Selenole
Selenole sind kohlenstoffhaltige (organische) Selenverbindungen, genauer die Selenanaloga von Thiolen (R-S-H) und Alkoholen (R-O-H). Sie haben die allgemeine Formel R-Se-H. Man kann die Selenole auch als Monosubstitutionsprodukte des Selenwasserstoffs (H2Se) betrachten. Selenocystein ist eine Aminosäure, die der Stoffklasse der Selenole zugehört.
Synthese
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alkylselenole werden meist hergestellt durch die Umsetzung von Alkalihydrogenseleniden mit Alkylhalogeniden, durch Reduktion von Diseleniden oder von Alkylselenocyanaten.[1] Die flüchtigen Alkylselenole besitzen einen schauderhaften Geruch und sind giftig. Selenophenol lässt sich aus metallorganischen Verbindungen und elementarem Selen herstellen, z. B. aus Grignard-Verbindungen nach der folgenden Reaktionssequenz:
Dabei entsteht im ersten Reaktionsschritt durch eine Insertionsreaktion eine Verbindung des Typs PhSeMgBr.[1] Selenophenol wurde erstmals durch die Reaktion von Benzol mit Selentetrachlorid (SeCl4) in Gegenwart von Aluminiumtrichlorid (AlCl3) hergestellt.[2]
Reaktivität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Selenole bilden, wie die Thiole (Mercaptane), Metallselenolate (Selenomercaptide). Die Schwermetallselenolate sind meist viel beständiger als die Selenole und werden daher oft zu weiteren Umsetzungen benutzt. Natrium- und Kaliumselenolate bilden sich beim Erhitzen der Selenole mit dem Alkalimetall in Benzol, Toluol oder Xylol. Selenole werden durch Luftsauerstoff zu Diseleniden oxidiert:
Setzt man ein Selenol mit einem Natriumalkoholat und anschließend mit einem Halogenalkan um, entsteht in einer der Williamsonschen Ethersynthese analogen chemischen Reaktion ein Dialkylselenid, R-Se-R'.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Heinrich Rheinboldt in Houben-Weyl Methoden der Organischen Chemie, herausgegeben von Eugen Müller, Otto Bayer, Hans Meerwein und Karl Ziegler, Band 9, Schwefel-, Selen und Tellur-Verbindungen, Thieme Verlag, Stuttgart, 1955, dort 952–969.
- ↑ Chabrié, M. Camille: Premiers essays de synthèse de composés organiques séléniés dans la série aromatique, Bull. Soc. Chim. Fr., 50, 133 (1888); Ann. chim. phys., (6) 20, 229 (1890).