Königliche Kunstschule zu Berlin

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Das als Staatliche Kunstschule zu Berlin 1920 an der Grunewaldstraße 2–5 errichtete Lehrgebäude in Berlin-Schöneberg

Die Königliche Kunstschule zu Berlin (ab 1918 Staatliche Kunstschule zu Berlin, ab 1936 Staatliche Hochschule für Kunsterziehung) war eine im 19. Jahrhundert in Berlin gegründete, ehemals eigenständige Ausbildungsstätte für Zeichenlehrer und Kunsterzieher in Berlin. Am Standort Grunewaldstraße 2–5 in Berlin-Schöneberg wurde sie 1945 in die Staatliche Hochschule für bildende Künste integriert.[1]

Aus einer im 19. Jahrhundert bestehenden Kunst- und Gewerkschule sowie aus einer an der Berliner Akademie der Künste bestehenden Zeichenschule wurde 1869 die Königliche Kunstschule zu Berlin gegründet mit dem Architekten Martin Gropius als erstem Direktor. Standort von 1878 bis 1920 war das zu diesem Zweck umgebaute Gebäude Klosterstraße 75. Nach der Ausrufung des Deutschen Kaiserreichs wurde die Kunstschule 1872 um ein Seminar für Zeichenlehrer ergänzt, zwei Jahre später waren ab 1874 erstmals auch Frauen als Studierenden im Zeichenseminar zugelassen. Nach dem Tode von Gropius leitete der Maler Ernst Ewald, zugleich Direktor der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbe-Museums, ab 1880 die Kunstschule. Sie stand nun „bis 1905 [...] in enger Verbindung mit der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbe-Museums und bereitete u. a. auf deren Besuch vor.“ Ebenfalls ab 1905 bildete die Kunstschule dann lediglich noch angehende Zeichenlehrer und Kunsterzieher aus.[1]

Mitten im Ersten Weltkrieg übernahm Philipp Franck, selbst ehemaliger Schüler der Kunstschule und künstlerisch dem Impressionismus zugeordnet, 1915 die Direktion der Einrichtung.[1] Im selben Jahr wurde der anfangs vom Jugendstil beeinflusste Reklamezeichner, Grafiker und Schriftkünstler Heinz Keune an die Schule berufen.[2] Nach der Novemberrevolution 1918 wurde die Lehranstalt in Staatliche Kunstschule zu Berlin umbenannt und konnte 1920 in den noch heute genutzten Neubau in der Grunewaldstraße einziehen. Die Staatliche Kunstschule trug den erläuternden Namensbestandteil Akademische Ausbildungsanstalt für das künstlerische Lehramt[3]. Zur Zeit der Weimarer Republik beeinflusste Phillip Franck, der 1928 seine programmatische Schrift Das schaffende Kind veröffentlichte, die Zeichen- und Kunstunterrichts-Reform in Preußen.[1]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten leitete Alexander Kanoldt, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit, von 1933 bis 1936 die Kunstschule. Er berief den ebenfalls neusachlichen Maler Georg Schrimpf, der jedoch nach der 1936 erfolgten, aufwertenden Umbenennung der Einrichtung in Staatliche Hochschule für Kunsterziehung ebenso wie der schon lange dort tätige Expressionist Georg Tappert 1937 entlassen wurde.[1]

Nur wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte der Kunstunterricht ab dem Wintersemester 1945/46 wieder aufgenommen werden, nun aber nicht mehr als eigenständige Bildungseinrichtung, sondern als rechtlich in die Hochschule für bildende Künste integrierter kunstpädagogischer Zweig.[1]

Persönlichkeiten (unvollständig)

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Bisher konnten folgende Direktoren, Lehrer und Schüler der Bildungseinrichtung nachgewiesen werden:

Name, Vorname Funktion ab bis Kunstrichtung Anmerkungen Porträt Commons
Gropius, Martin Direktor 1869 1880 Architekt[1]
Ewald, Ernst Direktor 1880 Maler[1]
Mohn, Viktor Paul Direktor 1905 1911 (†) Maler, Illustrator
Karl Reinecke Schüler 1908 1910 Maler, Künstler
Tschirch, Egon Schüler 1908 Maler, Illustrator
Franck, Philipp Direktor 1915 Maler (Impressionismus) Autor, beeinflusste die Reform des Zeichen- und Kunstunterrichts in Preußen.[1]
Keune, Heinz Lehrer 1915 1918 Grafiker (Werbung)[2]
Stock, Margarete Schülerin 1918 1920 Malerin
Kamps, Heinrich Direktor 1929 1933 Maler
Lahs, Curt Lehrer 1930 1933 Maler
Wagenfeld, Wilhelm Dozent, ab 1935 Professor 1931 1935 Formgestalter für die Industrie, Künstler Bauhaus-Absolvent 1925, ab 1928 Leiter der Metallwerkstatt an der Bauhochschule Weimar[4]
Kanoldt, Alexander Direktor 1933 1936 Maler (Neue Sachlichkeit)[1] 1932 Beitritt zur NSDAP, Rücktritt nach persönlicher Krise 1936
Joachim Daerr Schüler 1934 1937 Maler, Grafiker Kunsterzieher (Gymnasium)
Fischel, Oskar Lehrer für Kunstgeschichte (parallel ab 1923 bis 1933 außerordentlicher Prof. an der Friedrichs-Wilhelm-Universität) 1920 31.05.1933 Kunsthistoriker, entlassen aus rassistischen Gründen im Zuge der NS-Machtübernahme
Dexel, Walter Professor für theoretischen Kunst- und Formunterricht 1936 1942 Maler, Werbegrafiker, Publizist[5]
Gerda Henning Schülerin 1941 1945 Maler (Tachismus)
Jahn, Martin Schüler 1916 1919 Zeichner und Maler (Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Abstrakte Kunst, Informel)[6] Bauhaus-Schüler, Kunsterzieher[7]
Possekel-Oelsner, Ecka Schülerin Landschafts- und Porträtmalerin
Parnitzke, Ruth Schülerin 1912 1923 Porträt-, Landschafts- und Blumenmalerin
Rögner-Seeck, Elisabeth Schülerin 1924 1932 Malerin, Kinderbuchautorin und Kunsterzieherin
Ilse Schneider Schülerin 1930 1936 Malerin und Kunsterzieherin
Schrimpf, Georg Lehrer 1933 1937 Maler (Neue Sachlichkeit)[1] 1937 von Bernhard Rust, dem Preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung entlassen. Als Grund wurde Schrimpfs KP-Mitgliedschaft genannt.
Tappert, Georg Lehrer 1919 1937 Maler (Expressionismus)[1]
Weddig-Dettenberg, Ebba Schülerin 1933 1934 Malerin und Grafikerin
Tegtmeier, Wilhelm Lehrer 1943 1945 Maler, Grafiker[8] NSDAP-Mitglied, dessen expressionistisches Frühwerk die NS-Kulturpolitik 1937 als „entartet“ brandmarkte. Dennoch erhielt er öffentliche Aufträge. In Bremen denunziert Tegtmeier 1941 seinen Förderer Carl Horn.
Menne-Lindenberg, Helene Schülerin 1941 1943 Landschafts- und Portraitmalerin
  • Bisher (Stand: 05/2023) wurde keine Monografie zur Geschichte der Einrichtung geschrieben.[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Martin Rennert (Verantw.): Kunstschule zu Berlin ... (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
  2. a b N.N.: Heinrich [HeinZ] Keune, Vita mit Schriftbeispielen herunterladbar als PDF-Dokument von der Seite des Klingspor-Museums, zuletzt abgerufen am 13. Januar 2015
  3. [1]. In: Berliner Adressbuch, Ausgabe 1932, Abruf 2. Mai 2023
  4. [2] Lebenslauf, Wilhelm Wagenfeld Stiftung, Bremen, Biografie 1931–1946 und 1900–1930, zuletzt abgerufen am 20. Februar 2023.
  5. Lebenslauf Walter Dexel vom 30.11.1941, in: Walter Vitt (Hrsg.): Hommage à Dexel (1890–1973) – Beiträge zum 90. Geburtstag des Künstlers, Josef Keller Verlag, Starnberg 1980, ISBN 3-7808-0124-8, S. 165
  6. Veronika Burger: Martin Jahn: Wiederentdeckt, neu gesehen, Ausstellungskatalog (Tübingen 1998).
  7. Tabellarischer Lebenslauf im Ausstellungsarchiv der Galerie am Pfleghof, Tübingen, zuletzt abgerufen am 2. Mai 2015.
  8. Hanns-Gerd Rabe: Wilhelm Tegtmeier in: Osnabrücker Kunst und Künstler. 1900–1970, H. Th. Wenner, Osnabrück, 1974. S. 76ff.
Commons: Grunewaldstraße (Berlin-Schöneberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 29′ 26,4″ N, 13° 21′ 32″ O