterprise 2.0 – die digitale Revolution der Unternehmenskultur. Luchterhand, Köln 2012, ISBN 978-3-472-08015-2.
  • Gerald Lembke, Nadine Soyez (Hrsg.): Digitale Medien im Unternehmen, SpringerGabler, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-642-29905-6.
  • J. Nicholas Hoover: Most Business Tech Pros Wary About Web 2.0 Tools In Business - 'Enterprise 2.0' must overcome concerns about security and return to get a foothold in business. In: InformationWeek, 24. Februar 2007 (englisch)
  • Sabine Pfeiffer: Enterprise 2.0 – ein Weg zu neuen Formen von Innovations- und Wertschöpfungsprozessen. In: Inken Gatermann, Miriam Fleck (Hrsg.): Innovationsfähigkeit sichert Zukunft. Beiträge zum 2. Zukunftsforum Innovationsfähigkeit des BMBF. Duncker & Humblot, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-13238-6, S. 263–270. Auch als E-Book (PDF) erhältlich: ISBN 978-3-428-53238-4

Einzelnachweise

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  1. a b Andrew McAfee: Enterprise 2.0: The Dawn of Emergent Collaboration. (PDF; 444 kB). In: MIT Sloan Management Review, Jg. 47, 2006, Heft 3, S. 20–28
  2. a b Andrew McAfee: Enterprise 2.0, version 2.0. (Memento des Originals vom 25. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/andrewmcafee.org andrewmcafee.org, Blog-Post, 27. Mai 2006; abgerufen am 5. April 2011.
  3. Michael Koch, Alexander Richter: Enterprise 2.0. Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58578-0
  4. Willms Buhse: Schönheit kommt von innen. Die neue Kommunikationskultur eines Enterprise 2.0. In: Willms Buhse, Sören Stamer (Hrsg.): Enterprise 2.0 – Die Kunst, loszulassen. 1. Auflage. Rhombos-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-938807-68-2
  5. Enterprise 2.0 – mehr Flexibilität und Dynamik für Unternehmen. t3n; abgerufen am 11. Juni 2012